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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2023

Spannender Abschlussband der Thrillertrilogie

Wagner
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Ein ehemaliger schwedischer Außenminister wird von einem Geschäftsmann enthauptet, der sich anschließend selbst erschießt, ein Video der Tat erhält ein weiterer Geschäftsmann, der sich damit an die Polizei ...

Ein ehemaliger schwedischer Außenminister wird von einem Geschäftsmann enthauptet, der sich anschließend selbst erschießt, ein Video der Tat erhält ein weiterer Geschäftsmann, der sich damit an die Polizei wendet, Polizeischutz aber ablehnt. Auch Sara Nowak ist in die Ermittlungen involviert, die noch mit den Auswirkungen der Ereignisse um „Faust“ zu kämpfen hat.

Und diese Ereignisse sind gar nichts im Vergleich zu dem, was hier auf sie zukommt, das noch tiefer in ihr Leben und das ihrer Familie eingreifen wird, und ihr letztlich dann doch mein Mitleid sichert. Das hatte sie, bei allem, was ihr bisher schon passiert ist, nämlich bisher nicht so ganz, denn Sara ist keine sehr liebenswerte Person. Hier allerdings kam sie mir dann doch ein Stück näher, obwohl sie auch hier leider wieder ein paar dumme Dinge tut, nicht zuletzt ihr Verhältnis zu einem Kriminellen.

Ja, diese Geschichte ist noch ein Stück weit unrealistischer, als es die Vorgänger vielleicht waren, bei denen ich aber doch immer das Gefühl von Möglichkeit hatte, Terroristen, Spione, Spionageabwehr, ich glaube, da ist schon einiges los, und wahrscheinlich ist es gut, dass man als „normaler Bürger“ nicht alles weiß. Was Gustaf Skördeman hier nun bietet, ist noch um einiges mehr „drüber“ als bisher – aber trotzdem extrem spannend, wie ich finde. Ich hatte sehr viele „Ach du je“-Momente, und musste dann doch unbedingt noch weiter lesen, noch ein Kapitel und noch eins … Dieser Roman stellt noch einmal eine ganze Menge auf den Kopf.

Am Ende von „Geiger“ dachte ich eigentlich, die Geschichte sei auserzählt, in den Fortsetzungsbänden müsste Neues kommen, doch tatsächlich baut alles aufeinander auf, um dann hier zum Höhepunkt zu kommen. „Wagner“ endet für mich sehr unerwartet, aber auch auf eigene Art passend. Da eine Trilogie angekündigt war, müsste das nun auch das Ende der Geschichte gewesen sein. Oder?

„Wagner“ ist für eine Thrillertrilogie ein sehr passender Abschlussband, actionreich, spannend und mit viel Unerwartetem. Unbedingt sollte man aber die beiden Vorgängerbände gelesen haben. Ich hatte mit allen drei Bänden sehr spannende Lesestunden.

Veröffentlicht am 22.07.2023

Lesenswerter historischer Kriminalroman

Pforte der Verdammnis
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1537: Im Kloster Scarnsea wird Robin Singleton, der Kommissar des Königs, geköpft aufgefunden. Thomas Cromwell beauftragt den in seinen Diensten stehenden Anwalt Matthew Shardlake den Mörder zu finden, ...

1537: Im Kloster Scarnsea wird Robin Singleton, der Kommissar des Königs, geköpft aufgefunden. Thomas Cromwell beauftragt den in seinen Diensten stehenden Anwalt Matthew Shardlake den Mörder zu finden, und die Arbeit Singletons zu Ende zu führen.

Nachdem Heinrich VIII sich vom Papst losgesagt und sich zum Oberhaupt der Kirche Englands ernannt hatte, wurde eine Reihe Reformen eingeführt, u. a. sollten die Klöster aufgelöst werden. Dies ging natürlich nicht ganz ohne Widerstand vonstatten. Der Autor greift in diesem ersten Band der Reihe um den Anwalt Matthew Shardlake, der selbst ein überzeugter Reformer ist, dieses Thema auf.

Der Autor lässt Matthew in Ich-Form erzählen, so dass man als Leser:in seine Gedanken und Emotionen hautnah erfährt. In diesem Band erfährt man auch viel von Matthews Hintergrundgeschichte. Er ist ein sympathischer Mann, mit einem körperlichen Leiden geschlagen, der im Laufe des Romans einen Teil seiner Ansichten überdenken muss, Mitgefühl und Empathie zeigt, aber auch für seine Überzeugungen einsteht.

Der historische Hintergrund ist gut eingebaut, nimmt aber weniger Raum ein als in den beiden nachfolgenden Romanen, die ich bereits gelesen habe. Das liegt aber auch zum Teil daran, dass die Geschichte fast ausschließlich in Scarnsea stattfindet, also an einem örtlich sehr begrenzten Schauplatz. Dadurch ist auch das Figurenensemble sehr begrenzt, und so kann man sich als Leser:in auch gut Gedanken über die Hintergründe der Tat bzw. der Taten, denn es bleibt nicht bei einem Mord, machen – mögliche Täter gibt es einige.

