Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2017

Ein sehr spannender Kriminalroman mit einer leider nicht ganz ausgegorenen Auflösung

Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
0

David Joshua Goldberg wird 92jährig ermordet. Wer ermordet einen so alten Mann, der auch noch so einen beeindruckenden Lebenslauf hat: Ausschwitzüberlebender, Berater im Weißen Haus. Bei der Obduktion ...

David Joshua Goldberg wird 92jährig ermordet. Wer ermordet einen so alten Mann, der auch noch so einen beeindruckenden Lebenslauf hat: Ausschwitzüberlebender, Berater im Weißen Haus. Bei der Obduktion wird Erstaunliches festgestellt und sehr schnell steht die Frage im Raum: Wer war David Goldberg wirklich? Hat die Antwort darauf etwas mit seinem Tod zu tun?

David Goldberg bleibt nicht der einzige Tote und eine sehr bekannte Familie scheint mit den Morden in Verbindung zu stehen, die versucht, Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen. Gut, dass auch Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ihre Beziehungen haben …

Der dritte Band der Reihe überzeugt durch einen sehr interessanten Fall, dessen Hintergründe durchaus real sein könnten. Der Ausflug in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte ist sehr spannend verpackt und lässt dem Leser viele Möglichkeiten mitzurätseln – und wer gut kombinieren kann, hat durchaus die Chance, zumindest ein paar Fragen richtig zu beantworten.

Wie von Nele Neuhaus gewohnt, gibt es viele verschiedene Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, schließlich aber gekonnt verbunden werden, manche früher, andere später – das ergibt viele Cliffhanger und einige falsche Fährten, und einiges an Emotionen, die auch den Leser nicht unbeteiligt lassen.

Gleichzeitig erfahren wir wieder ein bisschen mehr aus den Privatleben der beiden Ermittler, Oliver von Bodenstein ist kürzlich erneut Vater geworden, die ungeplante Nachzüglerin sorgt für schlaflose Nächte. Außerdem scheint mit der neuen Chefin einiges an Ärger ins Haus zu stehen. Pia Kirchhoff ist glücklich mit ihrem Zoodirektor, muss aber feststellen, dass sie die Liebschaft ihres Exmannes nicht ganz kalt lässt. Ich finde es schön, die Ermittler auch außerhalb der Arbeit begleiten zu können.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und mir viele spannende Lesestunden beschert und hätte von mir auch 5 Sterne haben können, wenn es nicht einige Logiklücken bzw. auch nach der Auflösung noch zu viele offengebliebene Fragen gegeben hätten. So hat der Roman auf der Zielgeraden doch noch einen Stern verloren. Ich fand z. B. die familiären Hintergründe eines Charakters nicht wirklich logisch dargestellt. Auch der Frage danach, ob manche Wahrheit nicht schon viel früher hätte auffallen müssen, wurde nicht ausreichend Raum geschaffen – für mich als Leser das größte Manko an dem Fall.

Trotz der nicht ganz ausgegorenen Auflösung möchte ich den Kriminalroman, sowie die ganze Reihe (mir fehlen im Moment nur noch zwei Bände aus der Mitte) empfehlen. Wer es spannend mag, gerne miträtselt und die Ermittler auch gerne mit in ihr Privatleben begleitet, sollte zugreifen.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Phantasievoll und spannend

Die flammende Welt
0

Irene Winters ist Bibliothekarin der unsichtbaren Bibliothek, ihre Aufgabe besteht darin, in andere Welten zu reisen und dort einzigartige Bücher sicherzustellen und in die Bibliothek zu bringen. Diese ...

Irene Winters ist Bibliothekarin der unsichtbaren Bibliothek, ihre Aufgabe besteht darin, in andere Welten zu reisen und dort einzigartige Bücher sicherzustellen und in die Bibliothek zu bringen. Diese Aufgabe ist nicht immer einfach, denn nicht alle Welten sind harmlos und ungefährlich. Doch nun bekommt es die Bibliothek mit einer ganz besonderen Gefahr zu tun, sie scheint von jemandem auszugehen, der sich gut auskennt mit der Bibliothek und ihren Geheimnissen.

