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Veröffentlicht am 19.06.2021

Wirkt unausgereift

Die Stadt der Seher
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Der Straßenjunge Marco wird beim Stehlen erwischt und verhaftet, doch lange bleibt er nicht im Kerker, denn die Gilde der Seher hat gesehen, dass er etwas besonderes ist, und nimmt ihn in ihren Reihen ...

Der Straßenjunge Marco wird beim Stehlen erwischt und verhaftet, doch lange bleibt er nicht im Kerker, denn die Gilde der Seher hat gesehen, dass er etwas besonderes ist, und nimmt ihn in ihren Reihen auf.

Ombro arbeitet für Solare Biocca, den Schwarzen Herzog, der eine Stadt nach der anderen erobert. Ombro spioniert und tötet für ihn – und bald wird der Herzog vor Marcos Stadt stehen.

Ich hatte sehr schnell den Eindruck, ein Jugendbuch zu lesen, vielleicht bis auf ein paar blutigere Abschnitte. Vermarktet wird es nicht so, aber dennoch ist der Eindruck durchgehend geblieben. Das liegt zunächst am jugendlichen Protagonisten Marco, er ist 16 Jahre alt, wirkt aber oft, gerade am Anfang, jünger. Ihm stellt sich noch Elena zur Seite, die etwa in seinem Alter ist. Aber auch an der Geschichte selbst, die oft unausgereift wirkt und wenig in die Tiefe geht. Die Welt, zum Beispiel, bleibt blass, ich kann sie mir nicht richtig vorstellen. Ich hätte auch so viel mehr über Vastona, die Stadt, in der Marco lebt, erfahren wollen, über die Gilde der Seher, über die Elfen, und auch über die Protagonisten. Auch manche Handlungen wirken nicht nachvollziehbar, weil wir die Motivation dazu nicht erfahren.

Marco kann sich an seine Eltern nicht erinnern, nur an sein Leben als Straßenjunge, aber es muss doch jemanden gegeben haben, der sich in seiner frühen Kindheit seiner angenommen hat, wie soll er sonst überlebt haben? Über Ombro erfährt man praktisch nichts, im Gegenteil, etwas, das zunächst angedeutet wird, wird nicht weiter ausgearbeitet. Elena hat eine Mutter, die aber später keinerlei Rolle mehr spielt, trotz all der Geschehnisse, hat Elena keinen Gedanken mehr an sie. Ein recht gelungener Charakter ist Zalvado, der mich sofort an Leonardo da Vinci erinnerte, was auch gut passt, da Vastona italienische Züge trägt. Mit ihm kommt Leben und auch Humor ins Spiel, und über ihn erfährt man relativ viel, aber Fragen bleiben dennoch offen. Ein weiterer interessanter Charakter ist Caronix, ein Elf, mit seinem Auftauchen wird klar, dass es auch andere Wesen gibt, aber auch bei ihm fehlt sehr viel Hintergrund.

Insgesamt wird einiges, nicht nur bei Ombro, angerissen, aber nicht zu Ende geführt, was sehr unbefriedigend ist. Selbst wenn ein weiterer Band geplant wäre, hätte das meiste in diesen Band gehört, weil es diese Geschichte betrifft, die auch zu Ende geführt wird.

Zunächst kommt man gut in die Geschichte, es lässt sich zügig lesen, und es kommt auch Spannung auf. Gegen Ende, gerade während des epischen Kampfes, musste ich öfter den Kopf schütteln. Warum das alles, wo liegt die Motivation der Antagonisten, woher hat der eine oder andere plötzlich diese Fähigkeiten?

Insgesamt fehlt mir eine ordentlich ausgearbeitete Welt und Charaktere, deren Handlungen verständlicher gemacht werden. Ich habe den Roman nicht ungern gelesen, aber er ist für mich in mancher Beziehung unbefriedigend, und wird wahrscheinlich schnell wieder vergessen sein. Manches wird sehr verkürzt erzählt, anderes dafür ausschweifend. Umgekehrt wäre manchmal besser. Ich vergebe 2,5 Sterne.

