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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2018

Gut recherchiert und spannend erzählt

Das Herz des Löwen
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1189: Robin Hood lebt nach wie vor mit seinen Merry Men im Sherwood Forest, als er eines Tages einem Hünen im Wald begegnet, von dem er sich herausgefordert fühlt. Hätte er gewusst, wem er da gegenübersteht, ...

1189: Robin Hood lebt nach wie vor mit seinen Merry Men im Sherwood Forest, als er eines Tages einem Hünen im Wald begegnet, von dem er sich herausgefordert fühlt. Hätte er gewusst, wem er da gegenübersteht, hätte er sich vielleicht anders verhalten, vielleicht aber auch nicht. Diese Begegnung ist der Beginn einer Verbindung, die Robin bis ins Heilige Land führt, ihn allerhand Gefahren aussetzt, und 10 Jahre später mit dem Tod Richard Löwenherz' endet.

Mit dessen Tod beginnt der zweite Band der Robin-Hood-Reihe, anschließend werden die Ereignisse der vorangehenden zehn Jahre erzählt. Mac P. Lorne hat erneut umfassend recherchiert und bringt dem Leser die Geschichte um Richard Löwenherz und Robin Hood überzeugend nahe. Sein anschaulicher Erzählstil trägt dazu bei, dass man als Leser meint mit dabei zu sein in den Wäldern des Sherwood Forest, auf Sizilien und Zypern oder im Heiligen Land. Man amüsiert sich über Richards manchmal skurrile Ideen, erschreckt sich, wenn er einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hat, leidet mit, wenn Menschen zu Tode kommen, oder ist mittendrin in Schlachten.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, auch Antagonisten wie Ralph de Lacy, der Sheriff von Nottingham, und „Feinde“ wie Saladin, kommen dadurch zu Wort und der Roman bekommt dadurch zusätzlich Tiefe. Die Erzählung ist spannend, auch wenn man schon einiges über die tatsächlichen Ereignisse weiß. Immerhin ist Robin eine fiktive Figur, und auch sonst ist nicht alles detailliert überliefert.

Richard Löwenherz, gerne glorifiziert, war sicher kein leichter Mensch, das kann man hier auch deutlich erkennen. Als großer Fan Eleonores von Aquitanien freute ich mich, dass sie hier eine größere Rolle inne hatte, die ihr auch durchaus gerecht wird. Hatte ich im Vorgängerband noch meine Probleme mit Robin, wächst er mir hier mehr und mehr ans Herz, und ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Bände der Reihe, denn auch dieser Band gefällt mir besser als sein Vorgänger, der mich nicht durchgehend überzeugen konnte. Band 2 habe ich am Ende zufrieden zugeklappt und freue mich nun auf Band 3, der am Ende bereits vorbereitet wird – man darf gespannt sein.

Sehr überzeugend und schön üppig ist das Bonusmaterial: Zeittafel, Bibliografie, Glossar, Karten, Zeichnung des Plantagenet-Wappens, Personenregister (mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten) und interessante Anmerkungen des Autors ergeben ein rundum zufriedenstellendes Paket, wie ich es mir für historische Romane wünsche.

Mit dem zweiten Band seiner Robin-Hood-Reihe konnte mich der Autor wieder überzeugen, spannende Erzählung und gute Recherche ergeben einen sehr lesenswerten Roman. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Freunde historischer Romane.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Wenigstens habe ich gegen Ende ein bisschen gespürt, was der Roman hätte sein können

Magie ist dein Tod
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Der erste Schreiber eines Handelshauses wird ermordet. Neben dem Kommandanten der Stadtgarnison nimmt auch Katerina Lovans, Tochter des Handelshauses Ermittlungen auf. Weitere Menschen müssen sterben, ...

Der erste Schreiber eines Handelshauses wird ermordet. Neben dem Kommandanten der Stadtgarnison nimmt auch Katerina Lovans, Tochter des Handelshauses Ermittlungen auf. Weitere Menschen müssen sterben, bevor nachvollziehbare Ergebnisse vorliegen.

Gleichzeitig macht sich die seit den Magierkriegen verbotene Magie wieder breit und Magier wagen sich aus dem Untergrund, um nach der Macht zu greifen.