Dieser Band ist bereits der dritte der Reihe, ich habe allerdings noch keinen der Vorgängerbände gelesen. Schnell war ich begeistert von der Welt, die die Autorin geschaffen hat, vor allem die vielen verschiedenen Welten haben es mir angetan, hier kann die Autorin ihre ganze Phantasie spielen lassen und ich als Leser bin entzückt, auf welche Ideen sie gekommen ist und gespannt darauf, auf welche sie noch kommen wird. Dabei sind die Welten unserer oft ähnlich, haben sich nur anders entwickelt, z. B. hat sich in einer die französische Revolution zu einer gesamteuropäischen ausgeweitet. In vielen dieser Welten gibt es Magie und neben Menschen gibt es andere Wesen, wie Drachen, Werwölfe oder Elfen. Die Bibliothek, die im Roman generell fettgedruckt wird, hat ihre ganz eigenen Regeln und ihre Bibliothekare ihre eigene Magie in Form der Sprache (ebenfalls fettgedruckt), die mich ein wenig an die Beeinflussungsmöglichkeit der Jedi aus dem Star-Wars-Universum erinnert.

Die beiden Vorgängerbände nicht zu kennen, erwies sich als möglich, aber nicht durchgehend gut, denn hin und wieder hatte ich doch den Eindruck, mir würde Hintergrundwissen fehlen. Es geht aber nicht so weit, dass man der Geschichte nicht folgen kann oder gar Verständnislücken hat, es ist eher so, dass man die Wissenslücken unbedingt schließen möchte.

Gut gefallen haben mir die Charaktere, Irene, die gewitzt ist und sich auch aus schier unentrinnbaren Situationen retten kann, die aber auch manchmal zu waghalsig ist. Kai, Irenes Lehrling, der zudem ein Drache ist, Vale, ein Londoner Detektiv, der immer mal wieder an Sherlock Holmes erinnert, Zayanna, die Elfe, deren Loyalitäten nicht ganz klar sind. Der Antagonist blieb mir etwas zu fremd, nicht wirklich fassbar, das mag aber auch daran liegen, dass ich erst mit diesem Band in die Reihe eingestiegen bin, er aber schon vorher sein Unwesen trieb. Dazu gibt es noch eine ganze Reihe Nebencharaktere, von denen einige sehr interessant gestaltet sind.

Die Geschichte erschien mir manchmal etwas wirr, was aber auch damit zu tun haben kann, dass sie oft sehr rasant und actionreich erzählt wird. Die Autorin erzählt sehr bildreich, das Kopfkino ist schnell angesprungen, konnte aber nicht alle Bilder tatsächlich greifen.

Am Ende bleiben einige Fragen offen, diese werden aber sicher in den Nachfolgebänden noch geklärt werden, der vierte Band ist bereits angekündigt. Dieser Band schließt die Geschichte aber zunächst ordentlich ab, es gibt keinen fiesen Cliffhanger am Ende, der einen nun zitternd auf den nächsten Band warten lässt.

Mir hat die phantasievolle und spannende Geschichte gut gefallen und Lust auf mehr gemacht. Ich fühlte mich gut unterhalten, hätte aber gerne zwischendurch öfter Luft geholt. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans, die aber mit dem ersten Band starten sollten, um das volle Lesevergnügen ausschöpfen zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Fantasie
  • Thema
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 07.04.2017

Auch Gereons sechster Fall hat mich überzeugt

Lunapark
0

Berlin 1934: Gereon Rath bekommt den Fall eines ermordeten SA-Mannes zugewiesen, zu seinem Leidwesen muss er die Ermittlungen zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Reinhold Gräf, der jetzt bei der Gestapo ...

Berlin 1934: Gereon Rath bekommt den Fall eines ermordeten SA-Mannes zugewiesen, zu seinem Leidwesen muss er die Ermittlungen zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Reinhold Gräf, der jetzt bei der Gestapo arbeitet, leiten. Nicht nur, dass er es nicht gut findet, wie die Gestapo ermittelt, vor allem, dass diese direkt einen bestimmten Personenkreis in Verdacht hat, er hat auch persönliche Ressentiments gegenüber Gräf . Aber Gereon wäre nicht Gereon, wenn er nicht trotzdem seine eigenen Wege ginge.

