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Veröffentlicht am 21.01.2017

Trifft nicht ganz meinen Geschmack

Die rote Löwin
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1205: Als die heimatliche Burg von Wenden überfallen wird, verlieren Rubina, Runja genannt, und ihr Bruder Waldemar nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre ganze Familie. Sie reisen nach Magdeburg, in ...

1205: Als die heimatliche Burg von Wenden überfallen wird, verlieren Rubina, Runja genannt, und ihr Bruder Waldemar nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre ganze Familie. Sie reisen nach Magdeburg, in der Hoffnung, dort bei Verwandten aufgenommen zu werden. Doch der Onkel jagt sie davon und sie müssen sich selbst durchschlagen. Schließlich landen sie beim Domdekan Laurenz, der hofft, sie für seine – unlauteren – Zwecke nutzen zu können. Runja ist seit dem Verlust ihrer Familie nur auf eines aus: Rache. Durch Laurenz scheinen sich nun Möglichkeiten dafür zu ergeben.

Der erste Blick ins Buch erfreut mein Herz: Eine farbige Karte (die ich allerdings während des Lesens kaum bemühen musste), ein Personenverzeichnis, in dem die, relativ wenigen, historischen Persönlichkeiten gekennzeichnet sind, und das man getrost vor der Lektüre durchlesen kann, denn es spoilert nicht, und eine Zeittafel, die von 805 bis 1207 für die Geschichte wesentliche Daten auflistet. Im Anhang findet sich neben einem Nachwort des Autors ein Glossar – insgesamt eine perfekte Ausstattung für einen historischen Roman.

Der Start ins Buch erweist sich als atemlos – nicht nur für Runja und Waldemar, sondern auch für den Leser. Die Geschwister werden erst von Wölfen, dann von Wenden gejagt, erzählt wird das in einer Art, die den Leser ebenfalls rasant durch das Geschehen führt und sich sogar in Worten ausdrückt „Als würde der Wald den Atem anhalten“ (S.13) – der also auch! Hier hatte ich das erste Mal das Gefühl von unrealistisch, Wölfe, die, zumal am Tag und im Frühjahr, Menschen jagen? Auch später hat mich dieses Gefühl öfter überfallen, sowohl bei Runjas Entwicklung und ihren Handlungen, als auch bei Laurenz Taten, und zwar zunehmend. Wobei es sein mag, dass ein Gottesmann solche Macht hat und tun und lassen kann, was er will, aber hier fragt man sich dann doch, warum niemand Fragen stellte, warum sich alle manipulieren ließen bzw. die Manipulationen nicht merkten, und warum es nicht wenigstens Gerüchte gab. Die Badehausszene dagegen, die der Autor meint, seinen Lesern erklären zu müssen, habe ich nicht in Frage gestellt, wer sich nur ein bisschen für das Mittelalter interessiert, hat entsprechende zeitgenössische Zeichnungen schon öfter gesehen.

Mir gefällt die Erzählweise, in der abwechselnd Runjas und Laurenz' Geschichte erzählt wird. Runjas Erzählstrang behält dabei in meinen Augen die Atemlosigkeit bei, während bei Laurenz alles etwas behäbiger wirkt. Insgesamt gefällt mir Thomas Ziebulas Erzählweise, sie ist sehr anschaulich, das Kopfkino springt an.

Mit Runja bin ich von Anfang an nicht warm geworden, ich fand einfach keinen Bezug zu ihr, sie hat mein Herz nicht berührt. Schön wäre es, so glaube ich, gewesen, sie erst einmal in ihrem normalen, glücklichen Leben kennen gelernt zu haben. Ihre Verantwortungsgefühle ihrem jüngeren Bruder gegenüber und ihre Rachegelüste kann ich durchaus nachvollziehen, nicht aber, die Art, wie sie sie auslebt, offenbar ist sie nicht in der Lage nachzudenken, sie lässt sich wie eine Marionette führen, stellt nichts in Frage und handelt bevor sie denkt. Hin und wieder wäre es auch sinnvoll gewesen, sich auszusprechen, Möglichkeiten hätte es gegeben. Irgendwann habe ich mich auch gefragt, warum sie nicht einfach Laurenz tötet, das wäre die Lösung vieler Probleme gewesen ...

