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Veröffentlicht am 07.04.2017

Auch Gereons sechster Fall hat mich überzeugt

Lunapark
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Berlin 1934: Gereon Rath bekommt den Fall eines ermordeten SA-Mannes zugewiesen, zu seinem Leidwesen muss er die Ermittlungen zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Reinhold Gräf, der jetzt bei der Gestapo ...

Berlin 1934: Gereon Rath bekommt den Fall eines ermordeten SA-Mannes zugewiesen, zu seinem Leidwesen muss er die Ermittlungen zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Reinhold Gräf, der jetzt bei der Gestapo arbeitet, leiten. Nicht nur, dass er es nicht gut findet, wie die Gestapo ermittelt, vor allem, dass diese direkt einen bestimmten Personenkreis in Verdacht hat, er hat auch persönliche Ressentiments gegenüber Gräf . Aber Gereon wäre nicht Gereon, wenn er nicht trotzdem seine eigenen Wege ginge.

Auch privat steht im Hause Rath nicht alles zum Besten. Charlie, Gereons Ehefrau, möchte unbedingt wieder arbeiten gehen und hat auch schon einen möglichen Arbeitsplatz. Gereon hat ihr zwar versprochen, dass er nichts dagegen haben würde, würde sie wieder arbeiten gehen, aber so ganz recht ist es ihm nicht. Zur Familie gehört mittlerweile auch das Pflegekind Fritz, das sich nichts mehr wünscht, als in die Hitlerjugend eintreten zu können. Sehr zu Charlies Verdruss, die den Nazis absolut nichts abgewinnen kann.

Der mittlerweile sechste Fall des recht eigenwilligen und nicht immer gesetzestreuen Ermittlers Gereon Rath führt den Leser mitten hinein in eine Zeit, in der der Adolf Hitlers Partei immer mehr Macht erlangte, viele Menschen aber noch davon ausgingen, dass es nur eine Frage der Zeit sein könne, bis der Spuk wieder vorbei sei. Wieder baut der Autor seine Geschichte um ein historisches Ereignis herum, dem „Röhm-Putsch“ der seine Auswirkungen auch auf das Geschehen hat. Mir gefällt es gut, dass und wie der Autor Tatsachen und Fiktion vermischt und man so nicht nur einen spannenden Kriminalroman erhält, sondern auch ein Stück Geschichtsunterricht.

Volker Kutscher erzählt, wie gehabt, aus mehreren Perspektiven, neben Gereons und Charlies erleben wir das Geschehen auch aus Sicht Fritzes und Reinhold Gräfs sowie eines weiteren Charakters. Die Perspektivewechsel tragen dabei nicht nur zum Spannungsaufbau bei, da durch sie Cliffhanger möglich sind, sondern geben dem Leser die Möglichkeit das Geschehen umfassender zu erfahren.

Gereon Rath ist kein einfacher Charakter, und mehr als einmal schüttelt man als Leser den Kopf über ihn. Aber gerade das macht ihn aus, er ist ein Charakter mit vielen Schattierungen, und man weiß nie, in welche Richtung er letztlich abdriften wird. Er ist ein spannender Charakter, der dem Leser hoffentlich noch lange erhalten bleibt. In diesem Band habe ich auch über Charlie sehr oft den Kopf geschüttelt, die nicht immer durchdacht handelt und sich auch schon einmal in große Gefahr begibt. Auch darauf, wie es mit ihr, und ihrer Beziehung zu Gereon,weitergeht, kann man gespannt sein. Am interessantesten könnte sich die Entwicklung Fritzens, des neuen Familienmitglieds, entpuppen. Ich finde es recht schlau von Volker Kutscher, diesen Charakter einzuführen, um zeigen zu können, wie sich das Regime auf Kinder und Jugendliche auswirkt. Reinhold Gräf hat mich in diesem Band überrascht, er war sicher nicht das letzte Mal dabei.

Für mich ist die Reihe gerade durch ihre Verquickung von Fiktion und Fakten, aber auch wegen ihrer interessanten, facettenreichen Charaktere sehr lesenswert. Ich vergebe volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für die gesamte Reihe, die man am besten in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Ein wunderbarer Roman

Gute Geister
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1962: Skeeter Phelan hat gerade ihr Journalistikstudium beendet und ist in ihre Heimatstadt Jackson/Mississippi heimgekehrt. Sie ist die Einzige aus ihrem Freundeskreis, die nicht ihr Studium abgebrochen ...

