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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2023

Ein kurzweiliges Wohlfühlbuch

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Als eines Abends ihr fester Freund Takako eröffnet, er werde heiraten, wundert sie sich noch über dessen Formulierung, als ihr klar wird, dass er eine andere und nicht sie meint. Für ihn sei sie lediglich ...

Als eines Abends ihr fester Freund Takako eröffnet, er werde heiraten, wundert sie sich noch über dessen Formulierung, als ihr klar wird, dass er eine andere und nicht sie meint. Für ihn sei sie lediglich eine Affäre gewesen. Takako zieht sich zurück, und als ihr Onkel ihr anbietet, sie könne für eine Weile in der Wohnung über seinem Antiquariat unterkommen, ist das für sie zunächst wenig anziehend. Aufgrund fehlender anderer Möglichkeiten willigt Takako aber ein und soll im Gegenzug täglich das Geschäft öffnen und bis zum Mittag hüten. Bald schon lernt sie die schrullligen Kund:innen kennen, und inmitten all dieser Bücher entdeckt sie ihre eigene Liebe fürs Lesen. Der Aufenthalt im Laden ihres Onkels tut Takako gut, und sie findet die Ruhe hier zu genesen. Doch dann taucht erneut ihr Ex-Freund auf und droht sie wieder komplett aus der Bahn zu werfen.

Das Antiquariat Morisaki hat auf mich seinen ganz eigenen Reiz gehabt. Angezogen durch das Cover habe ich mich durch die Geschichte um Takako und ihren Onkel entschleunigt gefühlt und das sehr genossen. Anspruchsvolle Literatur findet man hier nicht, dafür ein Wohlfühlbuch mit einem Augenmerk für Bücherliebe.

Veröffentlicht am 06.05.2023

Ein interessantes Thema wie hier hätte ruhig noch etwas länger sein können!

Der junge Mann
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Mit Mitte 50 lässt Annie Ernaux sich auf eine Affäre mit einem 30 Jahre jüngeren Mann ein. In diesem sehr kurzen Band gewährt sie einen Einblick in diese Affäre, in der sie sich so geliebt fühlt wie von ...

Mit Mitte 50 lässt Annie Ernaux sich auf eine Affäre mit einem 30 Jahre jüngeren Mann ein. In diesem sehr kurzen Band gewährt sie einen Einblick in diese Affäre, in der sie sich so geliebt fühlt wie von keinem anderen Mann je zuvor. Doch so gut diese Liebe tut, sieht sie sich in der Öffentlichkeit immer diesen Blicken ausgesetzt, die sie dafür verachten, dass sie sich einen solch jungen Geliebten genommen hat. Trotz der Abwertung, dass sie sich erlaubt hat, was für ältere Männer immer selbstverständlich und erstrebenswert war, fühlt sie einen Triumph in sich. Von der früheren Scham, die ihr Leben lange begleitet haben muss, ist hier kaum noch eine Spur. Sie genießt, solange sie kann. Diese Affäre hat aber auch sein Negatives, er z.B. möchte Fotos von ihr sehen wie sie als junge Frau ausgesehen hat - und setzt sie damit in Konkurrenz zu ihrem jüngeren Selbst.

Mir persönlich hätte dieses Buch etwas länger sein können, Ernaux ihr Siegesgefühl über die Moral der Zeit etwas mehr auskosten. Ansonsten war es aber ganz erfrischend.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Bisher das schwächste Buch, das ich von Poznanski gelesen habe

Stille blutet
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Während einer Live-Sendung kündigt Nachrichtensprecherin Nadine Just ihre eigene Ermordung an -ein paar Stunden später liegt sie tot in ihrer eigenen Blutlache. Noch bevor der Hashtag #inkürzetot das Internet ...

Während einer Live-Sendung kündigt Nachrichtensprecherin Nadine Just ihre eigene Ermordung an -ein paar Stunden später liegt sie tot in ihrer eigenen Blutlache. Noch bevor der Hashtag #inkürzetot das Internet zum Explodieren bringt, wird ein kritischer Blogger ebenfalls tot aufgefunden.
Fina Plank ist erst vor kurzem dem Ermittlerteam der Wiener Mordtruppe beigetreten und versucht sich dem überheblichen Chauvinismus ihres Kollegen zu erwehren. Ihre Einheit wird mit der Lösung des Falls beauftragt, denn sofort wird ein Serienkiller hinter den beiden Morden vermutet. Durch die mediale Aufmerksamkeit können Trittbrettfahrer nicht ausgeschlossen werden, und Fina ist vollauf damit beschäftigt, die Sozialen Netzwerke zu überwachen. Die Indizien deuten schnell auf einen Mann, der beide Opfer gekannt hat.

Tibor Glaser, der Ex-Freund der Nachrichtensprecherin, erfährt zeitnah von der Live-Sendung. Seine Sorge führt ihn zum Nachrichtensender, um sich davon zu überzeugen, dass mit seiner Ex alles okay ist. Er ist es, der ihre Leiche in der Garderobe des Nachrichtensenders findet und von der Polizei vernommen wird. Während Tibor seine eigenen Nachforschungen anstellt, findet er furchtbare Dinge über Nadine heraus, die sie in ein noch schlechteres Licht rücken als er bisher von ihr hatte. Immer wieder während der laufenden Ermittlungen kommt die Polizei auf ihn zurück, und schon bald ist Tibor Verdächtiger Nr. 1 - doch er weiß, dass er unschuldig ist.

