Eines meiner Jahreshighlights!
Der Store»Die Freiheit gehört Dir, bis Du sie aufgibst.«
Die komplette Aufmachung des Buches ist mehr als gelungen. Das Cover. Die Hände, die aus dem Strichcode ragen und nach etwas zu greifen scheinen - eine ...
»Die Freiheit gehört Dir, bis Du sie aufgibst.«
Die komplette Aufmachung des Buches ist mehr als gelungen. Das Cover. Die Hände, die aus dem Strichcode ragen und nach etwas zu greifen scheinen - eine sehr aussagekräftige Message, wie ich finde. Und der wunderschöne rote Buchschnitt. Das ganze Buch wirkt wie ein Paket, als wäre es selbst ein Teil der Cloud - I love it!
Den Schreibstil bzw. die Übersetzung fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, da mir der Stil zu leblos und einige Formulierungen etwas zu holprig waren. Zudem haben sich ein paar Fehler eingeschlichen, über die ich allerdings hinwegsehen konnte, da ich den Verlauf der Geschichte viel zu interessant fand.
Gerade weil das Thema »Onlinehandel« so aktuell und interessant ist, war ich umso gespannter darauf, wie der Autor ein so vielschichtiges und heikles Thema in eine Geschichte verpacken würde.
Erzählt wird die Story aus der Sicht von drei Personen: Paxton und Zinnia - die beiden Protagonisten -, die uns an ihrem »Alltag« teilhaben lassen und Gibson Wells - dem Erfinder von Cloud -, der seine Gedanken und Erlebnisse mit uns teilt.
Wir lernen Paxton kennen, der früher als Gefängniswärter gearbeitet hat und sich später mit seinem eigenen Unternehmen selbständig gemacht hat. Bis Cloud seinen großen Traum platzen ließ und sein Unternehmen in den Ruin getrieben hat. Mit dem festen Vorhaben, dem Mann, der sein Leben zerstört hat, ins Gesicht zu sehen und sich seine Wut und Enttäuschung von der Seele zu reden, bewirbt er sich letztendlich bei Cloud und ergattert tatsächlich einen Job.
Recht schnell gewöhnt er sich jedoch an seine neue Lebenssituation und wird ein Teil der Cloud-Familie.
Zinnia hingegen spielt nicht mit offenen Karten. Sie ist ein Charakter, den ich nicht so ganz einschätzen konnte, da sie einerseits sehr manipulative Seiten besitzt und andererseits Seiten von sich zeigt, die ich nicht mit dem Rest in Einklang bringen konnte.
»Der Store« beschreibt die fatalen Folgen eines unaufhaltsamen Klimawandels und zeigt detailliert auf, wie Stück für Stück alle Geschäfte verdrängt wurden, bis nur noch ein übermächtiger Anbieter übrig geblieben ist, der unseren unkontrollierbaren Konsumhunger stillt.
Niemand muss mehr vor die Tür gehen. Warum auch, wenn doch alles per Knopfdruck bestellt werden kann und in Windeseile geliefert wird?
Zwischenmenschliche Beziehungen werden auf ein Minimum reduziert. Der Kontakt zur Außenwelt verliert an Bedeutung.
In den Mother-Clouds ist jeder Mitarbeiter nur eine Farbe, die den Arbeitsplatz bestimmt. Jeder Handgriff ist automatisiert. Jeder Tag ist gleich. Alles wird kontrolliert. Wer dem Druck nicht standhalten kann, muss gehen. Doch wohin?
Trotz des umfangreichen Inhalts fand ich die Geschichte weder langweilig noch künstlich in die Länge gezogen.
Klar, viele Abläufe wiederholen sich und ein Tag gleicht oft exakt dem anderen, doch genau damit wird uns der monotone Tagesablauf der Mitarbeiter deutlich vor Augen geführt. Wer sich für ein Leben bei Cloud entschieden hat, hat sein Leben der Cloud verschrieben - ausnahmslos.
Gerade zum Ende hin nimmt die Story noch mal ordentlich an Fahrt auf. Die Ereignisse überschlagen sich und trotz des vorhersehbaren Endes habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Lediglich der Schluss hat mir persönlich einfach zu viele Fragen offengelassen, auf die ich dringend eine Antwort benötige.
Fazit:
Mit »Der Store« hat Rob Hart eine erschreckende Welt erschaffen, die mir erneut ins Gedächtnis gerufen hat, dass es gar nicht so abwegig ist, dass wir uns in ferner Zukunft in einer ähnlichen Situation befinden könnten.
Natürlich wurden viele Inhalte sehr überspitzt dargestellt, dennoch soll uns vor Augen geführt werden, wie schnelllebig unsere Gesellschaft ist und auch, dass sich unser Konsumverhalten im Laufe der Zeit drastisch verändert hat.
Denn mal ehrlich: Jeder von uns hat schon mal in einem Onlineshop eingekauft und nutzt diese Möglichkeit vielleicht sogar regelmäßig.
Die einen aus Bequemlichkeit, die anderen weil sie möglicherweise gar keine andere Wahl haben. Aber wichtig ist nicht, wo ihr einkauft, sondern wie ihr mit den vorhandenen Mitteln umgeht.
Das Buch ist gesellschaftskritisch, schonungslos und meiner Meinung nach wahnsinnig interessant - für mich gehört »Der Store« definitiv zu meinen Jahresighlights!
Einen halben Stern ziehe ich ab, da ich ein paar Stellen etwas langatmig fand und manche Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte. Außerdem hat mich das Ende nicht mit einem zufriedenen Gefühl zurückgelassen, dafür sind noch viel zu viele Fragen offengeblieben, die beantwortet werden müssen.
Ich hoffe sehr, dass es noch einen zweiten Teil geben wird, und freue mich, mehr von diesem talentierten Autor zu lesen!
4,5/5 Sterne
Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.