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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein dritter Band hätte nicht geschadet

Beastmode 2: Gegen die Zeit
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Trotz der sieben Monate, die zwischen den beiden Bänden lagen, kam ich erstaunlich schnell und problemlos wieder in die Geschichte rein. Die ganzen Fakten zu den Figuren waren sofort wieder präsent und ...

Trotz der sieben Monate, die zwischen den beiden Bänden lagen, kam ich erstaunlich schnell und problemlos wieder in die Geschichte rein. Die ganzen Fakten zu den Figuren waren sofort wieder präsent und das Zurechtfinden fällt einem so leicht. Auch schließt der zweite Band nahtlos an den Vorgänger an, die Cliffhanger-Szene fortgeführt und der Autor gibt uns keinerlei Zeit, die Erinnerung nochmal aufzuwärmen; es geht direkt temporeich und actiongeladen los bzw. weiter. Der Spannungsbogen schoss so direkt in die Höhe, und zog sich, vom Geschehen her, durch die komplette Geschichte. Während anfangs also noch genau dieser Hype in mir herrschte, den ich aus Beastmode 1 kenne, ließ dieser recht schnell irgendwie nach. Im Grunde kann man sagen, dass sich die Handlung von einem Protagonisten zum nächsten hangelt. Es wird sich nacheinander mit jedem einzelnen der fünf Teenagern, inklusive deren Vergangenheiten, beschäftigt und jede Persönlichkeit bringt ihren Plot mit sich. Die erste Figur wird in Band 1 abgehandelt und auch noch ein Teil eines zweiten Charakters; der Rest findet hier in Band 2 statt. Keine Frage also, dass hier mehr geschieht und mehr Plots und Abwechslung herrschen – aber zieht man mal einen direkten Vergleich, wird hier vieles einfach heruntergeleiert. Als wäre alles Herzblut des Autors in Band 1 geflossen und er hätte einfach keine Lust mehr auf die Fortsetzung gehabt. Charakter A bekommt so viel Raum und Platz, so viel Aufmerksamkeit und Zeit, und der Rest passiert so Knall auf Fall und irgendwie lieblos. Zumindest kam es bei mir persönlich so an. Das heißt keineswegs, dass es handlungstechnisch hier nichts positives gab, aber es fehle etwas – etwas essentielles.
Trotzdem herrscht stets eine sehr rasante, dichte und spannungsgeladene Atmosphäre, die einen immer wieder animieren kann, weiterzulesen. Die Plots an sich sind abwechslungsreich und in sich stimmig und im Ganzen betrachtet sehr abwechslungsreich. Ich konnte trotz der Hindernisse immer wieder mitfiebern mit den einzelnen Charakteren, aber auch mit der Gruppe ganz allgemein. Ich hätte mir einfach vielleicht noch einen dritten Band gewünscht, um jedem von ihnen die Chance zu geben, sich zu entfalten und sein Schicksal offen zu legen. Einen tieferen Blick auf die Vergangenheit zu gewähren.
Das Ende war an und für sich rund, alle offenen Fragen wurden beantwortet und die Action nahm zum Ende hin nochmal ordentlich zu. Das Blatt schien sich nochmal komplett zu wenden und die Überraschung über die finale Auflösung war definitiv groß. Aber auch das alles ging mir zu schnell, zu überstürzt und es war streckenweise ein wenig chaotisch und übereilt; das alles hat sich überschlagen und der rote Faden war nicht so erkennbar, wie ich mir das gewünscht hätte.

Dafür gefiel mir der Schreibstil wieder umso mehr. Rainer Wekwerth schreibt angenehm locker, leicht und trotzdem bildhaft und detailliert. Die Szenen und Figuren sind bildhaft und leicht vorstellbar und die Atmosphäre stets dicht und packend. Ich konnte der Handlung, trotz gewissen Schwächen, problemlos folgen und fühlte mich an der Seite der fünf Protagonisten total wohl. Der Autor hat es geschafft, dieses Finale rasant und temporeich abzuhandeln, und zog mich, zwar nicht dauerhaft, aber doch oft, mitten hinein ins Geschehen. Die Dialoge die stattfinden, sind authentisch und vielschichtig, vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der beteiligten Personen. Auch diese Unterschiede wurden gut herausgearbeitet und klar und deutlich aufgezeigt. Dies lag wohl nicht zuletzt auch an den verschiedenen Blickwinkeln bzw. Perspektiven, die uns zugetragen werden. So können wir Leser auch jeden Abschnitt der Geschichte aus der jeweils nahesten Sicht betrachten und werden nochmal tiefer hineingesogen.

