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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2018

Anschaulich und mit viel Liebe zu den Charakteren erzählt

Ein unvergänglicher Sommer
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Richard Bowmaster muss trotz des Schneesturms mit seinem Kater zum Tierarzt und ein kleiner Moment der Unachtsamkeit führt zu einem Auffahrunfall, der mehr Konsequenzen hat, als zu erwarten war – nicht ...

Richard Bowmaster muss trotz des Schneesturms mit seinem Kater zum Tierarzt und ein kleiner Moment der Unachtsamkeit führt zu einem Auffahrunfall, der mehr Konsequenzen hat, als zu erwarten war – nicht nur Richard, sondern auch zwei aus Lateinamerika stammende Frauen erwartet eine Leiche und ein Trip in die Vergangenheit.

Bereits mit der ersten Seite entwickelt der Roman eine Sogwirkung, die Autorin erzählt sehr anschaulich, der New Yorker Winter sorgt auch beim Leser für Gänsehaut, und mit viel Liebe zu ihren Charakteren. Diese, vor allem aber die drei Protagonisten werden bis in ihr Innerstes durchleuchtet, und kommen dem Leser entsprechend sehr nahe. Man erfährt nicht nur etwas über ihr momentanes Leben sondern bereist auch ihre Vergangenheit, die bei allen dreien nach Lateinamerika führt.

Während Richard nur einige Jahre in Brasilien verbrachte, sind die beiden Frauen dort geboren, und sind damit auch mit den Geschichten ihrer Länder verbunden. Evelyn Ortega stammt aus Guatemala und hat dort Entsetzliches erlebt, so dass sie sich zur Flucht in die USA entschloss und dort als „Illegale“ lebt. Lucía Maraz stammt aus Chile, auch ihre Familie musste Opfer bringen, nun lehrt sie als Gastdozentin an der Universität in New York. Isabel Allende wäre nicht Isabel Allende, würde sie nicht auch Sozial- und Politikkritisches in ihren Roman einfließen lassen, schließlich kommt ihr Familienname nicht von ungefähr.

Die drei Protagonisten bekommen jeder ausreichend Raum, durch regelmäßige Perspektivewechsel erfahren wir ihre Geschichten, immer wieder kehrt die Autorin auch zum aktuellen Geschehen zurück. Auch hier gibt es interessante Entwicklungen und am Ende eine gelungene Lösung des „Problems“. Der Epilog hält dann noch eine Überraschung bereit, allerdings wahrscheinlich nicht für jeden Leser, auch ich hatte bereits Vermutungen in diese Richtung.

Isabel Allende hat mich schon vor Jahren mit ihrem „Geisterhaus“ begeistert, doch in den letzen Jahren habe ich nichts mehr von ihr gelesen – bis jetzt. Und wieder konnte sie mich packen und begeistern. Ihr neuestes Buch „Ein unvergänglicher Sommer“ ist Charakterstudie, Geschichtslektion, Gesellschaftskritik und Krimi in einem, dazu spannend erzählt. Man muss sich auf den Roman einlassen, dann kann man ihn am Ende auch zufrieden wieder zuklappen. Volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.08.2018

Sehr amüsant

Die Hilfskräfte – Die wahren Herren des Dungeons
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14 Geschchten von 15 deutschen Autoren und Autorinnen findet der Leser in dieser Anthologie, die sich denjenigen widmet, die hinter den Kulissen eines Dungeons dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. ...

14 Geschchten von 15 deutschen Autoren und Autorinnen findet der Leser in dieser Anthologie, die sich denjenigen widmet, die hinter den Kulissen eines Dungeons dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Exkrementatoren (ja, das bedeutet genau das, was man vermutet), Kreaturenzüchter, Fütter- und Putzpersonal, aber auch die Verwaltungsebene werden bedacht.

Humor steht an erster Stelle, aber es gibt auch Tragisches und Nachdenklichmachendes – und manche Geschichte weiß zu überraschen. Es gibt ausreichend Hintergrundinformationen, und alle Geschichten sind auf gewisse Weise miteinander verwoben. Rollenspieler jeglicher Couleur werden ihren Spaß an dieser Sammlung haben, ja, ich finde, sie ist sogar ein Muss für alle Rollenspieler, nach dem Lesen wird man manches mit anderen Augen sehen und der Besuch eines Dungeons wird nicht mehr sein wie zuvor.

