Profilbild von Paperboat

Paperboat

Lesejury Star
offline

Paperboat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Paperboat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Begehren, Lust und Manipulation

Große Gefallen
0

Die Kernhandlung von Lillian Fishmans “Große Gefallen” dreht sich um Eve, die zwar in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt und ihre Freundin liebt, gleichzeitig jedoch Bestätigung von außen sucht. ...

Die Kernhandlung von Lillian Fishmans “Große Gefallen” dreht sich um Eve, die zwar in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt und ihre Freundin liebt, gleichzeitig jedoch Bestätigung von außen sucht. Diese Bestätigung erhält sie online von Olivia, mit der sie sich auf einen Kaffee trifft. Anders als gedacht, stellt ihr Olivia aber kein Date mit ihr in Aussicht, sondern erzählt Eve, dass sie sich mit einem Mann trifft und annimmt, dass auch Eve Interesse haben könnte. Darauf entspinnt sich eine komplizierte und vor allem sexuelle Dreiecksbeziehung zwischen Eve, Olivia und Nathan.

Ehrlich gesagt bin ich mir unsicher, wie ich dieses Buch bewerten soll. Die Beziehung der zwei Frauen wankt zwischen Verlangen und Scham, wird vor allem aber gespeist durch die Manipulation Nathans, der immer wieder ein Vermittler der beiden Frauen ist, die einander ohne den gemeinsamen Anziehungspunkt nicht gänzlich vertrauen können.
Die ganze Zeit über habe ich auf einen Fehler gelauert, einen Ausrutscher Nathans oder ein Eingeständnis von Eve, etwas in der Art. Einerseits hält Eve sich für eine Feministin, lässt sich aber auf der anderen Seite nicht nur von einem Mann einlullen, sondern von diesem auch noch das Gefühl geben, dass die Manipulation genau das ist, was sie will. Die Protagonistin kommt mir wie ein Stundenglas vor, das von Nathan nach Belieben umgedreht wird, und alle feministischen Prinzipien fallen in die Bedeutungslosigkeit. Mir kommt dieser Roman unvollständig vor. Das soll kein negatives Urteil sein, denn ich mochte vor allem Eves häufig sogar sehr tiefgründige und metaphorische Gedanken zu ihrer eigenen Eitelkeit und wie sie das Verhältnis zu den beiden anderen zu ergründen versucht. Vielleicht ist es ja sogar eine Intention dieses Buches, das es keine Antworten auf Fragen liefert, die sich während des Lesens - bei mir zumindest - aufgetan haben.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Es bleibt spannend!

The Killer Inside 2
0

Eiji weiß, dass er eine zweite Persönlichkeit, genannt B1, in sich trägt. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass im Schlaf B1 die Kontrolle übernehmen kann. Was Eiji nicht weiß: Ist B1 für den grausamen ...

Eiji weiß, dass er eine zweite Persönlichkeit, genannt B1, in sich trägt. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass im Schlaf B1 die Kontrolle übernehmen kann. Was Eiji nicht weiß: Ist B1 für den grausamen Mord an einer Studentin verantwortlich? Ungewöhnliche Hilfe erhält der Sohn eines verstorbenen Serienmörders von der seltsamen Shinmyoji, die offenbar ein ganz eigenes Interesse daran hat die Aktivitäten von B1 zu verfolgen. Eiji verstrickt sich tiefer in die Machenschaften von Skall, einer brutalen Gruppe, die vor Gewalt und auch Zuhälterei nicht zurückschreckt. Eiji riskiert sein Leben, und dennoch drängt es ihn der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Spannend, spannend! Ich bin schon mehr als gespannt darauf, wie die Geschichte weitergeht. Der Manga ist so cool, nicht zuletzt weil die Handlung durch teils sehr düstere Illustrationen getragen wird, bei denen man unweigerlich mitfiebert.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Feierabendküche aus dem Ofen!

Ofen Express
0

Ich geb ja zu, dass ich von meiner heutigen Rezension selbst ein wenig überrascht bin, denn sie passt so gar nicht in mein übliches „Schema“. Aber ich wollte alles rezensieren, was ich lese, also: hier ...

Ich geb ja zu, dass ich von meiner heutigen Rezension selbst ein wenig überrascht bin, denn sie passt so gar nicht in mein übliches „Schema“. Aber ich wollte alles rezensieren, was ich lese, also: hier isses!

Seit einem Arbeitsplatzwechsel bin ich nun wieder näher an meinem Wohnort, und wollte ich mir mit dem Mehr an Zeit dann auch wieder eine gesündere Ernährungsweise zulegen – zumindest wieder öfter selber kochen. Weil ich aber trotzdem nach der Arbeit in der Buchhandlung nicht großartig Lust hab mich länger als nötig vor den Herd zu stellen, sollte es schnell gehen. Also habe ich mir aus der Sektion „Feierabendküche“ meiner Kochbuchabteilung zwei Bücher mitgenommen, von denen ich euch heute das erste mal vorstellen wollte, nachdem ich schon ein paar Rezepte davon zubereitet habe.