„Magie ist dein Tod“ ist der erste Band einer geplanten Reihe und enthält ein Personenverzeichnis und ein Glossar, beides habe ich zwar nicht in Anspruch genommen, aber sicher werden sie manchem nützlich sein.

Leider ist das schon fast das einzig Positive, das ich zum Roman zu sagen habe. Mich hatte der Genremix aus Fantasy und Krimi gelockt, jedoch ist weder der Fantasy- noch der Krimipart wirklich gelungen. Da der Roman im Selfpublishing Verlag „Twentysix“ erschienen ist, vermute ich, dass kein, zumindest kein anspruchsvolles, Lektorat stattgefunden hat, auch das Korrektorat scheint eher marginal gewesen zu sein.

Erzählt wird viel zu ausschweifend und mit vielen Wiederholungen, so kann man nicht nur Szenen mit den Charakteren miterleben, nein, man muss sie auch noch einmal lesen, wenn sie anderen erzählt werden. Eine ordentliche Kürzung hätte dem Roman wahrscheinlich sehr gut getan. Sehr irritiert hat mich auch der Plural von Magier, der hier „Magiere“ genannt wird, und nicht, wie es richtig wäre „Magier“, der Dativ wird dagegen interessanterweise richtig angewandt. Die Sprache ist mir oft zu flapsig, vor allem, wenn Katerina spricht. Oft habe ich das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen, dann wieder als läse ich einen billigen Roman für Männer. Vieles erscheint mir sehr konstruiert, z. B. die zunehmende Zusammenarbeit des Kommandanten mit Katerina. Die behaupteten Emotionen der Charaktere sind für mich meist nicht nachvollziehbar.

Leider bleibt der Fantasyanteil recht klein, man hat kaum das Gefühl, einen Fantasyroman zu lesen. Angeblich soll es sich hier um High Fantasy handeln, das kann ich aber nicht unterschreiben. Einzig die mittelalterlich anmutende Welt spricht dafür, wobei auch diese in meinen Augen nicht ausreichend ausgearbeitet wurde, eher mit Klischees spielt. Erst gegen Ende kommt etwas mehr Spannung auf, zu spät und auch zu wenig.

Mich hat der Roman leider über weite Teile, nahezu bis zum Ende gelangweilt, was natürlich auch der Erzählweise geschuldet ist. Einzig die wenigen Szenen, die der Magie gewidmet sind, sind interessanter zu lesen. Ein ganz großes Manko des Romans sind seine Charaktere, die durchgehend sehr oberflächlich sind, zudem oft klischeebehaftet. Gerade Katerina Lovans als eine der Protagonisten finde ich alles andere als gut gelungen. Sie soll eine starke Frau darstellen, ist es aber nicht. Sie zeigt vor allem ein übertrieben sexualisiertes Verhalten und betrinkt sich bis zur Ohnmacht. Als einer der Protagonisten stirbt, lässt mich das vollkommen kalt, ich kann mit keinem mitfühlen, sie sind mir im Grunde egal, auch die Liebesbeziehung zwischen zwei Protagonisten kann ich nicht nachvollziehen, sie kommt bei mir nicht an. Nur zwei Charaktere gewinnen, allerdings erst gegen Ende, an Profil, der Kommandant der Stadtgarnison, und ein Anwalt, der leider nur einen recht kurzen, dafür sehr eindrucksvollen Auftritt hat.

Langweilig und mit schlecht gezeichneten Charakteren, weder der Kriminal- noch der Fantasyanteil können mich überzeugen – nein, dieser Roman ist so gar nicht mein Fall. Weitere Bände der Reihe werde ich nicht mehr lesen, eine Leseempfehlung kann ich nicht geben. Da ich zumindest gegen Ende ein bisschen gespürt habe, was der Roman hätte sein können, vergebe ich 1,5 Sterne (aufgerundet wo nötig).

Veröffentlicht am 01.09.2018

Interessante Einführung in die Buchreihe

Die Welt des Commissaire Le Floch
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Dieses (kostenlose) Ebook ist eine Einführung in die Reihe um Commissaire Le Floch, die seit 2017 auch auf Deutsch erscheint. Es befasst sich sehr umfangreich mit der Zeit, in der die Reihe spielt, enthält ...