Laurenz, der Antagonist, erschien mir lange der interessantere Charakter, auch wenn er als machthungriger, intriganter, über Leichen gehender und pädophiler Geistlicher schon fast zu sehr Klischees bedient. Leider driftet auch sein Handeln immer mehr ab, auch bei ihm scheint das Denken immer weniger zu werden.

Interessant finde ich die Einführung eines geheimen Ordens, Dagomar von Bamberg, ein Mitglied dieses Ordens, ist ebenfalls ein recht interessanter Charakter, über dessen Hintergründe ich gerne mehr gelesen hätte.

Runjas Liebesgeschichte mit Pirmin von Paris (wie immer verrät der Klappentext viel zu viel!) konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Gut, ein junges Mädchen verliert ihr Herz an einen schönen Mann, gut, Runja ähnelt sehr seiner verstorbenen Frau – aber reicht das? Hier wird, wie eigentlich im ganzen Buch (z. B. Laurenz' Verwicklungen mit den Wenden), die Geschichte zu verkürzt erzählt – ist halt so, Punkt. Das Ende des Romans wird dadurch noch unglaubwürdiger, mir erscheint es sowieso unpassend.

Zarte Gemüter sollten einen Bogen um den Roman machen, es gibt eine ganze Reihe sehr blutiger und explizit erzählter Szenen.

Der geschichtliche Hintergrund ist interessant, der Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV, die Probleme mit den slawischen Völkern, sehr gut gefällt mir auch das Hintergrundwissen, das man erhält, z. B. über das Domkapitel. Gut gelungen auch die Verknüpfung des Geschehens mit dem Brand Magdeburgs Zunächst nimmt dieser historische Hintergrund einigen Raum ein, verliert er sich dann aber leider mehr und mehr, „Action“ tritt mehr und mehr in den Vordergrund.

Leider hat mich der Roman enttäuscht. Es war mein erster historischer des Autors, bisher kannte (und liebte) ich nur seine Geschichten aus dem Fantasybereich, die er unter den Namen Jo Zybell und Tom Jacuba veröffentlicht hat. Thomas Ziebula und seinen historischen Romanen werde ich daher auf jeden Fall noch eine zweite Chance geben.

Ich vergebe knappe drei Sterne, vor allem wegen der umfangreichen Ausstattung und des interessanten historischen Hintergrundes, der mich dazu brachte, mich weiter mit dem historischen Geschehen zu befassen. Die Geschichte an sich konnte mich leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 03.12.2016

War leider nicht ganz nach meinem Geschmack

Skulduggery Pleasant 1 - Der Gentleman mit der Feuerhand
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Als ihr Onkel Gordon stirbt, wird die 12jährige Stephanie seine Erbin, nichts ahnend, dass das Erbe mehr für sie bereit halten wird, als das der Familie bekannte Vermögen. Mehr oder weniger zum Nachlass ...

Als ihr Onkel Gordon stirbt, wird die 12jährige Stephanie seine Erbin, nichts ahnend, dass das Erbe mehr für sie bereit halten wird, als das der Familie bekannte Vermögen. Mehr oder weniger zum Nachlass gehört z. B. auch Skulduggery Pleasant, Gordons alter Freund, der sich als lebendes Skelett herausstellt und zudem Detektiv ist. Einen Detektiv kann Stephanie gut gebrauchen, denn jemand ist hinter ihr her und verlangt nach einem Schlüssel.

Schon lange hatte ich von den Romanen um den eigenartigen Detektiv gehört und schon lange wollte ich einmal einen davon lesen – endlich bin ich nun dazu gekommen und mit Band 1 in die Reihe eingestiegen.

Die Idee eines so unglaublichen und merkwürdigen Detektives gefällt mir ausgesprochen gut und Skulduggery hatte schon einige Vorab-Plus-Punkte bei mir erlangt, leider hat die Lektüre des Romans meine Erwartungen nur zu Teil erfüllt. Zwar gefällt mir vor allem Stephanie als Protagonistin sehr gut, sie ist sehr pfiffig, mutig und abenteuerlustig, und lässt sich nicht abhalten, an der Lösung des Rätsel mit beitragen, und auch Skulduggery gefällt mir, er ist humorvoll und herrlich skurril. Es gibt noch einige weitere skurrile und auch interessante Charaktere, die mir gut gefallen und die wahrscheinlich zur Stammbesetzung der Reihe gehören, in deren Verlauf man hoffentlich ein bisschen mehr über sie erfährt.

Weniger gut gefällt der Antagonist, er ist zu sehr Klischee, wirkt ansonsten recht blass und seine Motivation erschließt sich mir nicht ganz. Noch weniger gefällt mir, dass der Roman viel zu viele Kampf- und Actionszenen beinhaltet, es geht von einer Gefahr in die nächste. Ich kann mit Kampfszenen meistens wenig anfangen, diese hier konnte ich auch nicht immer nachvollziehen, sie erschienen mir ziemlich wirr. Wirr und nicht immer logisch fand ich auch öfter mal die Geschichte an sich, hin und wieder habe ich den roten Faden verloren.

In den humorvollen und in den ruhigeren Passagen mag ich den Roman gerne, dort glänzt der Autor mit Beschreibungen und Dialogen. Leider gibt es aber auch die anderen Passagen, die mir nicht so recht gefallen wollen, so dass ich nur 3 Punkte vergebe. Skulduggery erhält aber auf jeden Fall noch eine zweite Chance von mir,mindestens einen weiteren Band werde ich noch lesen. Eine Leseempfehlung gibt es auch: Wen meine Kritikpunkte nicht stören, wer sogar Gefallen an vielen Actionszenen hat und zusätzlich gerne skurrile und außergewöhnliche Charaktere mag, sollte einen Versuch mit diesem besonderen Detektiv machen.

Veröffentlicht am 09.10.2016

Band 1 war deutlich besser

His Dark Materials 2: Das Magische Messer
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Der 12jährige Will ist auf der Flucht und landet dabei in einer anderen Welt. Dort trifft er Lyra, die aus einer weiteren Welt stammt und nach Antworten sucht. Die Welt, in der sich beide treffen, scheint ...

Der 12jährige Will ist auf der Flucht und landet dabei in einer anderen Welt. Dort trifft er Lyra, die aus einer weiteren Welt stammt und nach Antworten sucht. Die Welt, in der sich beide treffen, scheint von Kindern bewohnt – und von Gespenstern, die von Kindern nicht wahrgenommen werden, aber für Erwachsene eine große Bedrohung sind.

In Lyras Welt sind derweil der Aeronaut Lee Scoresby und die Hexe Serafina Pekkala ebenfalls auf der Suche nach Antworten.

Der zweite Teil der Trilogie setzt nicht direkt am Vorgängerband ein, sondern führt zunächst einen neuen Protagonisten ein: Will, der anscheinend in unserer bekannten Welt lebt. Will hat früh lernen müssen, seinen Mann zu stehen, sein Vater, ein Forschungsreisender, ist schon seit Jahren verschwunden, seine Mutter psychisch instabil.

Schon beim Vorgänger hatte ich Anfangsschwierigkeiten, und es dauerte etwas, bis der Band mir Lesefreude beschwerte. Auch „Das magische Messer“ machte es mir nicht leicht – und leider hielt sich das bis zum Ende. Lyras Welt hat mir gut gefallen, Philip Pullman hat sie mit viel Phantasie ausgearbeitet und bildreich von ihr erzählt. Die beiden neuen Welten sind weniger gut ausgearbeitet, nun, unsere eigene Welt kennen wir, da war das auch nicht weiter nötig. Die Welt der Gespenster allerdings blieb mir fremd und es fehlte mir an Hintergründen. Gut, dass manche Szenen in Lyras Welt spielen und mit Lee und Serafina altbekannte Charaktere auftreten. Lyra, die nun nicht mehr der Mittelpunkt der Geschichte ist, der Fokus liegt meines Erachtens mehr auf Will, ist mir immer noch nicht wesentlich sympathischer geworden. Wirklich interessante Charakterneuzugänge gibt es in diesem Roman eigentlich nur einen, jemand, den man eigentlich tot wähnte und der sogar eine doppelte Überraschung ist. So tolle Charaktere wie der Bär Iorek fehlen in diesem Band.

Die Geschichte selbst erscheint mir verworren und mit erheblichen Längen, wodurch ich mehr als einmal dazu verführt wurde, quer zu lesen, Philip Pullman erzählt sehr ausschweifend, so dass man dadurch nicht unbedingt etwas verpasst. Wirkliche Spannung kam bei mir nur selten auf, doch hin und wieder hat mich eine Szenenfolge doch gepackt, z. B. als Lyra das Alethiometer gestohlen wird und Will es mittels eines raffinierten Tricks zurückholen will.

Lange habe ich überlegt, welche Botschaft Philip Pullman mit dem Roman vermitteln will. Kirchenkritik? Kritik an Machtausübenden? Sozialkritik? Klar ist, dass die Kirche in Lyras Heimat eine verheerende Rolle inne hat, sie hat die Macht in Händen, bestimmt die Gesetze und handelt selbst sehr zweifelhaft. Wollte Pullman Machtausübung an sich kritisieren, warum bedient er sich dann der Kirche als kritisiertem Machtinhaber? Der Roman ist ein Jugendbuch (laut Verlag ab 12 Jahre geeignet) und ich finde es sowieso schon sehr düster und brutal für ein solches, dazu noch diese Botschaft macht es für mich nicht mehr für jüngere Jugendliche geeignet. Religion ist ein schwieriges Thema, wie ich finde und dieser Roman scheint mir nicht geeignet, sich damit auseinanderzusetzen.

Der Roman hat mich nach dem spannenden und phantsievollen ersten Band enttäuscht. Pullman erzählt weniger phantastisch, dafür immer verworrener, worunter auch die Spannung leidet. Trotzdem werde ich die Trilogie zu Ende lesen, vielleicht überrascht mich ja der dritte Band positiv. Für Band 2 gibt es 2,5 Sterne, die ich, wie immer aufrunde, aber keine Leseempfehlung. Ob die gesamte Trilogie empfehlenswert ist, entscheide ich nach dem Lesen des Abschlussbandes.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Der Mirror, dein bester Freund?

Mirror
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Nachdem Carl Poulsen zusammen mit einem Freund den „Mirror“ entwickelt hat, kann er seine Firma für so viel Geld an einen Konzern weiterverkaufen, dass er bis an sein Lebensende ausgesorgt hat. Dennoch ...

Nachdem Carl Poulsen zusammen mit einem Freund den „Mirror“ entwickelt hat, kann er seine Firma für so viel Geld an einen Konzern weiterverkaufen, dass er bis an sein Lebensende ausgesorgt hat. Dennoch bleibt er der Firma verbunden und arbeitet weiter am Mirror, eine Art Weiterentwicklung des Smartphones, mit vielen für den User hilfreichen Features. Die Mirror sind über das MirrorNet verbunden, das Daten sammelt, um die Geräte immer weiter zu verbessern. Das oberste Ziel ist dabei den Nutzen für die User zu optimieren.

Andy bekommt einen Mirror zum Geburtstag geschenkt, zuerst ist er nicht gerade begeistert, denn sein Haupthobby sind Onlinespiele, dafür scheint der Mirror aber nicht unbedingt geeignet zu sein. Doch Andy entdeckt schnell den Nutzen des Gerätes für sich, denn er hat das Asperger-Syndrom und sein Mirror hilft ihm dabei, die Gesichtsausdrücke seiner Mitmenschen zu deuten und gibt ihm damit die Möglichkeit, deren Stimmungslage zu erkennen. Tatsächlich traut sich Andy seit langer Zeit einmal wieder unter Menschen und besucht ein Einkaufszentrum, wo er Viktoria kennenlernt und sich sogar mit ihr anfreundet. Doch diese Freundschaft scheint seinem Mirror nicht zu gefallen.

Nicht nur Andys Handicap wird vom Mirror kompensiert, auch die blinde Marna erlebt, wie hilfreich das Gerät für sie ist, und auch Lukas, dem es an Intelligenz mangelt, profitiert von seinem Mirror, der sein Leben innerhalb kurzer Zeit verbessert – ihn aber auch von sich abhängig macht. Jack ist ein kleiner Dealer, der untertauchen muss, der Mirror, der in seine Hände gelangt, wird ihm dabei gute Dienste leisten. Die Journalistin Freya entdeckt, dass ihr Mirror Gefühle zu haben scheint oder zumindest eigenständig agiert. Sie beginnt nachzuforschen und stößt damit in ein Wespennest.

