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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2019

Eher nichts für mich

Kalte Schuld
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Durch Zufall werden in einem alten Schuppen Körperteile gefunden – wie sich herausstellt gehören sie zu einer Frau, die vor vier Jahren verschwand. Die Polizei sucht im Bekanntenkreis der Toten nach einem ...

Durch Zufall werden in einem alten Schuppen Körperteile gefunden – wie sich herausstellt gehören sie zu einer Frau, die vor vier Jahren verschwand. Die Polizei sucht im Bekanntenkreis der Toten nach einem Motiv.

Über die Reihe um Mara Billinsky hatte ich bereits einiges gehört, und so habe ich die Gelegenheit ergriffen, diesen Kurzroman zu lesen, um zu entscheiden, ob ich mehr von ihr lesen möchte. Die Kommissarin ist auf den ersten Blick interessant, da sie offenbar Gothic ist, etwas das nicht auf Anhieb zu diesem Beruf zu passen scheint. Außer, dass hin und wieder erwähnt wird, dass sie sich als Außenseiterin sieht, wird das in diesem Roman aber nicht weiter thematisiert.Neben ihrer optischen Besonderheit, ist sie auch sonst sehr unangepasst, so dass ihr Kollege sie hin und wieder zügeln muss, und dabei oft wenig erfolgreich ist.

Ich mag auch bei Thrillern, wenn sie zeigen, dass die Ermittler ein Privatleben haben, außerdem mag ich es, mitzuraten und vor allem die Möglichkeit zu erhalten, dies zu tun. Beides habe ich hier leider nicht bekommen. Privates der Ermittler erfährt man nicht, was schade ist, denn wie gesagt, Mara scheint ein interessanter Charakter zu sein und auch in einem Kurzroman hätte es Gelegenheiten gegeben. Und das Mitraten war ganz schnell vorbei, denn ich hatte den Täter bereits bei seinem ersten Auftauchen außerhalb des Prologs enttarnt, wozu leider auch der Prolog beitrug, auf den man besser verzichtet hätte. Die Auflösung ist recht klischeehaft, aber okay.

Was ich nicht mag, ist, wenn vor allem auf Action Wert gelegt wird. Action gibt es hier leider zu viel, mehrere Verfolgungsjagden und Schießereien, für mich hebt das nicht die Spannung sondern eher die Langeweile. Ansonsten ist das Ganze ein 08/15-Thriller, der mich nicht animiert, weitere Bände der Reihe zu lesen.

Leider ist der Roman nichts für mich, dafür steht die Action zu sehr im Vordergrund. Wer das mag, ist hier wahrscheinlich gut aufgehoben. Ich vergebe gerade noch 3 Sterne, in erster Linie wegen der recht interessanten Protagonistin.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Enttäuschend

Die Geschichte der schweigenden Frauen
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Nach einem Atomkrieg und einem Virus, der viele Frauen tötete, ist man bemüht, die Bevölkerungszahl wieder zu steigern. Frauen werden daher mit bis zu sechs Männern verheiratet und durch Medikamente wird ...

Nach einem Atomkrieg und einem Virus, der viele Frauen tötete, ist man bemüht, die Bevölkerungszahl wieder zu steigern. Frauen werden daher mit bis zu sechs Männern verheiratet und durch Medikamente wird ihre Fruchtbarkeit gesteigert – ihr Leben wird ausschließlich zu dem einer Gattin und Mutter. Dieses Leben möchten nicht alle führen, und so gibt es eine geheime Organisation, die Panah, zu der sich junge Mädchen, bevor sie Gattinnen werden, flüchten können. Ihren Lebensunterhalt bestreiten diese Frauen damit, dass sie Männern, in der Regel solchen, die in gehobenen Positionen sind und damit einen gewissen Schutz gewährleisten können, Intimität ohne Sex bieten, sie z. B. beim Einschlafen im Arm halten.

Eine Dystopie, von einer pakistanischen Autorin geschrieben und in Asien angesiedelt, das interessierte mich sehr, und der Start in den Roman sprach durchaus für sich. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, eine davon als Tonbandaufzeichnung. Zunächst sind es nur Frauen, später auch Männer, die zu Wort kommen.

