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Veröffentlicht am 03.01.2022

Gelungener zweiter Band

Tod in Blau
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Berlin 1922: Der Maler Arnold Wegner wird tot in seinem Atelier gefunden, verbrannt. Gewisse Umstände deuten auf Mord und Brandstiftung. Leo Wechsler und sein Team ermitteln. Ein Motiv zu finden, ist gar ...

Berlin 1922: Der Maler Arnold Wegner wird tot in seinem Atelier gefunden, verbrannt. Gewisse Umstände deuten auf Mord und Brandstiftung. Leo Wechsler und sein Team ermitteln. Ein Motiv zu finden, ist gar nicht so einfach, womöglich liegt es in den Arbeiten des unkonventionellen Malers verborgen?

Der zweite Band um Leo Wechsler bietet nicht nur einen interessanten Fall (eigentlich sind es ja zwei, aber der erste geht irgendwann unter und wird nicht weiter verfolgt, das ist ein bisschen schade), sondern führt auch das Privatleben Leos und seiner Schwester Ilse weiter, leider nicht immer zum Guten, man darf gespannt auf weitere Entwicklungen sein.

Leo ist mir sehr sympathisch und auch seinen Kollege Robert Walther, der ihm auch ein Freund ist, mag ich. Einige andere Charaktere aus Band 1, wie Pauls Familie und die Buchhändlerin Clara Bleibtreu trifft man ebenfalls wieder. Ein besonderes Highlight unter den Charakteren stellt in diesem Band aber der Junge Paul dar, der eine besondere Beziehung zu dem toten Maler hatte, und möglicherweise mehr über ein mögliches Motiv weiß. Aus armen Verhältnissen stammend, ist er aber auch misstrauisch, und versucht ein Versprechen, das er Wegner geben hat, unter allen Umständen zu halten. Mit ihm ist man als Leser:in sehr schnell emotional verbunden.

Auch Alfred Wegner lernt man zunächst kennen und mögen, so dass man seinen Tod sehr bedauert. Susanne Goga hat ein gutes Händchen für Charaktere, und so trifft man hier einige, die pointiert gezeichnet sind und auch gut in die Zeit passen, wie z. B. die Tänzerin Thea Pabst.

Apropos Zeit: Die Atmosphäre jener Zeit hat die Autorin ebenfalls gut in den Roman gebracht. Der historische Hintergrund spielt eine Rolle, die galoppierende Inflation, der aufkommende Nationalsozialismus, die schwierige politische Situation. Susanne Goga lässt uns nicht nur einen Blick in Glanz und Glamour des Berlins der 1920er Jahre werfen, sondern auch einen in die Hinterhöfe und die gesellschaftlichen Diskrepanzen.

Die Reihe um Leo Wechsler entwickelt sich zunehmend zu einer Lieblingsreihe, ich freue mich schon auf weitere Bände, einige sind bereits erschienen. Wegen des „vergessenen“ Toten vergebe ich „nur“ 4,5 Sterne, und eine Leseempfehlung (nicht nur) für alle, die (Kriminal)Romane mögen, die in den 1920er Jahren spielen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Ein besonderer Roman

Ich, Santa
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Frank Ward nimmt nach dem Tod seiner Schwester deren 16jährigen Sohn bei sich auf. Der Junge ist viel mit seinen Cousins unterwegs, und lernt eines Tages auf einem Rummel Jules Hazard kennen, zu dem er ...

Frank Ward nimmt nach dem Tod seiner Schwester deren 16jährigen Sohn bei sich auf. Der Junge ist viel mit seinen Cousins unterwegs, und lernt eines Tages auf einem Rummel Jules Hazard kennen, zu dem er eine besondere Beziehung aufbaut.

Der Junge, den Frank Ward aufnimmt, wird nie beim Namen genannt (erst am Ende), erzählt aber selbst in Ich-Form. Ward ist Sammler außergewöhnlicher Dinge, und von Anfang an schwebt das Gefühl von Geheimnis und Phantastischem über dem Erzähler, über der Geschichte, und schnell auch über dem Leser. Der Junge lernt nicht nur Jules Hazard kennen, sondern auch andere Charaktere, bei denen man sich fragt, wer oder was der- bzw. diejenige ist. Ganz aufgelöst wird das nicht, man hat aber als Leser:in selbst die Möglichkeit zu deuten und zu interpretieren, sollte sich dafür aber auf die Geschichte einlassen können, und vor allem ein bisschen Erfahrung mit phantastischen Geschichten haben.

