Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2018

Gelungener, gut recherchierter historischer Roman

Die fremde Prinzessin
0

Wales 12. Jahrhundert: Basilia, genannt Lia, ist die illegitime Tochter Richard de Clares. Als ihr Vater in Irland Fuß fast und Aoife McMurrough, Tochter des Fürsten von Leinster, heiratet, nimmt er Basilia ...

Wales 12. Jahrhundert: Basilia, genannt Lia, ist die illegitime Tochter Richard de Clares. Als ihr Vater in Irland Fuß fast und Aoife McMurrough, Tochter des Fürsten von Leinster, heiratet, nimmt er Basilia mit sich.

„Die fremde Prinzessin“ ist der vierte und letzte Band der Geraldines-Reihe Sabrina Qunajs, für mich war es der erste, wieder einmal habe ich eine Reihe von hinten begonnen. Das ist hier aber überhaupt kein Problem, die Bände können unabhängig voneinander gelesen werden und haben jeweils einen eigenen Hauptcharakter, man muss keine Vorkenntnisse haben, auch wenn es wahrscheinlich ein etwas schöneres Leseerlebnis sein wird, wenn man die Charaktere und die Hintergrundgeschichten bereits aus den Vorgängerbänden kennt.

Da ich mittlerweile mehrere Romane, die in dieser Zeit spielen, gelesen habe, finde ich es immer wieder schön, bereits bekannte Ereignisse aus anderen Blickwinkeln zu erfahren. Da Lia die Protagonistin dieses Romans ist, erlebt man hier eine weibliche Sicht. Lia ist mir schnell ans Herz gewachsen, sie hat es als nicht legitimes Kind nicht immer einfach, erst als der Vater sie zu sich holt, verbessert sich das, allerdings wird sie nun auch zum Wertobjekt, durch Verheiratung der Nachkommen können Allianzen gebildet oder Gefolgsleute belohnt werden und so findet sich auch Lia in einer ungewollten Ehe wieder. Lia, von rebellischem Wesen, versucht den Schranken ihres Geschlechtes so gut es geht zu entkommen, was in Irland leichter als in England ist, da dort ein anderes Verständnis herrscht. Dennoch sieht sie sich immer wieder als Spielball anderer, ist aber patent, intelligent und wehrhaft genug, immer wieder für sich selbst einzustehen – ihre Freundschaft zu Aoife ist dabei oft hilfreich.

Aoife hat mir ebenfalls gut gefallen, auch sie, obwohl standesmäßig über Lia stehend, hatte es nicht immer leicht, aber auch sie versucht das bestmögliche aus ihrem Leben zu machen.

Aber nicht nur die Frauen, auch die Männer hatten sich unterzuordnen, als Gefolgsleute Henry II zum Beispiel, der es nicht duldet, dass man sich seinem Einfluss entzieht oder gar ein eigenes Reich aufbaut – Richard de Clare musste das mehr als einmal spüren. Und auch der Geraldine Raymond le Gros hat ähnliche Probleme, Richard de Clare traut ihm nicht, vor allem wird ihm die Hand der Frau verwehrt, die er sich an seiner Seite wünscht.

Die Charaktere sind der Autorin durchweg gut gelungen, sie wirken authentisch und lebendig, als Leser entwickelt man schnell Sym- und Antipathien. Die Geschichte fügt sich gut in den historischen Hintergrund ein und man erfährt eine Menge über jene Zeit. Im lesenswerten Nachwort berichtet die Autorin ein bisschen über Fiktion und Wahrheit, und auch, wie es im Leben der Protagonisten weiterging. Letzteres hilft ein bisschen über den Abschiedsschmerz, den man am Ende des Romans verspürt. Erzählt wird sehr anschaulich und nur die wesentlichen Ereignisse, so dass es immer wieder Zeitsprünge, teils über mehrere Jahre gibt – gut für die Geschichte, die dadurch dynamisch und spannend bleibt.

Neben dem bereits erwähnten Nachwort gibt es noch weitere Boni: Karten von England, Wales und Irland und ein Personenregister, in dem historische Persönlichkeiten gekennzeichnet sind.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und schnell war mir klar, dass ich die Vorgängerbände auch lesen muss. Freunde gut recherchierter historischer Romane sollten zugreifen. Von mir gibt es volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Ein Klassiker, den man gelesen haben sollte

Fahrenheit 451
0

Guy Montag ist Feuerwehrmann. Allerdings löscht er keine Feuer – da in seiner Welt der Besitz von Büchern verboten ist, ist die Aufgabe der Feuerwehr, das Verbrennen von Büchern geworden. Erst als Guy ...