Eine Anthologie ist immer auch eine Möglichkeit, Autoren kennen zu lernen, und so wird der Genrefan womöglich auch hier seine Wunschliste weiter bestücken können. Ich persönlich kannte und mochte bereits die/den eine/-n oder andere/-n Autorin/Autoren, bin aber auch neugierig auf die anderen geworden. Es gibt keine Geschichte, die mir gar nicht gefällt, nur eine, die mich etwas weniger begeistern konnte – das hat man selten.

Ich bin begeistert und kann diese Anthologie nur weiterempfehlen, und zwar nicht nur an Rollenspieler. Ich vergebe volle Punktzahl und hoffe sehr, einmal einen weiteren Band lesen zu können, Geschichten gäbe es sicher noch viele zu erzählen.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Komplexer Roman, der mich faszinieren konnte

Unter der Mitternachtssonne
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1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Es gibt zwar einige Verdächtige, doch der Täter wird nicht gefunden.

Der Leser begleitet in den folgenden Jahren mehrere Personen durch ihren Alltag. Nicht ...

1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Es gibt zwar einige Verdächtige, doch der Täter wird nicht gefunden.

Der Leser begleitet in den folgenden Jahren mehrere Personen durch ihren Alltag. Nicht bei allen ist eine Verknüpfung mit der oben genannten Tat oder eine Verbundenheit untereinander offensichtlich. Erst nach und nach erkennt der Leser Zusammenhänge, ahnt Absichten oder Motive oder womöglich sogar Schuld. Der Roman ist sehr komplex und verlangt aufmerksames Lesen. Die japanischen Namen machen es zudem nicht immer leicht, Charaktere direkt früheren Szenen zuzuordnen. Bei meinem Ebook konnte ich leicht nach Namen suchen, und so gut erkennen, ob diese in früheren Kapiteln schon einmal eine Rolle spielten, wer den Roman in gedruckter Form liest, sollte sich vielleicht eine Liste anfertigen, um den Überblick zu behalten – es lohnt sich.

Im Laufe der Geschichte lernt man nicht nur die Charaktere immer besser kennen, wodurch diese zunehmend Tiefe erhalten, auch die Beziehungen untereinander und zur Geschichte an sich werden klarer. Wirkt das Geschehen zunächst wie einzelne Episoden, merkt man mit jedem Kapitel mehr, dass vieles enger zusammenhängt als zunächst gedacht. Schon die einzelnen Teile der Geschichte sind interessant zu lesen, ihre Verbindung macht am Ende aber die Faszination aus, die die Geschichte, zumindest auf mich, ausübt.

Mich hat die Geschichte sehr schnell gepackt, ich kann mir aber vorstellen, dass manch einer seine Zeit benötigt, um sich einzulesen. Es lohnt sich auf jeden Fall am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich fand es ziemlich spannend zu sehen, wie sich nicht nur das Leben der Charaktere entwickelt, sondern dem Leser auch immer mehr offenbart wurde. Sehr gut haben mir auch die zeitlichen Hinweise gefallen, durch Angabe, was z. B. gerade im Kino läuft oder welches Buch momentan in ist, konnte man das Geschehen gut zeitlich einordnen, mir, der ich diese Zeiten selbst miterlebt habe, hat es auch die eine oder andere Erinnerung gebracht.

Auch mit dem Ende wird womöglich der eine oder andere Probleme haben, ich fand es aber perfekt und sehr passend.

Sehr viele japanische Autoren habe ich noch nicht gelesen, jedes Mal war ich aber positiv überrascht. So auch hier – der, übrigens bereits 1999 im Original erschienene, Roman hat mich gepackt, mich unterhalten und meine grauen Zellen arbeiten lassen. Ich empfehle ihn daher auch gerne weiter an jene, die komplexe Geschichten mögen und sich auch auf etwas andere Erzählstile einlassen können, und vergebe volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Leichter Kriminalroman für zwischendurch

Die edle Kunst des Mordens
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Autorin Clara Annerson beabsichtigt das Genre zu wechseln, bisher schrieb sie Liebesromane, aber dafür fühlt sie sich nicht mehr kompetent genug, da sie selbst eher Pech in der Liebe hat. Kriminalromane ...

Autorin Clara Annerson beabsichtigt das Genre zu wechseln, bisher schrieb sie Liebesromane, aber dafür fühlt sie sich nicht mehr kompetent genug, da sie selbst eher Pech in der Liebe hat. Kriminalromane sollen es nun sein. Als sie auf Recherchetour im Museum ist, lernt sie einige Mitglieder des illustren Rudolf-Bundes kennen, die sie bald schon in ihren ersten Fall hineinziehen – die Leiche allerdings gibt es nicht nur auf dem Papier.

Nachdem ich die Protagonistin bereits in einem Prequel zur neuen Reihe kennenlernen konnte, war ich gespannt auf ihren ersten Fall. Clara ist mir, trotz ihrer aufdringlich neugierigen Art, sympathisch, und so habe ich sie, die selbst in Ich-Form erzählt, gerne begleitet. Von Anfang an kann man als Leser sehr gut miträtseln, und im Laufe der Geschichte bietet sich durchaus die Möglichkeit, bereits vor der Auflösung das Rätsel, zumindest in Teilen, zu lösen. Mir gefällt das recht gut, ich freue mich immer, wenn ich auf der richtigen Spur bin.

Die Auflösung wird am Ende ganz klassisch in Agatha-Christie-Manier präsentiert, ein klassischer Whodunnit ist auch der ganze Roman. Des Rätsels Lösung überzeugte mich allerdings nicht hundertprozentig, da ich der Meinung bin, dass mindestens ein Charakter bereits früher hätte stutzen müssen, ganz unerklärlich ist das aber nicht, so dass der Roman in meiner Wertung deswegen nicht wesentlich sinkt.

Die Geschichte lässt sich sehr gut und flüssig lesen, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, und unterhält auch gut. Die Charaktere bleiben ein bisschen zu sehr an der Oberfläche, auch Clara kann ich noch nicht so ganz fassen, aber wir sind auch erst am Anfang einer Reihe. Es gibt auch ein Liebesgeschichte, das hätte für meinen Geschmack nicht sein müssen, vor allem ist sie mir hier bereits etwas zu weit fortgeschritten, allerdings liegt in ihr auch eine gewisse Spannung, die mit in den nächsten Band genommen wird.

Richtig gut gefällt mir, dass die Protagonistin kein klassisches Haustier wie Hund oder Katze hat, sondern einen Raben, wobei der Begriff Haustier eigentlich falsch ist, denn es handelt sich um ein wildes Tier, das kommt, wie es mag, sich aber gerne bei Clara aufhält und sich mit Nüssen füttern lässt. Ebenso gut gefällt mir die kleine Hommage auf Sherlock Holmes. Ganz an Sherlock kommt Clara noch nicht heran, aber sie bemüht sich – obwohl Sherlock sich auch auf jemand anderes beziehen könnte, das werden aber erst zukünftige Romane zeigen.

Weniger gut gefällt mir, dass mal wieder (gähn) ein Protagonist in Gefahr gerät, hier wirkt es leider ziemlich aufgesetzt und in meinen Augen unnötig.

„Die edle Kunst des Mordens“ ist ein leichter Kriminalroman für zwischendurch, der ohne viel Blutvergießen auskommt und bei dem man gut mitraten kann. Ich fühlte mich unterhalten und vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Cosy-Crime-Freunde. Ich werde auf jeden Fall noch einen weiteren Band der Reihe lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 22.07.2018

Gut verpackte Medizinhistorie

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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1831: Berlin leidet unter einer Choleraepidemie, vor allem die Menschen in den ärmeren Viertel sterben wie die Fliegen und in der Charité rätseln die Ärzte über den Ansteckungsweg der Krankheit. Auch in ...