Mich hat die Geschichte sehr schnell gepackt, ich war gefesselt, gespannt, habe mit dem Jungen mitgefühlt. Jay Kay hat eine sehr eingängige Erzählweise, und schafft es, dem Jungen Charakter zu geben.

Meine Ausgabe hat mehrere Boni, u. a. eine Kurzgeschichte (der Autor nennt sie Vignette), in der ein anderer Charakter des Romans die Erzählerrolle übernommen hat, und die leider ein offenes Ende hat, aber Lust macht, noch mehr von dieser Welt zu lesen.

Mich hat der Roman auf besondere Weise berührt, ich habe ihn sehr gerne gelesen. Man muss sich auf ihn einlassen, er ist kein einfacher Weihnachtsroman, wie man es von Titel und Cover erwarten könnte, man sollte außerdem Interesse an Phantastik haben, wenn man ihn genießen möchte.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Spannender Urbanfantasy-Roman

Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau
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Am 03.10.1989 ging in Berlin eine Bombe hoch, und alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, wurden tatsächlich lebendig. Seitdem leben die Menschen neben Trollen, Feen, Dämonen und ...

Am 03.10.1989 ging in Berlin eine Bombe hoch, und alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, wurden tatsächlich lebendig. Seitdem leben die Menschen neben Trollen, Feen, Dämonen und anderen Wesen, und haben mehr oder weniger gelernt, sich damit zu arrangieren. Die phantastischen Wesen werden Stifs genannt und kämpfen immer noch darum, als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Mittlerweile steht der 30. Jahrestag unmittelbar bevor.

Lucy Wayne, frühere Polizistin, hat sich als Privatdetektivin für Stifs niedergelassen. Sie selbst wurde am 03.10.1989 geboren – und kann – als wahrscheinlich einziger Mensch – Stifs an ihrer Ausstrahlung wahrnehmen. Ihr neuester Fall führt sie auf die Suche nach der Sidhe Lia, die verschwunden ist.

Zur selben Zeit scheint auch ein Werwolf, der nur Stifs tötet, sein Unwesen zu treiben, doch Werwölfe sind inzwischen eigentlich ausgestorben …

Urbanfantasy hat für mich etwas spannendes, die Vorstellung, in unserer realen Welt könnte es tatsächlich Phantastisches geben spricht mich an – zumindest im Roman. Die Autorin hat zudem nicht nur die reale Wiedervereinigung des geteilten Deutschland für die Basis ihres Plots auf interessante Weise abgeändert, sondern auch einige aktuelle Themen integriert, wie z. B. Fremdenfeindlichkeit.

Die Detektivgeschichte selbst, inklusive Lucy, erinnert an die Crime noir-Geschichten, man kann sich Lucy durchaus als weiblichen Humphrey Bogart vorstellen, zumal sie auch selbst in Ich-Form erzählt. Sie ist nicht unbedingt die sympathischste, und handelt manchmal ohne an ihre Mitmenschen zu denken, letztlich liebt sie die, die ihr nahe stehen, aber schon. Nahe stehen ihr vor allem zwei Stifs, mit denen sie zusammenlebt, der Erzdämon Aki und die Sirene Lore. Vor allem Aki ist ein sehr interessanter Charakter, überhaupt gibt es hier einige spannende Charaktere, kein Wunder bei der Anzahl und Verschiedenartigkeit der phantastischen Wesen (sogar Frau Mahlzahn ist dabei!). Natürlich kommen auch einige Menschen vor, die, wie auch die Wesen, sowohl auf der „guten“ als auch auf der „bösen“ Seite zu finden sind.

Dass die Werwolfgeschichte letzlich mit der Suche nach Lia verschmilzt, erwartet man von Anfang an, und tatsächlich sind am Ende beide Fälle gelöst. Bis dahin gibt es die eine oder andere überraschende Wendung, schließlich ist alles nachvollziehbar gelöst.

