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Veröffentlicht am 26.11.2016

Viel Blabla um wenig

Die Stille vor dem Tod
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Smoky Barrett, gerade im 7. Monat schwanger, und ihr Team werden zu einem Fall in Colorado gerufen, drei Familien wurden in einer einzigen Nacht bestialisch getötet. Während der Inaugenscheinnahme der ...

Smoky Barrett, gerade im 7. Monat schwanger, und ihr Team werden zu einem Fall in Colorado gerufen, drei Familien wurden in einer einzigen Nacht bestialisch getötet. Während der Inaugenscheinnahme der Tatorte überstürzen sich plötzlich die Ereignisse und Smoky und ihr Ungeborenes geraten in Lebensgefahr – und dann kommt es noch schlimmer …

Für mich war das der erste Cody McFadyen-Smoky Barrett-Roman. Ich las ihn im Rahmen einer Leserunde und war nicht mehr dazu gekommen, die Vorgänger vorab zu lesen, kann also keine Vergleiche ziehen mit den früheren Romanen.

Es ist nicht einfach, den Roman zu lesen, nicht nur, weil er sehr grausame Dinge recht explizit erzählt, das kennt man von anderen Thriller-Autoren und damit komme ich in der Regel gut klar, vielmehr liegt es daran, dass sich sehr viel psychologisches „Blabla“ durch die gesamte Geschichte zieht und dem Roman eine Länge nach der anderen beschert. Schon von Anfang an kreisen Smokys Gedanken vor allem um sich selbst und ihre Befindlichkeiten, ist es zunächst die Schwangerschaft, sind es später ihre Traumata und die daraus resultierenden psychischen Probleme, aber auch über die Taten und die Täter wird in ähnlicher Weise seitenlang analysiert und reflektiert. Sogar ganz am Ende muss man sich noch durch solche Gedankengänge lesen (und teilweise quälen). Der Wunsch, immer wieder quer zu lesen, ist schnell da und kommt immer und immer wieder.

Zwischendurch gibt es durchaus interessante und sogar spannende Sequenzen, man atmet erleichtert auf, endlich geht es richtig los, allerdings hält die Erleichterung nicht lange an – man erhält Appetithäppchen, aber der Appetit wird letztlich nicht gestillt. Die wenigen Cliffhanger laufen meist ins Leere, weil man durch das „Blabla“ schon wieder vergessen hat, dass und weswegen man vorhin noch gespannt war.

Da man (fast) nur durch Smokys Gedankengänge, die in Ich-Form erzählt, über das Geschehen informiert wird, erfährt man auch nur, was sie weiß bzw. was sie mitzuteilen für richtig hält, so kommt es, dass man schnell verwirrt ist, was aber zunächst auch durch die Abfolge der Ereignisse bedingt ist. Einige wenige Male werden die Informationen auch über Zeitungsausschnitte vermittelt, aber auch diese verwirren zunächst, vor allem, weil keine Namen der Betroffenen genannt werden, und werden erst später durch Smokys Gedanken verständlicher.

Eigentlich gefällt mir gut, dass die Geschichte von Smoky im Präsens erzählt wird, das, verbunden mit der Ich-Form ergibt eine starke Eindringlichkeit und passt im Grunde gut, leider führt es aber auch zu den schon genannten Problemen.

Die Charaktere, auch Smoky, erscheinen mir alle recht blass, außer einigen Schlagworten, wie z. B. „gute Freundin“ erfährt man nur wenig. Smoky erzählt zwar selbst, kommt mir aber nicht nahe, so dass ich nur ansatzweise mit ihr mitleiden kann. Sehr interessant finde ich Kirby, die eine gute Freundin Smokys, aber auch eine Killerin zu sein scheint. Wie kommt es dazu, dass so jemand ein FBI-Team unterstützt? Das werde ich hoffentlich aus den Vorgängerromanen erfahren.

Am Ende gibt es nur eine Teilauflösung, und diese kommt mir auch etwas zu plötzlich, wenn gleich sie einer gewissen Logik nicht entbehrt. Dennoch, zufrieden bin ich damit nicht, vor allem, weil so viele Fragen ungeklärt bleiben. Soll die Geschichte in einem Nachfolgeband weitergeführt werden? Mir kommt es nicht so vor, denn Smoky wird uns am Ende als zufrieden präsentiert. Falls doch, weiß ich noch nicht, ob ich den überhaupt lesen möchte.