Dieses (kostenlose) Ebook ist eine Einführung in die Reihe um Commissaire Le Floch, die seit 2017 auch auf Deutsch erscheint. Es befasst sich sehr umfangreich mit der Zeit, in der die Reihe spielt, enthält außerdem Informationen über den Autor, zwei Interviews mit ihm, und eine Leseprobe des ersten Bandes der Reihe.

Bereits die Ausführungen über den Autor und seine Arbeitsweise sind sehr interessant, man sieht, mit wie viel Wissen und ausführlicher Recherche er schreibt. Auch zum historischen Paris des 18. Jahrhunderts enthält das Ebook fesselnde Schilderungen, es wird auf verschiedene Themen eingegangen, z. B. Polizeiapparat, Alltagsleben, sanitäre Verhältnisse, Tafelfreuden, dabei wird immer wieder der Bezug zu einzelnen Bänden der Reihe hergestellt und die Lust geweckt, sie zu lesen. Anschaulich werden die Ausführung mit insgesamt 12 historischen Abbildungen illustriert, außerdem enthält das Ebook eine Zeittafel und eine Karte.

Wer mit dem Gedanken spielt, die Reihe zu lesen, oder einfach nur neugierig ist, findet hier eine interessante Sammlung, die man auch lesen kann, wenn einen einfach nur die Zeit interessiert. Für mich ist das Ebook eine gute Einführung in die Reihe, der erste Band ist bereits in meinem Besitz, und wird sicher bald gelesen. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Der Erzählstil nimmt dem Roman zu viel Spannung und Tempo

Emily Bones
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Emily ist mir ihrer Freundin unterwegs, Halloween zu feiern, dafür trägt sie ein besonders gelungenes Kostüm. Doch dann wacht sie in einem Sarg auf und stellt fest, dass sie tot ist – und ein Geist. Das ...

Emily ist mir ihrer Freundin unterwegs, Halloween zu feiern, dafür trägt sie ein besonders gelungenes Kostüm. Doch dann wacht sie in einem Sarg auf und stellt fest, dass sie tot ist – und ein Geist. Das Schlimmste daran ist aber womöglich, dass sie immer noch ihr Halloween-Kostüm trägt, doch dann erfährt sie, dass sie ermordet wurde.

Das wunderbare Cover und der Klappentext lockten mich, und dass ich schon immer einmal einen Roman von Gesa Schwartz lesen wollte. Der Einstieg in den Roman ist gelungen und im Laufe der Geschichte lernt man eine ganze Reihe skurriler Charaktere kennen, u. a. Geister, Vampire, Untote und Tote, wobei die beiden letzten Begriffe eine ganz neue Definition erhalten haben, denn hier sind die Untoten, also z. B. die Geister, die Guten, während die Toten die Bösen, die Antagonisten, sind, die es zu bekämpfen und zu besiegen gilt. Bereits hier hatte ich meine ersten Probleme und hätte mir einen anderen Begriff gewünscht.

Gesa Schwartzs Erzählstil ist ausschweifend und stellenweise sehr poetisch, nimmt aber dem Roman mitunter die Spannung. Ich ertappte mich immer wieder dabei ganze Sätze zu überlesen, da mal wieder das Tempo verlangsamt wurde, ich aber eigentlich atemlos am Lesen war. Ich könnte mir vorstellen, dass man das beim zweiten Lesen eher goutiert.

Der Roman ist ein Kinderbuch, so ist auch die Protagonistin erst 13 Jahre alt. Das kann man oft nicht glauben, sie kommt einem oft älter vor, doch immerhin gibt es ein Geheimnis um sie, das das durchaus erklären könnte. Obwohl die Geschichte aus Emilys Sicht erzählt wird, kam sie mir nicht so nahe, wie ich mir gewünscht hätte, und obwohl man viel über sie erfährt, könnte ihr Charakter mehr Tiefe haben. Besonders gut gefallen hat mir Cosimo, ein Irrlicht, der Emily zum treuen Begleiter wird.

