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Veröffentlicht am 27.02.2023

Eine leise Erinnerung

Damals in Nagasaki
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Etsuko ist die Protagonistin von Kazuo Ishiguros Werk „Damals in Nagasaki“. Sie hat Japan hinter sich gelassen, um in England mit ihrer Tochter Keiko zu leben.
In Erinnerungsepisoden kehrt die stille Etsuko ...

Etsuko ist die Protagonistin von Kazuo Ishiguros Werk „Damals in Nagasaki“. Sie hat Japan hinter sich gelassen, um in England mit ihrer Tochter Keiko zu leben.
In Erinnerungsepisoden kehrt die stille Etsuko in ihre Vergangenheit in Japan zurück, als sie mit ihrer Tochter schwanger war. Diese Episoden erzählt sie ihrer Zweitgeborenen, Niki. In diesen Episoden erinnert sie sich an eine Freundin, die sie einige Wochen/Monate in Japan hatte. Sachiko lebte in einer Hütte nahe der neu gebauten Häuser, die im zerstörten Nagasaki aufgebaut wurden. Die eigentümliche Freundin befindet sich dauerhaft in einem Zustand des Wartens, sie will Nagasaki und Japan hinter sich lassen und setzt auf das Versprechen ihres amerikanischen Liebhabers, sie und ihre Tochter nach Amerika mitzunehmen. In ihrem Sehnen nach Veränderung vernachlässigt sie ihre Tochter Mariko, deren Verhalten traumatisch geprägt zu sein scheint. Bisweilen geht Sachiko auch offen gegen die Wünsche von Mariko vor.

Sachiko, die sich für die andere Kultur öffnet und begierig danach sehnt, steht Etsukos Schwiegervater entgegen, der den Werteverfall durch die teilweise Amerikanisierung seiner Heimat Japan kritisiert. Er stellt eine prägnante männliche Figur dar, den Etsukos Mann wird zumeist abwesend gezeichnet, der wichtigen beruflichen Verpflichtungen nachkommt und weder Zeit für seine Frau noch seinen Vater hat, mit dem ihn ein versteckter Konflikt in der Hauptsache zu verbinden scheint und dem er daher oft mit Abweisung begegnet.

Warum Etsuko Japan verlassen hat und was mit ihrem ersten Mann geschehen ist, löst die Geschichte nicht auf. Ebenso wenig, was der Grund war, warum Keiko sich das Leben genommen hat.
Der Schreibstil von Ishiguros Werk lässt die Sprache eher zum Mittel werden als die Handlung selbst. Es ist eine stille und häufig nicht wertende Erzählweise. Die Geschichte ist nicht ereignislos, doch die Abwesenheit klarer Auflösungen rückt für mich als Stilmittel ganz klar in den Vordergrund. Der Leser wird angeregt seine eigenen Antworten zu finden, seine eigenen Hintergründe der Geschichte zu erdenken.
Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte in der Geschichte eine ganz eigene Geschichte erzählt; mir drängte sich der Eindruck auf, dass die Freundschaft zwischen Sachiko und Etsuko ein Gebilde sein könne, dass sich letztere erdacht hat. Mir schien das eigenwillige Verhalten von Sachikos Tochter Mariko und Etsukos Tochter Keiko wie eine nicht zu unterschätzende Parallele.
Insgesamt empfand ich einen Lesegenuss bei diesem Buch ähnlich wie bei Yoko Ogawas Werken, wobei Ishiguro seine englischen Einflüsse aber anzumerken sind.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Für Sunny konnte ich mich nicht erwärmen...

Sunny
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"Sunny" ist der dritte Band von Jason Reynolds Reihe um eine jugendliche Laufmannschaft.
Ich hatte Gelegenheit in diesen Band bis etwa zur Hälfte hineinzulesen, was innerhalb kurzer Zeit (vielleicht zwei ...

