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Veröffentlicht am 29.03.2023

Barry Jonsberg entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsautoren!

Was so in mir steckt
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„Was so in mir steckt“... Ja, was steckt denn in Rob Fitzgerald? Rob ist ein sehr schüchterner 13-Jähriger, der sich verliebt hat. Er ist wirklich zurückgezogen und hat eigentlich nur einen Freund, wenn ...

„Was so in mir steckt“... Ja, was steckt denn in Rob Fitzgerald? Rob ist ein sehr schüchterner 13-Jähriger, der sich verliebt hat. Er ist wirklich zurückgezogen und hat eigentlich nur einen Freund, wenn man seine Eltern und seinen liebenswert-verrückten Großvater nicht mit dazu zählt. Ein häufiger Begleiter sind allerdings auch die Panikattacken.

Rob hofft auf Ratschläge seiner Eltern und seines Freundes Andrew, um das Mädchen seines Herzens zu beeindrucken. Andrew schlägt Rob sportliche Aktivitäten vor, die Rob zunächst zögerlich annimmt, mithilfe seines Kumpels aber über alle Erwartungen hinaus meistert. Sein Opa schlägt ihm Vegetarismus zu, und auch wenn Rob immernoch das Wasser im Mund zusammenläuft beim Anblick eines leckeren Steaks, wird er zum Aktivisten. Seltsamerweise erhält Rob SMS von einer unbekannten Nummer, die ihn mit gestellten Herausforderungen dazu ermuntern selbstbewusster zu werden und so seine Identität zu finden. Seine Angebetete wird durch Robs Aktionen auf ihn aufmerksam, jedoch ist dies tatsächlich längst nicht mehr so wichtig. Rob findet zu sich selbst, und während der Schulfeier am Ende des Jahres gibt es eine Überraschung für alle (inklusive den Leser!).


Ich möchte nicht zu viel spoilern, aber dieser Coming-of-Age-Roman ist sehr lesenswert und die sich offenbarenden Themen des Buches nicht nur für Jugendliche interessant.

Schien es zunächst so, als plätschere die Geschichte so dahin, ergibt alles irgendwann einen Sinn, dass es einem wie Tomaten von den Augen fällt. Barry Jonsberg hat mich schon mit „Das Blubbern von Glück“ beeindruckt, und „Was so in mir steckt“ hat mich jetzt dazu veranlasst auch weitere seiner noch lieferbaren Bücher lesen zu wollen (sind schon bestellt!).

Veröffentlicht am 29.03.2023

Schreiben ohne Druck

Leben, schreiben, atmen
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Den Namen Doris Dörrie verbinde ich nach wie vor in erster Instanz mit einem ganz großen deutsch-japanischen Filmerlebnis, „Kirschblüten – Hanami“. Der Film hat, als ich ihn vor über zehn Jahren das erste ...

Den Namen Doris Dörrie verbinde ich nach wie vor in erster Instanz mit einem ganz großen deutsch-japanischen Filmerlebnis, „Kirschblüten – Hanami“. Der Film hat, als ich ihn vor über zehn Jahren das erste Mal sah, einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen. Als ihr Name dann beim Betreten der Buchhandlung aus der Bestsellerliste meinen Augenwinkel streifte, konnte ich dem Impuls nicht widerstehen und hab ein Exemplar erstanden.


Es liest sich flüssig weg, und nach einer kurzen Einleitung folgt Dörrie ihrer eigenen Einladung und beginnt zu schreiben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie das Buch sogar in einem Rutsch durchgeschrieben hat, denn die erschriebenen Gedanken und Erinnerungen wirken wie aus einem einzigen Guss. Jeder der Episoden, die der Einleitung folgen, hängt eine kurze Inspiration an, ein paar Vorschläge über was und wie man schreiben kann. Und dann schreibt sie auch direkt weiter. Das Buch scheint sehr persönlich, es offenbart Teile von Dörries Leben und zeigt wie viel man beim Schreiben von sich selbst in die entstehenden Zeilen steckt. Normalerweise kein Anhänger von Kurzgeschichten, hat es mich sehr erstaunt wie schnell mich Dörrie innerhalb der ersten Zeilen einfangen und für ihre jeweilige Geschichte abholen konnte. Auch wenn ich selbst nicht direkt losgeschrieben habe, so fand ich mich während der kurzen Anleitungen nach ihren Stories immer wieder auch gedanklich in meiner eigenen Vergangenheit, bis ich umblätterte und die nächste Geschichte verschlang.


Es gibt sicher bessere Anleitungen zum kreativen Schreiben, Dörries Buch ist meines Erachtens hingegen vor allem ein schönes Beispiel davon, was dabei herauskommen kann, wenn man einfach mal losschreibt. Besonders macht dieses Buch, dass Dörrie dem Akt des Schreibens unmittelbar den Druck nimmt ein perfektes Produkt schaffen zu wollen. Sie stellt das Schreiben dem Atmen und Leben nebenan, und so ist das Schreiben ein Nebenprodukt; die Geschichten befinden sich durch das verlebte Leben schon in unseren Köpfen, wir müssten sie nur herausbekommen ohne den Anspruch zu haben, dass es erfolgreich sein muss. Sie propagiert Schreiben um des Schreibens willen und nimmt so manchem Unentschlossenen sicher damit einigen Erfolgsdruck.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Schöne Fantasy-Geschichte mit lockerer Hauptakteurin

Die Wiege aller Welten (Chroniken von Bluehaven - Band 1)
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In einem Ort namens Bluehaven, da lebt ein Mädchen namens Jane. Jane kümmert sich aufopferungsvoll um ihren Vater, der sich in einer Art Wachkoma befindet. Jane und ihr Vater leben im Keller der Familie ...

In einem Ort namens Bluehaven, da lebt ein Mädchen namens Jane. Jane kümmert sich aufopferungsvoll um ihren Vater, der sich in einer Art Wachkoma befindet. Jane und ihr Vater leben im Keller der Familie Hollow. Jane und ihr Vater sind von den Bewohnern Bluehavens als verflucht verschrien, seit sie vor über zehn Jahren aus dem Schloss gestolpert sind und Erdbeben mitbrachten. Das Schloss ist das Tor zu den Anderwelten, viele haben dort legendäre Abenteuer erlebt, jedoch hat sich das Tor nicht mehr geöffnet, seit Janes Vater mit dem Baby im Arm auf den Stufen vor dem Schloss erschienen ist und dort zusammenbrach. Die Bibliothekarin von Bluehaven ist die einzige, die glaubt, Janes Vater und sie hätten ein Schicksal im Schloss zu erfüllen, was der einzige Grund ist, dass die beiden noch geduldet und bei den Hollows einquartiert werden. Violet ist die Einzige der Familie, die Jane leiden kann.


Eines Tages bekommt Jane ein Foto von ihrem Vater und sich durch das Kellerfenster geschoben mit einer Notiz um die Mittagszeit an einem bestimmten Ort zu sein. Jane trifft auf die Bibliothekarin, die von einer Vision geleitet das Mädchen zum Schloss führen soll. Das Tor öffnet sich tatsächlich, Janes Vater erwacht aus seinem Koma und stürmt zum Tor des Schlosses. Jane, die ihren Vater finden will, betritt das Schloss und findet heraus, dass aus den Anderwelten eine Gefahr ins Schloss eingedrungen ist, der sie sich stellen muss.


Jeremy Lachlan hat eine schöne Geschichte geschaffen, an der mir besonders die witzige und rotzfreche Art von Jane und einigen anderen Charakteren gefallen hat. Das Buch endet mit einem Cliffhanger (scheint also eine Fortsetzung zu geben), was erklärt, warum es zwischendurch solche für mich schwer zu ertragenden Längen gab. Ich habe panisch festgestellt, dass nicht mehr genügend Buch für das Ende dieser Geschichte vorhanden ist, und so hänge ich nun etwas in der Luft.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Die Worte des Fuchses sollte jeder Mensch verstehen

Fuchs 8
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Fuchs 8 versteht menschisch. Beim abendlichen Vorlesen hat er den Sinn der Wörter erfasst und konnte sogar so nah an die Menschen herangehen, dass er die Buchstaben lesen konnte. Fuchs 8 dachte, dass alle ...

Fuchs 8 versteht menschisch. Beim abendlichen Vorlesen hat er den Sinn der Wörter erfasst und konnte sogar so nah an die Menschen herangehen, dass er die Buchstaben lesen konnte. Fuchs 8 dachte, dass alle Menschen so sein müssten wie die in dem Haus, in dem vorgelesen wurde.
Bis eines Tages im Wald von Fuchs 8 und seiner großen Fuchsbande Bulldozer, Menschen und Beton auftauchen, die den Wald planierten, um dort ein Einkaufszentrum zu bauen. Fortan wurde das Leben für die Füchse schlechter. Sie fanden nichts mehr zu fressen, der Fluss führte kein sauberes Wasser mehr, und mehr von ihnen wurden krank und starben. Fuchs 8 hatte die wilde Idee sich im Einkaufszentrum mal umzuschauen auf der Suche nach Nahrung, schließlich muss die Menschen dort ja irgendwas hinziehen, wenn der Parkplatz immer so voll ist. Fuchs 8 bricht mit seinem Kollegen Fuchs 7 also ins Einkaufszentrum auf, wo sie künstliche Steine, künstliche Felsen, aber zum Glück kein künstliches sondern richtiges Essen finden und seit langem mal wieder satt werden. Ein wenig orientierungslos kommen sie an einem anderen Ende des Einkaufszentrums heraus und verlieren sich, nachdem sie von bösen Menschen angegriffen wurden. Fuchs 8 versucht daraufhin seine Fuchsgruppe wiederzufinden, jedoch vergeblich. Dafür gelangt er in eine neue Gruppe und wird dort herzlich aufgenommen. Fuchs 8, der zwar ein nettes Fuchsmädchen gefunden hat und bald Nachwuchs erwartet, kommt aber über den Verlust seines Zuhauses nicht gänzlich hinweg. Da er aber kein Miesepeterpapa für seine Jungen sein möchte, überlegt er sich wie er seine Melancholie überwinden kann. Also schreibt er. Er schreibt an die Menschen und fragt, warum sie eigentlich so böse sind. Warum wir denn nicht alle friedlich nebeneinander existieren können.

