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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Kurzer Blick auf eine Fluchterfahrung

Der Erinnerungsfälscher
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Said Al-Wahid lebt mit Frau und Kind in Berlin. Als seine Mutter stirbt, beschließt er noch einmal nach Bagdad zu reisen. Ein schwieriges Unterfangen, da er seit Jahren in Deutschland lebt und es nicht ...

Said Al-Wahid lebt mit Frau und Kind in Berlin. Als seine Mutter stirbt, beschließt er noch einmal nach Bagdad zu reisen. Ein schwieriges Unterfangen, da er seit Jahren in Deutschland lebt und es nicht einfach war die behördlichen Hürden zu überwinden. Während der Reise erinnert er sich an Etappen seiner Flucht und Szenen aus der Vergangenheit. Oder sind es nur Geschichten, die er gehört und sich zu eigen gemacht hat?

Die Geschichte ist berührend und nachdenklich machend erzählt. Mit einfachen Worten und doch, oder gerade deswegen, eindringlich. Der Autor schöpft merkbar aus seiner eigenen Fluchterfahrung. Das macht die Geschehnisse realistisch und bedrückend.
Schade fand ich, dass das Buch so kurz ist. Man hat sich gerade dran gewöhnt, dann hört es auch schon auf. Auch die Idee, dass Erinnerungen sich verändern, wahr und gleichzeitig erfunden sein können und wie problematisch dies im Umgang mit Behörden ist, hätte mehr ausgebaut werden können.
Insgesamt ein nachdeklich machender, aber recht kurzer Blick auf die Gechichte eines Geflüchteten.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Die Geister der Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der ...

Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee zu einem Massenselbstmord vor allem von Frauen und ihren Kindern kam.

Die Autorin folgt zwei sehr unterschiedlichen Protagonistinnen in dieser Stadt. Die 15-jährige Larry absolviert verbissen ein von ihr selbst erdachtes Überlebenstraining, um endlich aus Demmin rauszukommen und ist ganz versessen darauf ihre Zukunft zu gestalten.

Ihre Nachbarin Frau Dohlberg muss ihren letzten Gang ins Altenheim gehen und sortiert schweren Herzens ihre Sachen aus. Dabei erinnert sie sich an die Vergangenheit und eben den Tag 1945, an dem auch ihre Familie Selbstmord beging, aber sie selbst es nicht konnte.

Die Autorin zeichnet Demmin als einen Ort, der geprägt ist von den unzähligen Toten. Larry verdient sich auf den Friedhof mit Aufräumarbeiten etwas zu ihrem Taschengeld hinzu und immer wieder wird thematisiert, wie die vielen Leichen im Fluss schwammen. Szenenweise kommen Erinnerungen bei Frau Dohlberg hoch.

Larry und ihre große Klappe haben mir gleich gefallen. Sie ist ruppig, hat aber ein gutes Herz. Dagegen bleibt Frau Dohlberg und gerade gegen Ende hin der historische Hintergrund eher blass. Larry hat für Coming of Age Romane typische Probleme. Konflikte mit der Mutter und Trauer über die Trennung der Eltern, Freundschaft, die erste Liebe und Versuche sich selbstständig zu machen und den Platz in der Welt zu finden.
Sehr gut gefallen hat mir, wie ernst die Autorin ihre jugendlichen ProtagonistInnen nimmt und auch die Freundschaften. Sie alle haben so ihr Päckchen zu tragen und nehmen Bürden aus den Elternhäusern mit und trotzdem bleibt die Stimmung trotz Melancholie und teilweise morbider Themen heiter.

Insgesamt habe ich nicht so viel über Demmin gelernt wie erhofft, da war eine kurze Recherche auf wikipedia ergiebiger. Wahrscheinlich hat die Autorin mehr Wissen gesammelt, aber es passte dann doch nicht so sehr in den Roman. Enttäuscht bin ich aber trotzdem nicht, denn Larry habe ich doch sehr gern begleitet bei einem Stück ihres Weges zum Erwachsensein.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Beziehungen

Milch Blut Hitze
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Mit Kurzgeschichten kann ich selten etwas anfangen, weswegen ich eher zögerlich in diesen Band hereingelesen habe. Der Schreibstil hat mich jedoch gleich gepackt und ich hatte die Lektüre doch recht schnell ...

Mit Kurzgeschichten kann ich selten etwas anfangen, weswegen ich eher zögerlich in diesen Band hereingelesen habe. Der Schreibstil hat mich jedoch gleich gepackt und ich hatte die Lektüre doch recht schnell beendet.

Alle Geschichten spielen in Florida, der Fokus liegt auf PoC, besonders Frauen. Die Autorin schafft es meisterhaft die auftretenden Figuren kurz und prägnant zu skizzieren, sodass man mitfühlen kann. Die Atmosphäre der Geschichten ist meist beunruhigend und düster. Die Themen sind etwa Trauer über eine Fehlgeburt, der Umgang mit schwerer Krankheit und Tod. Trotzdem habe ich die Geschichten nicht als bedrückend empfunden (wenn auch stellenweise als beunruhigend).

Es geht um verschiedene Arten von Beziehungen. Um Mutterschaft, Freundschaft, Paarbeziehungen, Geschwisterbande. Oft werden gerade die Abgründe beleuchtet. Viele Geschichten enden im Unklaren und lassen Raum zum Interpretieren und Weiterspinnen.

Wie das immer so ist, haben mir nicht alle Geschichten gleich gut gefallen. Insgesamt mochte ich jedoch die Vielfältigkeit und Intensität der Geschichten und empfehle sie gern weiter.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

zu hektisch

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
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Die einzige Person, die Cressi Halt gibt ist ihr Therapeut. Ihre Familie treibt sie mit immer neuen verrückten Ideen in den Wahnsinn. Als ihre Mutter stirbt, muss sie nicht nur die Beerdigung ...

Die einzige Person, die Cressi Halt gibt ist ihr Therapeut. Ihre Familie treibt sie mit immer neuen verrückten Ideen in den Wahnsinn. Als ihre Mutter stirbt, muss sie nicht nur die Beerdigung vorbereiten, sondern sich auch noch um einen Hund und ein geerbtes Bistro kümmern. Und da sie den Männern abgeschworen hat, bringt sie der gutaussehende Grieche, der sich in ihrer WG eingnistet hat zur Verzweiflung.

Aus den ganzen Handlungssträngen hätte man mühelos mehrere Bücher machen können. Mir fiel es teilweise schwer mit den Ereignissen mitzukommen. Die Hauptfigur ist nicht nur für ihren Therapeuten anstrengend. Ist vielleicht auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Das Konzept scheint zu sein, dem Leser keine Sekunde zum Durchatmen zu lassen. Das ist schade, denn so kommt man gar nicht zum Nachdenken und Mitfühlen. Und man bekommt leider auch viel von Dritten erzählt, statt es mitzuerleben. Ich war mir beispielsweise nie sicher, ob die Hauptfigur tatsächlich so viele Dates hat, dass sie den Männern abschwören muss. Soooo viele schreckliche Ausrutscher hat sie jetzt nicht.
Ein paar nette Ideen und witzige Szenen sind dabei, aber leider gehen die in der Vielzahl der Geschehnisse unter.

Für mich zu hektisch und nicht mein Lesegeschmack.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

In kleinen Schritten die Welt retten

Stell dir vor ...
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Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen ...

Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen Lösungen zu finden.
Er plädiert dafür, die menschliche Phantasie zu nutzen und berichtet aus sehr unterschiedlichen Projekten, die er besucht oder selbst mitinitiiert hat.
Sehr gut gefallen hat mir, dass er viele verschiedene Denkanstöße gibt. Wichtig ist seiner Meinung nach nur, sich zu trauen seine Phantasie zu nutzen, Nähe zur Umwelt herzustellen und offen im Kontakt mit anderen Menschen zu sein. So könnte durch viele kleine, lokale Projekte die Welt ein klitzekleines bisschen besser werden.
Und das ist schon viel besser, als angesichts der riesigen Probleme den Kopf in den Sand zu stecken.
Vom Layout her hat mich das Buch nicht so ganz überzeugt. Die Schrift ist recht klein und es gibt wenige Abschnitte. Für mich ist es eher ein Buch, dass man häppchenweise zur Inspiration liest und bei dem man auch mal nicht so Interessantes überspringt. Das ist nicht immer einfach gewesen. Auch so manche Auflistung von alarmierenden Statistiken hätte es nicht gebraucht.
Ein schönes Buch, um sich Inspiration, Bestärkung und eine positive Herangehensweise an Probleme zu holen. Wird nicht jeden komplett überzeugen, ist aber ein schöner Anfang.

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