Um auch nochmal ein paar Worte zu den fünf Jugendlichen zu sagen: alle fünf hatten natürlich schon durch Band 1 einiges an Tiefgang und Lebendigkeit, doch die Entwicklungen, die ein jeder durchmacht, sind extrem bemerkenswert. Teilweise in ganz andere Richtungen als man hätte vermuten können. Und nicht jeder schlägt einen positiven Weg ein – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Manche werden zu anderen Menschen, manche machen einen Schritt nach vorn und gleichzeitig drei Schritte zurück. Alles in allem gab es sehr viel Bewegung, nicht nur bei jedem einzelnen, auch in Bezug auf die Gruppe. Freundschaften zerbrechen, Ignoranz löst sich auf und Feindschaften vertiefen sich. Ich möchte hier gar nicht groß auf jeden einzelnen eingehen, das ergäbe wenig Sinn, wenn ich nichts verraten möchte. Fakt ist jedenfalls, dass Malcom wieder die für mich tragende Persönlichkeit in diesem Band ist und den größten Sympathiewert hat. Natürlich gefielen mir Damon, Amanda, Wilbur und Jenny genauso, nur eben nicht so sehr wie Malcom. Für mich hat er das größte Herz, den meisten Tiefgang und war alles in allem mein Liebling in diesem Geschehen. Damon war so herrlich echt und lebendig; so ganz anders als alles, was man je kennengelernt hat. Amanda übernimmt die Rolle der Zicke und der Diva, der Göttin quasi. Und als letztes Wilbur, der auf den ersten Blick die der schlimmste Bad Boy wirkte, aber tief in sich doch eine Menge Werte trägt, die so viel bedeuten. Und als letztes Jenny, zu der ich leider bis zuletzt keine richtige Bindung aufbauen konnte, weil sie mir einfach nicht so liebenswert vorkam, wie es sein sollte. Und sind wir mal ehrlich: man kann nicht immer alle lieb haben.
Ansonsten war aber, wie gesagt, alles sehr dynamisch und und lebendig, sehr authentisch und abwechslungsreich. Mir gefielen die Gespräche wie Interaktionen untereinander enorm gut und ich fand die Vielschichtigkeit mancher Personen einfach bemerkenswert. Kein Kritikpunkt also an dieser Stelle.

FAZIT:
„Beastmode: gegen die Zeit“ von Rainer Wekwerth kann leider nicht mit dem Auftakt der Dilogie mithalten. Trotz tollem Schreibstil, zahlreichen spannenden Passagen und fünf außergewöhnlichen Protagonisten überzeugt die Geschichte lange nicht so, wie ihr Vorgänger. Die einzelnen Plots bekamen in meinen Augen zu wenig Raum, um sich zu entfalten und wirken deshalb oft gehetzt und lieblos aneinander gereiht. Ich hab mir, nach dem grandiosen Highlight, welches „Beastmode: es beginnt“ für mich war, einfach einiges mehr gewünscht und wurde deshalb doch in gewisser Weise enttäuscht. Trotzdem kann dieses Finale unterhalten und mit ein paar bemerkenswerten Elementen und Überraschungen aufwarten. Rein aus dem Bauch heraus entscheide ich mich für den Mittelweg.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Relativ klischeehaft und in der Mitte etwas langatmig

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
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Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich nicht weiter schwierig, dafür thematisch gesehen sehr schwere Kost. Wir lernen unsere Protagonistin Brooklyn in ihrem alten Leben kennen, gemeinsam mit ihrer ...

Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich nicht weiter schwierig, dafür thematisch gesehen sehr schwere Kost. Wir lernen unsere Protagonistin Brooklyn in ihrem alten Leben kennen, gemeinsam mit ihrer großen Liebe Thomas und dürfen die beiden inmitten ihres Glücks begleiten. Der große Knall kommt aber fix, denn die zwei werden auseinander gerissen; vom Schicksal höchstpersönlich. Thomas stirbt. Ein sehr berührender, und zutiefst bedrückender Start, der einem die Trauer, die in Brooklyn herrscht, wirklich nahe bringt und nachempfinden lässt. So schafft es Sarah Stankewitz, den Leser direkt an die Handlung zu binden und seine Gefühle zu beeinflussen.
Nach dem Zeitsprung geht es dann etwas weniger turbulent weiter, doch nicht weniger emotional. Wir erleben, wie schwer es ist, wieder Fuß zu fassen und nach so einer Trägodie weiterzumachen. Die Gefühle wurden sehr intensiv und authentisch transportiert Die Problematiken von Hinterbliebenen sehr realistisch geschildert und alles in allem einfach sehr berührend eingefangen und wiedergegeben. Doch kaum erscheint Chase auf der Bildfläche, lässt die Glaubwürdigkeit der Geschichte etwas nach – zumindest ist das mein Empfinden gewesen. Und nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern auch die innige Bindung zu Brooklyn geriet in Mitleidenschaft. Es gibt plötzlich sehr viel Drama, sehr viele Zufälle und der Spannungsbogen, er beinah nur von Emotionen lebte, flacht zunehmend ab. Mir fehlte leider das Knistern zwischen den Figuren. So konnte ich die fliegenden Funken leider nicht greifen und verlor so nach und nach das Interesse daran, zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Es gab zwar immer wieder kleinere Plots, die wirklich ganz niedlich waren, aber das reichte schlicht nicht aus. Trotz gewissen süßen Passagen, fesselte es mich längst nicht mehr so, wie es anfangs noch der Fall war und das ganze wurde zunehmend klischeehafter. Auch wenn Snow, der Hund von Brooklyn immer wieder für kurze Schmunzler sorgen konnte und das Geschehen auflockerte, wollte mich die Geschichte nicht mehr in ihren Bann ziehen. Eben weil die Gefühle für mich fehlten. Obwohl die oben genannte Trauer natürlich nicht von jetzt auf gleich verflog, rückte sie doch in den Hintergrund und verblasste neben der Sache mit Chase und Brooklyn total. Der große Twist folgt dann ebenso vorhersehbar, sodass die Überraschung komplett ausbleibt. Lediglich der Part, wie das Ganze auffliegt, war ganz interessant ausgearbeitet und hat mich durchaus fesseln können. Auch das was darauf folgt, ist, im Vergleich zum Rest packender. Denn auch wenn die Handlung nichts Neues ist, ist sie doch schön in Worte gefasst und deutlich emotionaler abgewickelt. Durch schöne Einfälle der Autorin hebt sich das letzte Drittel definitiv vom mittleren Teil ab und kann einiges an Kritik auffangen, wenn auch nicht alles davon. Gen Ende hin musste ich sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken, schlicht weil es so schön war. Mir fällt einfach kein anderes Wort ein, um es zu erklären. Es war schön, und herzerwärmend und einfach berührend. Weil plötzlich auch die Trauer wieder in den Vordergrund rückte und wieder mehr Raum einnahm. Und die ein oder andere Überraschung tat sich ebenfalls noch auf. Nichts weltbewegendes, aber ehrlich gelungen und eine willkommene Abwechslung. Ein stimmiges Ende war es also allemal; so wurden alle Fragen zufriedenstellend beantwortet und obwohl nach dem Twist alles recht schnell ging, hatte ich nicht das Gefühl, dass irgendwas überstürzt wurde. Ich bin jedenfalls sehr glücklich mit dem Schluss und kann nun doch positiv auf „Perfectly Broken“ zurückschauen.

Die Charaktere haben, genau so wie die Handlung, ihre Höhen und Tiefen. Beide haben ihre Glanzmomente, aber auch ihre Schattenseiten. So war es zum Beispiel Brooklyn, die mich immer wieder an den Rande der Verzweiflung trieb. Einerseits fand ich sie unheimlich stark, absolut bemitleidenswert nach ihrem Verlust und sehr authentisch und glaubhaft. Sie offenbarte ihre Emotionen so packend und so herzzerreißend, so ehrlich und so voller Schmerz, dass man gar nicht anders konnte, als sie in die Arme schließen und fest drücken zu wollen. Doch neben all der Sympathie, die ich für sie empfand, war da auch etwas an ihr, was mich einiges an Nerven kostete. Ihre flatterhaften Sprünge zwischen todunglücklich und am Boden zerstört; und bis über beide Ohren verliebt, kamen so prompt und oft, dass es einem selbst enorm schwer fiel, sie so richtig nachzuempfinden. Meine eigene Gefühlswelt konnte sich gar nicht so schnell anpassen, wie sie ihre Emotionen wechselte und irgendwann knickte ich schließlich ein und konzentrierte mich auf eine Seite an ihr. Ansonsten will ich aber ehrlich kein schlechtes Wort über sie verlieren, weil ich mich einfach nicht 100% in sie hineindenken konnte – weil mir da die Erfahrung fehlt (zum Glück!). So bin ich rückblickend doch ganz glücklich mit der Besetzung, eben weil Brook ihr Herz am rechten Fleck trug und so mutig war, sich einem Leben ohne ihre große Liebe zu stellen. Keine Selbstverständlichkeit. Und Sarah Stankewitz hat mit Brooklyn eine wirklich realistische Persönlichkeit geschaffen, die glaubhaft denkt und handelt und doch ihre Schwächen hat und an ihnen arbeitet. Die Entwicklung von ihr kann sich nämlich definitiv sehen lassen.
Chase hingegen gefiel mir auf ganzer Linie. Zwar hat es eine geraume Weile gedauert, bis ich eine Bindung zu ihm hergestellt hatte, doch als dies dann geschehen war, klappte es zwischen uns enorm gut. Ich fand ihn von vorn herein sympathisch und attraktiv, sehr lebendig und realistisch und in seinem Tun und Denken größtenteils nachvollziehbar. Er hatte mehrere verschieden Facetten an sich und sie alle harmonierten mieinander und standen in keinem Widerspruch. So konnte er einfühlsam und ruhig sein, aber auch laut und charakterstark. Er stand für sich und seine Lieben ein und zeigte eine Loyalität, die man bewundern muss. Manchmal bewies er jedoch falsches Pflichtgefühl und tat sich gewisse Dinge an, die er so niemals tun müsste. Dinge, die er nicht verdient hat. Wer das Buch gelesen hat, wird sicher wissen, wovon ich spreche – wer nicht, der muss das Buch wohl noch lesen 😉 Kurz um: Chase war ein durch und durch positiver Kerl, sehr empathisch und liebenswert und eine große Bereicherung für die Geschichte – und für Brooklyn. Sein Kampfgeist und sein großes Herz machen ihn zum perfekten Good Guy und auch wenn sich dahinter noch mehr verbirgt, überwiegt seine liebe Seite.
Und obwohl ich beide Figuren mochte und obwohl mir die beiden doch ans Herz gewachsen sind, wollte die Dynamik nicht so recht in Fahrt kommen. Die Dialoge waren zum Teil wirklich schön, aber es funkte nicht – es berührte mich nicht und ich konnte die Emotionen nicht spüren – diese Verliebtheit, von denen jedes NA-Buch lebt und die so essentiell ist. Ich spürte die Innigkeit zwischen Brooklyn und ihrer besten Freundin, ich spürte sie zwischen Chase und seinem besten Freund, ich spürte sie zwischen Brooklyn und deren Mutter; aber nicht zwischen den beiden Hauptfiguren. Sehr schade. Dafür habe ich jetzt bereits angeteasert, dass mir die Nebenfiguren alle wirklich gut gefallen haben. Sie alle waren auf ihre Art und Weise authentisch und im Gesamten sehr abwechslungsreich und vielschichtig. Sogar die ein oder andere Entwicklung konnte ich bei ihnen feststellen und kann deshalb nur von ihnen schwärmen.

Der Schreibstil von Sarah Stankewitz überzeugt durch eine sehr dichte Atmosphäre und sehr bildhafte Szenen. Ich fühlte mich innerhalb der Geschichte sehr wohl, fand mich problemlos zurecht und sah mich vor meinen inneren Augen oft neben Chase oder Brooklyn sitzen. Die Erzählform ist leicht und locker, trotz der teils schweren Themen, die behandelt werden. Die Emotionen, sofern sie da waren, erreichten mich und wurden intensiv und realistisch transportiert. Auch die Aufteilung des Buches in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven, tut der Geschichte und den beiden Hauptfiguren sehr gut weil sie für mehr Tiefgang und Greifbarkeit sorgen. Vieles wurde durch die Augen des anderen verständlicher und die Handlung oft noch lebendiger. In Sachen Erzählstil und Wortwahl gibt es schlicht nichts zu kritisieren, außer die fehlende Spannung zwischen Brook und Chase. Da hätte ich mir einfach noch ein wenig mehr gewünscht.

FAZIT:
Schlussendlich kann ich sagen, dass es wohl nicht mein größter Fehler war, das Print-Buch auszusortieren. „Perfectly Broken“ von Sarah Stankewitz war nichts Außergewöhnliches, sondern einfach bekanntes New Adult mit wenig Unvorhersehbarkeiten. Besonders während des mittleren Teils des Buches fehlte es an mitreißenden Geschehnissen und einnehmenden Emotionen. Dafür gab es davon während des Einstiegs und während des letzten Drittels wieder etwas mehr. Alles in allem konnte mich das Buch gut unterhalten, mal mehr, mal weniger, aber alles in allem keine schlechte Geschichte, sondern einfach schon ein wenig abgedroschen. Ich hab mich letztlich für einen gesunden Mittelweg entschieden und wer noch nicht allzu viel New Adult gelesen hat, hat sicher Freude daran.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Noch grandioser als der Auftakt - und das muss was heißen!

Cyber Trips
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Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1. Ideal, um seine Erinnerungen kurz aufzufrischen, ehe man wieder so richtig in den weiteren Verlauf der Geschichte eintaucht. ...

Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus Band 1. Ideal, um seine Erinnerungen kurz aufzufrischen, ehe man wieder so richtig in den weiteren Verlauf der Geschichte eintaucht. Dabei schließt „Cyber Trips“ quasi nahtlos an den Vorgänger an und nimmt sogleich wieder genau das Tempo auf, das man bereits von „Neon Birds“ in den letzten Zügen gewohnt ist. Marie nimmt sich keine Zeit, irgendwas langsam anzugehen – was auch gut so ist! Sie startet direkt durch und fesselt den Leser mit Action und spannungsgeladenen Szenen an die Seiten. Ein Einstieg, wie man ihn hätte nicht besser machen können; weil er einerseits direkt packen, auf der anderen Seite aber auch unheimlich neugierig machen kann. Doch selbst nach dem sehr interessanten Start in diesen zweiten Band, kommt keine Ruhe auf – es geht Schlag auf Schlag weiter und die ohnehin schon himmelhohe Spannungskurve schwillt noch weiter an. Die Erklärungen, die nötig sind, um der Handlung zu folgen, werden nach und nach in den Kontext eingebaut und nehmen so kaum Raum ein, liefern aber trotzdem die entsprechenden Informationen; quasi ganz nebenbei. Auch die Militärakten spielen wieder eine wichtige Rolle und geben uns tiefe Einblicke in die Machenschaften der vorherrschenden Generäle.
Auch in Cyber Trips gibt es wieder jede Menge Undurchsichtigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spannung. Es gab unzählige Wendungen, die man nicht kommen sieht und es gibt etliche Kampfszenen und Gewalt. Und das auch noch extrem abwechslungsreich. Während der eine Kampf mit hochtechnologischen Waffen ausgefochten wird, müssen sich die Figuren im nächsten Fight auf ihre Fäuste verlassen. Doch auch andere Werkzeuge spielen eine Rolle und es wird niemals auch nur annähernd langweilig. Doch neben all dem, gibt es auch mal ruhigere Passagen, quasi wie diese Notfallbuchten in Tunnels. Kurze Minuten, in denen man Luft schnappen und ruhen kann, ehe der nächste Wahnsinn losbricht. Man mag es kaum glauben, aber Marie Grasshoff hat die Storyline mit derart kreativen und einfallsreichen, ja noch nie dagewesenen Aspekten gefüllt, die immer und immer wieder sprachlos machen. Schon in Band 1 bewunderte ich das, doch in Band nahm das Ganze nochmal ganz andere Ausmaße an und lässt den Leser dauerhaft im Dunkeln tappen. Schon nach den ersten Kapiteln hatte ich keinerlei Plan mehr, worauf das alles hinauslaufen soll – machte mir dafür aber umso mehr Gedanken. Zig Ideen schossen mir in den Kopf, manche logisch, manche fast haarsträubend .. nur richtig, das waren sie nie. Mir gefiel die Mischung aus Apokalypse, Militär und Technologie/künstliche Intelligenz ungemein gut, denn diese ausgeklügelte Umsetzung kann nicht anders, als zu begeistern. Und um auch das fix anzuschneiden: die Aktualität der Geschichte ist einfach erschreckend. Vielleicht kämpfen Okijen und Co. gegen einen technischen Virus – aber wir hier, wir kämpfen genau so gegen ein undurchsichtiges Virus, von dem keiner weiß, was es noch anrichten wird.
Das große Finale dieses zweiten Bandes lässt dann alles, was bereits passiert war, verblassen. Actionreich und überraschend, ja richtig explosiv werden die letzten Seiten erzählt und rissen auf einem Niveau mit, wie man es selten erlebt. Während sich nach und nach immer mehr offene Fragen beantworten und den Leser fassungslos machen, tun sich gleichzeitig mindestens genau so viele wieder auf, die Lust auf Band 3 machen. Ach was sag ich, sie zwingend einen regelrecht dazu, sofort Band 3 zu lesen. Ein großartiges, fast episches Finale dieses Bandes, was mir garantiert noch sehr lange, sehr positiv in Erinnerung bleiben wird.

Schon in Band 1 begegneten wir einigen Figuren. Und ich war nicht gerade wenig überrascht darüber, dass so gut wie keine neuen Gesichter ins Spiel kommen. Die Charaktere harmonieren genau so, wie sie sind und die Konstellation ist sehr gut gewählt Es gibt für jeden Geschmack einen passenden Liebling und so fiel es mir nicht schwer, mein Herz an Okijen zu verschenken. Was allerdings schon in Band 1 geschah und sich in diesem Teil der Trilogie nur als richtige Entscheidung bestätigte. Doch neben denen, die man unweigerlich lieb gewinnt, gibt es auch die, die bewusst ganz andere Emotionen im Leser wecken. So gab es auch den ein oder anderen Antagonist, der für mein Empfinden wirklich sehr sauber und authentisch und wirkungsvoll dargestellt wurde. Der Hass auf besagte Personen wächst mit jedem Moment, in dem man auf sie trifft und gen Ende spürt man förmlich, wie es in einem brodelt. Die Dynamik unter den Figuren ist genau so erwähnenswert. Sie funktioniert, ganz einfach. Die Abwechslung ist definitiv gegeben, und während neben Freundschaften auch tiefe Feindschaften entstehen, entpuppt sich der ein oder andere als vielleicht doch nicht ganz so vertrauenswürdig; oder fies – je nach Ausgangspunkt. Mir gefiel also nicht nur die Darstellung eines jeden einzelnen, sondern auch die Verbindungen, die sie zueinander hatten. Von entfernt bekannt bis beste Freunde war alles vertreten.
Die Truppe, bestehend aus den vier Protagonisten Okijen, Andra, Flover und Luke wird dieses Mal jedoch von einem weiteren Charakter ergänzt, nämlich Byth. Diese fünf außergewöhnlichen jungen Menschen sind für das Schicksal der Welt verantwortlich und ein jeder trägt seinen Teil dazu bei. Okijen, der gefeierte Star dieser Zeit; Andra, die Außenseiterin, mit der man nur wenig anzufangen weiß; Flover und Luke, das unzertrennbare Team; und Byth, der schlaue Kopf des Ganzen. Sie alle haben die unterschiedlichsten Eigenschaften, aber eines verbindet sie: sie haben unwahrscheinlichen Mut. Dieser eiserne Wille und der Kampfgeist, der in jedem innewohnt ist nicht nur bemerkenswert, sondern auch äußerst bewundernswert. Und obwohl sie alle so tapfer und unumstößlich für die Welt kämpfen, hatte ich nie das Gefühl, dass auch nur einer von ihnen unrealistisch wirken könnte. Sie alle waren nachvollziehbar, glaubhaft und in jeder Hinsicht sympathisch. Jeder hatte eine Geschichte vorzubringen und jeder hat genügend Tiefgang verpasst bekommen, um diese Geschichte auch zu erzählen. Was in Band 1 noch verschwommen blieb, wurde hier aufgedeckt und lässt uns vieles aus ganz anderen Augen betrachten.
Um das ganze jetzt zu Ende zu bringen: die Charaktere wieder mal eine wahre Bereicherung für diese fulminante Action-Geschichte und wurden in diesem Band würdig fortgeführt. Die Undurchsichtigkeit mancher lässt einen ganz schön alt aussehen, wenn sie ihr wahres Gesicht zeigen und die Offenheit anderer, erwärmt einfach das Herz. Es gab, genau so wie in Neon Birds, nichts, was ich auch nur ansatzweise bemängeln müsste und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als ein riesiges Lob auszusprechen; schon wieder!

Der Schreibstil ist wieder einmal eine Wucht. All meine positiven Worte wären nicht gerechtfertigt gewesen, wenn diese wahnsinnig kreative, einfallsreiche Geschichte nicht so gut geschrieben wäre. Bildhaft und temporeich, trotzdem locker und leicht verständlich; atmosphärisch und fesselnd, aber auch einfach und Zielgruppen-gerecht. Immer wieder animieren die Sätze zum Nachdenken, weil so viel mehr dahintersteckt, als die pure Erzählung einer Story. Das ist das, was mir als erstes einfällt, wenn ich über Marie Grasshoff’s Schreibstil nachdenke. Ich fühlte mich so wohl in dem Buch, so gefangen und so eingenommen. Ich konnte komplett in den Seiten verschwinden und tat mir immer wieder schwer, das Buch mal kurzzeitig aus den Händen zu legen. Es ist beinah, als hätte ich einen bildgewaltigen Film geschaut, statt ein Buch gelesen zu haben. Die Spannung war 100% greifbar und löste in mir die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Herzrasen vor lauter Tempo, Gänsehaut weil sogar gruselige Szenen involviert sind; Schmunzeln, weils einfach schön ist und Hoffen und Bangen, weil nicht immer alles glatt läuft bei den Figuren. Und vielleicht gab es sogar ein Tränchen, und das beweist, wie sehr ich tatsächlich mitfieberte.
Über die Aufteilung habe ich bereits in der Rezension zu Band 1 geschwärmt, und daran hat sich nichts geändert. Wie schon in „Neon Birds“ gibt es hier verschiedene Perspektiven, hier allerdings etwas anders aufgeteilt, aber trotzdem nicht weniger genial. Uns werden die Figuren näher gebracht, die Spannung in die Höhe getrieben und die Abwechslung angekurbelt. Eine gelungene Erzählform, die hier bestens passt und einfach Spaß macht zu lesen.

FAZIT:
„Cyber Trips“ von Marie Grasshoff steht seinem Vorgänger wirklich in nichts nach – und das obwohl man mittleren Bänden gern nachsagt, sie während Übergange. Hier hatte ich eher das Gefühl, es wäre eine gewisse Steigerung spürbar im Vergleich zu Band 1. Actionreich, hochspannend, explosiv, mitreißend, interessant, abwechslungsreich, kreativ, neuartig, erfrischend – ich könnte ewig so weitermachen; aber irgendwann geht der Platz zu Neige. Kurz um: dieses Buch ist ein phänomenales Abenteuer, inklusive Gefühlsachterbahn, Schockmomenten und Gruselfaktor. Die Charaktere glänzen durch Authensität und Sympathie und der Schreibstil durch bildgewaltige Beschreibungen und tiefgründige und ausdrucksstarke Momente. Marie zaubert einfach – in jeder Hinsicht. Also wieder ein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Minimal schwächer als Band 1

It was always love
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Auf das Wiedersehen mit Ivy und Asher mussten wir eine geraume Weile warten, denn die Protagonisten in diesem Band stehen definitiv im Vordergrund. Zunächst dürfen wir Aubree und Noah kennenlernen und ...

Auf das Wiedersehen mit Ivy und Asher mussten wir eine geraume Weile warten, denn die Protagonisten in diesem Band stehen definitiv im Vordergrund. Zunächst dürfen wir Aubree und Noah kennenlernen und obwohl wir beide ja schon entfernt kennen, gibt es doch noch so einiges über sie herauszufinden und an ihnen zu entdecken. Und obwohl man bei Autoren oft ein gewisses Schema bei der Charakterdarstellung erkennen kann, unterscheidet sich das Pärchen hier ganz deutlich vom Pärchen in „It was always you“. Beide haben einen ganz anderen Ausgangspunkt und handhaben ihre Probleme ganz anders, als man es von Ivy und Asher bereits kennt. Auch die Dynamik untereinander hebt sich deutlich ab. So herrscht in diesem Band von Anfang an eine sehrr friedvolle Stimmung zwischen den Figuren und sehr viel Wohlwollen von beiden Seiten. Ich kam wunderbar mit den beiden zurecht, vor allem auch deswegen weil beide sehr bodenständig und empathisch sind, sehr liebenswert und sehr realistisch. Aubree als Protagonistin bringt einiges an emotionalem Ballast mit und bleibt so stets mitfiebernswert und interessant. Mir gefiel es enorm gut, wie Nikola Hotel diese junge Frau dargestellt hat – mit all ihren Ecken und Kanten, mit all ihrem schlechten Gewissen, ihrer Scham und ihren Fehlentscheidungen. Nichts davon wirkte je unglaubwürdig oder dergleichen; sie ist einfach greifbar und auf ganzer Linie echt. Ihre Entwicklung fand sehr gediegen statt, nicht zu übereilt sondern einfach ruhig und sanft und nachvollziehbar. Jede ihrer Handlungen und Gedankengänge waren logisch; wenn auch nicht immer richtig. Aber wer trifft schon immer die richtige Wahl? Niemand. Und das macht Aubree so lebendig.
Doch auch Noah begeistert wieder. Während er in Band 1 noch der schroffe, dauerhaft fluchende Miesepeter war, entwickelte er sich hier ganz deutlich in eine positive Richtung. Zwar immer noch dauerhaft fluchend, aber wesentlich weniger schroff und außenseiterisch. Ich mochte Noah, weil er so eine gelungene Mischung aus Bad Boy und Sunny Boy verkörperte und immer wieder für eine Überraschung gut war. Seine Vielschichtigkeit kam hier ganz deutlich durch, ohne dass er flatterhaft wirken würde. Noah ist einfach so ein wundervoller, authentischer, flirty und absolut sympathischer Charakter, der ebenfalls einiges unter der Oberfläche verbirgt und mit seinen Dämonen zu kämpfen hat. Kurz um: ich habe mich wohl tatsächlich Hals über Kopf in Noah verliebt – und er steht seinem Bruder Asher, in absolut nichts nach.
Randfiguren gab es auch so einige – so zum Beispiel das Pärchen aus Band 1. Ich habe mich einfach unwahrscheinlich gefreut, Ivy und Asher wieder zu treffen; sie waren allerdings wirklich nur Randfiguren und ihre eigene Liebe ist bereits in Band 1 komplett abgehandelt. Auch andere Figuren wissen zu überzeugen; Jenna war eine Wohltat und wirklich sympathisch und tiefgründig; Ken immer für einen Lacher gut und Cora die am wenigsten sympathischste Person, die ich je kennenlernen musste. Schade, dass ich sie alle nun ziehenlassen muss. Ich werde sicher nicht nur Ivy, Asher, Aubree und Noah vermissen, sondern auch alle anderen (außer Cora, versteht sich).