Die Rezepte aus „Ofen Express“ sind abwechslungsreich und echt einfach, wobei ich mich selbst als absoluten Otto in der Küche bezeichnen würde. In einigen der zubereiteten Rezepte wurde ich mit ganz neuen Zutaten und Gewürzen wie Orzotto bzw. im hiesigen Supermarkt unter Risoni gefunden (kleine, reisförmige Nudeln), Ras el-Hanout oder Schwarzkümmeel bekannt gemacht und finde die neuen Geschmäcker sehr erfrischend! In diesem Buch sind sogar einige Fischgerichte drin, und auch wenn ich aus Schleswig-Holstein stamme, konnte ich mich für Fisch nie so richtig erwärmen, was ich aber mit ein paar Rezepten aus „Ofen Express“ demnächst mal ändern werde.
Fazit: Ich stelle fest, dass Kochen richtig Spaß macht, wenn es nicht allzu viel Arbeit ist! Das Buch ist meiner Meinung nach ideal für 1-Personen-Haushalte.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein zweifelhaftes Glück

Unser Glück
0

Als Franziska und Coordt die Gelegenheit bekommen im mietpreiswuchernden München eine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen, schlagen sie sofort zu. Endlich ein eigenes Kinderzimmer für ihren ...

Als Franziska und Coordt die Gelegenheit bekommen im mietpreiswuchernden München eine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen, schlagen sie sofort zu. Endlich ein eigenes Kinderzimmer für ihren Sohn Frieder und mehr als eine winzige Küchenzeile, dazu in einem beliebten Stadtteil! Coordt glaubt, dass ihnen der Umzug guttun wird, denn seit einer Weile ist Franziska in einer düsteren Stimmung. Die Sache hat nur einen Haken: Die Vermieterin besteht darauf, dass ein Zimmer von ihrem Ex-Mann bewohnt wird und die Parteien einander nicht stören.
Die Familie zieht ein, und sie bekommen tatsächlich nichts von dem Mann mit. Franziska findet zurück zu früherer Lockerheit und darüber hinaus. Bald schon allerdings lässt Coordt das Wissen um den stillen Mitbewohner nicht mehr los und eine obsessive Besessenheit stellt sich ein. Noch während Coordt dadurch das Wohnglück seiner Familie infrage stellt, wird dem Paar ein Arrangement geboten, die sich nie wieder bieten wird. Doch Coordt weiß bereits, dass ihn diese Abmachung mehr kosten wird, als er bereit ist zu geben.

Dieses Buch bietet eine hochinteressante Konstellation: Ein Mann erhebt Anspruch auf etwas, das ein anderer Mann sein Eigen nennt. Das brodelt toxisch vor sich hin! Coordt fühlt sich von der unsichtbaren Anwesenheit des Mannes derart verunsichert und bedroht, dass seine Gedanken jeglichen besseren Wissens zu irrationalen Handlungen führen. Auch wenn ich ihn als Figur gerne gelesen habe, war mein Eindruck, dass er gerne ein besserer Mann wäre, als er eigentlich ist – und dies, obwohl man die Handlung ausschließlich aus seiner Sicht erfährt.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Natalie Buchholz hat ein kluges Portrait geschrieben, das sich ein wenig selbst aufs Korn nimmt und dabei gesellschaftliche Strukturen hinterfragt.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Themen einer schwarzen Lebensrealität, die bei weißen Menschen Bewusstsein schaffen

Was fange ich bloß mit guten weißen Menschen an?
0

Brit Bennett hat keinen Bock mehr auf Menschen, die sich ihrer weißen Privilegien bewusst sind und für ihr Rassismusbewusstsein am liebsten selbst auf die Schulter klopfen würden. Sie nennt sie “gute weiße ...

Brit Bennett hat keinen Bock mehr auf Menschen, die sich ihrer weißen Privilegien bewusst sind und für ihr Rassismusbewusstsein am liebsten selbst auf die Schulter klopfen würden. Sie nennt sie “gute weiße Menschen”, weil diese sich selbst für gut halten. In ihrer Streitschrift kritisiert sie unterschiedliche Dinge, die einem nur dann bewusst sind, wenn man in ihrer schwarzen Haut steckt.
Eine große Kritik übt sie an der Trump-Präsidentschaft, war sie doch ein Spiegel dessen, was in Teilen der Bevölkerung an Fremdenfeindlichkeit vorherrscht, ohne dass diese Wähler:innen den ausgesprochenen Rassismus des damaligen US-Präsidenten als solcher bewusst schien oder sie ihren eigenen erkannten.
Jene Anhänger:innen Trumps sehnen sich auch heute noch in eine rückwärtsgewandte Nostalgie zurück in die vermeintlich besseren Zeiten, die man mit "Make America Great Again" vage herbeisehnen kann. Bennett sagt, Nostalgie sei in Amerika vorrangig ein weißes Privileg, denn für Afroamerikaner gab es keine Zeit in der US-Geschichte, in der es besser war in der Haut der Autorin zu stecken als jetzt.

In dieser kleinen Abhandlung steckt noch einiges mehr, dass mich als weiße Person dazu angeregt hat, nachzudenken. Ich muss auch sagen, dass mir bestimmte Aspekte der Lebensrealität einer Person of Color - vor allem einer in den USA lebenden - fremd sind und ich dankbar bin, mal darauf aufmerksam gemacht zu werden.