Profilbild von Paperboat

Paperboat

Lesejury Star
offline

Paperboat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Paperboat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Definitiv kein Wohlfühlbuch, aber eines, das auf seine Weise bereichert

Mittnachtstraße
0

Malte ist ausgebrannt; von seinem Job als freischaffender Journalist, von der Verantwortung in der Pandemie und vor allem vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters, zu dem er schon seit Jahren keinen Kontakt ...

Malte ist ausgebrannt; von seinem Job als freischaffender Journalist, von der Verantwortung in der Pandemie und vor allem vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters, zu dem er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Die aufgebrochenen Wunden der Vergangenheit bringen das Fass zum Überlaufen, so dass Malte nun gar keinem mehr gerecht wird. Seine Ehe steht auf der Kippe und sein pubertierender Sohn schimpft den Vater in seinem Aktivismus eines Millenials sowieso nur noch einen heuchlerischen Boomer. Zu allem Überfluss baut sein mittlerweile dementer Vater eine so grandiose Scheiße, aus der Malte nur mit einem Deal rauskommt, unter dem sein Gewissen aber zunehmend leidet. So zieht Malte sich mehr und mehr zurück und sucht sich als Exil ausgerechnet den verhasstesten Ort in Stuttgart aus – die urdeutsche Kleingartenkolonie “Weichenherz”, dem früheren Rückzugsort seines Vaters. Gerade dort kommt Malte nicht umhin, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, wo er seinen Vater verdammt, gleichzeitig aber erkennt, dass er ihm ähnlicher ist als er will.
Während er ein altes Übel wieder gutzumachen versucht, erkennt Malte, dass die Verantwortung, die er übernehmen muss, über seine eigene Generation hinausgeht.

Wie in seinem vorigen Roman “Fake” brilliert Frank Rudkoffsky erneut mit einem tiefgreifenden Thema, dem er mit Sarkasmus und Wortwitz die Schwere ein wenig nimmt. Seine Figuren zieht er dabei bis auf die Moral aus, so dass sie nackt und angreifbar vor dem:der Leser:in stehen. Es ist eine Geschichte über aufgestockten Schmerz, Wut und toxische männliche Verhaltensweisen, worin sich so manche:r bestimmt wird wiederfinden können. Dies ist definitiv kein Wohlfühlbuch, aber eines, das auf seine Weise bereichert.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Es geht knuddelig weiter

Kleiner Tai & Omi Sue - Süße Katzenabenteuer 2
0

Tai macht noch immer ganz viele Dinge einfach falsch. Er ist eben noch ein Baby. Da sieht die betagte Katzendame Sue sich in der Verantwortung, dem kleinen Wirbelwind beizubringen, wie er sich anständig ...

Tai macht noch immer ganz viele Dinge einfach falsch. Er ist eben noch ein Baby. Da sieht die betagte Katzendame Sue sich in der Verantwortung, dem kleinen Wirbelwind beizubringen, wie er sich anständig in der Katzengesellschaft einfindet. Sie zeigt ihm die Tricks und Kniffe, wie man nachts an Futter und den besten Schlafplatz kommt. Dabei kostet der kleine Tai Omi Sue wieder allerhand Nerven!

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein wichtiger Beitrag zur Enttabuisierung

Regretting Motherhood
0

Väter, die dürfen einfach weggehen. Eben Zigaretten kaufen und nie wieder auftauchen. Wenn Väter ihre Vaterschaft bereuen, dann mag das kurz verpönt sein aber schnell akzeptiert.
Mütter dürfen das nicht. ...

Väter, die dürfen einfach weggehen. Eben Zigaretten kaufen und nie wieder auftauchen. Wenn Väter ihre Vaterschaft bereuen, dann mag das kurz verpönt sein aber schnell akzeptiert.
Mütter dürfen das nicht. Mütter dürfen ihre Mutterschaft nicht bereuen, denn die Mutterschaft ist heilig. Wenn auch betroffene Mütter selbst das nicht so sehen – die Gesellschaft lässt sie das Bereuen reuen.

Die Mutterschaft zu bereuen bedeutet nicht, seine Kinder zu hassen. Was die befragten Frauen jedoch betonen, ist dass sie mit dem gegenwärtigen Wissen vor die Entscheidung in der Vergangenheit gestellt nicht noch einmal Kinder bekommen würden. Für sie hat sich das gesellschaftliche Versprechen einer glücklichen Mutterschaft nicht erfüllt.

