Wirkt unausgereift
Die Stadt der SeherDer Straßenjunge Marco wird beim Stehlen erwischt und verhaftet, doch lange bleibt er nicht im Kerker, denn die Gilde der Seher hat gesehen, dass er etwas besonderes ist, und nimmt ihn in ihren Reihen ...
Der Straßenjunge Marco wird beim Stehlen erwischt und verhaftet, doch lange bleibt er nicht im Kerker, denn die Gilde der Seher hat gesehen, dass er etwas besonderes ist, und nimmt ihn in ihren Reihen auf.
Ombro arbeitet für Solare Biocca, den Schwarzen Herzog, der eine Stadt nach der anderen erobert. Ombro spioniert und tötet für ihn – und bald wird der Herzog vor Marcos Stadt stehen.
Ich hatte sehr schnell den Eindruck, ein Jugendbuch zu lesen, vielleicht bis auf ein paar blutigere Abschnitte. Vermarktet wird es nicht so, aber dennoch ist der Eindruck durchgehend geblieben. Das liegt zunächst am jugendlichen Protagonisten Marco, er ist 16 Jahre alt, wirkt aber oft, gerade am Anfang, jünger. Ihm stellt sich noch Elena zur Seite, die etwa in seinem Alter ist. Aber auch an der Geschichte selbst, die oft unausgereift wirkt und wenig in die Tiefe geht. Die Welt, zum Beispiel, bleibt blass, ich kann sie mir nicht richtig vorstellen. Ich hätte auch so viel mehr über Vastona, die Stadt, in der Marco lebt, erfahren wollen, über die Gilde der Seher, über die Elfen, und auch über die Protagonisten. Auch manche Handlungen wirken nicht nachvollziehbar, weil wir die Motivation dazu nicht erfahren.
Marco kann sich an seine Eltern nicht erinnern, nur an sein Leben als Straßenjunge, aber es muss doch jemanden gegeben haben, der sich in seiner frühen Kindheit seiner angenommen hat, wie soll er sonst überlebt haben? Über Ombro erfährt man praktisch nichts, im Gegenteil, etwas, das zunächst angedeutet wird, wird nicht weiter ausgearbeitet. Elena hat eine Mutter, die aber später keinerlei Rolle mehr spielt, trotz all der Geschehnisse, hat Elena keinen Gedanken mehr an sie. Ein recht gelungener Charakter ist Zalvado, der mich sofort an Leonardo da Vinci erinnerte, was auch gut passt, da Vastona italienische Züge trägt. Mit ihm kommt Leben und auch Humor ins Spiel, und über ihn erfährt man relativ viel, aber Fragen bleiben dennoch offen. Ein weiterer interessanter Charakter ist Caronix, ein Elf, mit seinem Auftauchen wird klar, dass es auch andere Wesen gibt, aber auch bei ihm fehlt sehr viel Hintergrund.
Insgesamt wird einiges, nicht nur bei Ombro, angerissen, aber nicht zu Ende geführt, was sehr unbefriedigend ist. Selbst wenn ein weiterer Band geplant wäre, hätte das meiste in diesen Band gehört, weil es diese Geschichte betrifft, die auch zu Ende geführt wird.
Zunächst kommt man gut in die Geschichte, es lässt sich zügig lesen, und es kommt auch Spannung auf. Gegen Ende, gerade während des epischen Kampfes, musste ich öfter den Kopf schütteln. Warum das alles, wo liegt die Motivation der Antagonisten, woher hat der eine oder andere plötzlich diese Fähigkeiten?
Insgesamt fehlt mir eine ordentlich ausgearbeitete Welt und Charaktere, deren Handlungen verständlicher gemacht werden. Ich habe den Roman nicht ungern gelesen, aber er ist für mich in mancher Beziehung unbefriedigend, und wird wahrscheinlich schnell wieder vergessen sein. Manches wird sehr verkürzt erzählt, anderes dafür ausschweifend. Umgekehrt wäre manchmal besser. Ich vergebe 2,5 Sterne.