Ich hab mich ganz gut von Ursula Poznanskis neuem Reihenauftakt unterhalten gefühlt, aber mein Urteil über die Protagonist:innen fällt harsch aus: Fina Plank ist okay, aber Tibor Glaser ging mir mit seinen unüberlegten Handlungen komplett auf den Keks. Kann ein Mensch sich so doof anstellen und ständig die falschen Entscheidungen fällen? Der zweite Band der Reihe knüpft hoffentlich wieder an meine übliche Begeisterung für die Bücher von Poznanski an.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Kinder als Mittel zum Zweck

Die Kinder sind Könige
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Seit sie denken kann, träumt Melanie davon, berühmt und geliebt zu werden. Angefixt durch Reality-TV wie Big Brother meldet sie sich für eine neue Show. Doch beim Casting ist sie den Machern der Sendung ...

Seit sie denken kann, träumt Melanie davon, berühmt und geliebt zu werden. Angefixt durch Reality-TV wie Big Brother meldet sie sich für eine neue Show. Doch beim Casting ist sie den Machern der Sendung zu grau und unscheinbar.
Fast forward: einige Jahre später ist Melanie erfolgreiche Influencerin auf YouTube und Instagram, die den Familienalltag streamt und das Leben ihrer beiden Kinder Sammy (8) und Kimmy (6) vermarktet. Zunehmend leidet die Sechsjährige unter dem Stress der ständigen Verfügbarkeit, auch wenn Melanie nach außen hin behauptet, ihre Tochter genießt es zu wissen, dass so viele Menschen sie lieben und täglich sehen.
Als Melanie auf Instagram eine Story postet, um die nächste Familienchallenge anzukündigen, dürfen die beiden Kinder noch ein wenig mit den anderen Kindern im Hof auf dem Spielplatz spielen. Doch als Melanie ihre Kinder ruft, ist Kimmy verschwunden. Sofort vermutet die Polizei, dass jemand die Story gesehen und das kleine Mädchen entführt hat.

Die Protagonistin dieses Buches hat es geschafft: Melanie ist reich und berühmt geworden. Dank ihren Werbeverträgen, die mit der Bekanntheit ihrer Channel einhergehen, haben die Kinder mehr Spielzeug als sie brauchen und Melanie ein berstendes Konto. Doch zu welchem Preis? Die Kinder sind Könige in einem Palast aus Glas, in dem sie über ihre eigene Privatsphäre nicht entscheiden können und arbeiten müssen wie zu früh gereifte Erwachsene. Dieser Roman liefert reichlich Grübel- und Diskussionsstoff!

Veröffentlicht am 07.04.2023

Was wäre wenn...?

Look Back
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Fujino zeichnet seit der Grundschule kleine Comics für die Schüler:innenzeitung. Als eines Tages der Lehrer fragt, ob Fujino die Schulschwänzerin Kyomoto bei den Comics mitmachen lassen würde, stehen sich ...

Fujino zeichnet seit der Grundschule kleine Comics für die Schüler:innenzeitung. Als eines Tages der Lehrer fragt, ob Fujino die Schulschwänzerin Kyomoto bei den Comics mitmachen lassen würde, stehen sich die beiden Zeichnungen ab sofort gegenüber, und Fujino fühlt sich dazu angestachelt, besser zu werden. Sie besorgt sich Zeichenbücher und lernt sich zu verbessern. Doch weiterhin stehen ihre Zeichnungen hinter Kyomoto zurück und frustriert gibt sie das Zeichnen auf.
Am Ende der Grundschule bittet der Lehrer Fujino, das Abschlusszeugnis bei Kyomoto vorbeizubrungen, da diese ja nie zur Schule kommt. Widerwillig stimmt Fujino zu und sieht, wie zurückgezogen die Schulschwänzerin lebt. Kyomoto überrascht Fujino allerdings, denn sie sagt, erst Fujinos Comics hätten das Mädchen, das an einer sozialen Phobie leidet, dazu gebracht, sich für das Zeichnen zu interessieren. Nicht mehr Konkurrenz, sondern Freundschaft verbindet daraufhin die beiden Mädchen, und sie beginnen gemeinsam Manga zu zeichnen, die sehr erfolgreich werden. Fujinos offene Art bringt Kyomoto dazu sich mehr zuzutrauen, und sie traut sich einen eigenen Weg zu gehen. Fujino fühlt sich verraten in dem gemeinsamen Vorhaben weitere erfolgreiche Manga zu erschaffen, und die Freundschaft zerbricht. Eine furchtbare Tragödie zerreißt das Schweigen, und eines der Mädchen sieht sich der Frage gegenüber, ob alles anders gelaufen wäre, wenn sie auf andere Weise gehandelt hätte. Was wäre wenn...?

Das Thema des dauerhaften Schulschwänzens ist in Japan weit verbreitet, und ich fands interessant, dass das Thema aufgegriffen und damit verbunden wurde, was jemand mit so einer derart ausgeprägten sozialen Phobie mit der Zeit anfängt, in der Altersgenoss:innen in der Schule lernen und Freundschaften pflegen. Insgesamt ein Manga, der zum Nachdenken anregt. Zusätzlicher Pluspunkt: Es ist ein Einzelband!