Dieses Buch vereint die Erfahrungen verschiedener Frauen, die in Israel, einem der kinderreichsten Länder der Erde, interviewt wurden. Diese Erfahrungen sind angereichert mit Erläuterungen. Orna Donaths Buch ist ein großes feministisches Thema unserer Zeit und trägt einer Enttabuisierung bei. Donaths Arbeit macht die Frau hinter der Mutter wieder sichtbar, die mit fortschreitender Schwangerschaft mehr und mehr verblasst.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein richtiger Wohlfühlkrimi

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
0

Sie sind wieder auf Mörderjagd, die vier rüstigen Senior:innen von Coopers Chase! Und diesmal wird Elizabeth von ihrer Vergangenheit eingeholt. Douglas, ein ehemaliger Kollege des MI5 hat sich bei einem ...

Sie sind wieder auf Mörderjagd, die vier rüstigen Senior:innen von Coopers Chase! Und diesmal wird Elizabeth von ihrer Vergangenheit eingeholt. Douglas, ein ehemaliger Kollege des MI5 hat sich bei einem seiner letzten Einsätze an den Diamanten eines Mafiabosses bedient, der jetzt alles daran setzt seine 20 Millionen Pfund wiederzubekommen. Douglas wird an einen sicheren Ort gebracht, doch auch dort läuft er Gefahr entdeckt und eliminiert zu werden. Dann werden zwei Leichen gefunden, und der Verdacht liegt nahe, dass Douglas einen früheren Trick erneut verwendet, denn er hat schon mal seinen Tod vorgetäuscht, um sich aus einer brenzligen Lage zu befreien. Könnte er das nun auch wieder versuchen?
Natürlich erhält auch bei diesem Fall wieder Elizabeth tatkräftige Unterstützung vom vorlauten Ron, dem ehemaligen Therapeuten Ibrahim und der sympathischen Joyce. Als dann allerdings Ibrahim in einen Zwischenfall gerät, öffnet sich eine neue Front, an welcher der Donnerstagsmordclub kämpfen muss – und natürlich lassen sie sich etwas einfallen, um ihrem Freund zu helfen.

Der zweite Fall des Donnerstagsmordclub ist genauso schön zu lesen wie der erste. Schon auf den ersten Seiten wurde ich daran erinnert, warum ich diese Reihe gerne mag; denn Richard Osman lässt wieder reichlich trockenen, britischen Humor in die Zeilen fließen. Ein richtiger Wohlfühlkrimi! Beim Lesen kommt unweigerlich der Wunsch irgendwann mit genau dieser Art Menschen gemeinsam alt zu werden und gleichzeitig jung zu bleiben.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein ernstes Thema denkbar unterhaltsam erzählt

Trip mit Tropf
0

Eins vorweg: Bei diesem Comic ist mir vor Seligkeit der Frontallappen geschmolzen! So viel Herzigkeit zwischen zwei Buchdeckeln!

Die Geschichte beginnt denkbar traurig: Mitten im Wald auf einer Krankenstation ...

Eins vorweg: Bei diesem Comic ist mir vor Seligkeit der Frontallappen geschmolzen! So viel Herzigkeit zwischen zwei Buchdeckeln!

Die Geschichte beginnt denkbar traurig: Mitten im Wald auf einer Krankenstation bekommt das kleine Kaninchen eine Infusion. Es hat eine schlimme Krankheit. Unter den Patienten ist auch ein Wolf, der dem Nager zeigt dass ein Tropf gar nicht so schlimm ist. Es kommt aber noch schlimmer, denn der Jäger stürmt den Wald und ballert wild herum. Eine auf den Wolf gerichtete Kugel verfehlt ihr Ziel, als das Kaninchen sie mit seinem Tropf umleitet. Jetzt greift der alte Wolfskodex, und der besagt, dass der Wolf sich um das Kaninchen kümmern muss, wenn er ihm sein Leben verdankt. Also machen sich Wolf und Nager gemeinsam zur Flucht auf und klauen dabei ausgerechnet den Wagen des Jägers, der es sich zur Aufgabe macht die beiden zur Strecke zu bringen. Es beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip, bei dem die Lachmuskeln am Ende Muskelkater haben!

Dieser Comic nimmt sich eines ernsten Themas an. Die Schwere der Sache steht die Leichtigkeit der Story gegenüber, denn so schlimm es dem Nager auch geht, so sehr ist der Wolf trotz seiner schroffen Art immer für das Kaninchen da und hilft ihm dort, wo ihm die Kraft fehlt allein weiterzumachen. Es ist eine ernste aber doch herzallerliebste Geschichte, die auch nach mehrmaligem Lesen keine Langeweile aufkommen lässt!