Lesen werde ich auf jeden Fall noch die Vorgängerbände, denn von fast allen McFadyen-Fans hört man, dass diese viel besser waren. Hätte ich nicht sowieso schon welche davon, wäre „Die Stille vor dem Tod“ sicher mein erster und letzter Roman des Autors gewesen.

Ich vergebe 2 Sterne für diesen Roman, empfehlen möchte ich ihn nicht.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Zufriedenstellendes Ende der Trilogie

Sanktuarium
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Nach den Ereignissen in „Göttin der Finsternis“ ist Ashton Ryder bei Sam Tyler und ihrer Familie untergekommen und arbeitet in deren Detektei mit. Langsam beginnt seine Seele zu heilen und er sehnt sich ...

Nach den Ereignissen in „Göttin der Finsternis“ ist Ashton Ryder bei Sam Tyler und ihrer Familie untergekommen und arbeitet in deren Detektei mit. Langsam beginnt seine Seele zu heilen und er sehnt sich danach, wieder Wächter sein zu können, weiß aber, dass das ein Wunschtraum bleiben wird. Doch dann erfährt er von einer Möglichkeit, sich zu rehabilitieren, die er gerne in Anspruch nehmen möchte, dazu muss er nach Russland reisen, zum Sanktuarium, und dort eine Prüfung bestehen. Begleitet von Sam und deren Ehemann Nick macht er sich auf den Weg, nicht ahnend, dass mehr als eine Prüfung auf die Drei wartet.

Der Abschlussband der Trilogie um Ashton Ryder, der im ersten Band zum Vampir wurde, setzt einige Zeit nach den Ereignissen im Vorgängerband an, nimmt aber die Geschehnisse dort wieder auf. Ich mag die Welt, die Mara Laue hier erschaffen hat und die man nicht nur in dieser Trilogie findet, denn eine der Protagonisten, die Sukkubus Sam Tyler, hat bereits eine eigene Reihe, deren Geschehnisse sich mit dieser Trilogie mehr und mehr verflochten haben. Ich mag Sam, die als Sukkubus, also als Dämonin (allerdings mit menschlichen Gefühlen „infiziert“), hin und wieder ihre eigenen Moralvorstellungen hat, dennoch aber – meistens – zu den Guten gehört. Auch ihre Familie ist außergewöhnlich, Nick, ihr Ehemann, ist ein Werwolf, und auch die drei Töchter haben ihre Besonderheiten.

Ein Vampir, ein Werwolf und eine Dämonin auf gemeinsamer Mission, das ist auch in Mara Laues Welt nicht alltäglich, denn Vorurteile untereinander gibt es einige, auch wenn man bemüht ist, friedlich miteinander auszukommen. Aber, wie im wahren Leben, gibt es auch hier Rassismus, Vorbehalte, Gerüchte und Standesdünkel. Mit dieser Problematik werden die Drei schließlich in Russland konfrontiert, wo ihre Beziehung untereinander Nach- aber auch Vorteile bringen kann.

Sehr gut gefällt mir in Sam Tylers Universum die Vielfalt der Wesen, neben den schon erwähnten Vampir, Werwolf und Sukkubus gibt es weitere Dämonenarten, Nymphen, Hexen, Satyre und noch einige mehr. Besonders gut gefällt mir auch der Ausflug nach Russland, bei dem Einiges an Lokalkolorit mit einfließt.

Wie gesagt, ich mag diese Welt und vor allem die Geschichten, in denen Sam mitspielt. Was ich weniger mag, und was in diesem Band wieder deutlicher zu spüren ist, ist, das recht aufdringlich und immer wieder über Moralvorstellungen, moralisches Handeln, über Schuld und Sühne, aber auch Freundschaft und Zusammenhalt, Toleranz und Vertrauen doziert wird. Als Leser möchte ich selbst meine Schlüsse ziehen, und diese nicht fertig vorgepackt präsentiert bekommen. Stellenweise ist der Erzählstil sehr pathetisch, auch finde ich, dass die Spannung manchmal darunter leidet. Ich möchte einfach nur eine interessante und spannende Geschichte lesen, die gerne auch eine Moral haben darf, diese sollte aber bitte dezent herübergebracht werden.

Insgesamt habe ich aber auch diesen Abschlussband gerne gelesen, und auch wenn die Trilogie jetzt (zufriedenstellend) zu Ende ist, wird die Geschichte weitergehen, nämlich in den Sukkubus-Bänden. Ich bin gespannt darauf und wünsche der Reihe ein langes Leben. Dort wird man auch Ashton wiedertreffen, so dass man auch seinen Weg weiterverfolgen kann.

