Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2021

Sehr lesenswert

Mr. Lincoln & Mr. Thoreau
0

Während Abraham Lincoln seinen Dienst als Anwalt in einem noch jungen Präriestädtchen antritt, zieht es Henry Thoreau in die Wälder, weg von den Menschen, weg von der Zivilisation. Während Thoreau mit ...

Während Abraham Lincoln seinen Dienst als Anwalt in einem noch jungen Präriestädtchen antritt, zieht es Henry Thoreau in die Wälder, weg von den Menschen, weg von der Zivilisation. Während Thoreau mit der Regierung hadert und zivilen Ungehorsam predigt, ist Lincoln überzeugter Politiker.

Zwei sehr unterschiedliche Männer hat der Autor in seinem Roman vereint, die aber auch einiges gemeinsam haben. So halten beide wenig von Sklaverei, machen sich Gedanken um das Zusammenleben der Menschen, und haben gleichzeitig Probleme mit anderen. Lincoln ist ein manchmal unsicherer Mann, der sich mit seinen Gefühlen schwertut, und in Depressionen verfällt. Thoreau weiß eigentlich, was er will, doch das ist so einfach nicht, denn ganz ohne andere kann man auch nicht leben.

Wer jetzt denkt, er bekommt einen trockenen, schwer zu lesenden Roman vorgesetzt, irrt, denn Sebastian Guhr schreibt mit leichter Hand und Humor, und so liest sich das Ganze sehr gut, bringt aber auch einiges mit sich, das zum Nachdenken anregt, und auch Lust macht, mehr über die beiden Männer – und anderen auftretenden Persönlichkeiten wie Louisa May Alcott, Nathaniel Hawthorne, Ralph Waldo Emerson, John Brown und Mary Todd – zu erfahren. Abwechselnd erzählt der Autor sehr bildhaft von Lincoln und von Thoreau, und bringt sogar eine gewisse Spannung ins Spiel.

Nicht alles, was hier geschrieben steht, sollte man auf die historische Waagschale legen, wie schon der Autor in der Apologie schreibt, ist dies ein Roman, der Historie literarisch verwertet, um auch etwas über die heutige Welt auszusagen. Natur vs. zivilisatorischer Fortschritt ist z. B. nicht nur damals ein Thema, sondern gerade wieder sehr aktuell.

Dieses Buch ist ein ganz besonderer Roman, dem ich viele Leser wünsche. Ich fühlte mich unterhalten, habe aber auch Nachdenkenswertes entnommen, und Lust bekommen, mich tiefer mit den Charakteren zu beschäftigen. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2021

Nicht nur für Mythologiefans lesenswert

Ich bin Circe
0

Wer kennt nicht die Zauberin Circe, die Odysseus auf ihrer Insel traf? Dieser Roman erzählt Circes Geschichte von Anfang an, und zwar durch Circe selbst.

Wer sich ein bisschen in der griechischen Mythologie ...

Wer kennt nicht die Zauberin Circe, die Odysseus auf ihrer Insel traf? Dieser Roman erzählt Circes Geschichte von Anfang an, und zwar durch Circe selbst.

Wer sich ein bisschen in der griechischen Mythologie auskennt, wird hier manches wiedererkennen, aber Madeline Miller hat allem ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Schon alleine, dass sie Circe in Ich-Form selbst erzählen lässt, ist perfekt, so bekommt man alle ihre Gedanken und Emotionen hautnah mit. Circe hat es nicht immer leicht, schon innerhalb ihrer Familie ungeliebt, muss sie von Anfang an kämpfen. Sie zeigt aber auch immer wieder, dass sie Herz hat, z. B. wenn sie auf Prometheus trifft. Schließlich landet sie auf einer Insel, Aiaia, die zu ihrer wird.

Die Autorin schreibt sehr packend, manchmal mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die bekannten mythologischen Figuren wiederzutreffen hat mir gut gefallen, und die teilweise Neuinterpretation sowie das Ausfüllen der Lücken, die die Mythologie lässt, durch die Autorin finde ich sehr gelungen.

Die Charaktere, allen voran natürlich Circe, sind der Autorin gut gelungen, man kann sich gut in die Protagonistin hineinversetzen, und auch die anderen werden zu greifbaren Persönlichkeiten. Manche berühren Circes Leben nur kurz, andere hinterlassen Spuren, die lange nachwirken.

Das Ende erscheint mir besonders gut gelungen, ich habe den Roman zufrieden beendet, er wird mich auch noch ein wenig länger nachdenken lassen, denn die Autorin spricht manches Nachdenkenswerte an.

Im Anhang findet sich ein Personenregister mit Erklärungen zu den einzelnen Charakteren.