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  • Cover
Veröffentlicht am 12.06.2021

Auch der 7. Band der Reihe gefällt

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
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Ein toter Junge, misshandelt und in ein Kleid gesteckt – Leon Ritter ist sicher, dass das nicht das erste Opfer des Täters sein kann, doch wo sind die anderen Leichen? Dann beginnt eine Mordserie an gut ...

Ein toter Junge, misshandelt und in ein Kleid gesteckt – Leon Ritter ist sicher, dass das nicht das erste Opfer des Täters sein kann, doch wo sind die anderen Leichen? Dann beginnt eine Mordserie an gut situierten Männern, die zunächst keine Verbindung zueinander zu haben scheinen – und was könnte das Motiv sein?

Der 7. Band um den Gerichtsmediziner Leon Ritter ist ziemlich düster, schon der Prolog zeigt in eine bestimmte Richtung, später vermutet man immer einmal wieder eine Verbindung dazu, ich z. B. habe jeweils gerechnet, wie alt die einzelnen Personen zum damaligen Zeitpunkt waren, doch ganz so einfach macht es uns der Autor nicht, und ich zumindet habe auch tatsächlich bis zur – nachvollziehbaren – Auflösung nicht geahnt, wer Opfer und wer Täter ist. Auch einige Gesellschaftskritik schwingt mit, wenn z. B. gezeigt wird, wie schnell Menschen mit Vorverurteilungen sind.

Leon als Rechtsmediziner sieht und vermutet manchmal mehr als die Polizei, was immer wieder zu Konflikten führt, vor allem, wenn er seine Kompetenzen überschreitet.

Ein Nebenstrang betrifft das Privatleben Leons, der eine Beziehung mit der stellvertretenden Polizeichefin Isabelle Morell hat, deren 17jährige Tochter Lilou so langsam eigene Wege geht. Natürlich nimmt auch Land, bzw. die Landschaft der Provence, und Leute ihren Platz ein, die anderen Bewohner des Ortes, Leons Bekannte außerhalb der Arbeit. Der Privatpart nimmt gerade ausreichend Platz ein, um nicht zu stören und dennoch einen Blick auf das „normale“ Leben Isabelles und Leons zu werfen und sie zu authentischen Personen zu machen – gefällt mir.

Der Roman lässt sich gut lesen, ich mag auch die Perspektivewechsel, die den Leser auch schon mal das Geschehen aus Sicht eines Opfers präsentieren. Übermäßig spannend ist das Ganze nicht, muss es aber auch nicht sein, denn es punktet mit anderem, einem schlüssigen Fall, authentischen Charakteren und eben dem Ort, an dem es spielt. Man kann die Örtlichkeiten nicht nur bildlich vor sich sehen, man kann sie nahezu riechen.

Der siebte Band der Reihe hat mir gut gefallen und ich freue mich schon darauf, weitere Bände zu lesen – Leseempfehlung für alle Krimifans, sowie 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2021

Nicht ganz überzeugender erster Band

Leo Berlin
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Berlin 1922: Leo Wechsler ist Witwer, Vater zweier Kinder und Kommissar bei der Kriminalpolizei. Sein neuester Fall ist ein ermordeter Wunderheiler, mit Kunden in gehobenen Kreisen – ist einer von ihnen ...

Berlin 1922: Leo Wechsler ist Witwer, Vater zweier Kinder und Kommissar bei der Kriminalpolizei. Sein neuester Fall ist ein ermordeter Wunderheiler, mit Kunden in gehobenen Kreisen – ist einer von ihnen der Täter? Als eine alternde Prostituierte ermordet wird, hat Leo das Gefühl, dass die Taten zusammenhängen, doch wo ist das Motiv?

Der Roman, der erste einer Reihe, zunächst im Jahr 2005 entstanden, erhielt im 2012 eine Neuauflage. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Krimihandlung noch nicht ganz ausgereift, nicht so raffiniert wie in anderen guten Krimis, ist. Zunächst störten mich auch die Abschnitte in kursiv, die später aber doch eine gewisse Wichtigkeit erhalten. Irritiert hat mich, dass immer wieder von der „Fabrik“ gesprochen wurde, obwohl das Polizeipräsidium eigentlich als „Rote Burg“ bekannt war.