Guy Montag ist Feuerwehrmann. Allerdings löscht er keine Feuer – da in seiner Welt der Besitz von Büchern verboten ist, ist die Aufgabe der Feuerwehr, das Verbrennen von Büchern geworden. Erst als Guy die 17jährige Clarisse McClellan kennen lernt, stellt er dieses Vorgehen in Frage.

Eine Welt, in der Bücher verboten sind – ein Alptraum für jeden Bücherfreund. Guys Vorgesetzter behauptet, die Menschen seien selbst schuld daran, hätten sich immer mehr anderen Medien zugewandt und immer weniger gelesen. Man könnte den Roman also als Kritiker des Medienkonsums sehen, im Roman ist der größte Wunsch Mildreds, Guys Ehefrau, vier Fernsehwände zu besitzen, also einen Raum, der sie rundum beschallt. Heute gibt es massenhaft Fernsehsender, mit oft sehr fragwürdigen Programmen, jeder besitzt PC und Handy und verbringt viel Freizeit mit beiden – aber es gibt immer noch eine ganze Menge Menschen, die gerne lesen, auch wenn dazu immer öfter ein Reader benutzt wird.

Immerhin hätten die Menschen im Roman auch einfach mit dem Lesen aufhören können, warum hat es das Regime für notwendig gehalten Bücher trotzdem zu verbieten? Mit Büchern wird auch das Denken angeregt, es vermittelt Wissen und lässt den Leser reflektieren. Wer Bücher verbietet, will also freies Denken verhindern. Dass das nicht immer gelingt, sieht man an Clarisse, aber auch an Guy selbst. Für mich ist dieser Roman daher im wesentlichen ein Plädoyer dafür, sich das Denken nicht verbieten zu lassen. Und alleine dafür ist der Roman bereits lesenswert.

Lesenswert wird er aber auch durch seine fast schon poetische Sprache. Es ist ein Genuss, ihn zu lesen, Ray Bradbury hat wunderbare Sätze gebildet, die zusätzlich zeigen, wie schade es wäre, ohne Bücher leben zu müssen. Aber der Autor verließ sich nicht nur auf seine Sprache, er hat auch einen spannenden Roman geschrieben, den man stellenweise fast atemlos liest – auch wenn man vielleicht zunächst ein paar Seiten benötigt, um sich einzulesen.

Für mich ist Fahrenheit 451 ein Klassiker (das Original stammt von 1953), der von jedem einmal gelesen werden sollte, ich empfehle ihn sehr gerne weiter und vergebe volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Ich habe mich verliebt ...

Die Dämonenkriege
0

Vor 3.000 Jahren wurde die Welt von Dämonen zerstört, die Menschen wurden versklavt und Magie wurde für sie nutzbar. Vor 1.000 Jahren gelang es Magiern die Welt neu zu formen und die Dämonen in ihre Welt, ...

Vor 3.000 Jahren wurde die Welt von Dämonen zerstört, die Menschen wurden versklavt und Magie wurde für sie nutzbar. Vor 1.000 Jahren gelang es Magiern die Welt neu zu formen und die Dämonen in ihre Welt, die Gegenwelt, zu verbannen, nur Animalia, Tierdämonen, gelingt es hin und wieder die Barriere zu überwinden.

Jetzt aber trifft der Dämonenjäger Ryk Vangur auf einen Humanos, einen Menschendämon, und auch Ishan con Femen, Prinz von Sharigor, bekommt es mit einem zu tun – eigentlich unmöglich, da die Barriere diese bisher zuverlässig abhielt.

Michael Hamannts Fantasydebüt hat mich von der ersten Seite an gepackt. Die Welt, die er erschaffen hat, ist ihm gut gelungen, man kann sie sich gut vorstellen, sie lässt aber noch genug Raum für weitere Informationen offen, der sicher im Folgeband ausgefüllt wird. Und sicher bin ich nicht die einzige, die darüber spekuliert, wie die Ursprungswelt aussah.