Erzählt wird atmosphärisch und spannend, die Autorin hat auf gewisse Art poetische Sätze gefunden, wie z. B. „Draußen frisst der Nebel die Straßenzüge auf und leckt mit feuchter Zunge an Autos und Fensterscheiben“ (Pos. 2270). Ich finde auch sehr gelungen, welche verschiedenen Wesen man kennenlernt, neben bekannten, auch einige eher unbekannte. Da der Roman der Auftakt einer Reihe zu sein scheint (Band 2 erscheint 2022), freue ich mich schon sehr auf weitere Fälle bzw. Abenteuer Lucys, und bin gespannt, was noch enthüllt wird und wem man noch begegnen wird.

Ich habe mich sehr gut unterhalten, und finde vor allem die Vielzahl an phantastischen Wesen sehr gelungen, sowie die Verknüpfung mit der tatsächlichen Geschichte unserer realen Welt bzw. wie die Autorin sie gelungen abgeändert hat, und dass aktuelle Themen mitverarbeitet werden. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Sehr spannend

State of Terror
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In mehreren europäischen Städten gibt es Bombenattentate auf Busse. Wer steckt dahinter? Die Wahrscheinlichkeit, dass es weitere Anschläge geben wird, ist groß.

Douglas Williams, der erst seit kurzem ...

In mehreren europäischen Städten gibt es Bombenattentate auf Busse. Wer steckt dahinter? Die Wahrscheinlichkeit, dass es weitere Anschläge geben wird, ist groß.

Douglas Williams, der erst seit kurzem Präsident der USA ist und seine Außenministerin Ellen Adams, die eigentlich nicht gut miteinander können, müssen sich zusammenschließen, um dieser womöglich globale Bedrohung, hinter der ein alter Feind stecken könnte, gegenübertreten zu können.

Mich hat, ehrlich gesagt, vor allem gereizt, dass Hillary Rodham Clinton hier Mitautorin ist, die Protagonistin ist, wie es Clinton war, Außenministerin, ich war gespannt, wie viel Autobiografisches wohl Einzug hält. Nun, immerhin wird schnell deutlich, dass der vorherige Präsident, Eric Dunn, klar Trumps Züge trägt. Wie viel Clinton tatsächlich aus dem Nähkästchen berichtet hat? Eigentlich ist das egal, denn der Roman ist einfach nur eines: Spannend. Wie viel davon authentisch ist (gerade die Konferenzen/Besprechnungen mit Staatsoberhäuptern/anderen Politikern) kann man nur ahnen. Dass viel typisch amerikanischer Heroismus und Patriotismus einfließt, überrascht wenig, stört mich persönlich aber nicht, ich ordne das einfach entsprechend ein. Eher stört mich schon das ein oder andere Klischee, aber auch das nur am Rande.

Die Protagonistin gefällt mir gut, ich kann mit ihr mitempfinden. Sie ist eine gestandene Frau, der man so schnell nichts vormacht, hat aber auch eine sensible Seite. Ihre Beraterin ist gleichzeitig ihre beste Freundin, und auch diese mag ich. Manch ein Charakter macht eine gewisse Entwicklung mit, und es gibt auch einige überraschende Wendungen – wirklich tiefgehend ist aber keiner gezeichnet. Das muss hier auch nicht, denn, wie gesagt, der Fokus liegt auf „spannend“. Es ist nur ein Roman, doch ich habe mich immer wieder gefragt, wie viel davon realistisch sein könnte – und das macht das Ganze noch eine Idee spannender, aber auch bedrückender.

Gut gefallen haben mir auch die Nachworte der Autorinnen, hier erzählen sie u. a., wie es zur Zusammenarbeit kam und vor allem auch, wie manche Charaktere entstanden sind.

Spannend, spannend, spannend – das ist mein Resümee. Wer einen Pageturner sucht und vor ein paar Klischees nicht zurückschreckt, wird hier fündig. Ich vergebe 4,5 Sterne,und hoffe, Ellen Adams noch einmal begegnen zu können.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

So mag ich meine historischen Romane

Krone des Himmels
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1189: Etienne hält es zu Hause nicht mehr aus, seine körperliche Beeinträchtigung, mit der er auf die Welt kam, wird ihm selbst zur Last gelegt. Weit kommt er allerdings nicht, bevor sein Leben ernsthaft ...