1962: Skeeter Phelan hat gerade ihr Journalistikstudium beendet und ist in ihre Heimatstadt Jackson/Mississippi heimgekehrt. Sie ist die Einzige aus ihrem Freundeskreis, die nicht ihr Studium abgebrochen hat, um zu heiraten und Kinder zu bekommen. Ihre Mutter möchte Skeeters ledigen Zustand so bald wie möglich beendet sehen, doch Skeeter will vor allem eins: Ihr Studium nutzen und einen guten Job bekommen, sie will schreiben, aber zuerst müssen Ideen her.

Aibileen arbeitet als Dienstmädchen bei Skeeters Freundin Elizabeth und ist auch dafür zuständig, sich um deren kleine Tochter zu kümmern – und sie ist, wie all die anderen Dienstmädchen, farbig. Als Skeeter mitbekommt, dass Aibileen – und nicht nur diese – von ihren Dienstherren eigene Toiletten gebaut bekommen, damit sie nicht die der Familie, bei der sie beschäftigt sind, benutzen, keimt in ihr eine Idee: Warum nicht die Dienstmädchen interviewen und ein Buch darüber schreiben, wie es ist, als Farbige bei Weißen zu arbeiten. Das ist jedoch ein sehr gefährliches Unterfangen und jemanden zu finden, der sich interviewen lässt, ist sehr schwer …

Die Autorin ist selbst in den Südstaaten der USA aufgewachsen und wurde von einem farbigen Dienstmädchen groß gezogen, wie sie in ihrem Nachwort schreibt, sie weiß also, wovon sie spricht. Mit dem Bundesstaat Mississippi und vor allem mit der Stadt Jackson hat sie zudem einen Ort ausgesucht, der in der Geschichte der Farbigen in den USA eine traurige Rolle einnimmt. So hat Kathryn Stockett auch einige reale historische Personen und Gegebenheiten in ihren Roman mit einfließen lassen, sei es der Mord an Medgar Evers, der erst Jahrzehnte später gesühnt wurde, sei es Martin Luther King und seine „Ich habe einen Traum“-Rede, sei es J: F. Kennedys Ermordung, aber auch Popkulturelles, wie Bob Dylan und die Stones. Das gibt dem Roman ein ordentliches Quantum Authentizität und regt den Leser dazu an, sich mehr mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Erzählt wird die Geschichte (bis auf ein Kapitel) abwechselnd von Skeeter, Aibileen und einer weiteren Farbigen, Minny, im Präsens in Ich-Form. Als Leser taucht man so tief ein in das Geschehen ein, das man eben nicht nur aus Skeeters Sicht verfolgt, sondern auch hautnah aus der der beiden Dienstmädchen. Auch das trägt viel zur Authentizität bei, zumal die Autorin die Erzählung Skeeters sprachlich von der der beiden anderen unterscheidet, deren Sprache ist eindeutig restringierter. Farbige, vor allem Frauen, hatten kaum die Möglichkeiten, die Schule abzuschließen, mussten schon sehr früh in Arbeit gehen.

Man muss schon sehr oft schlucken, wenn man liest, wie es den Farbigen jener Zeit ging. Schön aber auch, zu sehen, dass nicht alle Weißen absolut rassistisch dachten, dass es auch Vertrauen und Freundschaft zueinander geben konnte, auch wenn man das besser geheim hielt. Man kann aber auch erkennen, wie krank ein System ist, das Rassen trennen möchte, aber den Farbigen das Aufziehen der weißen Kinder überlässt.

Die Charaktere sind der Autorin sehr gut gelungen. Aibileen hat rund 20 fremde Kinder großgezogen, ist alleinstehend, ihr Sohn lebt nicht mehr. Sie versucht, dem ihr anvertrauten Kind nicht nur Selbstvertrauen zu vermitteln, sondern auch, dass Farbige und Weiße lediglich durch die Hautfarbe verschieden sind. Minny ist einiges jünger, aber Aibileens beste Freundin. Sie hat einen prügelnden Ehemann und mehrere Kinder. Durch ihr vorlautes Mundwerk hat sie es nicht leicht, ihre Stellungen zu behalten.