Auch privat steht im Hause Rath nicht alles zum Besten. Charlie, Gereons Ehefrau, möchte unbedingt wieder arbeiten gehen und hat auch schon einen möglichen Arbeitsplatz. Gereon hat ihr zwar versprochen, dass er nichts dagegen haben würde, würde sie wieder arbeiten gehen, aber so ganz recht ist es ihm nicht. Zur Familie gehört mittlerweile auch das Pflegekind Fritz, das sich nichts mehr wünscht, als in die Hitlerjugend eintreten zu können. Sehr zu Charlies Verdruss, die den Nazis absolut nichts abgewinnen kann.

Der mittlerweile sechste Fall des recht eigenwilligen und nicht immer gesetzestreuen Ermittlers Gereon Rath führt den Leser mitten hinein in eine Zeit, in der der Adolf Hitlers Partei immer mehr Macht erlangte, viele Menschen aber noch davon ausgingen, dass es nur eine Frage der Zeit sein könne, bis der Spuk wieder vorbei sei. Wieder baut der Autor seine Geschichte um ein historisches Ereignis herum, dem „Röhm-Putsch“ der seine Auswirkungen auch auf das Geschehen hat. Mir gefällt es gut, dass und wie der Autor Tatsachen und Fiktion vermischt und man so nicht nur einen spannenden Kriminalroman erhält, sondern auch ein Stück Geschichtsunterricht.

Volker Kutscher erzählt, wie gehabt, aus mehreren Perspektiven, neben Gereons und Charlies erleben wir das Geschehen auch aus Sicht Fritzes und Reinhold Gräfs sowie eines weiteren Charakters. Die Perspektivewechsel tragen dabei nicht nur zum Spannungsaufbau bei, da durch sie Cliffhanger möglich sind, sondern geben dem Leser die Möglichkeit das Geschehen umfassender zu erfahren.

Gereon Rath ist kein einfacher Charakter, und mehr als einmal schüttelt man als Leser den Kopf über ihn. Aber gerade das macht ihn aus, er ist ein Charakter mit vielen Schattierungen, und man weiß nie, in welche Richtung er letztlich abdriften wird. Er ist ein spannender Charakter, der dem Leser hoffentlich noch lange erhalten bleibt. In diesem Band habe ich auch über Charlie sehr oft den Kopf geschüttelt, die nicht immer durchdacht handelt und sich auch schon einmal in große Gefahr begibt. Auch darauf, wie es mit ihr, und ihrer Beziehung zu Gereon,weitergeht, kann man gespannt sein. Am interessantesten könnte sich die Entwicklung Fritzens, des neuen Familienmitglieds, entpuppen. Ich finde es recht schlau von Volker Kutscher, diesen Charakter einzuführen, um zeigen zu können, wie sich das Regime auf Kinder und Jugendliche auswirkt. Reinhold Gräf hat mich in diesem Band überrascht, er war sicher nicht das letzte Mal dabei.

Für mich ist die Reihe gerade durch ihre Verquickung von Fiktion und Fakten, aber auch wegen ihrer interessanten, facettenreichen Charaktere sehr lesenswert. Ich vergebe volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für die gesamte Reihe, die man am besten in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Ein wunderbarer Roman

Gute Geister
0

1962: Skeeter Phelan hat gerade ihr Journalistikstudium beendet und ist in ihre Heimatstadt Jackson/Mississippi heimgekehrt. Sie ist die Einzige aus ihrem Freundeskreis, die nicht ihr Studium abgebrochen ...

1962: Skeeter Phelan hat gerade ihr Journalistikstudium beendet und ist in ihre Heimatstadt Jackson/Mississippi heimgekehrt. Sie ist die Einzige aus ihrem Freundeskreis, die nicht ihr Studium abgebrochen hat, um zu heiraten und Kinder zu bekommen. Ihre Mutter möchte Skeeters ledigen Zustand so bald wie möglich beendet sehen, doch Skeeter will vor allem eins: Ihr Studium nutzen und einen guten Job bekommen, sie will schreiben, aber zuerst müssen Ideen her.