Sehr gut gefallen mir auch die vier Protagonisten, sie sind interessante, tiefgründige Charaktere. Ryk hat viel Erfahrung mit Dämonen und ist einer der wenigen, der alle Magiearten beherrscht. Er ist mir von Anfang an sympathisch gewesen. Ishan ist noch sehr jung und wird plötzlich aus seinem Leben als Kronprinz herauskatapultiert. Er ist oft zu impulsiv und auf Grund seines bisherigen Rangs etwas überheblich – er muss noch viel lernen. Catara Fiers ist eine Keesa, entstammt somit einem Volk, das von einem Dämon verflucht wurde. Das beschert ihr unter anderem eine besondere Fähigkeit, die sie als Assassine gut nutzen kann, und die dem Leser einiges Grauen und Ekel beschert. Catara ist der ambivalenteste Charakter. Noch nicht allzu viel Raum erhält Kela Mal'Dhun, sie ist eine Veydra, wodurch sie etwas Dunkles in sich hat. Außerdem ist sie eine alte Freundin Ryks, der sie um Hilfe bittet.

Nicht nur diese Vier erhalten eine tiefgehende Charakterisierung, sondern auch weitere Charaktere lernt man als Leser gut kennen und entwickelt – nicht immer positive – Gefühle für sie, so dass deren Schicksal bzw. deren Handeln den Leser emotional aufwühlen kann.

Der Autor erzählt sehr anschaulich, bildhaft und atmosphärisch, das Kopfkino bekommt viel zu tun, Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, vor allem, aber nicht nur, aus Sicht der Protagonisten. So ist man nah am Geschehen und weiß teilweise mehr als die Protagonisten selbst.

Ich bin jemand, der bei Kämpfen schon mal quer liest, weil ich sie oftmals langweilig finde. Hier habe ich sie gerne gelesen, sie sind nicht allzu ausschweifend erzählt und ich kann sie gut nachvollziehen.

Als Leser kann man sich seine Gedanken machen und spekulieren, was hinter diesem und jenem stecken mag, mir hat das sehr gut gefallen und die Spannung noch erhöht. Denn spannend ist das Ganze sehr, man mag den Roman kaum aus der Hand legen und das Warten auf den nächsten Band wird nicht leicht.

Wie viele gute Fantasyromane wartet auch dieser mit Boni auf, es gibt zwei Karten und ein Personenregister, beides sehr nützlich.

Was soll ich sagen, ich habe mich sehr schnell in diesen Roman verliebt, kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen und „Die Dämonenkriege“ jedem Genrefan nur wärmstens empfehlen. Von mir gibt es selbstverständlich volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Vergiss all deine Erwartungen und erwarte das Unerwartete

Die letzte Reise der Meerjungfrau
4

1785: Der Kaufmann Jonah Hancock gelangt unerwartet in den Besitz einer Meerjungfrau. Als Mother Chappell, die ein gut gehendes Etablissement führt, davon hört, möchte sie dieses Wesen in ihren Räumen ...

1785: Der Kaufmann Jonah Hancock gelangt unerwartet in den Besitz einer Meerjungfrau. Als Mother Chappell, die ein gut gehendes Etablissement führt, davon hört, möchte sie dieses Wesen in ihren Räumen ausstellen, für Jonah Hancocks Wohlbefinden soll Angelica Neal, einst bestes Pferd in Chappels Stall sorgen. Angelica hat gerade eine Trennung hinter sich und muss nun wieder selbst für ihr Auskommen sorgen, hoffend, bald wieder einen „Förderer“ von sich zu überzeugen.

Imogen Hermes Gowars Romandebüt hat es in sich, lange, sehr lange ist dem Leser unklar, wohin die Reise gehen soll, und immer, wenn man denkt, man weiß es, erhält die Geschichte eine neue Richtung. Lange ist einem auch nicht so recht klar, ob man den Roman mag oder nicht, bei mir war es auf jeden Fall so, aber am Ende wusste ich: Dieser Roman ist brillant.

Die Autorin hat Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte studiert, in verschiedenen Museen gearbeitet und sich von Ausstellungsstücken für Geschichten inspirieren lassen – auch bei diesem Roman war das so. Gleichzeitig hat sie viel recherchiert, so dass es ihr gelungen ist, das historische England vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen, wozu auch der sehr bildhafte Erzählstil beiträgt, mein Kopfkino hatte viel zu tun. In dem Zusammenhang ist auch das sehr interessante Interview mit der Autorin zu empfehlen, das man auf der Verlagsseite findet.

Zur Atmosphäre des Romans trägt nicht unwesentlich die wunderbare Sprache bei, derer sich die Autorin bedient, man kann sich regelrecht in sie verlieben. Seine Sprache macht den Roman besonders und zusätzlich lesenswert. Erzählt wird sehr ausführlich, manchmal schon fast zu ausführlich, gelangweilt habe ich mich aber nicht. Schön finde ich, dass ab und zu auch Humor durchblitzt. Am Ende bleibt manches der Phantasie des Lesers überlassen, so hat man auch nach der Lektüre noch einiges nachzudenken.