Skeeter bleibt nicht nur wegen ihrer Hautfarbe gegenüber den beiden Dienstmädchen eher blass, doch auch sie bringt sich durch ihr Projekt in Gefahr, zumindest macht sie sich zu einer Außenseiterin in der weißen Oberschichtgesellschaft. Mit Skeeter kommt aber auch einiges an Humor in den Roman, der dadurch nicht nur bedrückend wirkt. Die Antagonistin, Hilly Holbrook, ist Rassistin durch und durch, sie kann man so richtig schön verachten. Ein weiterer Charakter erscheint mir erwähnenswert: Celia Foote. Sie hat in die weiße Oberschicht eingeheiratet, stammt aber aus ärmlichen Verhältnissen und eckt daher auch ständig an. Ihr Mädchen jedoch behandelt sie eher als gleichberechtigt, gleichwertig, hier kommt die Distanz eher von diesem, das Celias Verhalten nicht recht einzuordnen weiß. Mir hat Celia sehr gut gefallen, neben Aibileen ist sie die interessanteste Figur im Roman.

Der Autorin ist ein wunderbarer Roman gelungen, der Stoff zum Nachdenken bietet und den man unbedingt lesen sollte.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Interessantes Gedankenspiel

Dark Matter. Der Zeitenläufer
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Jason Dessen lebt ganz zufrieden mit seiner Frau Daniela und Sohn Charlie, Daniela und er haben sich gegen ihre Karriere und für ihr Familienleben entschieden – und nur manchmal kommt der Gedanke, was ...

Jason Dessen lebt ganz zufrieden mit seiner Frau Daniela und Sohn Charlie, Daniela und er haben sich gegen ihre Karriere und für ihr Familienleben entschieden – und nur manchmal kommt der Gedanke, was wäre gewesen, wenn sie eine andere Entscheidung getroffen hätten.

Eines Tages hat Jason ein Erlebnis, das ihm die Erkenntnis bringt, aber auch fast dafür sorgt, dass er seine Familie für immer verliert.

Warum der Untertitel des Romans „Der Zeitenläufer“ heißt, erschließt sich mir nicht, denn Zeitreisen sind nicht das Thema des Romans. Das Thema ist vielmehr, wie man auch schon dem Klappentext entnehmen kann, die Möglichkeit von Parallelwelten. Schrödingers Katze treffe ich in letzter Zeit öfter an, sowohl in Romanen, als auch in Filmen und Serien, auch der Autor kommt hier schon recht früh auf sie zu sprechen.

Wer hätte sich nicht schon einmal gefragt, was wäre, wenn … ich dies oder jenes nicht getan hätte, ich mich damals anders entschieden hätte. Vielleicht aber gibt es ja eine Welt, in der mein Leben ganz anders verlaufen ist, weil ich dies oder jenes nicht getan habe, weil ich mich anders entschieden habe. Bin ich dort glücklicher – oder hier? Jason jedenfalls bekommt die Gelegenheit, sich in einer Welt zu erleben, in der er sich anders entschieden hat.

Sehr spannend erschien mir das, als ich den Klappentext gelesen habe, und sehr spannend war auch die erste Hälfte des Romans. Dann waren die Weichen gestellt, es war ungefähr klar, wohin die Geschichte geht, und für mich verlor sie damit ihren Schwung. Denn die Richtung, in die sie sich entwickelte, fand ich nicht mehr ganz so interessant. Nicht, dass sich die Geschichte nicht immer noch spannend und zügig lesen ließ, es war nur für mich kein Wow-Effekt mehr da. Leider ist es schwierig, genauer darauf einzugehen, ohne zu spoilern. Ich hätte einfach gerne mehr Hintergründe erfahren, wäre lieber etwas mehr von Jason weggegangen, vor allem hätte ich es nicht gebraucht, dass der Fokus allzusehr auf seiner privaten Beziehung liegt. Mich hat das Thema allgemein interessiert, weniger das spezielle, das sich um Jason dreht.

Nicht, dass mir Jason unsympathisch ist oder ich nicht mit ihm mitfühlen kann. Die zweite Hälfte des Romans hat meine Erwartungen einfach nicht mehr erfüllt. Trotzdem habe ich den Roman nicht unzufrieden zugeklappt, und gerade das Ende gefällt mir wieder richtig gut, es wird sicher auch manche Erwartungen nicht erfüllen, aber genau deswegen finde ich es gut.