Leider entwickelt sich der Roman dann anders als erhofft, und im letzten Drittel habe ich wirklich nur noch den Kopf geschüttelt, mir fehlte es u. a. immer mehr an Logik, die Erzählung wird sehr langatmig, ich konnte viele Handlungen nicht mehr nachvollziehen und das Ende ist äußerst unbefriedigend. Statt einer interessanten Dystopie mit Spannung und echter Rebellion artete das Ganze u. a. zu einer blassen Liebesgeschichte aus. Ich hätte lieber, wie zu Beginn, mehr über die Frauen erfahren und ihre Beweggründe, über ihr Leben im Untergrund und über etwas, das mehr in Richtung Rebellion geht. Am Ende habe ich mich auch gefragt, warum die Frauen nicht direkt ins Nachbarland geflüchtet sind. Keiner der Charaktere kam mir wirklich nah, auch nicht Sabine, und auch ihre Charakterisierungen fand ich wenig stringent.

Nach einem guten Start verliert der Roman zunehmend, es kommt keine Spannung auf, die Logik schwindet, die Charaktere handeln nicht nachvollziehbar, und die Geschichte driftet in eine Richtung, die mir nicht behagt. Leider kann ich nur 2 Sterne vergeben und keine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Eher traurige Doktor-Who-Geschichte

Doctor Who - Zeitreisen 7: Die Einsamkeit des Langstreckenreisenden
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Der Doktor ist nach dem Besuch von Metebelis III tödlich verletzt und auf dem Weg zur Erde, um sich von Sarah Jane zu verabschieden, als er in einer Welt landet, in der die Menschen gezwungen sind, gut ...

Der Doktor ist nach dem Besuch von Metebelis III tödlich verletzt und auf dem Weg zur Erde, um sich von Sarah Jane zu verabschieden, als er in einer Welt landet, in der die Menschen gezwungen sind, gut gelaunt zu sein.

Der siebte Teil der Zeitreisen-Kurzgeschichten ist dem dritten Doktor gewidmet. Die Geschichte ist spannend und gut zu lesen, aber auch sehr traurig. Letzteres deutet sich schnell an, ich hatte es in diesem Ausmaß aber nicht erwartet, es ging mir sehr ans Herz. Dennoch ist die Geschichte auch tröstlich. Tröstlich ist auch der Humor, der trotz allem durchscheint. Ich musste sehr schmunzeln, als ich über des Doktors Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe las.

Auch diese Kurzgeschichte aus dem Doktor-Who-Universum konnte mich wieder überzeugen, Fans des Doktors sollten zugreifen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Einer der originellsten Romane, die ich gelesen habe

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Ein Mann irrt durch den Wald, ohne Gedächtnis, nur einen Namen weiß er noch: „Anna“. Und er ist sicher, dass Anna gerade ermordet wurde. Als er endlich ein Haus erreicht, ist er dort gut bekannt, nur Anna ...

Ein Mann irrt durch den Wald, ohne Gedächtnis, nur einen Namen weiß er noch: „Anna“. Und er ist sicher, dass Anna gerade ermordet wurde. Als er endlich ein Haus erreicht, ist er dort gut bekannt, nur Anna kennt niemand.

Wer Titel und Klappentext gelesen hat, wundert sich bestimmt. Anna? Sollte nicht eine Evelyn tot sein? Am besten, man vergisst den Klappentext, der sicher ein Kaufanreiz ist, schnell wieder, denn was dort verraten wird, erfährt man im Roman erst viel später. Bis dahin, und auch darüber hinaus, ist man genauso verwirrt wie der Protagonist, und das ist auch gut so.

Ich habe selten einen so originellen Roman gelesen, der mich als Leser auch fordert, habe ich doch schnell viele Fragen, einige werden auch relativ schnell beantwortet, aber es kommen immer wieder neue hinzu. Gut, dass der Roman auch zum Mitraten einlädt, man macht sich viele Gedanken, und etliche davon werden irgendwann über den Haufen geworfen. Immer wieder wird man überrascht, immer wieder werden Erkenntnisse auf den Kopf gestellt. Es gibt aber auch viele Aha-Erlebnisse und am Ende legt man den Roman zufrieden aus der Hand. Dem Autor ist ein wahres Meisterstück gelungen, Chapeau!

