Thema und Protagonist sehr gelungen umgesetzt
Der Tod des HenkersAm 27.05.1942 wird in Prag ein Attentat auf Reinhard Heydrich verübt, dem er später erliegt. Heinz Pannwitz wird zum Leiter der Sonderkommission der Gestapo und setzt alles daran, die Täter zu finden, ...
Am 27.05.1942 wird in Prag ein Attentat auf Reinhard Heydrich verübt, dem er später erliegt. Heinz Pannwitz wird zum Leiter der Sonderkommission der Gestapo und setzt alles daran, die Täter zu finden, bevor es zu ernsthaften Racheaktionen gegen die tschechische Bevölkerung des Protektorats Böhmen und Mähren kommt.
Ich bin im wesentlichen gut informiert über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, der Roman nimmt allerdings ein Thema auf, das mir weniger geläufig ist. Die Autorin hat dies interessant aufbereitet, und wie man ihrem Nachwort entnehmen kann, sich größtenteils auch an die Fakten gehalten, ganz ohne Fiktion geht es bei einer Romanerzählung naturgemäß nicht, zumal sie den Protagonisten, Heinz Pannwitz, in Ich-Form erzählen lässt, was mir im übrigen sehr gut gefällt, und was auch wunderbar passt, denn Pannwitz ist zwar angepasst, aber im Inneren noch menschlich.
Meiner Meinung nach sollte man die historischen Hintergründe zumindest etwas kennen, ebenso die einzelnen Nationalsozialisten, die hier genannt werden. Es erleichtert einfach das Verständnis. Ein Personenverzeichnis wäre schön gewesen, mancher hat vielleicht auch Probleme mit den vielen tschechischen Namen, aber wer einigermaßen aufmerksam liest, sollte klar kommen.
Laura Nolls Erzählstil hat mir gut gefallen, er ist sehr bildlich, atmosphärisch und sie spart nicht mit Sarkasmen, die durch das, bereits erwähnte, Erzählen aus Sicht des Protagonisten besonders gut wirken. Einige der Verbrechen, die damals begangen wurden, werden angedeutet, andere explizit erwähnt, wie etwa die Vernichtung des Dorfes Lidice – und zwar sehr eindringlich, auch hier wirkt sich die Erzählperspektive positiv aus. Teilweise kann man im Nachhinein noch froh sein, dass nicht alles umgesetzt wurde, was angedacht war.
Heinz Pannwitz, den es wirklich gab, kommt dem Leser, natürlich auch durch die Erzählperspektive sehr nahe, man erfährt auch einiges über seine persönlichen Hintergründe, er ist ein interessanter, teilweise ambivalenter Charakter und von der Autorin sehr gut ausgearbeitet.
Der Roman ist absolut empfehlenswert und lässt diese dunkle Zeit einmal im Rahmen eines etwas weniger bekannten Settings lebendig werden. Dazu ist er interessant zu lesen, hat seine ganz eigene Spannung und einen interessanten Protagonisten. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl.