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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Eine Florentine Feiertag für reichlich gute Laune

Die wunderbare Florentine Feiertag: Ein Wunsch kommt selten allein
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Alle sind neugierig auf die neue Mieterin Florentine Feiertag. Alle bis auf den grummeligen Herrn Heller, der Florentine schon nicht mochte, als sie ihr Crêpe-Häuschen im Hof aufgestellt hat und zur Begrüßung ...

Alle sind neugierig auf die neue Mieterin Florentine Feiertag. Alle bis auf den grummeligen Herrn Heller, der Florentine schon nicht mochte, als sie ihr Crêpe-Häuschen im Hof aufgestellt hat und zur Begrüßung für alle leckere Crêpe-Kreationen gebacken hat.
Florentine ist Wunscherfüllerin, und am alten Apfelbaum im Innenhof, von dem schon ihr Vater sagte, dass diesem ein ganz besonderer Zauber innewohnt, hängen die Kinder Herzenswünsche, die Florentine ihnen erfüllen wird.
Schwupps, trägt ihr treues Rotkehlchen Pieps ihr auch schon die ersten Zettelchen mit Wünschen auf den Balkon, und mit sehr viel guter Laune und Einfallsreichtum macht sich Florentine daran das Leben der Kinder zu bereichern.

Der Auftakt dieser neuen Buchreihe um “Florentine Feiertag” hat großen Spaß gemacht. Nina Dullek, die bereits mit ihren Illustrationen “Die Schule der magischen Tiere” mitgeprägt hat, sorgt auch bei Florentines Geschichte visuell für gute Laune. Ich bin gespannt, was die stets gut gelaunte Florentine und ihr keckes Rotkehlchen Pieps noch so für Abenteuer erleben!

Veröffentlicht am 06.08.2023

Das Private ist politisch: Femizide in Deutschland

Femizide
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In den Medien werden Frauenmorde als Beziehungstaten oder Familientragödien bezeichnet. Doch es sind Femizide (vom engl. Femicide, abgeleitet von Homicide; zu dt. Mord), und sie sind ein gesellschaftliches ...

In den Medien werden Frauenmorde als Beziehungstaten oder Familientragödien bezeichnet. Doch es sind Femizide (vom engl. Femicide, abgeleitet von Homicide; zu dt. Mord), und sie sind ein gesellschaftliches Problem, für das die Autorinnen mit diesem Buch mehr Sichtbarkeit schaffen. Es handelt sich um strukturelle Gewaltverbrechen, bei denen nur Mädchen und Frauen aufgrund männlichen Dominanzverhaltens sterben, das ihnen nach dem Ende einer Beziehung kein eigenes und selbstbestimmtes Leben zugestehen will. Julia Cruschwitz und Carolin Haentjes haben für die Recherche dieses Buches Sozialarbeiter:innen, Wissenschaftler:innen, Kriminolog:innen, Anwält:innen, Zeug:innen, Angehörige und Überlebende hinzugezogen.

Jeden zweiten Tag versucht in Deutschland ein (Ex-)Partner eine Frau zu töten. Jeden dritten Tag gelingt dies. Die Fälle, die Haentjes und Cruschwitz in diesem Buch besprechen, quetschen einem das Herz unerträglich schmerzhaft zusammen. Thematisiert werden nebst dieser Fälle auch die Schwierigkeiten, die Frauen (und ganz besonders Müttern) auf ihrem Weg einer Trennung gemacht werden, wie z.B. permanente Unterfinanzierung von Frauenhäusern, unzureichende Opferentschädigung oder die Unvereinbarkeit von Gewaltschutz und Umgangsrecht. Diverse Organisationen fordern ein neues Bewusstsein bei den Behörden für die Dynamik häuslicher Gewalt und mehr Prävention wie Täterarbeit oder Hochrisikomanagement, bei dem verschiedene Behörden zum Wohle der Frauen zusammenarbeiten.

Dieses Sachbuch ist schwer zu verdauen, und es ist nie leicht eine Rezension zu solch einem Buch zu schreiben. Dennoch will ich den Versuch wagen.
Als genannt wurde, dass fast ausschließlich etablierte Partnerschaften betroffen sind und für 39 % aller Täter das Tötungsdelikt die erste Gewalthandlung überhaupt ist, war klar, dass prinzipiell jede Frau betroffen sein kann. Es sind in den wenigsten Fällen Fremde, sondern die einem am nächsten stehende Person, die zum schlimmsten Feind werden kann. Natürlich steckt nicht in jedem Mann, in jedem Partner ein schlummernder Mörder, dennoch wird klar, dass man als Frau nie so gefährlich lebt wie in einer Partnerschaft. Femizide werden nicht jede betreffen (zum Glück), und dennoch ist es wichtig ein so gesamtgesellschaftliches Problem sichtbar zu machen. Femizide sind keine Privatangelegenheit von Ehemenschen, sondern ein Politikum.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Lebensumstände als Idealismusbremse

Die Heldin der Geschichte
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Ein nigerianisches Sprichwort besagt, “um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.” Die alleinerziehende Allie hält sich mit ihrer Arbeit als Ghostwriterin gerade so über Wasser, braucht aber ...

Ein nigerianisches Sprichwort besagt, “um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.” Die alleinerziehende Allie hält sich mit ihrer Arbeit als Ghostwriterin gerade so über Wasser, braucht aber häufig Nebenjobs als Aushilfslehrerin oder Gärtnerin. Das “Dorf”, das auf ihren Sohn Cass aufpasst, besteht aus ihrem Lebensgefährten, Allies Eltern und der manchmal zerstreuten Nachbarin.

