Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
online

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Spannender Roman zu einem Thema, das nicht vergessen werden sollte

Die Vergessenen
0

Manolis Lefteris ist „Problemlöser“ des Anwalts Bernd Köster. Sein neuester Auftrag, er soll bestimmte Dokumente beschaffen, erweist sich als schwieriger als gedacht.

Vera Mändler ist als Journalistin ...

Manolis Lefteris ist „Problemlöser“ des Anwalts Bernd Köster. Sein neuester Auftrag, er soll bestimmte Dokumente beschaffen, erweist sich als schwieriger als gedacht.

Vera Mändler ist als Journalistin bei einem Frauenmagazin nicht sehr glücklich, sie möchte Gehaltvolleres schreiben. Als ihre Tante Kathrin einen Schlaganfall erleidet, und sich jemand an deren Unterlagen zu schaffen macht, führt das Vera in die Vergangenheit Kathrins, die als Krankenschwester im 2. Weltkrieg in einer Heil- und Pflegeanstalt arbeitete, und dabei erschütternden Ereignissen auf die Spur kam – für Vera vielleicht die Chance, ihre Zukunft neu zu gestalten.

Eine bekannte deutsche Kriminalautorin hat unter Pseudonym einmal einen anderen Roman geschrieben (spätestens wenn Kommissar Dühnfort auftaucht, werden viele wissen, wer dahintersteckt). Sie nimmt sich dabei eines Themas an, das die deutsche Vergangenheit betrifft, und zwar jene schlimmen Jahre unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, ein Thema, das, wie der Titel schon sagt, weniger oft erwähnt wird, aber dennoch erinnert werden sollte.

Ellen Sandberg erzählt auf zwei Zeitebenen, in der Jetztzeit aus den Perspektiven Manolis' und Veras, in der Vergangenheit erfahren wir, was Kathrin erlebt hat – beide Ebenen unterscheiden sich durch die Schriftart, sind aber auch sonst gut auseinander zu halten.

Ich finde, dass der Autorin vor allem ihre Charaktere gut gelungen sind, insbesondere die Protagonisten, die recht ambivalent gestaltet sind. Vor allem Manolis, dessen „Problemlöser“-Tätigkeit weit außerhalb der Legalität stattfindet, aber trotzdem dem Leser nicht unsympathisch ist. Man lernt ihn gut kennen, seine Vorgeschichte erschüttert (auch seine Familiengeschichte ist von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt), und als er am Ende die Gelegenheit bekommt das Richtige zu tun, hofft man als Leser sehr, dass er diese nutzt. Vera ist eine starke Frau, doch das muss sie erst einmal erkennen. Und Kathrin, die in der Jetztzeit als fast 90jährige im Koma liegt, gibt dem Leser Rätsel auf, die sich erst nach und nach auflösen.

Die Autorin erzählt, wie von ihr bereits gewohnt, packend und spannend; die Ereignisse, die im Mittelpunkt des Romans stehen, sind erschütternd (besonders schlimm die Rechtfertigungsversuche der damaligen Täter sowie die Rolle der Gerichte), und sollten uns auch heute noch zu denken geben, so ganz sind diese speziellen Gedanken meiner Meinung nach leider noch nicht aus vielen Köpfen verschwunden, ich hoffe daher, dass sich manch einer nach der Lektüre weitergehend mit dieser Thematik beschäftigen wird.

Das Ende enthält meiner Meinung nach die Möglichkeit zu einer Reihe – ich würde mich freuen!

Der Roman ist nicht nur spannend geschrieben, sondern greift auch ein wichtiges Thema auf, und verdient daher viele Leser. Von mir gibt es nicht nur volle Punktzahl, sondern auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.01.2018

Sehr empfehlenswert

alias Grace
0

1843 werden Thomas Kinnear und seine Haushälterin Nancy Montgomery ermordet aufgefunden, schnell verdächtigt sind die beiden Angestellten, James McDermitt und Grace Marks, die auf der Flucht gefasst werden. ...

1843 werden Thomas Kinnear und seine Haushälterin Nancy Montgomery ermordet aufgefunden, schnell verdächtigt sind die beiden Angestellten, James McDermitt und Grace Marks, die auf der Flucht gefasst werden. McDermitt wird hingerichtet, Graces Todesurteil wird in eine Haftstrafe umgewandelt.

