Atmosphärisch und interessant erzählt
Das Gift der LügeEdinburgh 1849: Will Raven kehrt nach einem Jahr in Europa als Dr. Simpsons Assistent zurück und stellt fest, dass Sarah mittlerweile Mrs. Banks geworden ist. Er selbst hatte die Beziehung zu ihr abgebrochen, ...
Edinburgh 1849: Will Raven kehrt nach einem Jahr in Europa als Dr. Simpsons Assistent zurück und stellt fest, dass Sarah mittlerweile Mrs. Banks geworden ist. Er selbst hatte die Beziehung zu ihr abgebrochen, weil er eine Ehe mit einem Dienstmädchen nicht standesgemäß fand. Dennoch müssen beide weiterhin zusammenarbeiten, denn auch Sarah arbeitet noch für Dr. Simpson, allerdings nun in einer anderen Stellung. Als Will zu einem unklaren Fall hinzugezogen wird, wähnt er sich im Begriff, eine neue Krankheit zu entdecken – oder ist es doch ein Mordfall, wie Sarah vermutet?
Band 1 der Reihe hatte ja bereits gut vorgelegt, und auch Band 2 bietet wieder eine gute Mischung aus Kriminalgeschichte und Medizinhistorie, wozu auch gehört, dass einige der Charaktere, allen voran James Young Simpson, historische Persönlichkeiten sind, die tatsächlich Medizingeschichte geschrieben haben. Dazu kommt noch viel Zwischenmenschliches, wie die Beziehung zwischen Sarah und Will, aber auch Gesellschaftskritisches, wie z. B. die Stellung der Frau. So lässt sich Sarah nicht so ohne weiteres in die Rolle drängen, die ihr in jener Zeit als Frau zugeschrieben wird, und sie ist in diesem Band nicht die einzige, die sich dagegen stellt. Sehr gut hat mir in diesem Zusammenhang Sarahs Ehemann, Archie Banks, gefallen, der sie in diesem Bestreben unterstützt.
Will dagegen muss an seiner Meinung feilen, und er bekommt mehr als eine Gelegenheit dazu. Mir hat sehr gut gefallen, wie tief man in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptcharaktere, aus deren Perspektiven erzählt wird, eintaucht, dazu kommt noch die der Täterin, die man schnell kennenlernt, denn sie erzählt ihre Geschichte selbst in Ich-Form, auch hier kommt einiges gesellschaftskritische zum Tragen. Interessant ist, dass diese Frau auch auf einer realen Person basiert, wie man den historischen Anmerkungen im Anhang entnehmen kann.
Ein großer Pluspunkt ist für mich weiterhin, dass man gut teilhaben kann am Alltag eines Arztes jener Zeit, aber auch an den Grenzen, die ihm aus verschiedenen Gründen gesetzt sind. Will setzt sich über manche dieser Grenzen hinweg, am Ende sogar über eine sehr schwerwiegende. Auch der Fall betrifft wieder das medizinische Thema und bietet zusätzliche Einblicke. Insgesamt habe ich mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt, die Atmosphäre stimmt.
Das Ende wirft Fragen nach der Zukunft der Reihe auf, ich hoffe, es wird einen dritten Band geben und bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.
Auch Band 2 ist wieder atmosphärisch und interessant erzählt, die beiden Hauptcharaktere entwickeln sich fort, und die medizinische Thematik ist gut recherchiert. Ich hoffe sehr auf weitere Bände und vergebe wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Genrefans.