1831: Berlin leidet unter einer Choleraepidemie, vor allem die Menschen in den ärmeren Viertel sterben wie die Fliegen und in der Charité rätseln die Ärzte über den Ansteckungsweg der Krankheit. Auch in den folgenden Jahren ist es für die Menschen, die in der Charité arbeiten, nicht immer leicht, ihren Patienten zu helfen.

Die Charité ist wohl das bekannteste Krankenhaus Deutschlands, jeder dürfte sie zumindest dem Namen nach kennen. In der Charité wurde mehr als einmal Medizingeschichte geschrieben, auch in diesem Roman darf der Leser bei neuartigen Methoden dabei sein und den Kampf mancher Ärzte begleiten, die zunächst noch von Standesgenossen verlacht werden. In den vergangene ca. 200 Jahren hat sich die Medizin sehr gewandelt, heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, unter welchen Bedingungen damals, noch ohne Narkose, operiert wurde oder wie die Zustände in den Krankensälen aussahen. Krankenschwestern kannte man 1831 noch nicht, die Arbeit in den Krankensälen übernahmen sogenannte Wärter und Wärterinnen, die oft aus schlechten Verhältnissen, zum Teil aus dem Gefängnis oder von der Straße kamen, denn die Arbeit war sehr schlecht bezahlt.

All das hat die Autorin in ihren, gut recherchierten, Roman eingearbeitet und als Leser ist man froh, so viel später geboren worden zu sein. Ihre Protagonisten hat sie gut ausgewählt, durch sie kann sie dem Leser vieles nahebringen. Da ist zum Beispiel Dr. Dieffenbach, Arzt an der Charité, aber auch Forscher und Pionier – und historische Persönlichkeit. Der Leser begleitet ihn nicht nur zu seinen Patienten und in den OP-Saal, sondern auch in sein Privatleben.

Neben diesem männlichen Protagonisten sind es vor allem drei Frauen, die den Roman tragen. Elisabeth Bergmann tritt 1831 ihre Stelle als Wärterin in der Charité an, und zeigt, dass man den Patienten auch mit Freundlichkeit und Verständnis entgegentreten kann, sie ist aufgeweckt und wissbegierig. Die Stadthebamme Martha Vogelsang muss ein paar Entscheidungen treffen, die ihr Leben auf den Kopf stellen und auch sie an die Charité führen werden. Gräfin Ludovica von Bredow gehört zwar der gehobenen Schicht an, doch als sie schwanger wird, sind die Prognosen eher schlecht und ihr hypochondrischer Gatte hat nur sich selbst im Kopf. Etwa zehn Jahre begleitet der Leser diese und weitere Menschen, die mit der Charité verbunden sind, im Epilog sogar noch darüber hinaus.

Mich hat der Roman von der ersten Seite an gepackt, der historische Hintergrund, nicht nur der medizinische, auch der soziale und politische, sind perfekt integriert. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, (Medizin)Historie und (zum Teil) fiktives Privatleben zu verbinden und einen sehr lesenswerten, spannenden Roman entstehen zu lassen.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, dieser betrifft die Liebesgeschichte rund um Gräfin Ludovica, auf diese hätte ich sehr gut verzichten können, wirklich notwendig für die Geschichte scheint sie mir auch nicht zu sein. Im späteren Verlauf hat sie mich regelrecht sauer gemacht und Ludovica, die eigentlich eine interessante (fiktive) Figur ist, in meinen Augen immer unsympathischer werden lassen. Und wenn ich schon bei den Liebesgeschichten bin (es gibt im Roman noch eine zweite), diese waren manches Mal sehr nahe daran, übertrieben kitschig zu sein, auch durch die Wortwahl, die ich mir allerdings als in die Zeit passend erklärt habe und somit tolerieren konnte. Zum Glück nehmen die Liebesgeschichten nur einen relativ geringen Raum ein, so dass diese in den vielen interessanten Szenen untergehen und wenig ins Gewicht fallen.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Extras, hier eine Karte des Charitégeländes und ein interessantes Nachwort der Autorin.

Insgesamt ist der Roman sehr lesenswert, vor allem, wenn einen Medizingeschichte interessiert. Von mir gibt es volle Punktzahl sowie eine Leseempfehlung.