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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2022

Atmosphärisch und interessant erzählt

Das Gift der Lüge
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Edinburgh 1849: Will Raven kehrt nach einem Jahr in Europa als Dr. Simpsons Assistent zurück und stellt fest, dass Sarah mittlerweile Mrs. Banks geworden ist. Er selbst hatte die Beziehung zu ihr abgebrochen, ...

Edinburgh 1849: Will Raven kehrt nach einem Jahr in Europa als Dr. Simpsons Assistent zurück und stellt fest, dass Sarah mittlerweile Mrs. Banks geworden ist. Er selbst hatte die Beziehung zu ihr abgebrochen, weil er eine Ehe mit einem Dienstmädchen nicht standesgemäß fand. Dennoch müssen beide weiterhin zusammenarbeiten, denn auch Sarah arbeitet noch für Dr. Simpson, allerdings nun in einer anderen Stellung. Als Will zu einem unklaren Fall hinzugezogen wird, wähnt er sich im Begriff, eine neue Krankheit zu entdecken – oder ist es doch ein Mordfall, wie Sarah vermutet?

Band 1 der Reihe hatte ja bereits gut vorgelegt, und auch Band 2 bietet wieder eine gute Mischung aus Kriminalgeschichte und Medizinhistorie, wozu auch gehört, dass einige der Charaktere, allen voran James Young Simpson, historische Persönlichkeiten sind, die tatsächlich Medizingeschichte geschrieben haben. Dazu kommt noch viel Zwischenmenschliches, wie die Beziehung zwischen Sarah und Will, aber auch Gesellschaftskritisches, wie z. B. die Stellung der Frau. So lässt sich Sarah nicht so ohne weiteres in die Rolle drängen, die ihr in jener Zeit als Frau zugeschrieben wird, und sie ist in diesem Band nicht die einzige, die sich dagegen stellt. Sehr gut hat mir in diesem Zusammenhang Sarahs Ehemann, Archie Banks, gefallen, der sie in diesem Bestreben unterstützt.

Will dagegen muss an seiner Meinung feilen, und er bekommt mehr als eine Gelegenheit dazu. Mir hat sehr gut gefallen, wie tief man in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptcharaktere, aus deren Perspektiven erzählt wird, eintaucht, dazu kommt noch die der Täterin, die man schnell kennenlernt, denn sie erzählt ihre Geschichte selbst in Ich-Form, auch hier kommt einiges gesellschaftskritische zum Tragen. Interessant ist, dass diese Frau auch auf einer realen Person basiert, wie man den historischen Anmerkungen im Anhang entnehmen kann.

Ein großer Pluspunkt ist für mich weiterhin, dass man gut teilhaben kann am Alltag eines Arztes jener Zeit, aber auch an den Grenzen, die ihm aus verschiedenen Gründen gesetzt sind. Will setzt sich über manche dieser Grenzen hinweg, am Ende sogar über eine sehr schwerwiegende. Auch der Fall betrifft wieder das medizinische Thema und bietet zusätzliche Einblicke. Insgesamt habe ich mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt, die Atmosphäre stimmt.

Das Ende wirft Fragen nach der Zukunft der Reihe auf, ich hoffe, es wird einen dritten Band geben und bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.

Auch Band 2 ist wieder atmosphärisch und interessant erzählt, die beiden Hauptcharaktere entwickeln sich fort, und die medizinische Thematik ist gut recherchiert. Ich hoffe sehr auf weitere Bände und vergebe wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Genrefans.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Lesenswerte Anthologie

Aus dunklen Federn
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Elf gruselige Geschichten von sieben Autor:innen sind in der Anthologie enthalten, u. a. hat Markus Heitz, einer der bekanntesten Phantastik-Autoren Deutschlands zwei Geschichtn beigesteuert, in einer ...

Elf gruselige Geschichten von sieben Autor:innen sind in der Anthologie enthalten, u. a. hat Markus Heitz, einer der bekanntesten Phantastik-Autoren Deutschlands zwei Geschichtn beigesteuert, in einer davon trifft man einen Bekannten aus anderen Werken des Autors wieder, die andere ist eine Hommage an ein Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, das ich schon immer irgendwie faszinieren fand.

Aber auch die anderen Geschichten haben einiges zu bieten. Manche sind kurz und knackig, an anderen liest man deutlich länger, manchen kann man – vielleicht – eine Message entnehmen, manche sind richtig böse, originell und/oder haben eine coole Pointe, andere sollen nur gruseln, was im übrigen alle schaffen. Wie in jeder Anthologie gibt es Geschichten, die einen mehr, andere, die einen weniger begeistern, auch hier hat mir nicht jede gleich gut gefallen, aber, was ich nicht so mochte, mögen vielleicht andere besonders gern.

Anthologien, an denen mehrere Autor:innen beteiligt sind, bieten zudem auch immer die Möglichkeit, dass man neue Autor:innen kennenlernt und Lust bekommt, die anderen Werke zu lesen.So ging es mir hier auch, und ich bin gespannt, ob ich dadurch vielleicht auf neue Lieblingsautor:innen stoße.