Aibileen arbeitet als Dienstmädchen bei Skeeters Freundin Elizabeth und ist auch dafür zuständig, sich um deren kleine Tochter zu kümmern – und sie ist, wie all die anderen Dienstmädchen, farbig. Als Skeeter mitbekommt, dass Aibileen – und nicht nur diese – von ihren Dienstherren eigene Toiletten gebaut bekommen, damit sie nicht die der Familie, bei der sie beschäftigt sind, benutzen, keimt in ihr eine Idee: Warum nicht die Dienstmädchen interviewen und ein Buch darüber schreiben, wie es ist, als Farbige bei Weißen zu arbeiten. Das ist jedoch ein sehr gefährliches Unterfangen und jemanden zu finden, der sich interviewen lässt, ist sehr schwer …

Die Autorin ist selbst in den Südstaaten der USA aufgewachsen und wurde von einem farbigen Dienstmädchen groß gezogen, wie sie in ihrem Nachwort schreibt, sie weiß also, wovon sie spricht. Mit dem Bundesstaat Mississippi und vor allem mit der Stadt Jackson hat sie zudem einen Ort ausgesucht, der in der Geschichte der Farbigen in den USA eine traurige Rolle einnimmt. So hat Kathryn Stockett auch einige reale historische Personen und Gegebenheiten in ihren Roman mit einfließen lassen, sei es der Mord an Medgar Evers, der erst Jahrzehnte später gesühnt wurde, sei es Martin Luther King und seine „Ich habe einen Traum“-Rede, sei es J: F. Kennedys Ermordung, aber auch Popkulturelles, wie Bob Dylan und die Stones. Das gibt dem Roman ein ordentliches Quantum Authentizität und regt den Leser dazu an, sich mehr mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Erzählt wird die Geschichte (bis auf ein Kapitel) abwechselnd von Skeeter, Aibileen und einer weiteren Farbigen, Minny, im Präsens in Ich-Form. Als Leser taucht man so tief ein in das Geschehen ein, das man eben nicht nur aus Skeeters Sicht verfolgt, sondern auch hautnah aus der der beiden Dienstmädchen. Auch das trägt viel zur Authentizität bei, zumal die Autorin die Erzählung Skeeters sprachlich von der der beiden anderen unterscheidet, deren Sprache ist eindeutig restringierter. Farbige, vor allem Frauen, hatten kaum die Möglichkeiten, die Schule abzuschließen, mussten schon sehr früh in Arbeit gehen.

Man muss schon sehr oft schlucken, wenn man liest, wie es den Farbigen jener Zeit ging. Schön aber auch, zu sehen, dass nicht alle Weißen absolut rassistisch dachten, dass es auch Vertrauen und Freundschaft zueinander geben konnte, auch wenn man das besser geheim hielt. Man kann aber auch erkennen, wie krank ein System ist, das Rassen trennen möchte, aber den Farbigen das Aufziehen der weißen Kinder überlässt.

Die Charaktere sind der Autorin sehr gut gelungen. Aibileen hat rund 20 fremde Kinder großgezogen, ist alleinstehend, ihr Sohn lebt nicht mehr. Sie versucht, dem ihr anvertrauten Kind nicht nur Selbstvertrauen zu vermitteln, sondern auch, dass Farbige und Weiße lediglich durch die Hautfarbe verschieden sind. Minny ist einiges jünger, aber Aibileens beste Freundin. Sie hat einen prügelnden Ehemann und mehrere Kinder. Durch ihr vorlautes Mundwerk hat sie es nicht leicht, ihre Stellungen zu behalten.

Skeeter bleibt nicht nur wegen ihrer Hautfarbe gegenüber den beiden Dienstmädchen eher blass, doch auch sie bringt sich durch ihr Projekt in Gefahr, zumindest macht sie sich zu einer Außenseiterin in der weißen Oberschichtgesellschaft. Mit Skeeter kommt aber auch einiges an Humor in den Roman, der dadurch nicht nur bedrückend wirkt. Die Antagonistin, Hilly Holbrook, ist Rassistin durch und durch, sie kann man so richtig schön verachten. Ein weiterer Charakter erscheint mir erwähnenswert: Celia Foote. Sie hat in die weiße Oberschicht eingeheiratet, stammt aber aus ärmlichen Verhältnissen und eckt daher auch ständig an. Ihr Mädchen jedoch behandelt sie eher als gleichberechtigt, gleichwertig, hier kommt die Distanz eher von diesem, das Celias Verhalten nicht recht einzuordnen weiß. Mir hat Celia sehr gut gefallen, neben Aibileen ist sie die interessanteste Figur im Roman.

Der Autorin ist ein wunderbarer Roman gelungen, der Stoff zum Nachdenken bietet und den man unbedingt lesen sollte.