"Sunny" ist der dritte Band von Jason Reynolds Reihe um eine jugendliche Laufmannschaft.
Ich hatte Gelegenheit in diesen Band bis etwa zur Hälfte hineinzulesen, was innerhalb kurzer Zeit (vielleicht zwei Stunden) zu schaffen ist, denn "Sunny" ist in Tagebuchform vom Protagonisten geschrieben. Dadurch fehlt dem Buch nach meinem Geschmack auch etwas Tiefe, denn wie Sunny sein Tagebuch mit Leben füllt, wirkte auf mich von den ersten Seiten an ziemlich künstlich. Über jeden der Läufer um Ghost weiß man durch den ersten Band ein wenig, so ist dem Leser, sofern er sich noch daran erinnert, bekannt, dass Sunny nicht aus eigenem Engagement läuft, sondern vielmehr den Wunsch seines Vaters erfüllen will. Sunny ist nämlich Halbwaise, seine Mutter selbst war Läuferin, und Sunny wird von seinem Vater dahingehend genötigt, das Vermächtnis der Mutter aufrecht zu erhalten. Allerdings läuft Sunny überhaupt nicht gerne und boykottiert ein wichtiges Rennen, was seinen Vater sehr verärgert. Auch der Trainer ist verärgert, dieser bemüht sich jedoch um eine Lösung für Sunny, welcher der Laufmannschaft nicht mehr angehören möchte, aber gerne weiter zum Team gehören würde. Seine Musik- und Tanzleidenschaft hat Sunny von seiner Tante, die gleichzeitig sein Hauslehrer ist, und als er dem Trainer einen kleinen Tanz vorführt, schlägt er vor, dass Sunny fortan Diskuswerfen sollte. An dieser Stelle muss ich sagen, dass mein Sportverständnis dem eines Regenwurms gleicht, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der leidenschaftlich gerne tanzt, sich fürs Diskuswerfen begeistern kann. Irgendwann ab dieser Stelle hatte ich dann keine Gelegenheit mehr das Buch zu beenden, was ich einerseits schade finde (da es mein Anspruch ist begonnene Bücher auch zu beenden), andererseits lag für mich im Lesen dieser Lektüre bis zu diesem Zeitpunkt auch kein Reiz darin. Eigentlich schade, denn Jason Reynolds hat mit den ersten Bänden eine lesenswerte Reihe begonnen, die dieser Titel leider ein wenig eingerissen hat.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Loved it and will wait for the sequel!

DUMPLIN'
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Willowdean Dickson is a normal teenager with normal problems. Except that Will doesn't look average. She's overweighted which doesn't bother her much actually. She's got her best friend Ellen to talk to ...

Willowdean Dickson is a normal teenager with normal problems. Except that Will doesn't look average. She's overweighted which doesn't bother her much actually. She's got her best friend Ellen to talk to until one day she can not. She's got a crush on her cute colleague Bo who gives her her first kiss. Soon they start making out.
Ellen's got a boyfriend and tells Willowdean about them thinking about their first sex. Will feels left behind, because Ellen is so much ahead of her when it comes to stuff teens experience like their first kiss and their first time. But then she gets this first kiss and Willowdean who always felt good in her skin, starts feeling out of place when it comes to these experiences. She can't imagine Bo (who she secretly makes out with) would enjoy her huge body which others are so repelled of and doubts she could handle being the pity part in a relationship in the opinion of others. What's worse: She can't talk with Ellen. A wedge between the girls which Will feels formed a few months ago manifests itself in a big crack in their friendship: When Willowdean applies to a beauty pageant in commemoration of her deceased aunt who died of a heart attack due to her overweight she feels betrayed by Ellen who also applies for the pageant. Their friendship ends in a big fight and Will feels more lonely than ever until her application inspires some girls from her school to follow Willowdean to also apply. Will becomes some kind of a guide for these girls and through them she finds a way back to herself, leaving all the doubts behind.

I guess everyone who is or was in the position of having more than a couple of pounds above the perfect BMI gets what Willowdean talkes about like not knowing if your butt fits in an average chair with armrests or being the center of attention at a food buffet or being ashamed of eating in public.
Will is a very inspirational character who holds the opinion that you should not feel bad, because others are repelled in your deviation of normality.
I enjoyed this story so much and hope that many girls (for the book is mostly written for young girls) find comfort and inspiration to accept and love themselves no matter if they don't fit in what's called 'average'. It's likely I'm going to follow Julie Murphy's work, more so since I saw that another book called 'Puddin'' which is going to portrait one of the girls Willowdean inspires, Millie. I hope it's going to be as good as 'Dumplin''!

Veröffentlicht am 27.02.2023

Hier werden Sie geholfen!

Was Wollen Wissen
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„Was wollen wissen“ ist eine Kompilation aus der N-Joy-Radiosendung mit Fettes Brot. Als nach unbekannt verzogenes Nordlicht und ehemalige Jüngerin der drei norddeutschen Jungs (im Herzen aber immer Fan ...

„Was wollen wissen“ ist eine Kompilation aus der N-Joy-Radiosendung mit Fettes Brot. Als nach unbekannt verzogenes Nordlicht und ehemalige Jüngerin der drei norddeutschen Jungs (im Herzen aber immer Fan geblieben) war dieses Buch für mich praktisch unbedingte Pflichtlektüre!

In diesem gedruckten Werk geben Björn Beton, Doc Renz und König Boris lebensnotwendige Ratschläge auf die besten Fragen der Anrufer. Kein Blatt vor den Mund, sondern Platt aus dem Mund! Skurril, definitiv humorvoll, derbe, locker und typisch nordisch by nature sorgten die Hamburger Jungs mit ihrem Nachschlagewerk an Lebenshilfe dafür, dass ich beim Lesen in Bus und Bahn mehr als einmal losprusten musste und dabei die erschrockenen Blicke meiner Mitreisenden auf mich gezogen habe. Dabei nimmt das Hip-Hop-Trio sich wie immer selbst wie immer nicht ganz so ernst.