Mich hat die Anthologie zum großen Teil gut unterhalten und ich habe neue Autor:innen kennengelernt. Gerne vergebe ich 4 Sterne und eine Leseempfehlung an Genrefans.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Sehr spannend

Codex Alera 3
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„Die Menschen planen, das Schicksal lacht“ (Eingangszitat)

Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Band. Der Hohe Fürst von Kalare, Kalarus Brencis, startet eine Revolution gegen Gaius Sextus, Erster ...

„Die Menschen planen, das Schicksal lacht“ (Eingangszitat)

Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Band. Der Hohe Fürst von Kalare, Kalarus Brencis, startet eine Revolution gegen Gaius Sextus, Erster Fürst Alera Imperias, und lässt sich dabei mit Feinden Aleras ein, die er womöglich nicht in Zaum halten kann.

Der dritte Band der Reihe wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Tavi, der immer noch als Hauptcharakter, wenn auch nicht als einziger Protagonist fungiert, wird undercover zur Ersten Aleranischen Legion geschickt, die gerade im Aufbau ist. Von allen Städten wurden Soldaten dorthin geschickt, um eine militärische Truppe zu haben, die dadurch den Frieden im Land wahren soll.

Tavis Verwandte, Isana und Bernard, werden in die Auswirkungen der Revolution verstrickt. Während Isana eine eigene Perspektive erhält, gehört die dritte der Frau an Bernards Seite, Gräfin Amara, die wie Tavi Kursorin ist, und hier eine Menge spannender Szenen erhält – wobei Tavis Szenen noch ein bisschen spannender sein werden.

Spannend, anders kann man den Roman wirklich nicht nennen, wobei es zunächst eher gemächlich beginnt, dann aber zunehmend anzieht, und sich schließlich so steigert, dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag, wobei die Perspektivewechsel ein übriges tun. Jim Butcher hat das allerdings nicht auf die Spitze getrieben, so dass oft mehrere Kapitel bei einem Charakter bleiben, spannend ist das schon genug.

In diesem Band erfährt man, endlich möchte ich sagen, obwohl ich es bis dahin gar nicht so sehr vermisst hatte, mehr über Tavi, über seine Eltern, und auch über seine fehlenden Elementarkräfte. Denn, während die Welt, die der Autor hier entwickelt hat, sehr römisch anmutet, gibt es daneben Magie. Die Aleraner, und zwar alle außer Tavi, besitzen Elementarkräfte, die bei guten Elementarwirkern teilweise spektakuläre Auswirkungen haben, die sich vor allem in den Kämpfen gut machen, sich aber auch im täglichen Leben bewähren. Andere Völker, wie die Canim, wolfartige Wesen, haben diese Kräfte nicht, dafür aber andere Fähigkeiten. Dass Tavi trotz seines „Mangels“ seinen Mann steht, zeugt von einem außergewöhnlichen Charakter, er muss eben anders agieren und mehr seinen Kopf einsetzen.

Apropos Kämpfe, davon gibt es einige, aber, die sind nie langweilig, denn Jim Butcher, der sich für Kampfsport begeistert, weiß sie spannend zu inszenieren, und hier kommen zusätzlich die oben beschriebenen Fähigkeiten zum Tragen, die der Autor meisterhaft einbezieht. Selbst ich, die Kämpfe oft langweilig findet, lese hier gebannt.

Tavi ist ein wunderbarer Charakter, den man als Leser:in einfach mögen muss, und dessen Leben man gespannt verfolgt. Auch die anderen Charaktere sind Jim Butcher sehr gut gelungen, sie wirken lebendig und echt und berühren.

Da noch weitere drei Bände folgen werden, ist die Geschichte hier natürlich noch nicht auserzählt, doch es gibt einen gewissen Abschluss – dennoch wird man schnell den nächsten Band lesen wollen.

Band 3 der Reihe fügt sich sehr gut ein, die Geschichte bietet Überraschungen, führt das bisherige Geschehen interessant fort und macht Lust auf Band 4. Ich empfehle die Reihe unbedingt und vergebe natürlich wieder volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Klassiker, teils anstrengend, teils sehr amüsant

Der Untertan
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Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft ...

Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft er es immer wieder, für sich das Beste aus einer Situation herauszuholen. Oh, wie oft ich über ihn den Kopf geschüttelt habe – wie gut, dass das Ganze satirisch gemeint ist – auch wenn es solche Typen wie Heßling sicher gibt, auch heute noch, so hat Heinrich Mann ihn doch sehr überspitzt dargestellt und manch einem seiner Zeitgenossen damit wohl auch einen Spiegel vorgehalten.

Das Untertanenhafte ist heute vielleicht nicht mehr so verbreitet wie noch zu Kaiserszeiten, aber sich immer und überall einen Vorteil zu schaffen, auch auf Kosten anderer, gibt es immer noch, wird es wohl zu allen Zeiten geben. So ist Heßling durchaus auch ein Spiegel unabhängig von seiner Zeit. Er lügt wie gedruckt, ist heuchlerisch, aber auch ziemlich feige, Denunzieren ist sein Hobby.