„It was always love“ unterscheidet sich auch handlungstechnisch komplett von Band 1. Nicht jedoch in der dichten, wohligen Atmosphäre. Schon auf den ersten Seiten konnte ich, trotz der Schwere der Gefühle, komplett abtauchen und mich an Aubree’s Seite begeben. Bevor es so richtig los geht mit der Geschichte, erfahren wir erst einmal die Umstände, vor denen Aubree flüchtet. Bzw. besser gesagt, was sie dazu bewogen hat, New York den Rücken zu kehren. Und ich kann vermerken, dass der Rausschmiss von der Uni nur die Spitze des Eisbergs ist. Es wurde gerade schon fix angeteasert, aber die Story beginnt sehr dramatisch und schwer, fast schockierend. Es offenbart sich, was Social Media alles anrichten kann und wie sehr betroffene Personen darunter zu leiden haben. Erst nach und nach kommen dann die anderen Faktor, um nicht zu sagen, Noah ins Spiel. Und ab da fliegen die Funken. Es fällt einem so leicht, sich vom den Geschehnissen einnehmen zu lassen und sich emotional berühren zu lassen. Man fiebert mit, kann über die ein oder andere Überraschung staunen und über manche Elemente einfach schmunzeln. Es war die perfekte Kombination aus Wohlfühl-Geschichte und großen Gefühlen. Dabei ist der Spannungsbogen gar nicht mal so groß und auch die unerwarteten Wendungen lassen sich an einer Hand abzählen – aber all das braucht dieses Buch auch gar nicht. Im Gegenteil. Die Story ist in sich einfach harmonisch, die Plots, die sich aneinanderreihen sind perfekt aufeinander abgestimmt und es wird nie langweilig. Die Abwechslung ist stets gegeben und besonders gut gefiel mir hier, dass die beiden Figuren auch mal getrennt voneinander agieren und nicht 24/7 aufeinandersitzen. Beide haben ihre Leben, ihre Verpflichtungen, und Sorgen und Nöte. Aber immer wieder überschneiden sich die Geschehnisse und es gibt einiges an Zündstoff und Gelegenheiten, sich auf die Füße zu treten. Ob das passiert oder nicht, müsst ihr natürlich selbst herausfinden.
Die Liebesgeschichte zwischen Aubree und Noah entwickelt sich, genau so wie ich es bei Aubree’s Entwicklung geschildert habe. Ruhig und sanft, ganz zaghaft und gediegen. Hier wird nichts überstürzt und nicht alles läuft so richtig glatt – das machte es immens realistisch und glaubhaft. SO wie auch das Ende dieser wundervollen Geschichte: es war einfach rund herum stimmig; um nicht zu sagen perfekt. Es war harmonisch, aber nicht aalglatt – es war herzerwärmend, aber keineswegs langweilig. Und zu guter letzt gab es sogar noch eine Überraschung, die einen mit einem wohligen Gefühl zurücklässt, ohne dass es kitschig gewesen wäre.

Und all das positive, was bisher genannt wurde, verdanken wir Leser auch der Art, wie Nikola Hotel erzählt. Sie hat eine ganz ruhige, zarte Art, ihre Geschichten rüber zu bringen, kann aber, falls nötig, auch mal auf den Putz hauen und explosive Szenen beschreiben. Doch im Grunde herrscht in diesem Buch beinah durchgehend eine total angenehme, wohlige Atmosphäre, die zum Wohlfühlen einlädt und einen mit Haut und Haaren ins Studentenwohnheim entführt. Dabei liest sich die Geschichte total locker und leicht, sehr flüssig und stets bildhaft. Einzutauchen ist quasi Pflicht und sich die einzelnen Szenen und Settings vor Augen zu führen, genau so. Ich fühlte mich „zuhause“ in Hartford, konnte mich in Aubree hineinversetzen und spürte ihre Emotionen am eigenen Leib. Selbst die Dialoge sprühen nur so vor Gefühlen und Abwechslung und bereiteten einfach Spaß. Und das ist das ausschlaggebende dieses Buches: Spaß! Denn das macht es: Spaß! Und als nettes, nicht unwesentliches Detail: die Handletterings sind einfach traumhaft schön und fügen sich perfekt in das Buch. Sie spielen zum Teil sogar eine weit tragendere Rolle, als man auf den ersten Blick vielleicht denken könnte.