Als Mythologiefan hat mir der Roman sehr gut gefallen, doch ich denke, man wird auch gut unterhalten, wenn man (noch) nicht viel über die griechische Mythologie weiß. Der Roman ist spannend, die Ich-Perspektive sehr passend, und er bietet Nachdenkenswertes. Ich vergebe volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2021

Episch, spannend, lesenswert

Schattenelfen - Die Blutkönigin
0

Eine Assassine, ein Jäger, ein Wolfself, eine Herrscherin mit einem dunklen Geheimnis, ein Kobold, eine Lutin, Himmelsschlangen – in diesem Roman hat der Autor eine ganze Reihe interessante Charaktere ...

Eine Assassine, ein Jäger, ein Wolfself, eine Herrscherin mit einem dunklen Geheimnis, ein Kobold, eine Lutin, Himmelsschlangen – in diesem Roman hat der Autor eine ganze Reihe interessante Charaktere aufgefahren. Manche kennt man bereits aus anderen Romanen, manche noch nicht, spannend und packend sind sie alle.

Vor allem sind sie gut beschrieben und werden beim Lesen lebendig, mir kamen sie sehr nahe, und oft wusste ich nicht, für wen ich jetzt die Daumen drücken sollte, denn nahezu alle sind ambivalent angelegt, und so kommt es schon mal vor, dass man mit jeder der gegnerischen Seiten mitfühlt, zumindest zeitweise. Aber nicht nur die Charaktere, sondern auch ihre Umwelt wird lebendig – mein Kopfkino hatte viel zu tun. Zwischendurch gibt es Informationen in Form von verschiedenen Publikationen und im späteren Verlauf zudem einen Zeitsprung, ab da wird das Geschehen aus zwei, tatsächlich sogar drei, eng miteinander verknüpften Zeitebenen weiter erzählt.

Ich wurde sofort gepackt, der Roman entwickelte sich zum Pageturner und hat mich bis zum Schluss gefangengenommen. Die vielen kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivewechsel tragen das ihre zur Spannung bei. Auch wenn man nicht alle Romane kennt, aus denen der ein oder andere Charakter stammt, oder zu dem es Verknüpfungen gibt, macht das nichts, die Geschichte steht für sich selbst, macht aber Lust darauf, alle anderen Elfenromane Bernhard Hennens zu lesen.

Personenregister und Glossar runden den Roman ab.

Dieser Roman ist eines der Bücher, die man am liebsten immer weiter lesen möchte. Ich bin froh, dass es noch ein paar Elfenromane Hennens gibt, die ich noch nicht kenne, und auch dieser noch nicht das Ende ist – ich freue mich auf eine Fortsetzung und vergebe selbstverständlich volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fantasy-Fans. Wer Hennens Elfenromane, liebt sollte auf jeden Fall zugreifen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2021

Punktet mit Thematik und Setting

Rum oder Ehre
0

Christian Störtebäcker ist vor 20 Jahren auf Jamaika verschwunden. Sein Bruder Martin hat das bis jetzt akzeptiert, doch der Tod seines besten Freundes bringt ihn dazu umzudenken – Martin macht sich auf ...

Christian Störtebäcker ist vor 20 Jahren auf Jamaika verschwunden. Sein Bruder Martin hat das bis jetzt akzeptiert, doch der Tod seines besten Freundes bringt ihn dazu umzudenken – Martin macht sich auf den Weg, Christian zu suchen.

Ein über 70 Jahre alter Protagonist, das hat etwas, ebenso das Karibik-Setting im Kontrast zum Setting in Deutschland, Flensburg gilt nicht gerade als die spannendste Stadt in unserem Land. Und dann noch der Rum, über den man hier viel erfährt – das verspricht einen interessanten Krimi, dachte ich.

Interessant war er auch tatsächlich, jedoch manchmal auch viel zu langatmig, zwar gibt es immer mal wieder eine Actioneinlage, in der z. B. geschossen wird, aber unterm Strich fehlt es an Spannung.

Dafür gefallen mir die Charaktere ganz gut, wobei es gerade der Protagonist ist, der mir mich nicht ganz überzeugt hat. Sicher, Martin ist eigentlich schon wegen seines Alters interessant, das kommt allerdings doch eher selten zum Tragen, obwohl Martin zu Anfang von seinem Arzt bescheinigt bekommt, dass er, wenn er weiter so ungesund lebt, dies nicht mehr lange tun wird. Auf Jamaika scheint er aber von jetzt auf gleich 30 Jahre jünger zu sein. Andererseits muss man Martin einfach mögen, sein persönlicher Background und seine Offenheit gefallen mir.

Gut gefallen mir die beiden weiblichen Charaktere, die mehr als Nebenrollen einnehmen: Da ist zum einen Babe, die junge jamaikanische Taxifahrerin, die sich mit Martin auf die Suche nach Christian macht, zum anderen Jo‘anne Desmond, die Polizistin, die involviert wird, als es schon kurz nach Martins Ankunft einen Toten gibt. Beide sind gut gezeichnet und machen den Roman lebendiger. Auch Isaac, Jo‘annes Sohn nimmt im weiteren Verlauf immer mehr Raum ein und gefällt mir immer besser. Aber auch ein paar Nebencharaktere, wie etwa die Barbetreiberin Queenie oder der Restaurantbesitzer Lee kann man sich gut vorstellen.