Von mir gibt es knappe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die Trilogie, wer gerne Vampirromane liest, die sich nicht dem Mainstream beugen und mit meinen Kritikpunkten leben kann, sollte hier zugreifen.

Veröffentlicht am 18.11.2016

Ein Blick in Oliver von Bodensteins Vergangenheit

Im Wald
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Ihr achter Fall führt die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander (ehemals Kirchhoff) nach Ruppertshain, einem kleinen Ort, in dem von Bodenstein seine Kindheit verbracht hat, er kennt die meisten ...

Ihr achter Fall führt die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander (ehemals Kirchhoff) nach Ruppertshain, einem kleinen Ort, in dem von Bodenstein seine Kindheit verbracht hat, er kennt die meisten Einwohner und verbindet gute und schlechte Erinnerungen an die damalige Zeit.
Zunächst ein möglichener Fall von Brandstiftung, entwickelt sich der Fall schnell zu einer Serie von Mordfällen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, wodurch könnte der Mord an genau diesen Menschen motiviert sein? Hat es etwa etwas mit dem Geschehen zu tun, dass sich vor über 40 Jahren in dem Örtchen abspielte und an das sich von Bodenstein nur sehr widerwillig erinnert? Doch warum sollte das, was damals geschah, heute noch relevant sein? Nicht nur von Bodenstein muss sich seiner Vergangenheit stellen und sich erinnern.

Ich bin ein großer Fan der Krimireihe, auch wenn ich noch nicht alle Romane gelesen habe, zwischendrin fehlen mir noch drei. Mir ist vor allem Oliver von Bodenstein sehr sympathisch und ich las mit Schrecken, dass es sich hier womöglich um seinen letzten Fall handeln könnte. Oliver ist ausgebrannt und möchte sich mehr seinem eigenen Leben widmen, zumal seine jüngste Tochter fast nur noch bei ihm lebt und die Beziehung zu seiner Freundin auch Zeit benötigt. Zunächst nimmt er sich ein Sabbatjahr, ob er danach zurück kommen wird, ist allerdings fraglich. Ich hoffe für seine Fans sehr, dass er das tut, zumindest aber weiter eine Rolle spielt. Vergleicht man ihn mit Pia, hat er das eindeutig interessantere Privatleben. Dass sein letzter Fall ausgerechnet so persönlich ist, trägt aber möglicherweise dazu bei, dass er endgültig aussteigt. Ich bin nun sehr gespannt darauf, wie es im nächsten Band, der hoffentlich kommt, weitergehen wird.

Es sind meiner Meinung nach die Charaktere, die Nele Neuhaus' Romane auszeichnen, denn sie sind immer gut und tiefgründig gezeichnet. Das Romangeschehen erleben wir auch dieses Mal nicht nur aus den Perspektiven der Ermittler, sondern auch aus der anderer Charaktere, mitgefühlt habe ich vor allem mit dem 19jährigen Elias Lessing, der sein Leben wieder in den Griff bekommen möchte, nicht immer schlau handelt und in Verdacht gerät, mit den Mordfällen in Zusammenhang zu stehen. Sehr gut gefällt mir auch der neue Kollege Pias und Olivers, Tariq Omari, auf seine weitere Entwicklung bin ich gespannt.

Apropos Charaktere, der Roman wird mit einem Personenregister eingeleitet, das sicher sehr nützlich ist für diejenigen, die sich schnell durch viele handelnde Personen erschlagen fühlen oder die sich in Erinnerung rufen möchten, in welchem Zusammenhang die Charaktere untereinander stehen. Auch die beiden Karten sind nützlich, um die Wege der Charaktere nachvollziehen zu können.

Den Fall finde ich sehr interessant, zumal er einen auch zum Nachdenken über eigene Kindheitserinnerungen bringt. Er lässt den Leser gut miträtseln und hält Überraschungen bereit. Am Ende wird er zufriedenstellend aufgelöst. Manch einem mag die ausführliche Erzählung vielleicht zu viel sein, ich mag so etwas, kann mich damit noch besser in das Geschehen und die Menschen hineinversetzen. Sehr gut ist der Autorin auch gelungen, die besondere Atmosphäre darzustellen, die in solch kleinen Orten herrscht, wo jeder jeden kennt und alle irgendwie verwandt und verschwägert sind. Die Perspektivewechsel gehen in der Regel mit Cliffhangern einher, wodurch Spannung erzeugt wird, wobei der Roman nicht nervenzerfetzend spannend ist, man will aber unbedingt wissen, was genau hinter allem steckt

Natürlich gibt es auch etwas, das mich gestört hat, aber nicht so, dass es zu einer Abwertung führen würde. Liebe Frau Neuhaus, lieber Ullstein Verlag, es gibt immer noch den Genitiv, der aber in diesem Roman nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, sehr schade! Gerade in Büchern finde ich es wichtig, dass etwas mehr Wert auf die deutsche Sprache gelegt wird.

Nele Neuhaus ist es wieder gelungen, einen Roman zu schreiben, der mich mitgenommen hat in die Geschichte, den ich interessant fand, der mich gut unterhalten, mich emotional berührt und mir von Anfang bis Ende gut gefallen hat. Dazu noch das wirklich sowohl farblich als auch motivisch wunderbare Cover, das auch sehr gut zum Inhalt passt. Volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.11.2016

Für mich ein ambivalentes Leseerlebnis

Wer Furcht sät
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Mehrere Männer werden von einer Gruppe Unbekannter gehenkt, die Taten werden gefilmt und ins Internet gestellt, zeitgleich wird für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert. Wie sich herausstellt, ...

Mehrere Männer werden von einer Gruppe Unbekannter gehenkt, die Taten werden gefilmt und ins Internet gestellt, zeitgleich wird für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert. Wie sich herausstellt, hatte jeder der Toten eine Straftat begangen, die relativ mild bestraft wurde. Verdächtig sind zunächst die Angehörigen der ursprünglichen Opfer, doch es scheint nichts zu geben, was diesen Verdacht bestätigen könnte. Auch der Ort, an dem die Toten gelyncht wurden, ist nicht auffindbar.

Max Wolfe ist ein Ermittler, der auch schon mal aus der Reihe tanzt, der hin und wieder handelt, bevor er denkt und sich daher in unschöne Situationen bringt. Dies ist bereits sein dritter Fall (zuzüglich mittlerweile 2 Kurzkrimis) und in diesem Band benimmt er sich nicht ganz so dumm, wie es noch in Band 2 der Fall war. Natürlich kommt es auch zu oben genannten Situationen, es ist hier aber wesentlich nachvollziehbarer, warum er so handelt. Nicht nachvollziehbar ist für mich jedoch, wieso er auch hier wieder in tödliche Gefahr kommt, hier wird Tony Parsons regelrecht unlogisch, für mich ärgerlich und wenig spannend, auch wenn damit wohl höchste Spannung erzeugt werden sollte.

Das Thema „Opfer leidet für das ganze Leben, Täter kommt zu leicht davon, wird zu milde bestraft“ zieht sich in mehreren Strängen durch den Roman, sogar im Ermittlerteam trifft es jemanden. Ein Thema, das zum Nachdenken anregt und mit dem man sich vielschichtig auseinandersetzen kann. Leider hat der Autor es weniger komplex behandelt, als es verdient hätte, dafür hat er wieder viel zu sehr Wert auf Action und erzwungene Spannung gelegt – sehr schade.

Wie immer finde ich die Darstellung der Ermittlungsarbeit zu verkürzt, das Finden der Lösung zu zufallsbehaftet, das Ermitteln selbst zu wenig kompetent. Die Auflösung des Falles ist einigermaßen nachvollziehbar, auch wenn manche Frage offen bleibt. Der Autor lässt Max selbst in Ich-Form erzählen, ein Erzählstil, den ich gerne mag und der hier gut passt. Gut gefällt mir, dass der Leser wieder die Möglichkeit hat, mitzurätseln und auch durchaus auf die Lösung kommen könnte.

Neben seiner Ermittlertätigkeit ist Max auch alleinerziehender Vater einer bezaubernden Tochter, die nach wie vor mein Lieblingscharakter in der Reihe ist – und in diesem Band etwas zu kurz kommt. Schon allein wegen der Privatszenen lese ich die Reihe gern und werde sie auch weiter verfolgen. Kurzfristig zieht Max' Schulfreund Jackson bei den beiden ein, ein Kriegsveteran, der sich interessant entwickelt und ganz offensichtlich ein Geheimnis mit sich herumträgt.

Ein Pluspunkt des Romans ist auch das Vermitteln historischer Fakten, da die Henker sich an historische Hinrichtungen anlehnen, erfährt auch der Leser Einiges darüber. Das Nachwort, in dem der Autor das Thema noch einmal aufgreift, hätte er sich allerdings sparen können, dort erfährt man kaum mehr als man schon dem Roman entnehmen konnte.

Bei Tony Parsons Reihe bin ich jedes Mal sehr zwiegespalten. Es gibt so Vieles, was mich eher verärgert als anspricht, aber auch immer wieder Dinge, durch die ich den Roman doch gerne gelesen habe und bei der Reihe bleiben möchte. Ich vergebe daher 3,5 Sterne, die ich wieder aufrunde. Wer gerne Krimis liest, deren Ermittler ein Privatleben haben, wer findet, in einem Roman muss nicht alles logisch sein, für den könnte die Reihe geeignet sein. Beginnen kann man mit jedem Band, sie sind in sich abgeschlossen und die private Entwicklung ist nicht so wesentlich, dass man viel verpasst hätte, wen man später einsteigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Tempo
Veröffentlicht am 13.11.2016

Eine ziemlich durchgeknallte Familie

Ihr seid natürlich eingeladen
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Gundula Bundschuh fällt aus allen Wolken, als ihr 19jähriger Sohn Rolf, der in den USA studiert, ihr am Telefon erzählt, dass er nicht nur seine, den Bundschuhs unbekannte, Freundin Candy geschwängert ...

Gundula Bundschuh fällt aus allen Wolken, als ihr 19jähriger Sohn Rolf, der in den USA studiert, ihr am Telefon erzählt, dass er nicht nur seine, den Bundschuhs unbekannte, Freundin Candy geschwängert hat, sondern diese auch zu heiraten gedenkt, bald und in den heimatlichen Gefilden. Die Bundschuhs wären nicht die Bundschuhs, wenn sich die Vorbereitungen und die Feier nicht chaotisch entwickeln würden – und die zukünftige amerikanische Verwandtschaft tut ihr Übriges dazu …

Andrea Sawatzi ist sicher jedem als Schauspielerin bekannt, mittlerweile gibt es auch mehrere Bücher von ihr, insgesamt drei davon handeln von den Bundschuhs. Erst feierte man Weihnachten, dann fuhr man in Urlaub und nun wird geheiratet, typische Familiendinge eben. Gelesen hatte ich bisher noch keinen der Romane, allerdings die Verfilmung des Weihnachtsromans gesehen (mit der Autorin selbst in der Hauptrolle), so waren mir die Bundschuhs nicht ganz fremd und ich ahnte ungefähr, was mich erwartete.

Die Familie besteht aus lauter schrägen Typen, ziemlich überzeichnet alle, einschließlich der Haustiere und der Nachbarn. Da gibt es z. B. Gundulas Schwiegermutter, die sich jedem Mann an den Hals wirft, Gundulas hypochondrischer Bruder, oder Gerald, Gundulas Mann, der nicht nur die Verantwortung gerne auf seine Frau abschiebt. Auch Gundula, die die Autorin in Ich-Form erzählen lässt, ist nicht ohne, so hat sie recht sonderbare Tagträume, mir kommt sie manchmal sehr naiv, dann wieder regelrecht durchtrieben vor.

Dem Leser beschert die Vielfalt der sonderbaren Charaktere und die daraus resultierenden Szenen viel zum Schmunzeln und Kichern, manchmal bleibt einem das Lachen aber auch fast im Halse stecken. Mir ist die political incorrectness manchmal einen Touch zu viel, auch wenn das Ganze so überzogen dargestellt wird, dass man es kein bisschen ernst nehmen sollte. Besonders gelungen finde ich Gundulas trockene Kommentare und wie sie alles schicksalsergeben auf sich nimmt – ich wäre mehr als einmal an ihrer Stelle regelrecht ausgeflippt. Wie froh kann man sein, keine solch durchgeknallte Familie zu haben, obwohl man natürlich schon das Eine oder Andere wiedererkennt. Die Bundschuhs sind überspitzt dargestellt, aber manche ihrer Eigenarten findet man sicher auch im eigenen Familien-, Bekannten- und Freundeskreis wieder.

Ich habe mich fast durchgehend gut unterhalten gefühlt, den Roman genossen und jetzt richtig Lust, auch die beiden anderen Bundschuh-Romane zu lesen. Ich bin schon gespannt, welchen Themas sich die Autorin im nächsten Band annimmt. Lesen lässt sich das Ganze wunderbar leicht und locker, man saust nur so durch die Seiten, eine tolle Lektüre für zwischendurch, mit der man sich gut entspannen kann. 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die Romane mit viel Humor und durchgeknallten Charakteren mögen.