Dem Autor gelingt es, mich in die Geschichte zu ziehen. Die Geschichte spielt in einem schneereichen Winter, die entsprechende Atmosphäre kann man spüren, und durch den bildhaften Erzählstil meint man fast, selbst dabei zu sein. Die Charaktere sind im übrigen alle gut gezeichnet.

Am Ende ist alles aufgelöst, und man erfährt auch etwas über das Danach. Im Anhang gibt es zudem einen kurzen aber lesenswerten historischen Nachtrag des Autors.

Der erste Band der Reihe um einen Anwalt zur Zeit Heinrichs VIII hat mir gut gefallen, die beiden nachfolgenden Bände mochte ich aber noch lieber – somit kann ich die gut recherchierte Reihe auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 18.07.2023

Unsympathische Protagonistin, aber dennoch spannend

Faust
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Eine Gruppe Jäger kommt einer Leichenbeseitigung in den Weg und wird beschossen, doch eine von ihnen ist beherzt genug, zurückzuschießen. Sara Nowaks neue Dienststelle ist zuständig, und findet bald heraus, ...

Eine Gruppe Jäger kommt einer Leichenbeseitigung in den Weg und wird beschossen, doch eine von ihnen ist beherzt genug, zurückzuschießen. Sara Nowaks neue Dienststelle ist zuständig, und findet bald heraus, dass hier wahrscheinlich noch mehr Leichen entsorgt wurden – Opfer von Bandenkriegen?

Etwa zur selben Zeit findet man den Pfarrer Jürgen Stiller, ein Überlebender der Ereignisse aus dem Vorgängerband, erhängt vor. Kurz vorher hatte er noch versucht, Sara zu erreichen, die sich nun schuldig fühlt und – ohne Zuständigkeit – auch in diesem Fall ermittelt.

Im zweiten Band der Trilogie stößt Sara Nowak wieder in ein, oder besser gesagt, mehrere Wespennester. Nicht nur, dass ihr die Ereignisse des ersten Bandes schon durch ihre Narben immer noch präsent sind, nein, Terroristen und Spione drängen sich erneut in ihr Leben. Und als wäre das noch nicht genug, will ihre Mutter unbedingt publik machen, wer Saras leiblicher Vater ist, distanziert sich ihre Tochter immer mehr von ihr, und hat ihr Ehemann einen besonders großen geschäftlichen Deal machen können, der die Familie auch privat tangiert.

Sara Nowak war mir bereits im ersten Band alles andere als sympathisch, viele ihrer Handlungen, privat und beruflich, erschienen mir sehr drüber – und das setzt sich leider auch in diesem Band fort. Ich fürchte, die Protagonistin der Trilogie und ich werden keine Freunde mehr. Und nicht nur das, auch dieser Band wimmelt nur so vor Unsympathen – genau wie im ersten Band eben. Auch wie im ersten Band spielt ihr Privatleben neben dem Beruflichen eine wichtige Rolle.

Trotz aller Unsympathie ist es spannend, es gibt überraschende Wendungen, wenn sie auch manchmal ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirken, gerade gegen Ende, als der Roman noch einmal richtig aufdreht – und lässt mich dadurch dann doch am Ball bleiben. Natürlich gibt es am Ende eine Auflösung, und die ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Doch dann kommt das letzte Kapitel, und ich frage mich, wie der Autor das im nächsten Band erklären will.

Der zweite Teil der Trilogie ist ähnlich turbulent und actionreich wie der erste, und Sara Nowak könnte mir fast leid tun, wäre sie mir nicht so unsympathisch. Ich bin sehr gespannt auf den Abschluss der Trilogie. Wer Band 1 mochte, kann auch hier zugreifen, wer Band 1 noch nicht gelesen hat, sollte ihn unbedingt zuerst lesen.

Veröffentlicht am 17.07.2023

Lesenswerte Novelle aus dem Drachenreiterin-Universum

Das brennende Einhorn
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Inquisitor Orlin wird nach Alberdon zurückgerufen. Ein „brennendes Einhorn“ soll Dörfer in der Umgebung niedergebrannt und viele Bewohner getötet haben. Orlin soll untersuchen, was dahintersteckt, zur ...

Inquisitor Orlin wird nach Alberdon zurückgerufen. Ein „brennendes Einhorn“ soll Dörfer in der Umgebung niedergebrannt und viele Bewohner getötet haben. Orlin soll untersuchen, was dahintersteckt, zur Seite gestellt wird ihm die Adeptin Kwill, die kurz vorher noch eingekerkert worden war.

Die Novelle spielt im selben Universum wie die „Chroniken der Drachenreiterin“-Reihe des Autors, deren erster Band bereits erschienen ist, hat aber andere Protagonist:innen. Bereits der bildreiche und atmosphärische Prolog hat mich in die Geschichte gezogen und mich gespannt auf das weitere Geschehen gemacht.