Jamaika selbst und seine Rumdestillerien nehmen ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Christian ist damals nach Jamaika geflogen, um alles über Rum zu erfahren und wurde schnell vom jamaikanischen Lebensgefühl eingenommen, wie man aus einigen Tagebuchaufzeichnungen erfährt, die Martins Geschichte unterbrechen. Dieser erzählerische Trick passt hier gut und macht Martins Erkenntnisse runder.

Durch farblich abgehobene Seiten im Roman erfährt man alles über Rum – seine Entstehung, seine Herstellung, seine Geschichte, seine verschiedenen Arten, und eine ganze Reihe Rezepte. Auch ein umfangreiches Rum-Glossar ist enthalten. Dass diese Seiten von Lasse, Martins verstorbenem Freund, geschrieben sein sollen, ist ein wohlschmeckendes Bonbon. Wer Martins Weg nachvollziehen möchte, findet zudem passende Karten.

Der Roman lässt mich ein bisschen zwiegespalten zurück, er punktet durch seine Rum-Thematik und sein Setting, auch die Charaktere wissen zu gefallen, allerdings ist er für einen Kriminalroman zu langatmig und spannungarm, trotz mancher Actionszenen. Ich vergebe 3,5 Sterne, und eine Leseempfehlung an jene, die Thema und Setting interessieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2021

Die Geschichte wird gelungen weitergeführt

Stormsong
0

Aeland hat noch mit den Ereignissen aus dem ersten Band zu tun, ein schlimmer Wintersturm bahnt sich an, und die Amaranthine sind mit bestimmten Erwartungen angereist. Grace Hensley ist die neue Kanzlerin ...

Aeland hat noch mit den Ereignissen aus dem ersten Band zu tun, ein schlimmer Wintersturm bahnt sich an, und die Amaranthine sind mit bestimmten Erwartungen angereist. Grace Hensley ist die neue Kanzlerin des Landes, und als ob sie nicht genug mit diesen Problemen zu tun hätte, gibt es auch noch einen Mord.

Im zweiten Band steht nicht mehr Miles Hensley im Mittelpunkt, sondern seine Schwester Grace, die man bereits aus Band 1 kennt, wirkt nun als Ich-Erzählerin. Sie hat starke magische Kräft, war an der Zerstörung des Aether-Netzwerkes beteiligt und steht nun im Zwiespalt zwischen den Wünschen der Monarchin, die möglichst unbeschadet davonkommen möchte, und ihrem eigenen Wunsch, vor zu gunsten des Landes und all seiner Bewohner zu handeln. Grace ist ein starker Charakter und braucht ihre ganzen diplomatischen Fähigkeiten, um die Krise zu meistern. Dabei ist nie ganz klar, wem sie trauen kann – nur ihr Bruder Miles, der allerdings noch mit seinen Verletzungen zu tun hat, steht ihr bedingungslos zur Seite.

Neben schon aus Band 1 bekannten Charakteren wie z. B. Miles und dessen Lebensgefährten Tristan, lernt man auch ein paar neue kennen, einige davon näher, und nicht jeden kann man gleich richtig einschätzen.

Wie Band 1 hat mich auch Band 2 schnell in seinen Bann gezogen. Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist unserer eigenen vor etwa 100 Jahren ähnlich, unterscheidet sich aber auch in vielem, nicht nur in der Magie. Die Ausgrenzung einer ganzen Bevölkerungsgruppe weckt ungute Gefühle, und bringt einen erheblichen Anteil Gesellschaftskritik mit sich, die man durchaus übertragen kann. Viele, vor allem die „Mächtigen“ wollen einfach nur eigene Interessen durchsetzen, und gleichzeitig ihren eigenen Anteil am Geschehen verheimlichen. Dies ist in diesem Band noch viel deutlicher als im Vorgänger, der die Missstände ja erst aufdecken musste. Gut, dass es Menschen gibt, die sich davon nicht korrumpieren lassen …

C. L. Polk erzählt wieder sehr spannend und stellt Emotionen und Gedanken ihrer Protagonistin mit in den Mittelpunkt. Manche überraschende Wendung habe ich zwar bereits geahnt, dennoch hatte ich fesselnde Lesestunden. Am Ende ist manches gelöst, aber noch einiges offen, so dass ich schon sehr gespannt auf den nächsten Band bin, mal sehen, wer dann im Mittelpunkt stehen wird, und wie sich die Veränderungen, die sich hier ergeben, auswirken werden.

„Stormsong“ führt die Ereignisse aus „Witchmark“ gelungen fort, der Protagonistenwechsel ist gut durchdacht und tatsächlich nötig. Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung, allerdings sollte man unbedingt zunächst Band 1 lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere