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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2023

Hervorragend recherchiertes und notwendiges Sachbuch!

Ohne Rücksicht auf Verluste
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Ihre Auflagenzahlen gehen zurück, und doch ist die Blödzeitung noch immer ein mächtiges meinungsbildendes Instrument. Die Berichterstattung des Steckenpferds des Springerverlags ist sogut wie durchgehend ...

Ihre Auflagenzahlen gehen zurück, und doch ist die Blödzeitung noch immer ein mächtiges meinungsbildendes Instrument. Die Berichterstattung des Steckenpferds des Springerverlags ist sogut wie durchgehend von einem „Die vs. Wir“ geprägt, in der sich Bild als Richter:innen aufschwingt. Dabei basht sie gerne Migrant:innen, attackiert unliebsame Politiker:innen und bindet auf der Internetpräsenz in Kommentarspalten gerne die Leser:innen ein, um die erzeugte Stimmung weiterzutragen. Aber auch bei Kritiker:innen dieses Blatts, das (Zitat Volker Pispers) „so widerlich ist, dass man toten Fisch beleidigt, wenn man ihn darin einwickelt“ gilt ja teilweise noch immer, dass zumindest der Sportteil gut sei.

Die Journalisten Mats Schönauer und Moritz Tschernak betreiben bereits seit 2004 den BILDblog als eine Art Kontrollinstanz. Mit ihrem Buch „Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet“ machen sie im Buchformat auf die Gefahr der polarisierenden Meinungsmache der Blödzeitung aufmerksam. Mit intensiver Recherche und Berichte der Opfer der Zeitung widerlegen sie, was die Zeitung als Fakten hinstellt, und machen dabei auch beim vielgelobten Sportteil nicht Halt.


Nach Günter Wallraffs „Der Aufmacher“ war das Buch von Tschermak und Schönauer auf jeden Fall Pflicht für mich. Dass die Blödzeitung nicht auf neutrale Berichterstattung setzt, ist ja gemeinhin bekannt. Es war aber ausnehmend interessant deren Berichterstattung anhand eines Quellenverzeichnisses, das immerhin 11 % des Buches ausmacht, derart gut recherchiert widerlegt zu sehen.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Aktuelles Thema in der Covid-Krise und super zu lesen!

Immunity. Dein Leben, deine Entscheidung
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Junipers Eltern sind speziell. Sie haben sich in vielerlei Hinsicht für eine andere Lebensweise entschieden. Eine, die sie als gesünder bezeichnen würden. Juniper wird mit ihren zwei jüngeren Geschwistern ...

Junipers Eltern sind speziell. Sie haben sich in vielerlei Hinsicht für eine andere Lebensweise entschieden. Eine, die sie als gesünder bezeichnen würden. Juniper wird mit ihren zwei jüngeren Geschwistern zu Hause unterrichtet, sie essen keinen Zucker und überhaupt nur selbstangebaute Dinge. Sogar Zahncreme macht Juniers Mutter selbst.
Juniper würde gerne in die gegenüberliegende Highschool gehen, denn am meisten vermisst sie ein Sozialleben zu Gleichaltrigen. Das ist ihr aber verwehrt, weil alle Schulen es ablehnen ungeimpfte Kinder aufzunehmen. Davon abgesehen hat Juniper sich um ihren Impfstatus bisher noch nie Gedanken gemacht, was sich aber schlagartig ändert, als sie eines Tages an den Masern erkrankt und dabei eine Person ansteckt, die daraufhin stirbt. Ihr Gewissen plagt sie in der folgenden Zeit aufs Schlimmste, und Juniper wird klar, welche Auswirkungen die Entscheidung ihrer Eltern in dieser Hinsicht auf sie hat. Juniper möchte selbst entscheiden können, ob sie sich impfen lässt, dies geht aber erst in zwei Jahren, wenn sie 18 ist. So lange will sie nicht warten und erfährt, dass es nur auf gerichtlichem Wege möglich ist Autonomie über ihre Gesundheit zu bekommen. Sie muss sich fragen, ob sie bereit ist sich in dieser Frage gegen die Entscheidung ihrer Eltern zu stellen und ob die Familie möglicherweise daran zerbrechen könnte.

Ein wahnsinnig aktuelles Buch im Jugendformat, das mich vom Klappentext her direkt überzeugen konnte! Auch die sich entwickelnde erste Liebe formte sich sehr passend in Junipers Geschichte ein. Auch wenn es ein sehr ernstes Thema ist, kann ich dieses Buch absolut empfehlen!

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ich beginne mich mehr und mehr für das sympathische Ermittlerduo zu erwärmen!

Inspektor Takeda und der leise Tod
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Kenjiro Takeda und Claudia Harms sind wieder im Einsatz! Diesmal wird ein Entrepreneur mit reichlich Neidern und Feinden tot aufgefunden. Doch da ihm sind auch alle Kleidungsstücke entfernt worden sind, ...

Kenjiro Takeda und Claudia Harms sind wieder im Einsatz! Diesmal wird ein Entrepreneur mit reichlich Neidern und Feinden tot aufgefunden. Doch da ihm sind auch alle Kleidungsstücke entfernt worden sind, schließt das Ermittlerduo zunächst auf einen Racheakt und nehmen die Ehefrau ins Visier. Das Mordopfer hatte allerdings Affären, die alle ebenfalls ein Motiv hätten. Bald entwickeln Claudia und Takeda jeder ihre eigenen möglichen Lösungsansätze für den Fall, die alle vielversprechend aussehen. So gehen die beiden ihren Fährten nach und erleben individuelle Überraschungen bis zur vollständigen Aufklärung.