Erzählt wird größtenteils von Jason selbst im Präsens, so dass man als Leser nah beim Geschehen ist. Nur hin und wieder wird Jasons Perspektive durch eine andere unterbrochen, die in der dritten Person erzählt wird. Außer Jason gibt es keinen Charakter den man wirklich gut kennen lernt, das ergibt sich aber einfach aus der Geschichte und der Erzählstruktur. Notwendige wissenschaftliche Informationen werden nur im benötigten Maße eingeflochten, das macht der Autor wirklich sehr gut, der Roman hat zwar einen wissenschaftlichen Hintergrund, der Leser wird aber nicht von diesem erschlagen und muss auch nicht seitenlang Fachchinesisch lesen. Mir erscheint der Roman in sich logisch, hin und wieder erschließt sich das aber erst mit etwas Nachdenken.

Bis zur Hälfte war der Roman für mich ein glatter 5-Sterne-Kandidat, da mich die zweite Hälfte aber nicht mehr so fesseln konnte, gebe ich nur 4 Sterne, verknüpfe diese aber auf jeden Fall mit einer Leseempfehlung. Wen das Gedankenspiel „Was wäre wenn ...“ interessiert, bekommt hier einen spannenden Roman, der Stoff zum Nachdenken bietet. Die Filmrechte sind übrigens bereits verkauft, der Film soll 2018 in die Kinos kommen.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Nicht der beste Roman um Loretta Luchs

Voll von der Rolle
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Loretta jobbt hin und wieder in Franks Kiosk, den dieser seit kurzem betreibt. Einen Wunschtraum hat Frank sich damit erfüllt, aber so ganz glücklich scheint er nicht zu sein. Als dann zwei Farbbomben ...

Loretta jobbt hin und wieder in Franks Kiosk, den dieser seit kurzem betreibt. Einen Wunschtraum hat Frank sich damit erfüllt, aber so ganz glücklich scheint er nicht zu sein. Als dann zwei Farbbomben am Kiosk landen und sogar eine Leiche gefunden wird, schaltet Loretta sich ein.

Dies ist die bereits 8. Krimödie um Loretta Luchs, die bei einer Sexhotline arbeitet und nebenbei, zusammen mit ihren Freunden, Kriminalfälle löst. Krimödie, weil neben dem Krimianteil auch der Humor groß geschrieben wird.

Lorettas Freunde sind alle besondere Typen, so auch Frank, ein echter Kerl aus dem Pott, der auch entsprechend spricht. In diesem Band erkennt man ihn leider kaum wieder, sonst stark und nicht auf den Mund gefallen, ist er hier eher ängstlich und lässt sich zu schnell unterkriegen – Frank ist regelrecht out of character – und das ist sehr schade und gefällt mir nicht. Leider spielen in diesem Band neben Frank und Erwin, der seit einiger Zeit eine Detektei betreibt, die anderen Freunde nur eine untergeordnete Rolle, wenn sie überhaupt auftreten. Einzig Pascal, Lorettas Lebensgefährte, hat ein bisschen mehr Text, allerdings stellt er Loretta vor eine Wahl, die ihn womöglich ganz aus Lorettas Leben verbannen wird. Da ich ihn nie für den Richtigen an Lorettas Seite hielt, hoffe ich, dass es genau so kommen wird.

Leider ist in diesem Teil der Reihe auch der Kriminalfall weder besonders interessant noch wirklich packend, im Gegenteil, mir erscheint er sehr konstruiert, vor allem, weil sehr unlogisch ist, dass es erst so weit kommt, dass keiner vorher etwas getan hat, dass vor allem Frank nicht schon früher seine Freunde eingeweiht hat, vor allem, wenn man bedenkt, was die schon alles zusammen durchgestanden haben, außerdem hätte er da sogar zwei „Profis“.

Bei all dem konnte mich dann auch der Humor nicht mehr richtig abholen, der aber auch, jedenfalls meiner Meinung nach, deutlich hinter dem der bisherigen Romanen zurückfällt. Dabei hatte ich mir gerade von dem Büdchen-Fall einiges erhofft.

Unterm Strich bleiben leider nur 3 Punkte übrig für den schlechtesten Roman der Reihe. Ich gehe aber davon aus, dass der nächste Fall mich wieder überzeugen wird und freue mich schon auf ihn. Wer gerne Krimi mit Humor verknüpft liest, kann mit dieser Reihe eigentlich nichts falsch machen.