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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Witzig, pointiert und auf der richtigen Seite des politischen Spektrums!

Die Känguru-Apokryphen (Die Känguru-Werke 4)
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Am 07.03.20 kommen die Känguru-Chroniken ins Kino, Marc-Uwe Kling nach Essen in die Lichtburg, was passte da also besser als mal wieder ein Känguru-Buch zu lesen! Leider hab ich keine Karten meher für ...

Am 07.03.20 kommen die Känguru-Chroniken ins Kino, Marc-Uwe Kling nach Essen in die Lichtburg, was passte da also besser als mal wieder ein Känguru-Buch zu lesen! Leider hab ich keine Karten meher für den Abend bekommen, dafür ist mein Fanboi-Level wohl nicht hoch genug. Also weiter im Buch gestöbert!

Die Känguru-Apokryphen lassen sich so wunderbar wegschnabulieren, es sind einzelne Episoden aus dem alles andere als alltäglichem Alltag vom Beuteltier und seinem Kleinkünstler. Anders als die Känguru-Trilogie gibt es hier keinen roten Faden einer ganzen Geschichte, aber unzusammenhängende Geschichten mit Wiedererkennungswert vorangegangener Stories. Liest dich pfiffig weg!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Vielleicht sind Anthologien einfach nichts für mich

Sternenlichtregen
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Ganz selten packt mich die Lust mal wieder Gedichte zwischendurch zu lesen. Als ich neulich beim Bookshopping auf die Lyriksammlung „Sternenlichtregen“ verschiedener norwegischer Dichter gestoßen bin, ...

Ganz selten packt mich die Lust mal wieder Gedichte zwischendurch zu lesen. Als ich neulich beim Bookshopping auf die Lyriksammlung „Sternenlichtregen“ verschiedener norwegischer Dichter gestoßen bin, war mir nach zugreifen. Einen klitzekleinen Bezug zu Norwegen habe ich auch, dort lebt nämlich mein Onkel, zu dem ich eigentlich gern mehr Kontakt hätte. Immer wenn ich an Norwegen denke, kommt mir der Onkel in den Sinn. Also habe ich sprichwörtlich nach den Sternen gegriffen. Die Phrase passt ganz gut, denn ich habe mit diesem Kauf leider ins Leere gegriffen. Keines der Gedichte hat mich zur Gänze berührt, auch wenn es ab und zu durchaus Zeilen gab, die ich gelungen fand, weil sie etwas in mir angeklungen haben. Schade, von diesem Bändchen hatte ich mir mehr versprochen.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Im Nachgang seltsam ungreifbar

All die Liebenden der Nacht
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Fuyuko ist als als Korrekturleserin in einem Verlag angestellt. Sie hat nicht viele soziale Kontakte, auf der Arbeit wird die Außenseiterin eher gemieden. Als ihre Kollegin Hijiri empfiehlt sich selbstständig ...

Fuyuko ist als als Korrekturleserin in einem Verlag angestellt. Sie hat nicht viele soziale Kontakte, auf der Arbeit wird die Außenseiterin eher gemieden. Als ihre Kollegin Hijiri empfiehlt sich selbstständig zu machen, folgt sie dem Ratschlag, der sie jedoch noch etwas weiter in die soziale Einsamkeit treibt. Nur die gelegentlichen Treffen mit Hijiri bringen die zurückgezogene Fuyuko aus ihrer Wohnung.
Eines Tages besucht sie die Volkshochschule, da sie mit ihrer Freizeit einfach nichts anzufangen weiß. Sie fragt sich, ob sie mit Alkohol etwas gelockerter auf die Menschen zugehen könnte, aber schnell wird aus einem abendlichen Bier eine sie stets begleitende Thermoflasche gefüllt mit Sake. So kommt es, dass sie in einem Moment schlimmster Selbstdemütigung, als sie es mit dem Alkohol übertrieben hat, im Foyer der Volkshochschule auf den Physikdozenten Mitsutsuka trifft. Die beiden sind fasziniert vom Licht, und gelegentlich treffen sie sich auf einen Kaffee, um sich auszutauschen. Bald schon stellt sich Fuyuko die Frage, ob Mitsutsuka die Leere in der Mitte ihres Lebens füllen könnte.

Kawakami knüpft mit "All die Liebenden der Nacht" an ihre Tradition an, ein Bild der japanischen Gesellschaft nachzuzeichnen. Darin liegt ihre Stärke, und doch blieb der Roman im Nachgang seltsam ungreifbar, so als ob Fuyuko geradewegs aus meiner Erinnerung in ihre Nacht spaziert.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Wenn in Europa das geglaube Glück wohnt...

Barfuß in Deutschland
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Nach dem Tod ihrer Mutter träumt Mutoni von einem Leben in Europa. In Ruanda hält sie nichts mehr, nachdem ihre Schwester überstürzt nach Dubai aufgebrochen ist, um ihrerseits ein besseres Leben zu finden.
Durch ...

Nach dem Tod ihrer Mutter träumt Mutoni von einem Leben in Europa. In Ruanda hält sie nichts mehr, nachdem ihre Schwester überstürzt nach Dubai aufgebrochen ist, um ihrerseits ein besseres Leben zu finden.
Durch eine frühere Freundin wird Mutoni ein Kontakt mit einem wohlhabenden Mann in Deutschland vermittelt. In dem Glauben, dass Sebastian ihr Freund wird und ihr ein gutes Leben ermöglichen wird, macht Mutoni sich in den deutschen Winter auf. Kälter als das Wetter ist die gewaltvolle und ausbeuterische Situation, die Mutoni erwartet.
Sie kann sich aus ihrer Zwangslage befreien, irrt barfuß durch Hamburg und findet wie durch ein Wunder eine unerwartete Hilfe. Nur weit weg von Hamburg will sie und die schlimmen Erlebnisse vergessen. Mit der Zeit kommt Mutoni in Deutschland an, lernt Menschen und Kultur kennen. Es sieht aus, als könnten ihre Wunden heilen. Allerdings erkennt Mutoni, dass die Leute gewisse Ressentiments gegen sie haben. Der jungen Frau, die in Ruanda studiert hat und als gebildet gilt, wird in Deutschland lediglich ein Pflegejob zugetraut. Mutoni kommt an den Punkt, an dem sie sich fragt, ob Europa wirklich das Paradies ist, für das sie es gehalten hat.

So richtig weiß ich nicht, was ich im Nachgang von diesem Buch halten soll, obwohl ich es schon gut fand. Für mich kommt Mutoni vom Regen in die Taufe, was daran liegt, dass sich sich Mutonis Vorsicht zu Naivität wandelt, je näher ihre Reise nach Europa rückt. Die helfenden Hände, denen sie sich anvertraut, wägen mal mehr, mal weniger offensichtlich immer auch die Investition für ihre Bemühungen ab. Aus der Gesamtsumme dessen, was Mutoni widerfährt, zieht sie das möglichst Positive, das sie nach der letzten Seite, dem Fokus der Leser:innen entrückt, hoffentlich glücklich macht.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Trans*sein und Familie

Detransition, Baby
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Reese hat sämtliche Beziehungsmodelle durch, die man sich nur vorstellen kann. Erst als sie Amy kennenlernt, kann sie zur Ruhe kommen. Sie leben als glückliches Paar, was den beiden trans Frauen jedoch ...

Reese hat sämtliche Beziehungsmodelle durch, die man sich nur vorstellen kann. Erst als sie Amy kennenlernt, kann sie zur Ruhe kommen. Sie leben als glückliches Paar, was den beiden trans Frauen jedoch fehlt, ist die Möglichkeit eine Familie zu sein. Doch Amy entscheidet sich dazu, wieder als Mann zu leben, die Liebe zerbricht daran.
Einige Jahre später, Amy lebt mittlerweile unter dem Namen, schwängert er seine Chefin Katrina. Doch die Aussicht ein Elternteil zu sein, so schön sie früher war, löst in Ames nun eine bange Unsicherheit aus. Reese, die für Amy zugleich Mutter und Partnerin war, kommt Ames in den Sinn und damit eine radikale Idee - das Baby als Dreiergespann großzuziehen. Doch besteht dazu eine Chance? Wird Reese überhaupt noch mit Ames reden? Würde Katrina als Kindsmutter diesen Gedanken nicht anmaßend finden? Ames muss zumindest versuchen, seine Idee an die beiden Frauen heranzutragen.

Torrey Peters wagt in ihrem Debütroman ein progressives Gedankenexperiment, mit dem sie die gängige Familienkonstellation ablöst. Das Dasein der trans Frauen, was diese umtreibt, ihre Beweggründe, ihre Sehnsüchte, das alles schildert die Autorin in einer Art, in der ich nie über das Thema nachgedacht hätte. Ich habe mir Fragen gestellt, wie wäre es nicht toll, als Kind das Beste aus beiden Welten zu bekommen? Eine Mutter, die die Antriebe und Ängste der Männer aus erster Hand kennt? Wenn es eine fiktive Maßeinheit gäbe, um wie vieles weiblicher will eine trans Frau sein, um die Rudimente ihres früheren Lebens zu überwinden, und wann ist sie für die Gesellschaft weiblich genug? Ich entschuldige mich, wenn diese Fragen unangemessen sind, was ich eigentlich ausdrücken möchte, ist dass dieses Buch über die eigentliche Geschichte hinaus etwas in mir bewegt hat.