1859 sucht der junge Arzt Simon Jordan Grace im Gefängnis auf. Er interessiert sich sehr für psychische Krankheiten und wurde von einem Komitee, das sich um Graces Haftentlassung bemüht, beauftragt, Grace zu untersuchen. Diese kann sich an die Tat nicht erinnern, Simon hofft ihre Erinnerungen wach zu rufen und dadurch womöglich ihre Unschuld zu beweisen.

Margaret Atwoods Roman, in dem sich die Autorin eines echten Kriminalfalls annimmt, wurde bereits 1996 erstmals veröffentlicht. Die Autorin lässt ihre Protagonistin selbst erzählen, gleichzeitig fügt sie Simon Jordans Perspektive in der dritten Person ein. Der Leser erfährt so auch, was die beiden übereinander denken und wie ihr Leben neben den gemeinsamen Sitzungen aussieht. Simon Jordan ist allerdings fiktiv, wodurch die Autorin eine größere Freiheit hatte, über ihn zu berichten.

Die einzelnen Abschnitte des Romans sind nach Quiltmustern benannt und werden von einer entsprechenden Zeichnung begleitet – sehr gelungen, wie ich finde, da auch Grace immer wieder an Quilts arbeitet und über die verschiedenen Muster sinniert. Eingeleitet werden die Abschnitte außerdem durch zur jeweiligen Thematik passenden Zitaten aus Originaldokumenten, wie z. B. Zeitungsberichten und Gerichtsakten. Sehr gut gefallen hat mir, dass das Geschehen um Grace und Simon hin und wieder unterbrochen wird durch Briefe, z. B. von Simons Mutter oder Arztkollegen, die die Geschichte zusätzlich bereichern und den Leser auch einmal zum Schmunzeln bringen.

Grace erzählt Simon ihr Leben und so kann auch der Leser sie begleiten, durch ihre schwere Kindheit, die Auswanderung nach Kanada und ihre früheren Stellungen, bis zu jenem Schicksalstag, der Graces Leben auf immer veränderte. Atwoods Grace macht es dem Leser schwer, an ihre Schuld zu glauben, und Atwood bietet auch eine mögliche Lösung an.

Auch von Simon erfährt man einiges, und nicht nur Gutes, zunehmend erkennt der Leser, dass auch er seine dunkle Seite hat, und am Ende ist man womöglich enttäuscht von ihm. Beide Protagonisten sind überaus gelungen charakterisiert. Neben diesen beiden gibt es noch eine ganze Reihe anderer Charaktere, die die Autorin zwar nur aus Sicht Graces oder Simons, oder durch die Briefe, aber dennoch eindrücklich charakterisiert.

Neben dem Blick auf die Charaktere erhält der Leser außerdem einen gut recherchierten Blick auf das Leben jener Zeit, vor allem, aber nicht nur, aus Sicht der kleinen Leute. Das macht den Roman letztlich zu einem sehr lesenswerten historischen Roman. In einem Nachwort geht die Autorin zudem noch einmal auf die echte Grace Marks ein.

Bereits vor 20 Jahren war ich von dem Roman begeistert und auch jetzt habe ich ihn sehr gerne gelesen, er hat mich gut unterhalten, konnte mich aber auch emotional packen und mich über das Leben Grace Marks nachdenken lassen. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, man sollte ihn aber eher als historischen Roman als als Krimi ansehen.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Empfehlenswerte Ergänzung zur Buchreihe

Das Lächeln des Todes
0

Bei einem Spaziergang mit Tochter Scout und Hund Stan findet Max Wolfe einen Toten, Vic Masters, einem alten Kriminellen, der in der Vergangenheit für berüchtigte Gangerbosse gearbeitet hat, wurde ein ...

Bei einem Spaziergang mit Tochter Scout und Hund Stan findet Max Wolfe einen Toten, Vic Masters, einem alten Kriminellen, der in der Vergangenheit für berüchtigte Gangerbosse gearbeitet hat, wurde ein Lächeln, ein sogenanntes „Chelsea Smile“ ins Gesicht geschnitten. Auch wenn es nicht Wolfes Fall ist, fühlt er sich verpflichtet, zu ermitteln …

Der Kurzroman aus der Reihe um Detective Max Wolfe spielt unmittelbar vor Band 3 der Reihe („Wer Furcht sät“) und informiert den Leser auch über das Schicksal eines Kollegen von Max, der während eines Einsatzes schwer verletzt wurde. Der Roman fügt sich gut in die Reihe ein und nimmt den Leser zudem auf eine kleine Reise in die Vergangenheit mit. Wie aus der Reihe gewohnt, geben sich Beruf und Privates die Hand und Max hält sich nicht immer an die Regeln.