Die Geschichte spielt in Deutschland und den USA (Carl und Jack) und wird mit Hilfe vieler Perspektivewechsel und damit verbundener Cliffhanger zügig erzählt. Als Leser ist man mitten in der Geschichte, fühlt mit den Charakteren oder ärgert sich über sie, schnell ist einem aber auch klar, wohin das Geschehen steuert. Die Spannung hält sich insgesamt in Grenzen, wenn auch manche Abschnitte recht spannend sind. Trotz der techniklastigen Geschichte ist die Sprache einfach und verständlich, technische Details werden eher am Rande erwähnt.

Die Charaktere sind zum Teil ganz gut gelungen, besonders Andy gefällt mir, man kann gut nachvollziehen, was in ihm vorgeht. Auch die Gefühlswelt der anderen Charaktere beschreibt der Autor anschaulich, teilweise sind mir diese aber zu klischeehaft beschrieben, vor allem Lukas ist ein reiner Stereotyp. Da es in der Geschichte aber weniger um die Charaktere geht, sondern mehr um die künstliche Intelligenz und ihre Vor- und Nachteile, ist das zu verschmerzen, die Charaktere sollen nur die Story tragen und anschaulich machen. Wirklich stört mich aber, wenn Charaktere unlogisch handeln, z. B. erst mirrorkritisch, intelligent und vernünftig sind, und dann doch alles glauben, was das Gerät ihnen sagt und sich zu entsprechendem Tun verleiten lassen, selbst wenn ein bisschen gesunder Menschenverstand Zweifel schüren müsste.

Im Übrigen finde ich es schade, dass die Charaktere aus dem Prequel im Roman keine Rolle spielen und noch nicht einmal die dortigen Rätsel aufgeklärt werden (allen voran das Attentat auf den Zug), sicher hätte man das „nebenbei“ auch noch mit aufnehmen können.

Leider hat für mich aber auch die Geschichte an sich ihre Probleme. Manche Storyentwicklungen scheinen mir zu sehr aus dem Hut gezaubert. Vor allem gefällt mir das Ende nicht. Die Grundgeschichte, nennen wir es „was passiert, wenn künstliche Intelligenz zu intelligent wird“, ist ein alter Hut, da gibt es einige Geschichten, die davon handeln, und ich hatte von „Mirror“ etwas Neues, Innovatives erwartet, zumal Karl Olsberg in Anwendungen Künstlicher Intelligenz promoviert hat. Leider wurde meine Erwartung diesbezüglich enttäuscht, vor allem das Ende der Geschichte erscheint mir sehr klischeehaft. Gegen Ende zieht sich die Geschichte immer mehr. Dass es dann noch einen Todesfall innerhalb der Charaktere geben muss, scheint einem Soll geschuldet und ist in meinen Augen unnötig.So habe ich den Roman letztlich eher unzufrieden aus der Hand gelegt, weswegen ich auch nur 3 Sterne vergebe.

Vielleicht werde ich langsam alt, habe schon zu viel gelesen und gesehen, und kann deshalb manchen Romanen einfach nicht mehr genug abgewinnen? „Mirror“ ist mir letztlich zu klischeehaft und bietet nichts wirklich Neues. Sicher kann der Roman aber nachdenklich machen, wenn es um den Umgang mit technischen Fortschritten geht und der Überlegung, ob alles, was möglich ist, auch gemacht werden sollte. Aber auch diese Frage ist für mich nicht Neues.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Zu spannungsarm, zu viele Längen

Teufelsgold
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Hendrik Busske ist in Zürich, um ein Seminar über Finanzanlagen zu halten. In einem Antiquariat fällt ihm ein Buch ins Auge, das er nachdem er hineingelesen hat, gerne kaufen würde, es ist aber, laut Händler, ...

Hendrik Busske ist in Zürich, um ein Seminar über Finanzanlagen zu halten. In einem Antiquariat fällt ihm ein Buch ins Auge, das er nachdem er hineingelesen hat, gerne kaufen würde, es ist aber, laut Händler, bereits reserviert. Kurzerhand nimmt Hendrik es einfach heimlich mit. Fasziniert liest er die Geschichte, die vom Alchimisten John Scoro handelt, dem es gelungen ist, Gold zu erschaffen. Das erschaffene Gold ist allerdings sehr gefährlich, und erhält schnell den Ruf „Teufelsgold“ zu sein.

Hendrik hat nicht lange Freude an dem Buch, denn nur wenig später wird es ihm selbst gestohlen. Bei ihm wurde aber eine Saat gelegt, er baut Erkenntnisse, die er aus diesem und anderen Büchern geschöpft hat, in sein Seminar ein und hat damit großen Erfolg. Im Laufe der nächsten Jahre erhält er immer einmal wieder die Gelegenheit, weitere Dokumente über das Teufelsgold zu lesen. Aber nicht nur er hat Interesse an diesen Schriften und dem möglichen wahren Hintergrund.

Alchemie ist eine faszinierende Sache, die seit Jahrhunderten das Interesse der Menschen weckt, wer möchte nicht gerne Edles aus Unedlem erschaffen. Dass damit nicht nur die Umwandlung von unedlen Metallen in Gold gemeint sein muss, erfährt der Leser im Laufe des Romans.

Mit dem Thema Alchemie könnte ein spannender Roman zu lesen sein, vor allem wenn, wie hier, „Thriller“ auf dem Cover steht. Leider ist es hier nicht gelungen, der Roman ist in weiten Teilen weder spannend, noch bietet er Thrill, im Gegenteil, er hat sehr viele Längen. Das liegt u. a. daran, dass Hendriks Leben umfänglich geschildert wird, über Jahre erlebt man seine Entwicklung mit, vor allem seine berufliche. Leider ist Hendrik ein recht unsympathischer Zeitgenosse, so dass man als Leser kaum positive Gefühle für ihn entwickeln kann. Außerdem ist Hendrik auch noch eher langweilig, so dass es auch am Interesse fehlt. Da der Roman weitgehend aus Hendriks Perspektive erzählt wird, lernt man ihn recht gut kennen, die weiteren Charaktere jedoch weniger, sie bleiben relativ blass. Interessant sind nur wenige, dazu gehört für mich vor allem Adalbert, Hendriks Bruder, der am CERN forscht.

Erzählt wird, wie bereits erwähnt, vorwiegend aus Hendriks Perspektive, hin und wieder unterbrochen von Rückblicken in die Vergangenheit, dargestellt durch die verschiedenen Dokumente, auf die Hendrik trifft. Sehr gut gelungen ist Andreas Eschbach dabei die sprachliche Differenzierung, so dass tatsächlich der Eindruck entsteht, als würde man altertümliche Schriften lesen. Weitere, eher kurze Szenen, erzählen aus dem Blickwinkel zunächst geheimnisvoller Anderer. Trotz der oben erwähnten Längen lässt sich der Roman recht zügig lesen, steht man ihn bis zum Schluss durch erhält man ein Ende, das zumindest ich so nicht erwartet hätte, dass mich aber schnell doch überzeugt hat.

Wer einen klassischen Thriller erwartet, wird sicher enttäuscht sein, man muss sich nicht nur auf historische und phantastische Elemente einlassen, sondern auch mit einer weitgehend spannungs- und actionarmen Geschichte vorlieb nehmen. Historisch und phantastisch mag ich, so dass mich diese Bestandteile kaum schrecken konnten, im Gegenteil, mein Interesse weckten. Doch der Längen sind zu viele, etliche Seiten weniger hätten dem Roman womöglich gut getan – wer hätte gedacht, dass ich so etwas einmal schreiben würde. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte Fahrt auf, leider zu spät. Zudem krankt sie meiner Meinung nach – in allen Zeitebenen – an den Charakteren, für die ich wenig Gefühle entwickeln konnte und die mir daher relativ egal waren. Kein Mitzittern also, wodurch die Spannung noch mehr gedrückt wird. Wäre der Roman kein Pflichtbuch gewesen, hätte ich ihn womöglich vor dem Ende abgebrochen.

Insgesamt hat mich der Roman nicht überzeugen können, es gibt zwar interessante Szenen und die Genremischung finde ich gut, auch regt er zum Nachdenken an (was würde man alles für Reichtum tun, ist ewiges Leben erstrebenswert …), aber das reicht leider nicht aus. Mehr Spannung und eine gerafftere Handlung hätten der Geschichte gutgetan. So vergebe ich knappe 3 Sterne und eine Leseempfehlung allenfalls für Fans des Autors.

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