Ein sehr interessanter japanischer Klassiker der Neuzeit!
Der SchlüsselZwei langjährig verheiratete Eheleute liefern sich in diesem Buch einen Schlagabtausch aus Tagebucheinträgen. Der Ehemann führt seit Jahren schon Tagebuch und vermutet, dass seine Gattin es heimlich liest. ...
Zwei langjährig verheiratete Eheleute liefern sich in diesem Buch einen Schlagabtausch aus Tagebucheinträgen. Der Ehemann führt seit Jahren schon Tagebuch und vermutet, dass seine Gattin es heimlich liest. Seit dem Neujahrstag jedoch schreibt er seine geheimsten sexuellen Sehnsüchte in seinem Tagebuch nieder, erstmals lässt er den Schlüssel zu dem Tagebuch offen liegen als latente Aufforderung, dass die Frau seine Gedanken lesen solle. Nun fängt auch erstmals die Frau an Tagebuch zu schreiben, beteuert in ihren Abschriften allerdings, dass sie das Tagebuch entgegen der Vermutung ihres Mannes noch nie gelesen haben wolle, obgleich sie um die Gelegenheit weiß.
Die Eheleute beginnen ein Spiel umeinander, das auch Außenstehende in ihre Lustbarkeiten involviert und sie mehr von den moralischen Vorstellungen entfernt wie ein Mann und seine Frau zu sein haben.
Das war eine ungewöhnliche Leseerfahrung für mich, abwechselnd diese Tagebucheinträge zu lesen und dabei nicht zu wissen, ob die jeweiligen Eintragenden, der Mann oder die Frau, in ehrlicher Weise ihren Tagebüchern die persönlichsten Gedanken anvertrauen oder ob sie ein Spiel miteinander treiben, um sich gegenseitig aufzustacheln.
Die Perversion, über die man sich zum Erscheinen 1956 in diesem Werk von Jun'ichirō Tanizaki empört hat, haben heute definitiv ihre Brisanz verloren, und doch habe ich auch in der Jetzt-Zeit die Übergriffigkeit durchaus wahrgenommen und die Manipulation der Eheleute.
Ein überaus interessantes Stück japanischer Literatur!