Fuchs 8 schreibt dieses Buch, das ich also gerade gelesen habe, in einer Rechtschreibung an die Menschen, die an Erstklässlerversuche erinnert. Ein wirklich cleveres Stilmittel, das nicht nur die unbeholfene Sprache des Fuchses als Tier, welches die Menschensprache erlernt hat, darstellen soll, sondern durch die ungewohnte (falsche) Schreibweise der Wörter die ganze Aufmerksamkeit des Lesers einfordert. Es ist nur ein kurzes Buch, aber mehr braucht es auch gar nicht. Es ist wirklich toll und macht mich neugierig auf den Autor. Vielleicht erkunde ich mehr von ihm.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Beengung wird in der Umarmung des Zusammenseins zu etwas Schönem

Augenblicke in Bernstein
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Yoko Okawa ist für mich Meisterin der Erzählung stiller Introvertiertheit. Fand ich "Der Herr der kleinen Vögel" durch die tiefe Bindung der beiden Brüder im Roman schon engumschlungen, so setzt "Augenblicke ...

Yoko Okawa ist für mich Meisterin der Erzählung stiller Introvertiertheit. Fand ich "Der Herr der kleinen Vögel" durch die tiefe Bindung der beiden Brüder im Roman schon engumschlungen, so setzt "Augenblicke in Bernstein" diesbezüglich ein neues Maß.

Nach dem Tod der jüngsten Schwester werden drei Geschwister von ihrer alleinerziehenden Mutter mit in die abgelegene Villa ihres geschiedenen Mannes genommen. Sie erhalten neue Namen; Opal, Bernstein und Achat. Aus Sicht des mittleren Kindes Bernstein wird die Geschichte geschildert. Die abergläubische Mutter, die einen Hund für den Tod ihres kleinen Mädchens verantwortlich macht, schärft den Kindern ein, die schützenden Mauern des Grundstückes nie zu verlassen, weil der böse Hund vor dem Tore schon warte. So wird das Aufwachsen der Kinder nur auf diesem abgesteckten Areal von Bernstein erzählt.

Die Verkleinerung ihres räumlichen Bewegungsfreiraums nehmen die Kinder ohne Missfallen hin. Sie begnügen sich mit dem, was ihnen zum Zeitvertreib auf dem Grundstück der Villa begegnet. Die Kleidung der Kinder verziert ihre Mutter mit kindlichen Applikationen; Mähne, Kaninchenpuschel oder Flügel wie eine Fee charakterisieren die Kinder.
Täglichen Unterricht erlebt jedes der Kinder für sich, indem sie sich mit selbst ausgesuchten Themen aus den Enzyklopädien ihres Vaters beschäftigen, der Verleger war und eine Auswahl verschiedener Lexika herausgebracht hat.
Die Wissensbücher sind mehr als reine Lerninstrumente. Für Bernstein werden sie zur Begegnung mit seiner kleinen Schwester, die er auf den Rändern der Seiten zu zeichnen beginnt. Die Begegnungen mit der verstorbenen Schwester werden für alle Familienmditglieder gewissermaßen real, und erst innerhalb der Mauern der Villa wieder möglich.
Für die Mutter, Opal und Achat ist die von Bernstein gezeichnete Schwester auf den Buchseiten nach wie vor das kleine Mädchen von früher. Im gewissen Maße altern auch die Geschwister nicht; ihre Kleidung wird ihnen im Laufe der Jahre zu klein, aber sie tragen sie weiterhin. Von der Mutter werden sie weiterhin behütet, obwohl sie täglich viel Zeit auf sich allein gestellt ist, wenn die Mutter arbeiten muss. Nur subtil erlebt der Leser wie die drei Edelsteinchen ihrer zugedachten Rolle als beschützenswerte Kinder entwachsen, wie beispielsweise als Opal ihr Krönchen, das sie zusätzlich zu ihren Flügelchen trägt, im Morast begräbt und fortan nicht mehr im Bett ihrer Brüder schläft, sondern in einem anderen Zimmer.
Die Welt jenseits ihrer Mauer lernen die Kinder nur durch das Studium der Enzyklopädien kennen, von sich aus haben sie keinen Ansporn die Villa zu verlassen. Doch die Außenwelt ist groß, als dass die Mauern ihr ewig standhalten könnten.

Wie hinterlässt einen ein Buch, in dem es so wenig Handlung, und doch so viele (innere) Begebenheiten gibt? Definitiv melancholisch. Die letzte Seite verlassend, fühle ich mich den Mauern, die ich nur lesend betreten habe, ein wenig entrissen. Es war eine wundervolle Leseerfahrung, die mich sehr nahe an meine erste Begegnung mit Ogawa geführt hat.
Ihr Schreibstil hat für mich einen Ausdruck, als ob man vorsichtig ein Küken anheben wolle ohne ihm weh zu tun. Ich schätze das Feine, das Unaufdringliche ihrer Schilderungen, die ohne große Abenteuer auskommen, um lesenswert zu sein.