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Veröffentlicht am 15.04.2018

Gelungener Roman über eine interessante Nebenfigur der Geschichte

Revolution im Herzen
1

Helena, genannt Lenchen, Demuth wächst in St. Wendel in ärmlichen Verhältnissen auf und geht nach dem Tod ihres Vaters zum Dienen in die Stadt. Durch einen glücklichen Zufall bekommt sie in Trier eine ...

Helena, genannt Lenchen, Demuth wächst in St. Wendel in ärmlichen Verhältnissen auf und geht nach dem Tod ihres Vaters zum Dienen in die Stadt. Durch einen glücklichen Zufall bekommt sie in Trier eine Stellung bei der Familie von Westphalen, wo sie nicht nur mit Jenny, der Tochter des Hauses, eine freundschaftliche Beziehung aufbaut, sondern auch den jungen Karl Marx kennen lernt, Jennys späteren Ehemann. Während des Brüsseler Aufenthaltes der Marxens, wird Helena zu ihnen geschickt, und verlässt die Familie fortan nicht mehr.

Helena Demuth ist eine historische Person, die eng mit Karl Marx' Familie verbunden und schnell mehr als nur deren Dienstmädchen war. Dass Claudia und Nadja Beinert anlässlich des 200. Geburtstags des berühmten Trierers ein Buch über Lenchen Demuth schrieben, begrüße ich sehr. Karl Marx erhält sicher genug andere Würdigungen, Lenchen aber hat es verdient, dass man sich an sie erinnert. Erst kürzlich traf ich sie in einem anderen Roman (Und Marx stand still in Darwins Garten), der mich neugierig auf diese Frau machte. Schön, dass die Beinert-Schwestern nach Margarethe Luder im letzten Jahr nun einer weiteren historischen Nebenfigur Stimme geben.

Und das ist wörtlich gemeint, denn die Autorinnen lassen Lenchen selbst in ich-Form sprechen, was dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre gibt, man betrachtet Karl und Jenny Marx, Friedrich Engels und andere aus ihren Augen. Natürlich spielt Marx' Theorie und sein Werk dennoch eine große Rolle, denn Lenchen interessierte sich sehr dafür und diskutierte auch mit.

Es waren schlimme Zeiten damals, nicht nur für die Fabrikarbeiter, Marx' Proletariat – ich denke, jeder kann hier nachvollziehen, wie Marx zu seinen Theorien kam. Da Karl Marx keine feste Anstellung hatte, lebte auch seine Familie immer wieder in Armut, und Lenchen mit ihnen, sie gehörte mittlerweile zur Familie und teilte Freud und Leid mit ihr. All das erlebt der Leser zusammen mit Lenchen, die Autorinnen nehmen ihn mit in die Mitte des 19. Jahrhunderts, mit in die Familie Marx, man hat das Gefühl mit dabei zu sein, leidet, trauert, freut sich mit ihnen. In einem sehr lesenswerten Nachwort erfährt der Leser die „wahre“ Geschichte bzw. inwiefern die Autorinnen ihre künstlerische Freiheit nutzten.

Die Charaktere sind den Autorinnen gut gelungen, wirken authentisch und lebendig, vor allem die Kinder sind bezaubernd und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Mit Lenchen lernt der Leser eine ganze Reihe interessanter, teilweise sehr liebenswürdiger Charaktere kennen, hat aber auch ein paar unangenehme Begegnungen. Mit Lenchen allerdings habe ich ein kleines Problem, immer wenn ein Charakterzug auftritt, den ich schon an Uta von Naumburg, einem Charakter aus einem der anderen Romane der Autorinnen, nicht mochte, nämlich das Vorsichhinmurmeln. Offenbar haben die Beinert-Schwestern eine bestimmte Vorliebe für murmelnde Protagonisten.

Der Roman schildert nicht Lenchens ganzes Leben, sondern endet 1855, er erzählt aber einen sehr wesentlichen Teil nicht nur des Lebens der Protagonistin sondern auch der Familie Marx. Vielleicht lassen die Autorinnen ja irgendwann einmal einen zweiten Band folgen, mich würde es freuen und Stoff wäre sicher auch noch vorhanden.

Neben dem bereits erwähnten Nachwort finden sich weitere Boni: Eine Karte Sohos, wo die Marxens eine Zeit lang lebten und ein großer Teil des Romans stattfindet, ein Glossar, ein Personenverzeichnis, bei dem historische Personen extra kenntlich gemacht wurden, bibliographische Hinweise sowie ein Lied, das im Roman eine Rolle spielt. Sehr interessant sind auch die Auszüge aus der Preußischen Gesindeordnung.

Mir hat der Roman gut gefallen, mich stellenweise sehr berührt. Lenchen Demuths Leben und die historischen Ereignisse, an denen sie teilhatte, werden auch im Roman gut miteinander verwoben. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Die Reihe wird immer besser

Schwiegerzorn - Konrad von Kamms 4. Fall
0

Konrad von Kamm hat nicht nur einen kniffeligen Fall zu lösen, sondern steht auch vor mehr als einer schwerwiegenden Entscheidung, die sein Leben sowohl beruflich als auch privat sehr verändern könnte. ...

Konrad von Kamm hat nicht nur einen kniffeligen Fall zu lösen, sondern steht auch vor mehr als einer schwerwiegenden Entscheidung, die sein Leben sowohl beruflich als auch privat sehr verändern könnte.

Zurück aus dem Urlaub muss er sich direkt mit dem Mord an einem jungen Mann auseinandersetzen, dem bald darauf ein weiterer Todesfall folgt – haben die beiden Taten etwas miteinander zu tun? Möglich ist es, denn die beiden Toten lebten auf demselben Campingplatz. Wie gut, dass von Kamms neue Kollegin Ilga Richter Erfahrung im Campen hat.

Antonia Günder-Freytags Krimireihe lese ich schon von Anfang an, mittlerweile sind wir beim vierten Fall angekommen. Für mich hat sich die Reihe von Band zu Band gesteigert und der Protagonist ist mir immer mehr ans Herz gewachsen. Immer gab es interessante Settings, packende Fälle und mittendrin Konrad von Kamm mit seinem schwierigen Privatleben – all das bietet auch der neue Band.

Der Roman lässt sich durchaus auch lesen, wenn man die Reihe noch nicht kennt, es ist aber sicher unterhaltsamer, hat man die Vorgängerbände gelesen und die Entwicklungen mitverfolgt, die es dort gab. Der Protagonist gefiel mir von Band zu Band besser, obwohl er sicher kein einfacher Mensch ist. In diesem Band mag ich vor allem die neue Kollegin und hoffe, von ihr zukünftig noch mehr lesen zu können.

Der Fall lädt wieder zum Mitraten ein, was mir immer gut gefällt, und hält eine zufriedenstellende Auflösung bereit. Bis dahin hat man einige vergnügliche Lesestunden, ist manchmal dezent, manchmal auch erheblich geschockt, amüsiert oder ärgert sich über so manches Verhalten, und auch das Kopfkino bekommt zu tun, vor allem bei den Szenen auf dem Campingplatz. Dieses Setting gefällt mir übrigens ausgesprochen gut.

Der Titel des Romans ist Programm, Schwiegerkinder/-eltern-Probleme gibt es gleich in mehrfacher Ausführung, und man kann sich überlegen, ob diese auch für den Fall relevant sein könnten.

Die Entscheidungen, die von Kamm hier zu treffen hat, könnten sich zudem auch auf die Reihe an sich auswirken … Am Ende muss man sich fragen, ob es weitergehen wird oder nicht.

Ich kann nicht nur diesen Roman, sondern auch den Rest der Reihe empfehlen, und vergebe gute 4 Sterne. Wer Kriminalromane mag, bei denen das Privatleben der Ermittler nicht nur am Rande erwähnt wird, die aber trotzdem spannende und interessante Fälle bieten, ist hier sicher nicht verkehrt.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Vergiss all deine Erwartungen und erwarte das Unerwartete

Die letzte Reise der Meerjungfrau
4

1785: Der Kaufmann Jonah Hancock gelangt unerwartet in den Besitz einer Meerjungfrau. Als Mother Chappell, die ein gut gehendes Etablissement führt, davon hört, möchte sie dieses Wesen in ihren Räumen ...