Leicht zu lesen ist der Roman nicht durchgehend, oft muss man sich schon sehr konzentrieren. Für mich gibt es einige Passagen, die mich amüsiert haben, etwa als Heßling während seiner Hochzeitsreise auf seinen Kaiser trifft, und dann nur noch im Sinn hat, diesen zu stalken, wie man heute sagen würde. Andere Passagen ziehen sich sehr und machen das Lesen schwieriger. Dennoch erzählt Mann anschaulich und die Charaktere sind gut ausgebaut, ihre Beschreibungen sehr bildhaft, wenn auch oft nicht sehr vorteilhaft.

Meine Ausgabe beinhaltet einen umfangreichen Anhang, den ich interessant zu lesen fand.

Heinrich Manns Roman ist gute hundert Jahre alt, wirkt aber in manchem immer noch aktuell. Ich hatte amüsante, aber auch angestrengte Lesestunden. „Der Untertan“ gehört meiner Meinung nach zu den Klassikern, die man gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Gelungene Charaktere

Die Totenärztin: Goldene Rache
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Wien 1908: Doktor Fanny Goldmann kann endlich als Rechtsmedizinerin arbeiten, auch wenn ihr Vorgesetzter das immer noch nicht gerne sieht. Leider ist ihr Leben nicht nur besser geworden, denn die Probleme ...

Wien 1908: Doktor Fanny Goldmann kann endlich als Rechtsmedizinerin arbeiten, auch wenn ihr Vorgesetzter das immer noch nicht gerne sieht. Leider ist ihr Leben nicht nur besser geworden, denn die Probleme mit Graf Waidring gehen weiter. Dass sie mehrere ungewöhnliche Fälle obduzieren kann, die für sie und ihren Kollegen Franz auch beruflich interessant sind, wird leider davon überschattet.

Nachdem mir der erste Band des geplanten Vierteilers bereits gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf den zweiten, der nahezu unmittelbar an die Geschehnissen des Vorgängerbandes anknüpft und einiges weiterführt. Am Ende, das darf ich schon verraten, hat manches ein Ende gefunden, aber noch nicht alles, so dass man auf die weiteren Bände gespannt sein kann.

Relativ wichtig ist in diesem Band Gustav Klimt und eines seiner bekannten Gemälde. Das hat mir richtig gut gefallen, hier hat René Anour Fiktion und Historie prima miteinander verwoben, und bot mal wieder Gelegenheit zum Googeln. Gleiches gilt für den Einbezug der Medizin, auch wenn der ein oder andere, auch wegen des bildhaften Erzählstils, die Obduktionsszenen zu anschaulich finden wird, für mich persönlich sind vor allem die medizinischen und medizinhistorischen Aspekte sehr interessant. Man merkt in allem, dass der Autor gut recherchiert hat.

Sehr gelungen sind auch wieder die Charaktere, seien es die aus Fannys privatem oder die aus ihrem beruflichen Leben, egal ob gut oder böse, ja sogar Graf Waidring. Besonders gut hat mir in diesem Band Fannys Kollege Franz, gefallen. Auch die Beziehungen untereinander kommen gut zur Geltung.

Bei einer anderen Sache bin ich hin und her gerissen – Graf Waidring und die Problematik, die er mitbringt, mag ich das oder mag ich das nicht, zumal, wenn ich darauf schaue, wie sie die Geschichte letztlich weiterentwickelt, und was womöglich im nächsten Band passiert? Ich weiß es nicht, mal hat es mich genervt, mal hat es spannende Auswirkungen gehabt, aber im Grund habe ich mir doch öfter gewünscht, der Autor hätte es weg gelassen und eine andere Geschichte erzählt, Fanny und ihr Beruf müssten doch spannend und interessant genug sein.

Und dennoch hat mich der Roman am Ende gut unterhalten gehabt, manche Entwicklung hat mir gut gefallen, wie z. B. die Einblicke in Max Vergangenheit. Und auch bei Schlomo, Fannys unkonventionellem Cousin, gibt es eine Weiterentwicklung, die ich mag. Und die vielen, meist überraschenden Wendungen machen die Geschichte zusätzlich spannend.

Das Bonusmaterial ist überzeugend: Karte des Wiens jener Zeit, Nachwort und Anmerkungen des Autors, Glossar der medizinischen und der österreichischen Begriffe.

Band 2 der Reihe war für mich ein bisschen ambivalent, ich fühlte mich gut unterhalten, vieles ist interessant und spannend, ein Teil davon hat mich aber immer einmal wieder gestört, ich hätte mir die Geschichte ohne diese Ver(w)irrungen gewünscht. Aber auch wenn ich in den weiteren Bänden ähnliche Ver(w)irrungen erwarte, freue ich mich darauf, Fanny, Franz, Schlomo, Max und die anderen Charaktere wiederzutreffen. Dieses Mal vergebe ich „nur“ 4 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

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