Trotz der Kürze der Geschichte ist es Matthias Lange gelungen, den Charakteren Profil zu geben, Orlin hatte schnell meine Sympathie, bei Kwill brauchte ich ein bisschen länger. Beide haben ihre Geheimnisse, die sich erst im Laufe der Novelle entschlüsseln. Sehr gefreut habe ich mich, die beiden Charaktere aus dem Prolog im späteren Verlauf wiederzutreffen, vor allem der Zwerg Bernhardt hat es mir angetan – bei Zwergen kann ich wohl schlecht aus meiner Haut …

Die Geschichte hat eine Reihe unerwartete Wendungen bzw. hatte ich zu Beginn eine ganz andere Geschichte erwartet, als ich am Ende bekommen habe. Dass er Überraschungen gut kann, hat der Autor ja schon in „Die Ankunft des Drachen“ gezeigt. Orlin und Kwill treffen auf Kultisten, Syndikats-Zwerge und eine sehr erschreckende Antagonistin, und nicht immer kann man sicher sein, wer überleben wird.

Am Ende kann man das Buch zufrieden zuklappen, und sich auf die nächste Geschichte aus diesem Universum freuen. Ich fände es sehr gut, wenn neben der Drachenreiterin-Reihe auch weitere Novellen erscheinen würden, dieses Universum hat einiges zu bieten.

„Das brennende Einhorn“ ist eine spannende und atmosphärische Novelle aus dem Drachenreiterin-Universum und macht Lust auf mehr.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Süffiger historischer Kriminalroman

Feuer der Vergeltung
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London, 1540: Ein ehemaliger Mandant bittet Matthew Shardlake um Hilfe: Seiner Nichte wird der Prozess gemacht, weil sie angeblich ihren Cousin getötet hat, Joseph Wentworth ist sich sicher, dass Elizabeth ...

London, 1540: Ein ehemaliger Mandant bittet Matthew Shardlake um Hilfe: Seiner Nichte wird der Prozess gemacht, weil sie angeblich ihren Cousin getötet hat, Joseph Wentworth ist sich sicher, dass Elizabeth unschuldig ist, Elizabeth aber will nicht sprechen. Thomas Cromwell verhilft Matthew zu einem Zeitaufschub, verlangt dafür von ihm aber auch einen Gefallen.

Der zweite Band um einen Anwalt zur Zeit König Heinrichs VIII ist ein praller Historienroman, in dem nicht nur das damalige London, sondern auch die Charaktere, darunter einige historische Persönlichkeiten, lebendig werden. Mein Kopfkino hatte viel zu tun, der Autor schreibt sehr bildhaft, und nicht nur das, auch Gerüche und Geräusche kann man sich gut vorstellen.

Matthew Shardlake habe ich schnell liebgewonnen, er strebt nicht, wie viele seiner Berufs- und Zeitgenossen, nach Ruhm, Macht und Geld, sondern ihm sind vor allem seine Mandanten wichtig, für sie setzt er sich ein, egal ob sie arm oder reich sind. Der Autor lässt ihn in Ich-Form erzählen, so dass man seine Gedanken und Emotionen hautnah miterlebt. Ein körperliches Gebrechen macht ihm zu schaffen, doch er steht trotzdem seinen Mann, mit dem Apotheker Guy hat er zudem jemanden, der seiner Gesundheit gut tut.

Ihm zur Seite steht Jack Barak, der im Dienste Cromwells steht und Matthew unterstützen soll, bei beiden Fällen, wohlgemerkt. Die Beziehung zwischen den beiden, zunächst distanziert, entwickelt sich mehr und mehr, es ist schön, dies zu verfolgen.

1540, wer sich ein bisschen mit der englischen Geschichte auskennt, weiß vielleicht auch etwas über Cromwells Schicksal. Ich war sehr gespannt, ob und wenn ja, wie dies in die Geschichte einfließt. Dass Cromwells Stern am Sinken ist, ist von Anfang an Thema, und alles weitere sollte man selbst lesen. Neben Cromwell spielt Richard Rich eine größere Rolle wie auch Thomas Howard, der Onkel Katherine Howards, Heinrich VIII fünfter Ehefrau. Zu Beginn des Romans ist der König noch mit Anna von Kleve verheiratet. Der historische Hintergrund, man ahnt es, spielt eine große Rolle und ist gut eingebaut. Interessant fand ich u. a. die Ausführungen zum Rechtsystem. Im Anhang gibt es einige historische Anmerkungen C. J. Sansoms.

Wie es zu der Zeit „üblich“ war, gibt es auch im Roman Intrigen, man muss Heinrichs Launen fürchten, und manch einer überlebt auch nicht – auch Matthew und Barak kommen mehr als einmal in große Gefahr. Das gibt dem Roman immer wieder spannende Momente, und auch die Frage, ob es Matthew gelingt, wenigstens eine seiner Aufgaben zu erfüllen, ist spannend, zudem es auch immer wieder unvorhersehbare Wendungen gibt. Als Leser:in kann man auch miträtseln.

Was soll ich sagen, dies ist ein historischer Roman, wie ich ihn mag, gut recherchiert, süffig, spannend, mit packenden Fällen, interessanten Charakteren und einem liebenswerten Protagonisten. Genrefans sollten zugreifen – und ich freue mich darauf, noch weitere Romane der Reihe lesen zu können.

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