Erzählt wird in der Ich-Form – und aus mehreren Perspektiven – dazu sehr bildhaft (S. 40: „Eine Uhr trommelt all ihren Mut zusammen und gibt ein lautes Ticken von sich“). Ich brauchte zwar ein bisschen, um im Roman anzukommen, aber dann hat er mich komplett gepackt und war Spannung pur. Ich habe mich auch lange gefragt, wann der Roman spielt, Jahreszahlen werden nie genannt, ich schätze aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Prinzip ist das aber egal, denn der historische Hintergrund spielt keine Rolle, es bringt nur eine gewisse Atmosphäre mit sich.

Die Charaktere sind durch die Bank gut gelungen, jeder ein besonderer Typ. Auf einen hätte ich zwar gut verzichten können, denn der „Lakai“ ist mir ein Touch zu viel, aber immerhin hat mich überrascht, wer am Ende hinter ihm steckte. Ich denke, die Geschichte hätte aber auch ohne ihn gut funktioniert.

Ein „richtiger“ Kriminalroman ist es meiner Meinung nach nicht, auch wenn es gilt, deinen Todesfall aufzuklären und ermittelt wird, im Fokus steht etwas anderes, und dadurch wird der Roman eben ein bisschen mehr als ein „Krimi“. Mir gefällt das sehr und es sollte keinen Krimi-Fan abschrecken, den Roman zu lesen.

Wie bereits oben erwähnt, die Auflösung gefällt mir gut. Eigentlich gibt es mehrere, nach und nach erfährt man, wie alles zusammenhängt, und auch der Kriminalfall wird gelöst. Trotzdem hat der Roman ein offenes Ende, das in meinen Augen aber sehr gut passt. Bis zum Ende bleibt der Roman originell und besonders:

Selten habe ich einen Roman gelesen, der mich so gepackt hat, der mich immer wieder überrascht hat, und zwar im positiven Sinne, der meine grauen Zellen gefordert hat und vor Originalität nur so strotzt. Für mich ist dieser Roman eines meiner Jahreshighlights und ich bin schon gespannt, was sich der Autor für seinen nächsten einfallen lässt. Von mir gibt es selbstverständlich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Autobiografischer Roman, der auf ein lange totgeschwiegenes Thema aufmerksam macht

Ich hörte den Vogel rufen
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Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma ...

Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma sondern ist auch Alkoholiker. Erst mit 15 erfährt Sally, dass ihre Oma von Aborigines abstammt, später spürt sie ihrer Familiengeschichte nach und macht daraus diesen autobiografischen Roman, der im Original 1987 erschienen ist.

Die Geschichte beginnt in den 1950er Jahren und lässt den Leser zunächst an Sallys Kindheitserinnerungen teilhaben. Die Autorin erzählt anekdotisch, oft voller Humor, doch es gibt auch bittere und traurige Momente.

Im zweiten Teil des Buches erzählen drei Verwandte der Autorin ihre Geschichte selbst, alle drei Angehörige der sogenannten „gestohlenen Generation“, aboriginestämmige Kinder, die ihren Eltern weggenommen wurden, um sie der Tradition der Ureinwohner zu entfremden und sie als billige Arbeitskräfte zu nutzen. Die Geschichten des Großonkels, der Großmutter und der Mutter Sallys werden in deren Worten und ohne Wertung wiedergegeben und wirken dadurch sehr authentisch. Manches behalten die drei, vor allem die Großmutter, für sich, da es ihnen zu schwer fällt, es zu erzählen.

Sally Morgans Buch scheint in Australien eingeschlagen zu sein wie eine Bombe. Endlich hat sich jemand dieses totgeschwiegenen Themas angenommen. Und auch wenn Hintergründe abseits der Familie fehlen, auch wenn (oder gerade weil) hier nicht gewertet wird, ist dieses Buch auch heute noch wichtig, schon alleine, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

Wer etwas über die Geschichte der australischen Ureinwohner, vor allem nach der Kolonialisierung, wissen möchte, könnte mit diesem Buch einen Einstieg erhalten. Ich bin allerdings der Meinung, ein bisschen über die Hintergründe zu wissen, kann nicht schaden. Empfehlen kann ich dieses Buch auf jeden Fall.