1785: Der Kaufmann Jonah Hancock gelangt unerwartet in den Besitz einer Meerjungfrau. Als Mother Chappell, die ein gut gehendes Etablissement führt, davon hört, möchte sie dieses Wesen in ihren Räumen ausstellen, für Jonah Hancocks Wohlbefinden soll Angelica Neal, einst bestes Pferd in Chappels Stall sorgen. Angelica hat gerade eine Trennung hinter sich und muss nun wieder selbst für ihr Auskommen sorgen, hoffend, bald wieder einen „Förderer“ von sich zu überzeugen.

Imogen Hermes Gowars Romandebüt hat es in sich, lange, sehr lange ist dem Leser unklar, wohin die Reise gehen soll, und immer, wenn man denkt, man weiß es, erhält die Geschichte eine neue Richtung. Lange ist einem auch nicht so recht klar, ob man den Roman mag oder nicht, bei mir war es auf jeden Fall so, aber am Ende wusste ich: Dieser Roman ist brillant.

Die Autorin hat Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte studiert, in verschiedenen Museen gearbeitet und sich von Ausstellungsstücken für Geschichten inspirieren lassen – auch bei diesem Roman war das so. Gleichzeitig hat sie viel recherchiert, so dass es ihr gelungen ist, das historische England vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen, wozu auch der sehr bildhafte Erzählstil beiträgt, mein Kopfkino hatte viel zu tun. In dem Zusammenhang ist auch das sehr interessante Interview mit der Autorin zu empfehlen, das man auf der Verlagsseite findet.

Zur Atmosphäre des Romans trägt nicht unwesentlich die wunderbare Sprache bei, derer sich die Autorin bedient, man kann sich regelrecht in sie verlieben. Seine Sprache macht den Roman besonders und zusätzlich lesenswert. Erzählt wird sehr ausführlich, manchmal schon fast zu ausführlich, gelangweilt habe ich mich aber nicht. Schön finde ich, dass ab und zu auch Humor durchblitzt. Am Ende bleibt manches der Phantasie des Lesers überlassen, so hat man auch nach der Lektüre noch einiges nachzudenken.

Die Handlung der Geschichte wird vor allem von den weiblichen Charakteren getragen, Jonah Hancock hat zwar einen großen Part, doch er ist eher unscheinbar, manchmal fast unsicher. Die Frauen aber haben Power, Selbstbewusstsein und Mut, auch wenn sie nicht immer so handeln, wie es am besten wäre, stehen sie doch in der Regel zu ihrem Tun und erreichen, trotz der sozialen Einschränkungen, denen sie unterliegen, viel. Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, werden soziale Probleme nicht verschwiegen und mancher Charakter hat ernsthaft darunter zu leiden, wie etwa Polly, die nicht nur aus armen Verhältnissen stammt, und sich daher unter Mother Chappells Fittiche begeben hat, sondern auch noch dunkelhäutig ist.

Wer anhand des Klappentextes bereits bestimmte Erwartungen an den Roman hat, sollte diese schnell wieder vergessen. Der Roman ist anders als gedacht, es passiert eine Menge Unerwartetes, und auch das kann ich nur als Pluspunkt verbuchen. Man muss sich allerdings schon ein bisschen auf Imogen Hermes Gowars Erzählung einlassen und sich von ihr führen lassen. Zum Schnellweg- oder Zwischendurchlesen ist der Roman nicht geeignet, und man kann ihn durchaus eine Zeitlang problemlos beiseite legen, doch letztlich will man dann doch wissen, wohin er einen führt.

Ich war tatsächlich eine ganze Weile lang unschlüssig, was ich von „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ halten soll, man muss ihn erst im Ganzen sehen, um ihn zu verstehen und wirklich Gefallen an ihm zu finden. Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die bereit sind, einen Roman auf sich wirken zu lassen. Auf den nächsten Roman der Autorin bin ich sehr gespannt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2018

Der Auftakt der neuen Reihe von Lotte Minck macht Lust auf mehr

Planetenpolka
0

Astrologin Stella Albrecht hatte vor kurzem den Auftrag bekommen, ein Horoskop für Cäcilie von Breidenbach zu erstellen, jetzt ist die Patriarchin tot, und Stella ist auf Grund der Umstände sicher, dass ...