Wer die Reihe mag, kommt um diese Geschichte eigentlich nicht herum, sie ist keine Stand-alone-Erzählung, sondern gehört mit in das Gesamtkonzept der Reihe. Ich fand es spannend, Max' Ermittlungen zu verfolgen und ein bisschen über die berüchtigten Kriminellen Londons in den 60er Jahren zu erfahren. Auch die Auflösung ist gelungen.

Die empfehlenswerte Ergänzung der Buchreihe erhält von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Entenhausen ist auch in der Weihnachtszeit eine Reise wert

Lustiges Taschenbuch Weihnachten 22
0

Dieses Jahr hatte ich wieder einmal Lust auf Weihnachtsgeschichten aus Entenhausen. Allein das Cover dieses Albums macht direkt Lust auf Weihnachten und die einzelnen Geschichten sind auch mehr oder weniger ...

Dieses Jahr hatte ich wieder einmal Lust auf Weihnachtsgeschichten aus Entenhausen. Allein das Cover dieses Albums macht direkt Lust auf Weihnachten und die einzelnen Geschichten sind auch mehr oder weniger weihnachtlich.

In 9 spannenden, witzigen oder auch nachdenklich machenden Geschichten erlebt man bekannte Entenhausener, Donald und Dagobert Duck, Tick, Trick und Track, Daniel Düsentrieb, Klaas Klever, Kater Karlo, Micky Maus und Indiana Goof geben sich die Ehre.

Die Geschichten sind unterhaltsam und haben mir alle gefallen,überragend war allerdings keine von ihnen. 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die Weihnachtszeit.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Leider nichts für mich ...

Glasseelen
0

Camilla und Theresa hatten sich ihren Berlin-Trip anders vorgestellt: Erst fällt ihnen eine Leiche vor die Füße, einer der Polizeibeamten ist ihnen unheimlich und dann verschwindet auch noch eine von ihnen ...

Camilla und Theresa hatten sich ihren Berlin-Trip anders vorgestellt: Erst fällt ihnen eine Leiche vor die Füße, einer der Polizeibeamten ist ihnen unheimlich und dann verschwindet auch noch eine von ihnen und die andere wird in mysteriöse Geschehnisse verstrickt.

Tanja Meurers Roman basiert auf „Der Sandmann“ von E. T. A. Hoffmann, und wer diese Erzählung aus dem „Nachtstücke“-Zyklus nicht kennt, sollte sie vorher lesen oder sich zumindest über ihren Inhalt informieren. Ich kannte sie nicht und hatte während des Lesens des Romans schnell das Gefühl, dass mir Hintergrundinfos fehlen – und habe deshalb die Erzählung dazwischengeschoben, sie ist recht kurz und schnell gelesen. Die Idee, eine vorhandene Geschichte eines bekannten Autoren weiterzustricken, finde ich gut.

Leider hat Tanja Meurers Roman bei mir trotzdem nicht funktioniert. Mein Kopfkino sprang nicht an, die Charaktere berührten mich nicht, so dass mich ihr Schicksal auch nicht weiter interessierte – obwohl, manchmal wunderte ich mich schon über Camilla, die eigentlich traumatisiert sein müsste, der man das aber kein bisschen anmerkt, die immer wieder, völlig grundlos, wie mir schien, ihre Meinung ändert, eine Meinung, die sich manchmal sehr grenzwertig darstellt, und die sich in eine Liebesgeschichte einlässt, die auf mich kein bisschen glaubhaft wirkt.

Auch die Schauplätze nahmen keine plastischen Konturen in meiner Vorstellung an, ebenso die Geschehnisse, die mich nicht fesseln konnten, oft verwirrten, noch öfter langweilten sie mich, die detailfreudige Erzählung konnte daher bei mir nicht punkten, weckte eher das Gefühl von Langatmigkeit. Irgendwann fing ich an, quer zu lesen, hoffte zumindest auf ein interessantes Ende – doch auch dieses konnte mich dann nicht mehr überzeugen.

Ich finde das sehr schade, war ich doch sehr gespannt auf die Geschichte. Ich denke, diese ist einfach nichts für mich, auch wenn das in dieser Totalität selten vorkommt.

Von mir gibt es daher nur 1,5 Sterne (die ich, wo nötig, aufrunde), eine Leseempfehlung kann ich leider nicht aussprechen.