Recht gut gelungen erscheinen mir die Charaktere, Leo hat es als Witwer mit kleinen Kindern nicht leicht, trauert auch noch um seine Ehefrau. Ihm zur Seite steht seine ledige Schwester Ilse, die aber auch ein eigenes Leben haben möchte, und mit ihm hadert, wenn er z. B. Absprachen nicht einhält, weil es ihn auch an freien Tagen und nach Feierabend zu seiner Arbeit zieht. Die beiden Kinder, 4 und 8 Jahre alt, tragen auch ihren Teil zur Geschichte bei, was mir gut gefällt.

Auch in den Nebenrollen gibt es gelungene Charakter, wie Leos aristokratischen Kollegen von Malchow oder den Täter. Neben der Krimihandlung fließt immer wieder der historische Hintergrund ein, die 1920er Jahre sind aus heutiger Sicht eine spannende Zeit, waren für die Leute, die damals lebten, aber nicht immer leicht.

Der Kriminalfall erscheint mir, wie oben schon erwähnt, manchmal etwas holprig, aber dennoch nicht uninteressant. Als Leser erfährt man schon relativ früh, wer der Täter ist, und kann seinen Gedankengängen folgen. Dennoch gibt es Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet hat. Das Ende erscheint mir passend.

Da ich die Charaktere mag und gerne wiedertreffen möchte, werde ich auf jeden Fall noch mindestens einen Band der Reihe lesen. Der erste Band der Reihe ist okay, das Besondere ist, dass der Leser früh weiß, wer der Täter ist und Leos private Situation. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig aufrunde. Wer (Kriminal)Romane, die in den 1920er Jahren spielen, könnte hier richtig sein.

Veröffentlicht am 05.06.2021

Invita ermittelt in ihrer alten Heimat

Der Schatz Salomos
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260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen ...

260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen kann? Doch dann findet sie eine Leiche und ein alter Freund wird der Tat verdächtigt – Invita muss wieder einmal Detektivin spielen.

Der dritte Band der Reihe führt weg aus Trier ins heutige Metz. Invita lebte dort seit sie denken kann als Sklavin des Cornelius Felix, bis dieser sie vor neun Monaten an den Statthalter verschenkte. In Divodurum herrscht keine gute Stimmung, die Stadt ist überfüllt mit Flüchtlingen, antisemitische Reden werden geschwungen, und dann gibt es noch Todesfälle, die auf Flüche hindeuten.

Invita erzählt wie gehabt in Ich-Form und durchaus selbstkritisch, so ist man immer nah bei ihr und ihren Gedanken. Auch in diesem Band ist sie wieder recht umtriebig, allerdings erkennt man sie in der Gegenwart ihrer früheren Herrn kaum wieder, viele schlechte Erinnerungen sorgen dafür, dass sie regelrecht erstarrt, wenn sie einen von ihnen trifft. Das hält sie aber nicht davon ab, u. a. im Hause der Cornelier nach Beweisen zu suchen und sich dadurch in Gefahr zu begeben. Generell handelt sie oft unüberlegt.

Erzählt wird wieder spannend, auch wenn viel Spannung durch Invitas Einzelgänge entstehen, aber man fühlt auch mit dem jüdischen Juwelier Salomo mit,der der Taten verdächtigt wird, und seinem Vater, dem Medicus Isaac, und hofft, dass es gut für die beiden ausgehen möge. Auch Marcella, die Herrin Invitas, die Christin ist, mischt mit und ist ebenfalls wegen ihres Glaubens in Gefahr. Auf der Antagonistenseite gibt es ein paar Charaktere, die man direkt nicht leiden kann – vielleicht ein bisschen zu viel Klischee und Schwarzweiß-Zeichnung, aber es passt recht gut, zumal auch Invitas eigene Geschichte tangiert wird.

Die Auflösung ist nachvollziehbar, und man kann als Leser auch gut miträtseln.