Astrologin Stella Albrecht hatte vor kurzem den Auftrag bekommen, ein Horoskop für Cäcilie von Breidenbach zu erstellen, jetzt ist die Patriarchin tot, und Stella ist auf Grund der Umstände sicher, dass es sich um Mord handelt. Kommissar Tillikowski hat nichts für Horoskope und Astrologie übrig und schickt Stella wieder nach Hause. Doch dann kommt er ins Grübeln und auch Stellas Gedanken schweifen immer wieder zu der Toten.

Fans der Autorin konnten Stella bereits im letzten Loretta-Luchs-Roman kennen lernen, jetzt ist endlich ihr erster eigener Roman erschienen, und bereits das tolle, umlaufende Cover, das wieder Ommo Wille beigesteuert hat, erhöht bei Lotte Minck Fans die Vorfreude.

Schon das Figurenensemble der neuen Reihe ist gelungen, Stella lebt mit ihrer Oma, „Madame Phytia“ und ihrer „aus der Art geschlagenen“ Mutter in einer Villa, und schon mit diesen Dreien ergeben sich einige komische Szenen, denn auch diese Reihe besteht wieder aus Krimödien, also einer Mischung aus Krimi und Komödie. Arno Tillikowski, der so gar nichts mit Horoskopen am Hut hat, gefällt mir ebenfalls sehr gut, er ist clever und handfest, und Stellas Jugendfreund Ben, der Reporter, ergänzt die Riege perfekt. Dass Astrologie eine Rolle spielt, hat mir, als in dem Bereich Ungläubiger, gut gefallen und ich bin gespannt, welche Fälle uns zukünftig erwarten.

Die Mitglieder der Familie Breidenbach sind dagegen alle etwas eigenartig, alle geben bestes Verdächtigenmaterial ab. Versierten Krimilesern könnte bereits vor der, nachvollziehbaren, Auflösung klar sein, wer hinter allem steckt, aber es ist ja auch schön, wenn der eigene Verdacht sich bestätigt. Am Ende gibt es dann noch den typischen Ein-Protagonist-in-Verdacht-Handlungsstrang, der hier aber durchaus passt und bei mir kein Genervtsein auslöste.

Mir hat der Auftakt der neuen Reihe gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Bände. Wer Krimödien mag, gerne Krimireihen liest, bei denen auch die Entwicklung der Protagonisten und ihr Privatleben eine Rolle spielen, und in eine neue Reihe hineinschnuppern möchte, ist hier richtig. 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.04.2018

Es gibt bessere Dr. Who-Geschichten

Doctor Who - Zeitreisen 2: Reise ins Nichts
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Der (11.) Doctor und Clara landen auf einem Planeten, der sich als äußerst gefährlich entpuppt und die beiden vor große Herausforderungen stellt, bevor sie das Rätsel, das dahinter steckt, lösen können.

Der ...

Der (11.) Doctor und Clara landen auf einem Planeten, der sich als äußerst gefährlich entpuppt und die beiden vor große Herausforderungen stellt, bevor sie das Rätsel, das dahinter steckt, lösen können.

Der Kurzroman ist Teil 2 einer Ebook-Reihe mit Doctor-Who-Geschichten, betitelt mit „Zeitreisen“, insgesamt gibt es 8 Teile, die von verschiedenen Autoren geschrieben wurden.

Jenny T. Colgans Geschichte hat mich leider nicht packen können, schon die Charaktere wirken fremd, besonders Clara, die mir so gar nicht wie die aus der Serie bekannte Clara vorkommt, aber auch der Doctor, der mich, außer dass er seinen Fez aufsetzen möchte, zu wenig an den 11. Doktor erinnert. Und auch die Geschichte selbst kann mich nicht so fesseln, wie ich es mir gewünscht hätte, auch hier habe ich öfter das Gefühl, „im falschen Film“ zu sein. Phantasie hat die Autorin allerdings genug aufgeboten und auch meine Emotionen wurden ein paar Mal berührt.

Die Geschichte ist okay, erscheint aber, was das Who-Universum betrifft, zu beliebig. Daher kann ich nur knapp 3 Sterne vergeben, wer eine Dr. Who-Geschichte lesen möchte, findet bessere.