Fleißige Leser werden das Buch innerhalb eines Tages durch haben, es lässt sich aber auch ganz wunderbar in kleinen Portionen genießen. Könnte die ADAC Motorsport als Lektüre auf deutschen Klos ablösen!

Veröffentlicht am 27.02.2023

Voll in der Pubertät...

Wild und Wunderbar (2). Gegensätze halten zusammen (oder?)
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Fand ich den ersten Band noch richtig klasse, bin ich mir nach Lesen des zweiten Bandes nicht sicher, was ich von ihm halten soll...

In „Wild und wunderbar – Gemeinsam gegen den Rest der Welt“ (der erste ...

Fand ich den ersten Band noch richtig klasse, bin ich mir nach Lesen des zweiten Bandes nicht sicher, was ich von ihm halten soll...

In „Wild und wunderbar – Gemeinsam gegen den Rest der Welt“ (der erste Band) verfolgte die Geschichte schon irgendwie eine Handlung: Linn wurde von ihren Mitschülerinnen gemobbt, Shark kam neu in die Klasse, Linn wollte sich mit der Neuen unbedingt anfreunden. Im zweiten Band geht es um alles und nichts; und das meine ich so – Ilona Einwohlt kratzt ganz vieles an, von Verliebtsein über Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Homosexualität, Streit zwischen besten Freundinnen, Jungs, Knutschen sowie grenzübertretendes Verhalten von Jungs, und selbst Ritzen (also selbstverletzendes Verhalten) wird in einem Nebensatz mal kurz erwähnt. Mir scheint, als wollte Einwohlt ganz viele Themen der Pubertät in ihr Buch einbauen und hat keins bis auf das Verliebtsein wirklich so ganz vertieft. Das fand ich ein wenig nervig, da ich als Leser relativ schnell das puber-themen-Bombardement wahrgenommen habe und mit jedem neuen Aspekt innerlich die Augen gerollt habe. Möglicherweise empfinden es Leser/Leserinnen der entsprechenden Altersgruppe anders.

Die ersten Schmetterlinge im Bauch sind ein ganz großes (und das einzig wirklich ausgearbeitete) Thema in diesem Buch. Allerdings hat auch das mich teilweise sehr genervt, denn als ein neuer in die Klasse kommt, Phil, drehen sich sämtliche Mädels nach ihm um – inklusive Shark, die zwar im ersten Buch noch absolut unkonventionell und wider allen Regeln gehandelt hat, nun aber mitmacht bei Glitzernagellack, Lippenstift, Wimperngeklimper und Miniröcken. Sie stöckelt in einer Episode sogar in High Heels am neuen Schüler vorbei. Da hilft auch eine semi-plausible Auflösung von Sharks Verhalten am Ende des Buches nicht wirklich. Das Verhalten, das Shark damit an den Tag gelegt hat, diskreditiert ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstbewusstsein, das im ersten Buch ihr Markenzeichen für mich war, und macht sie in „Gegensätze halten zusammen (oder?)“ unauthentisch. Dass Linn, die ebenfalls ein Auge auf Phil geworfen hat, eifersüchtig auf Shark ist, wenn der Neue sich mit ihrer besten Freundin unterhält und diese insgeheim dafür abwertet, dass sie sich so an Phil ranmacht wie Linn selbst es gerne tun würde, ist zwar nachvollziehbar – denn wer von uns als Mädchen empfand nicht auch ein wenig Neid, wenn die beste Freundin die Gunst des Schwarms errungen hat? - aber mir wurde sie dadurch enorm unsympathisch. Linns Zuneigung zu Shark war in diesem Band eine nicht verständliche Achterbahnfahrt, nachdem sie sich im ersten Band so sehr eine beste Freundin gewünscht hat. Dafür erfährt man ein paar Hintergründe zu Shark, die im ersten Band angesprochen, jedoch offen gelassen wurden.

Ich hätte mir von Ilona Einwohlt ein wenig mehr Geradlinigkeit für diesen Band gewünscht, dann wäre der Verlauf der Geschichte nicht so schwammig und das Ende sicher nicht so lose gewesen. Es hätte mich schon sehr interessiert, wie Linns neues Interesse sich am Ende der Geschichte entwickelt hat. Insgesamt wirkt die Geschichte wie eine Ansammlung von allen Themen, die Mädchen während der Pubertät beschäftigen und interessieren könnten.

Leider kein würdiger Nachfolger zu dem tollen ersten Buch.