1189: Etienne hält es zu Hause nicht mehr aus, seine körperliche Beeinträchtigung, mit der er auf die Welt kam, wird ihm selbst zur Last gelegt. Weit kommt er allerdings nicht, bevor sein Leben ernsthaft in Gefahr gerät. Nur gut, dass der Wundarzt Caspar ihn findet und mitnimmt, und schließlich landet Etienne sogar mitten im dritten Kreuzzug.

Aveline ist ebenfalls auf der Flucht, und auch sie hat Glück, eine Pilgergruppe auf dem Weg ins Heilige Land nimmt sie auf, und auch ihr Weg führt mitten in den 3. Kreuzzug.

Karakush ist der Stadthalter Akkons, das vom christlichen Heer belagert wird.

Aus drei Perspektiven wird Juliane Stadlers Debütroman erzählt, wobei die Karakushs den kleinsten Teil einnimmt, dafür aber einen interessanten Blick auf die muslimische Seite wirft.

Ich habe bereits einige Romane gelesen, die den dritten Kreuzzug zum Thema hatten, alle waren für sich sehr interessant. Auch dieser Roman gefällt mir gut, vor allem die drei Protagonisten, die, vor allem die beiden christlichen, für sich besonders sind. Etienne mit seinem verdrehten Fuß, der dadurch schlecht laufen kann, und bisher deswegen viel Ungemach erfahren musste, erhält die Gelegenheit, sich als Wundarzt zu beweisen, eine Tätigkeit, die gerade im Umfeld von Schlachten höchste Bedeutung hat. Aveline, die eine Schuld auf sich geladen hat, die sie durch den Pilgergang sühnen möchte, und auf Grund verschiedener Umstände zum Bogenschützen Avery wird, hat es ebenfalls nicht leicht als Frau in Männerkleidung, die immer das Damoklesschwert der Enttarnung über sich schweben hat, und die eine schlimme Strafe erwarten würde, fiele dieses Schwert. Karakush ist der einzige Protagonist, der wirklich gelebt hat, und aus seiner Sicht das Schicksal der Bewohner Akkons zu erleben, macht einen nachdenklich.

Zwei Charaktere sind mir persönlich etwas zu aufgesetzt und klischeehaft. Da ist zunächst der Mönch Gilbert, der Aveline in der Pilgergruppe das Leben schwer macht, und wirklich das reinste Klischee ist. Später trifft sie auf Coltaire de Greville, der ihr nicht ganz unbekannt ist. Dieser ist ein regelrechtes Monster, das nur sein Pferd liebt, für Menschen aber nur Verachtung übrig hat, und nicht nur Aveline das Leben sehr schwer macht. Meiner Meinung nach hätte es diesen Charakter nicht gebraucht, das Geschehen ist doch sowieso spannend genug, sein Auftreten hat mich mehr und mehr genervt, und macht manches eher vorhersehbar als spannend.

Der historischen Hintergrund wird nicht einfach berichtet, sondern ist gut in die Geschichte integriert. Aveline ist z. B. mit dem Heer Barbarossas unterwegs. Etienne und Caspar gehören zunächst der französischen Vorhut an, und erleben alle Heerführer aus der Nähe. Karakush hat Kontakt zu Saladin, und alle erleben die Verhältnisse vor Ort mit.

Der Erzählstil der Autorin lässt mich mittendrin sein, ich sehe alles regelrecht vor mir, und habe sogar das Gefühl zu hören und zu riechen. Die Schlachten sind interessant und lebhaft erzählt. Besonders eindringlich ist die Erzählung der unschönen Dinge, die Kriege mit sich bringen, die Verletzungen, die Zeit im Winter, wenn alle hungern und sich Krankheiten breit machen. Aber auch die zwischenmenschlichen Töne kommen gut heraus. So ist man als Leser ständig auch emotional gefordert.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Boni, Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein interessantes Nachwort. Die Autorin ist „vom Fach“, das merkt man auch. Ihren Buchtipp werden ich mir auf jeden Fall näher ansehen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist unterhaltsam, spannend, gut recherchiert und interessant – so mag ich meine historischen Romane. Ich bin sehr gespannt auf weitere Romane der Autorin. Wegen der erwähnten, in meinen Augen zu aufgesetzt wirkenden Charaktere, vergebe ich „nur“ 4,5 Sterne, auf jeden Fall aber eine Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte historische Romane mögen.

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