Der zweite Fall der Hamburger Ermittler hat mir noch besser gefallen als der erste. Nicht zuletzt ist dies dem Umstand geschuldet, dass man sowohl hinter Claudias als auch Takedas äußere Fassade mehr blickt und die beiden Protagonist:innen besser kennenlernt. Besonders Takedas Weigerung eine Waffe zu tragen ist ein amüsanter Faktor wie überhaupt seine japanische Herangehensweise an die Dinge.

Ich mag aber auch das Hamburger Setting sehr gerne und hab mich unheimlich gefreut, als während einer nächtlichen Spritztour in einem Sportwagen sogar mal meine Geburtsstadt Rendsburg kurz angesteuert wurde. Der nächste Fall von „Inspektor Takeda“ liegt jedenfalls schon bereit!

Veröffentlicht am 04.08.2023

Über die politischen und sachlichen Seiten der Sexarbeit

Hure spielen
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Immer wieder zieht mein Interesse für diese Form der Arbeit, die so versteckt und unsichtbar von allen anderen Berufsfeldern ist, mich zu Büchern, die solche Themen behandeln. So bin ich auf Melissa Gira ...

Immer wieder zieht mein Interesse für diese Form der Arbeit, die so versteckt und unsichtbar von allen anderen Berufsfeldern ist, mich zu Büchern, die solche Themen behandeln. So bin ich auf Melissa Gira Grants „Hure spielen“ gestoßen.

Grant erläutert die Arbeit der Sexarbeit, wie es im Untertitel ihres Buches heißt. Ihr Buch hat dabei für mich eine ähnliche Qualität wie das von Undine de Riviere, das ich vor einigen Jahren gelesen habe und ebenfalls einen politischen Kern hat, anders als viele andere Bücher über Sexarbeit, die üblicherweise einen biografischen Teil haben und ein wenig der Illusion darüber, dass die Autorin der Arbeit auch gerne und mit eigener Lust nachgeht, die man als Kunde möglicherweise lesen möchte. Als weibliche Leserin brauche ich speziell diesen Teil nicht unbedingt.

Grant greift immer wieder auf zwei Schwerpunkte in ihrer Abhandlung zurück. Der eine ist die Abgrenzung zwischen Sexarbeit und Sexualität, der andere ist die Dekonstruktion der Argumente von Protestgegner:innen.

Ein Problem der Diskussion Sexarbeit, zeigt Grant immer wieder auf, ist die Sichtbarkeit der Sexarbeiter:innen selbst, denn Prostitutionsgegner:innen sprechen Sexworker:innen ihnen immer wieder die Fähigkeit das eigene Handeln zu reflektieren ab und degradieren sie zu Opfern, die ausgebeutet und sexualisiert werden und daher gerettet gehören. Grant betont wieder und wieder, dass Sexarbeit Arbeit ist und erklärt, dass eine sexualisierte Form von Arbeit nicht dasselbe wie Sexualität ist. Das leuchtet ein, scheint Sexarbeit ist nicht einfach Sex zu sein, sondern heißt, etwas aufzuführen, eine Rolle zu spielen, Fachkönnen einzusetzen und innerhalb professioneller Grenzen eine empathische Beziehung zu Kund:innen aufzubauen. Die Arbeit von Sexarbeiter:innen ist es, so zu tun, als ob sie das Begehren ihrer Kund:innen teilen.


Wer pikante Details über die intime Seite der Sexarbeit sucht, wird mit diesem Buch seine Neugier nicht befriedigen können. Wer sich über den aktuellen politischen Diskurs, die Arbeitsbedingungen und der Kriminalisierung informieren möchte, für den wird dieses Werk gegenwärtig das Beste auf dem Markt sein.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Die Geschichte dieser beiden ungleichen Menschen rührt einem das Herz

Immer montags beste Freunde
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Eines Morgens wird die erfolgreiche Mittdreißigerin Laura Schroff von einem kleinen Jungen angesprochen, ob sie ihm nicht ein wenig Geld geben könne, er habe solchen Hunger. Blind von der vielen Armut ...

Eines Morgens wird die erfolgreiche Mittdreißigerin Laura Schroff von einem kleinen Jungen angesprochen, ob sie ihm nicht ein wenig Geld geben könne, er habe solchen Hunger. Blind von der vielen Armut in New York geht Laura weiter. Doch irgendwas hat der Junge in ihr bewegt, sie kehrt um, lädt ihn in ein Fast-Food-Restaurant ein, und fortan verabreden sich Maurice und Laura jeden Montag, um etwas zu unternehmen.
Im Laufe der Jahre, die die Freundschaft andauert, werden Lauras Freunde sagen, dass der Junge wirklich Glück gehabt hat, weil sie ihm so viel gegeben hat, doch Laura beteuert immer wieder, dass Maurice ihr menschlich viel mehr gegeben habe als sie ihm.

“Immer montags beste Freunde” handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Jede Seite ist von Wärme durchtränkt und berührt das Herz. Nicht nur die Freundschaft zwischen Laura und Maurice wird geschildert, sondern auch Lauras eigene Vergangenheit findet ihren Weg in die Geschichte und macht das Buch zu einem absoluten Herzenswärmer, in dem auch ein kleines bisschen Schmerz nicht fehlen darf.