Allies Kund:innen sind Personen des öffentlichen Lebens, die sich mit Allies Zusammenarbeit ihre Memoiren schreiben lassen. Ihr letzter Auftrag ist geplatzt, und nun hat Allie die Gelegenheit die Biografie einer Frau zu Papier zu bringen, die ihr und zehntausenden anderen Amerikaner:innen ein feministisches und fortschrittliches Vorbild ist. Dumm nur, dass ihre Auftraggeberin viel zu beschäftigt ist, um viel zum eigenen Buch beizusteuern. Zwischen der Erziehung ihres Sohnes Cass und den Nebenjobs versucht Allie eine Biografie zu schreiben, die den Anforderungen des Verlags entspricht und das Möglichste aus den spärlichen Beigaben ihrer Auftraggeberin rausholt. Die Aufgabe gestaltet sich zunehmend schwieriger, als das soziale Gefüge sich nach und nach auflöst und sie keine Betreuung für Cass mehr hat.

Heidi Pitlors “Die Heldin der Geschichte” spielt während einer brisanten Zeit, als Trump für die Präsidentschaft kandidiert und die Wahl für sich entscheidet. Die Lager Amerikas sind geteilt. Als Allie den lukrativen Auftrag bekommt für die berühmte Feministin zu schreiben, glaubt sie eine Verbündete gefunden zu haben, muss jedoch schnell feststellen, dass die Realitäten der beiden Frauen sich stark unterscheiden. Allie hat Überzeugungen, deren Realisierung an ihrer prekären sozialen Lage scheitern. Sie ist unterhalb der gläsernen Decke, ihre privilegierte Auftraggeberin mit ihrem Wohlstand, einer Nanny und Ambitionen jenseits des nächsten Gehaltsschecks darüber.
Wichtige Themen, verpackt in einer Geschichte, die hautnah an der realen Erlebniswelt vieler (amerikanischer) Mütter ist! Und so zeigt sich, dass jede Feministin ihre eigenen Hürden zu überwinden versucht.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn

My Roommate is a Cat 5
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Im 5. Band von “My Roommate is a cat” blickt Subaru in die Zukunft, während Haru sich der Vergangenheit widmet; Subaru bekommt von seinem Lektor die Aufforderung, die Bindung der Charaktere seiner Bücher ...

Im 5. Band von “My Roommate is a cat” blickt Subaru in die Zukunft, während Haru sich der Vergangenheit widmet; Subaru bekommt von seinem Lektor die Aufforderung, die Bindung der Charaktere seiner Bücher etwas mehr herauszuarbeiten – etwas, das dem misanthropischen und zurückgezogenen Autor sehr schwerfällt.
Derweil erfahren wir über Harus Vergangenheit etwas mehr und erfahren, wie sie trotz ihres Misstrauens stets auch Mitgefühl und Sorge für ihre Mitlebewesen behalten konnte. Haru fühlt auch mehr und mehr, dass das Zusammenleben mit Subaru ein sicherer Hafen für sie ist und sie diesem Menschen vertrauen kann. 🐈‍⬛

Ich habe ja schon bei den vorangegangenen Rezensionen geschrieben, wie sehr ich diesen Manga liebe, aber dieser Band war noch einmal etwas Besonderes durch seine Rückblende auf Harus Streunerleben. Da wird einem warm ums Herz!

Veröffentlicht am 06.08.2023

Freunde gehen durch dick und dünn (oder Ost und West)

Gertrude grenzenlos
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Als Gertrude neu in die Klasse kommt, fällt sie sofort auf. Sie schreibt mit einem Westfüller, trägt Westkleidung und riecht sogar nach Westwaschmittel. Gertrude wird neben Ina gesetzt, und die möchte ...

Als Gertrude neu in die Klasse kommt, fällt sie sofort auf. Sie schreibt mit einem Westfüller, trägt Westkleidung und riecht sogar nach Westwaschmittel. Gertrude wird neben Ina gesetzt, und die möchte sich gerne mit der Neuen anfreunden. Gertrude jedoch ist sehr zurückhaltend. Ist es, weil die Lehrerin sie schlecht behandelt? Tatsächlich öffnet sich Gertrude Ina ein wenig. Sie erfährt, dass Gertrudes Familie einen Ausreiseantrag gestellt hat, denn ihr Vater ist Dichter und darf seine Werke nicht mehr veröffentlichen, weil er den sozialistischen Staat kritisiert und Freiheit für alle gefordert hat. Für die DDR sind sie Staatsfeinde. Ina beginnt durch die tiefe Freundschaft zu Gertrude grundlegende Dinge zu hinterfragen. Als Ina ihrer Mutter erzählt, was für eine tolle neue Freundin sie gefunden hat, verbietet diese ihr auch noch den Umgang. Wie kann eine Freundschaft da bestehen?

Ich möchte von dieser Freundschaftsgeschichte mit Handlungsort in der DDR nicht zu viel verraten, aber dieses Kinderbuch ist einfach umwerfend! Ina ist eine lustige und loyale Protagonistin, es hat solchen Spaß gemacht die Geschichte aus ihrer Perspektive zu lesen! Der Einfallsreichtum, den sie an den Tag legt, um die Freundschaft mit Gertrude möglich zu machen, hat mir das Herz mehr als ein Mal höher schlagen lassen. Absolute Kinderbuchempfehlung meinerseits!