Die Handlung der Geschichte wird vor allem von den weiblichen Charakteren getragen, Jonah Hancock hat zwar einen großen Part, doch er ist eher unscheinbar, manchmal fast unsicher. Die Frauen aber haben Power, Selbstbewusstsein und Mut, auch wenn sie nicht immer so handeln, wie es am besten wäre, stehen sie doch in der Regel zu ihrem Tun und erreichen, trotz der sozialen Einschränkungen, denen sie unterliegen, viel. Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, werden soziale Probleme nicht verschwiegen und mancher Charakter hat ernsthaft darunter zu leiden, wie etwa Polly, die nicht nur aus armen Verhältnissen stammt, und sich daher unter Mother Chappells Fittiche begeben hat, sondern auch noch dunkelhäutig ist.

Wer anhand des Klappentextes bereits bestimmte Erwartungen an den Roman hat, sollte diese schnell wieder vergessen. Der Roman ist anders als gedacht, es passiert eine Menge Unerwartetes, und auch das kann ich nur als Pluspunkt verbuchen. Man muss sich allerdings schon ein bisschen auf Imogen Hermes Gowars Erzählung einlassen und sich von ihr führen lassen. Zum Schnellweg- oder Zwischendurchlesen ist der Roman nicht geeignet, und man kann ihn durchaus eine Zeitlang problemlos beiseite legen, doch letztlich will man dann doch wissen, wohin er einen führt.

Ich war tatsächlich eine ganze Weile lang unschlüssig, was ich von „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ halten soll, man muss ihn erst im Ganzen sehen, um ihn zu verstehen und wirklich Gefallen an ihm zu finden. Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die bereit sind, einen Roman auf sich wirken zu lassen. Auf den nächsten Roman der Autorin bin ich sehr gespannt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2018

Spannend, schockierend und dennoch unterhaltsam

Späte Rache - Detective Daryl Simmons 6. Fall
0

Daryl Simmons aktueller Undercover-Einsatz führt ihn ins australische Outback, nach Queensland, dort gab es mehrere Morde, die Opfer wurden am „Henkersbaum“ hängend aufgefunden. Nach Daryl Eintreffen in ...

Daryl Simmons aktueller Undercover-Einsatz führt ihn ins australische Outback, nach Queensland, dort gab es mehrere Morde, die Opfer wurden am „Henkersbaum“ hängend aufgefunden. Nach Daryl Eintreffen in Douberie, wird der Ort von der Umwelt abgeschnitten …

Die Australien-Kriminalromane Alex Winters bieten beste Unterhaltung, spannende Fälle und viel Lokalkolorit. Auch mit dem sechsten Band ist dem Autor wieder ein Roman gelungen, der den Leser mitnimmt in diesen Kontinent. Besonders gut gefällt mir, dass man immer wieder etwas Neues über die australischen Ureinwohner, die Aborigines, erfährt, über ihr Leben, ihre Geschichte, ihre Mythologie. Auch hier ist das wieder der Fall, dieses Mal wird ein besonders schwarzes Kapitel der australischen Geschichte angesprochen, gut, dass der Autor auch solche Themen zur Sprache bringt.

Alex Winters Charaktere sind auch hier wieder einzigartige Typen, unverwechselbar und treffend charakterisiert. Seine Erzählweise ist sehr bildhaft, egal, ob Landschaft, Charaktere oder Tierwelt, das Kopfkino bekommt viel zu tun, man hat als Leser immer das Gefühl, mit dabei zu sein – und da Daryl eine besondere Beziehung zu den Aborigines hat, hat er auch eine besondere Sicht auf die Dinge.

Der Fall ist spannend, überraschend und schockierend, und auch ihn geht Daryl mit seiner ganz eigenen Art an, er nutzt seine besonderen Kenntnisse, findet seinen eigenen Zugang zu den Eingeborenen und löst ihn am Ende überzeugend auf.

Auch der sechste Band der Reihe konnte mich wieder absolut überzeugen, er hält am Ende eine böse Überraschung für die Fans bereit, mittlerweile weiß man aber, dass es weitergeht, der siebte Band ist bereits erschienen, und auch der achte lässt nicht mehr lange auf sich warten. Gut so, denn mir würde etwas fehlen, könnte ich mich nicht auf neue Daryl-Simmons-Bände freuen.

Von mir erhält dieser spannende, schockierende und doch unterhaltsame Band wieder verdiente 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Man kann die Bände übrigens auch unabhängig voneinander lesen.