Unbedingt lesenswert!
Das Haus der FrauenAnwältin Solène muss miterleben, wie ein Mandant in den Tod springt, und bricht zusammen – Burnout. Nur mühsam kann sie sich wieder ins Leben kämpfen. Als ein öffentlicher Schreiber gesucht wird, greift ...
Anwältin Solène muss miterleben, wie ein Mandant in den Tod springt, und bricht zusammen – Burnout. Nur mühsam kann sie sich wieder ins Leben kämpfen. Als ein öffentlicher Schreiber gesucht wird, greift sie zu und wird in den Palast der Frauen geschickt.
1925/26: Blanche Peyron ist vor Jahren in die Heilsarmee eingetreten. Sie will helfen. Vor allem Frauen haben es schwer, gerade im dieser Zeit, Blanche setzt sich für sie ein und leistet Großartiges, um ihnen einen Zufluchtsort zu schaffen.
Ganz schnell war ich neugierig, ob es Blanche und damit auch den Palais de la Femme wirklich gab/gibt – und tatsächlich, die Autorin hat sich hier einer historischen Persönlichkeit angenommen, die wahrscheinlich wenige kennen, die aber durch den Roman sicher deutlich bekannter werden wird. Der Palais wird auch heute noch so genutzt, wie von Blanche vorgesehen. Für mich macht es diesen Roman noch beeindruckender und emotionaler als er so schon ist.
Solène tut sich zunächst schwer, denn die Frauen im Palais (der deutsche Titel hätte das ruhig übernehmen können!) sind nicht einfach, alle haben ein, oft schlimmes, Schicksal hinter sich. Einige davon erzählt dieser Roman, kurz aber eindringlich. Mit diesem Teil der Bevölkerung hatte die Anwältin bisher nicht zu tun, doch je mehr sie die Frauen, die im Palais wohnen, kennen lernt, desto vertrauter werden sie ihr, desto mehr Gedanken macht sie sich auch über andere, denen es ähnlich geht, wie die junge Obdachlose, die ihr täglich begegnet. Am Ende bedeutet ihr Engagement im Palast der Frauen ein Stück Heilung für sie, und auch den Frauen kann sie einiges geben.
Der Roman berührt emotional, macht nachdenklich und bietet ein gutes Stück Gesellschaftskritik, in erster Linie an Frankreich, aber man kann das durchaus auch auf andere Länder übertragen, zumal viele der Frauen aus anderen Ländern stammen, wie etwa Binta, die ihre afrikanische Heimat verlassen hat, um ihre Tochter vor der Beschneidung zu retten. Der Roman rüttelt auf, spricht unsere Empathie an und plädiert für mehr Mitgefühl und Solidarität untereinander.
Alleine schon wegen seiner Thematik und die Erinnerung an eine großartige Frau ist der Roman empfehlenswert und sollte von vielen gelesen werden. Von mir gibt es volle Punktzahl und natürlich eine uneingeschränkte Leseempfehlung!