Sehr gut gefällt mir die Stimmung, die der Roman aufbaut, düster und gruselig, manchmal traurig, hin und wieder hoffnungsvoll, immer passend zum Geschehen. Auch das Setting ist gelungen, auch wenn mir nicht ganz klar ist, warum es ausgerechnet ein Pariser Friedhof sein muss, wenn auch ein sehr bekannter. Die Welt, die Anderwelt, die hier neben der normalen aufgebaut wurde, ist gelungen, besonders gut haben mir die Bücherwürmer gefallen und ich würde gerne noch mehr über diese Welt erfahren, vielleicht in einem weiteren Roman.

Ich war während des Lesens sehr gespannt darauf, wie der Roman enden würde, und bin sehr froh über die Lösung, die geboten wird. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass es vielleicht einmal ein Wiedersehen mit Emily geben könnte.

Es fällt mir sehr schwer, den Roman gerecht zu bewerten. Einerseits sind die Idee, das Setting, die Atmosphäre und viele der Charaktere gelungen. Andererseits bietet der Roman nicht die Spannung, die ich mir erhofft hatte, der Erzählstil der Autorin nimmt ihrer Geschichte oft das nötige Tempo und verführt zum Darüberhinweglesen. Wer es gerne poetisch hat, könnte aber seine Freude daran haben. Ich empfehle den Roman für etwas ältere Kinder und Jugendliche ab 12 oder 13 Jahren, jüngere, angegeben ist „ab 10 Jahre“, sollten bereits über Leseerfahrung, auch im Fantasybereich, verfügen. Auch Erwachsene, die gerne Kinder- und Jugendbücher lesen, könnten gut unterhalten werden. Ich vergebe gute 3 Sterne, weil für mich der Unterhaltungswert durch den Erzählstil zu sehr gelitten hat.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Mix aus Milieustudie und Kriminalhandlung

Unterm Birnbaum
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Abel Hradschek drücken Schulden, bis er einen Plan entwirft. Die Last auf seinen Schultern scheint aber auch danach nicht weniger zu werden.

Theodor Fontanes Werk erschien zunächst als Fortsetzungsgeschichte ...

Abel Hradschek drücken Schulden, bis er einen Plan entwirft. Die Last auf seinen Schultern scheint aber auch danach nicht weniger zu werden.

Theodor Fontanes Werk erschien zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der „Gartenlaube“, spielt 1831/32 in einem Oderbruch-Dorf und soll auf Kindheitserinnerungen des Autors basieren. Viel Lokalkolorit erhält die Novelle durch ihre Sprache, denn einige der Dorfbewohner sprechen Platt. Für den Leser ist das eine Herausforderung, nicht jeder versteht das. Aber auch ohne das Verstehen dieser Passagen kann man der Geschichte folgen, sie geben ihr halt nur den letzten Schliff.

Mein Exemplar hat eine zusätzliche Herausforderung: Es ist in altertümlichem Deutsch geschrieben, auch die Rechtschreibung betreffend. Mir gefällt das gut, auch das trägt viel zu Atmosphäre bei und macht die Geschichte rund.

Die Geschichte selbst ist nett zu lesen, stellenweise spannend, dann aber auch wieder etwas zu sehr in die Länge gezogen. Als Leser ahnt man schnell, was passiert ist, die Dorfbewohner reagieren eher mit Klatsch und Tratsch. Die Geschichte ist kein reiner Krimi, sondern ein Mix aus Milieustudie und Kriminalhandlung und lässt dem Leser insgesamt viel Platz für eigene Deutungen. Letzteres wird nicht jedem gefallen, manche Dinge werden nicht aufgeklärt, sondern bleiben der Phantasie des Lesers überlassen, aber ich denke, vieles ist logisch, und nicht alles muss in einer Geschichte bis aufs letzte I-Tüpfelchen erklärt werden, ich fand es gut.

Neben den Hradscheks, Abel und seine Frau Ursel, spielt die Nachbarin Jeschke eine große Rolle, die, typisch für ein Dorf, vieles mitbekommt und sich ihre eigenen Gedanken macht. Im Dorf wird sie als Hexe verschrien, für mich ist sie mein Lieblingscharakter in dieser Geschichte.

Ich habe Fontanes Novelle nicht ungern gelesen und fühlte mich größtenteils gut unterhalten, allerdings zwischendurch auch immer mal wieder etwas gelangweilt. Animiert dazu, mehr Fontane zu lesen, hat sie mich nicht unbedingt. Ich vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Klassikfans.