Ich besitze noch die alte Auflage, mittlerweile gibt es eine Neuauflage aus dem Piper-Verlag, der nun auch endlich den vierten Band herausbringen wird, dieser ist bereits angekündigt. Meine Auflage enthält neben einem Nachwort der Autorin mit historischen Anmerkungen auch ein Glossar und eine Karte des römischen Metz sowie das Foto der Grabstele Iunia Curmillas.

Band 3 der Reihe hat mir wieder gut gefallen und ich freue mich nun auf Band 4. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die Reihe.

Veröffentlicht am 03.06.2021

Berührte mich auf vielen Ebenen

Sturmglas
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Fünf Archen haben die Erde verlassen, um Menschen von der zerstörten Erde zu einer neuen Heimat zu bringen. Mattie hatte das Glück, ein Los für die australische Arche Freedom zu bekommen, und eigentlich ...

Fünf Archen haben die Erde verlassen, um Menschen von der zerstörten Erde zu einer neuen Heimat zu bringen. Mattie hatte das Glück, ein Los für die australische Arche Freedom zu bekommen, und eigentlich erwartet in einer geschützten Umgebung mit Ärzten an ihrer Seite aus dem Cryoschlaf zu erwachen. Doch nun trudelt sie in ihrer Cryokapsel mit tausenden anderen durchs All, die Arche offensichtlich zerstört, unter sich ein Planet. Wieder hat sie mehr Glück als manch anderer, der ins All driftet, und landet ohne schwere Verletzung auf der Oberfläche des Planeten. Schon bald merkt sie, dass zu der unbekannten Fauna auch Beutejäger, Raubtiere, Prädatoren zu gehören scheinen – und trifft endlich auch auf einen anderen lebenden Menschen.

In „Akkretion“ erzählte die Autorin die Geschichte zweier der fünf Archen, hier nun erfahren wir das Schicksal der dritten. Man war auf dem Weg nach Alpha Centauri, wo man sich gute Verhältnisse für den Fortbestand der Menschen erhoffte, doch wo Mattie letztlich gelandet ist, ist nicht sicher. Der Planet bietet gute Möglichkeiten fürs Überleben, aber eben auch eine Gefahr, die im Hintergrund lauert. Das Besondere aber sind die vielen Kristalle in allen möglichen Farben – der bildhafte Erzählstil der Autorin trägt dazu bei, dass man sich nicht nur sie wunderbar vorstellen kann.

Auch die Charaktere sind R. M. Amerein wieder gut gelungen, Mattie, aus deren Perspektive erzählt wird, ist eine unsicherer Person, die mehr als einmal über ihren Schatten springen muss. Sie hat eine künstlerische Ader und liebt es zu malen. Auch optisch sticht sie hervor. Cody, den Mattie als erstes trifft, mag ich besonders, er ist ein liebevoller Charakter, anders kann man das gar nicht sagen, und tut Mattie alleine deswegen schon gut. Ein weiterer wichtiger Charakter ist Skye, eine Soldatin, die manches schon wegen ihrer Ausbildung anders sieht. Und dann ist da noch eine rätselhafte Kreatur, die in meinen Augen besonders gut gelungen ist.

Der Roman, eher eine Novelle, ist recht kurz, aber mehr wäre nicht passend gewesen, am Ende ist alles gesagt. Das Ende wird womöglich nicht jedem gefallen, ich finde es grandios und im Nachklang absolut passend. Nachklingen wird der Roman auch sonst noch länger. Unbedingt sollte man auch das Nachwort lesen, in dem die Autorin noch manches wissenswerte erzählt.

Drei Archen, drei Schicksale – was wohl mit den anderen beiden passiert ist? Sicher werden wir das noch in einem weiteren Roman erfahren, ich freue mich darauf. „Akkretion“ und „Sturmglas“ kann man übrigens unabhängig voneinander lesen, auch die Reihenfolge ist egal. Sie spielen zwar im selben Universum, erzählen aber verschiedene Geschichten.

Auch der zweite Band der Archen-Odyssee ist absolut lesenswert und berührt mich auf vielen Ebenen. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine Leseempfehlung, nicht nur für SF-Fans.

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