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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ehefrau. Mutter. Harpyie.

Die Harpyie
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Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie mit einer Arbeitskollegin betrügt, berstet ihre Welt. Sie ist wütend und nicht bereit sich in die Position der gedemütigten Ehefrau drängen zu lassen. Lucy, ...

Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie mit einer Arbeitskollegin betrügt, berstet ihre Welt. Sie ist wütend und nicht bereit sich in die Position der gedemütigten Ehefrau drängen zu lassen. Lucy, für die Mann und Familie stets erste Priorität hatten, findet keine Worte für den Treuebruch. Auch Jake gelingt keine Aussprache. Sie versuchen auf ungewöhnliche Art, die Dinge in Ordnung zu bringen: Jake bietet Lucy an, dass sie ihn zum Ausgleich ebenfalls verletzen darf. Drei Mal soll sie ihm wehtun dürfen, damit seine Schuld abgegolten ist, doch er wird nicht wissen wann und wie sie ihn verletzt.
Lucy, die schon immer fasziniert war von der Harpyie, identifiziert sich während der folgenden Zeit mehr und mehr mit der mythologischen Figur. Der innere Monolog, dem das Buch folgt, deutet an, dass Lucy nach Lukes Affäre mehr an als nur die Beziehung zu ihm infrage stellt. Ihre behagliche Normalität scheint unwiderruflich zerstört.
Unwillkürlich stellt Lucy nicht nur ihre Rolle als Frau, sondern auch ihre Rolle als Mutter infrage. Mehr und mehr scheint sie damit ihr Lebensfundament unter den Füßen zu verlieren.

Es ist kein besonders dickes Buch, aber gerade das lässt einen staunen wie viel psychologisches Porträt Megan Hunter auf überschaubare 230 Seiten zeichnet. Es ist kein leichtest Buch für zwischendurch, aber wenn man sich dafür entscheidet, lässt es einen bis zum Ende (und vielleicht darüber hinaus) nicht mehr los.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Wenn Katzen das Schicksal der menschlichen Zukunft in den Pfoten halten...

Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind
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Norma ist eine ganz normale Frau, Mitte 30, Single, Hoffnung einer Prophezeihung und Nebenfigur in diesem Roman. Die Hauptfiguren sind nämlich Normas Katzen. Valerio und Wilhelmine sind Normas Beschützer, ...

Norma ist eine ganz normale Frau, Mitte 30, Single, Hoffnung einer Prophezeihung und Nebenfigur in diesem Roman. Die Hauptfiguren sind nämlich Normas Katzen. Valerio und Wilhelmine sind Normas Beschützer, denn ihr ist vorherbestimmt das Silberne Menschenkind auf die Welt zu bringen. Ein Mann dafür, „der Eine“, ist jedoch - seit die beiden überirdischen Schutzgeister in Normas Leben weilen - nicht in Sicht gewesen. Dies scheint sich zu ändern, als Norma noch eine Straßenkatze adoptiert. Die kleine Rosina stammt aus Rumänien, und Norma verabredet mit einem Mann, dass er das kleine Kätzchen transportiert. Als Norma Xaver bei der Übergabe begegnet, verliebt sie sich beinahe sofort in den attraktiven Mann. Die sich anbahnende Beziehung beäugt Valerio kritisch, der eine besondere Verbindung zu Norma hat. Die eher ruhige Wilhelmine beschwichtigt Valerio den Dingen ihren Lauf zu lassen. Doch Valerio drängt darauf in Erfahrung zu bringen, ob Xaver der Eine zur Erfüllung der Prophezeiung ist, oder ob Norma ihre Zeit verschwendet.

„Die Prophezeihung vom Silbernen Menschenkind“ ist - wie Aufbau und Reihenzahl auf dem Buchrücken vermuten lassen - der Auftakt zu Anastasia Czepfs Reihe um Norma und ihre fabelhaften Katzen. Aus primär Wilhelmines, Rosinas und Valerios Sicht erzählt, erlebt man Norma lediglich in Tagebucheinträgen, und ist damit ganz nah am tierischen Geschehen. Wer die Covergestaltung mag, der darf sich auf niedliche Vignetten und tolle Illustrationen innerhalb des Buches freuen. Ich hoffe, die Geschichte geht bald weiter, denn nun bin ich natürlich sehr gespannt wie die Geschichte um die drei liebenswerten Katzen weitergehen wird!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Willkommen in einer neuen, verrückten Welt von Jasper Fforde!

Eiswelt
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Durch „Thursday Next“ und die „Drachentöterin“-Reihe ist mir Fforde mit seinen durchgeknallten Charakteren im Fantasy-Parallelwelt-Setting schon bestens vertraut. Mit „Eiswelt“ habe ich mich auf ein neues ...

Durch „Thursday Next“ und die „Drachentöterin“-Reihe ist mir Fforde mit seinen durchgeknallten Charakteren im Fantasy-Parallelwelt-Setting schon bestens vertraut. Mit „Eiswelt“ habe ich mich auf ein neues Abenteuer gefreut, denn bei diesem Autor lernt man noch skurrilere Charaktere kennen als bei Walter Moers, was immer ein Garant für Unterhaltung ist.


In „Eiswelt“ herrschen lange und kalte Winter, in denen die Menschen sich in den Winterschlaf zurückziehen und erst im Frühling wieder aufwachen. Charlie Worthing bekommt die Gelegenheit als Winterkonsul zu arbeiten – dieses Jahr also keine Hibernation für ihn. An der Seite seines Mentors soll er einen simplen Auftrag erledigen, den der unerfahrene Charlie vermasselt, was ihm das zweifelhafte Vergnügen einbringt in Sektor 12 – dem Arsch der Welt – auszuharren. Hier wird er bei Minusgraden in allerhand Verstrickungen zwischen Winternomaden, Schlafverweigerern, mysteriösen Kreaturen und der hiesigen Bürokratie involviert und muss sich ohne Kompass nur mit seiner eigenen Gewitztheit aus widrigen Situationen manövrieren ohne zu wissen wer ihm wohlgesonnen ist und auf wessen Seite er eigentlich stehen will. Detektivisch mit reichlich Komik und Elementen der Mythen und Mären entspinnt (oder erspinnt?) sich die Geschichte und offenbart nicht erst am Ende all ihre Geheimnisse.


„Eiswelt“ war mir ehrlich gesagt ein bisschen zu langatmig. Ein paar weniger Seiten hätten der Story keinen Abbruch getan. Nichts desto trotz liebe ich die phantastischen Szenarien, die in den Grundfesten immer Bezug zu unserer realen Welt haben und den bizarren Ideenreichtum von Jasper Fforde zu sehr, um mich von einer empfundenen Überlänge abhalten zu lassen. Ich bin froh, dass der Autor seine Schreibblockade überwunden hat und hoffentlich auch weiterhin reichlich gute Geschichten produziert!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Mehr Katzenliebe!

My Roommate is a Cat 2
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Das Zusammenleben von Subaru und seiner Katze Haru geht weiter! Wiedermal ist es einfach unterhaltsam die Kapitel erst aus der Subaru- und dann aus der Haru-Sicht zu erleben. Man erfährt mehr über die ...

Das Zusammenleben von Subaru und seiner Katze Haru geht weiter! Wiedermal ist es einfach unterhaltsam die Kapitel erst aus der Subaru- und dann aus der Haru-Sicht zu erleben. Man erfährt mehr über die Vergangenheit der beiden. Subarus Dunstkreis erweitert sich durch Haru auch, so stattet Subarus Lektor ihm öfter als erwartet einen Besuch ab, einfach um der Katze Willen, und auch ein alter Freund von Subaru sorgt für reichlich Wirbel. Und jedesmal, wenn sich die schöne Verkäuferin aus der Zoohandlung Subaru in seiner Unbeholfenheit mit Katzen hilft, fragt man sich, ob sich zwischen Nana und dem menschenscheuen Subaru nicht vielleicht etwas Romantisches entwickeln könnte. Bei so viel Katzenliebe muss ich bald wissen wie es im dritten Band weitergeht!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Kein Wiedersehen für uns, Houellebecq

Elementarteilchen
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Ich wollte auch mal etwas von ihm gelesen haben, dem man so einen literarischen Anspruch nachsagt. Nachdem ich „Elementarteilchen“ beendet habe, wird es wohl kein Wiedersehen mit einem Werk dieses Autors ...

Ich wollte auch mal etwas von ihm gelesen haben, dem man so einen literarischen Anspruch nachsagt. Nachdem ich „Elementarteilchen“ beendet habe, wird es wohl kein Wiedersehen mit einem Werk dieses Autors geben.

Das Kennenlernen der beiden Protagonisten hat mir keine guten Gefühle bereitet. Auch keine der guten schlechten, die während des Lesens einen Reflektionsprozess auslösen. Von dem einen war ich gelangweilt, von dem anderen verärgert. Die beiden Halbbrüder Michel und Bruno wachsen unterschiedlich auf; der eine gräbt sich in seine autistische Welt ein und widmet sich der Forschung in der Biologie, der andere verachtet seine Mutter Zeit seines Lebens für ihre Selbstsucht und sexuelle Obsession, müsste sich strenggenommen jedoch derselben Anklage stellen.
Während ich mich von Michels Kapiteln nicht angezogen gefühlt habe, da sie mir einfach zu theoretisch waren, hatte ich für Brunos Teil der Geschichte überwiegend nur Verachtung übrig. Konnte ich noch mit seiner schweren Kindheit und seinem Stand als Opfer der Grausamkeiten seiner Mitschüler noch sympathisieren, war damit spätestens bei seiner (post-)pubertären Sexbesessenheit und dem aus der Nichterfüllung dieser resultierenden Selbstmitleids Schluss, die mich nicht nur ein mal an die „Incel“-Kultur („involuntary celibates“) denken lassen musste.

Insgesamt war dieser Roman für mich verschwendete Zeit, und ich werde stark in mich gehen müssen, ob ich mich an einen weiteren Houellebecq wagen werde.