FAZIT:
„It was always love“ von Nikola Hotel ist eine durch und durch schöne Geschichte. Sie ist tiefgründig, ausdrucksstark und authentisch und lebendig. Sie sprüht nur so vor lauter Emotionen und entführt den Leser in den Alltag einer ehemaligen Studentin und eines Mannes, dessen Inneres so einiges zu bieten hat. Dabei ist sie sehr ruhig (aber keinesfalls langweilig!) und sanft, sehr intensiv und voller wohliger Momente. Die Atmosphäre erinnert entfernt an die „Green Valley Love“ Reihe von Lilly Lucas und die Blakely-Brüder-Dilogie steht der in nichts nach. Wieder einmal absolut verzaubernd und berührend, mit traumhaften Figuren und einem bildhaften, atmosphärisch dichten Schreibstils. Für mich fehlte am Ende noch eine Nuance um wirklich mit Band 1 mitzuhalten, aber es war dennoch ein absoluter Genuss Aubree und Noah zu begleiten.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

An Tiefgang und Echheit kaum zu überbieten

Bad At Love
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Bevor wir heute mit der Rezension beginnen, gibt’s ein kurzes Vorwort: Morgane Moncomble beschäftigt sich hier mit einer enorm schwerwiegenden Thematik und hat diese auch noch sehr breit gefächert und ...

Bevor wir heute mit der Rezension beginnen, gibt’s ein kurzes Vorwort: Morgane Moncomble beschäftigt sich hier mit einer enorm schwerwiegenden Thematik und hat diese auch noch sehr breit gefächert und detailliert ausgearbeitet. Bereits in den ersten Minuten des Hörbuchs erfolgt deshalb eine Triggerwarnung zu mehreren Bereichen und obwohl ich davon selten ein Fan bin, finde ich sie hier mehr als angebracht. Wer also gewisse Probleme in Bereich von sexueller Gewalt/Missbrauch und/oder Depressionen hat und da eher anfällig ist, sollte doch lieber einen Bogen um dieses Werk machen. Ich selbst bin da zwar recht hart im Nehmen, fühlte mich zum Teil aber doch extrem unwohl beim Lesen.

Die Geschichte beginnt bereits sehr schwermütig, die Grundstimmung ist direkt sehr gedrückt und man merkt die Last der Thematik vom ersten Moment an ganz deutlich. Trotzdem gelang mir der Einstieg absolut problemlos und ich fand mich zügig zurecht und soweit man das so nennen kann, wohl an Azalee’s Seite. Wir lernen sie nach und nach kennen; und auch der männliche Part kommt zeitnah ins Spiel. Der Spannungsbogen ist direkt spürbar; nicht zuletzt wohl auch, weil sich so viel hinter den Charakteren verbirgt und die Geheimnisse einen großen Teil des Buches einnehmen. Zusammen mit der Protagonistin an den Ort ihrer schlimmsten Zeit zurückzukehren, jagt einem einfach auch einen deutlichen Schauer den Rücken hinab. Man will sich gar nicht vorstellen, wie sie sich fühlen muss – und trotzdem tut man es und fühlt automatisch mit ihr mit.
Ich war von Beginn an absolut mitgerissen und unheimlich gespannt, wie weit die Autorin wirklich gehen wird.
Selbst nach dem recht turbulenten Einstieg geht es Schlag auf Schlag weiter und die Geschichte scheint einen, von Zeit zu Zeit, immer wieder zu erdrücken. Die emotionale Belastung, die hier auf den Leser ausgeübt wird, ist schrecklich wie faszinierend zugleich und hielt mich dauerhaft in einem festen Klammergriff. Ich war mitten drin, litt und weinte mit Azalee und wollte trotz all den schmerzhaften Gefühlen immerzu wissen, wie es weitergeht. Selten berührte mich eine Geschichte so sehr wie diese hier. Und das, was mich letztlich überzeugte war, dass es trotz all der Düsternis noch immer Lichtblicke gibt und Hoffnung ein unglaublich wertvolles Gut war. Morgane Moncomble hat die perfekte Mischung geschaffen, indem sie die Härte der Realität immer wieder durch schöne Momente auflockerte. Denn sie zeigt ganz deutlich auf, dass man gerade in schweren Zeiten jemanden braucht, der einen auffängt – Freunde, die hinter einem stehen und nicht wegschauen, wenn man mal nicht rund läuft. Aber auch, dass vieles, was geschieht, auch einfach Schauspiel sein kann; oder Fassade – um das gebrochene Herz bestmöglich zu verbergen.
Allgemein scheint es der Autorin ein enorm wichtiges Anliegen gewesen zu sein, Werte zu vermitteln. Nicht nur, dass Freundschaft eine tragende Rolle spielt, auch andere Faktoren drängten sich in mein Bewusstsein. Der offene Umgang mit Sex spielt ebenso eine wichtige Rolle wie Mobbing. Immer wieder verharrte ich kurz und ließ die Sätze auf mich wirken. Es gibt so viel zu entdecken, so viel zu erleben; aber auch wahnsinnig viel zu ertragen.
Besonders das Ende kostet den Leser einiges an Kraft. Hier wird ein Schritt gewagt, der mutig ist – der das Fass vielleicht zu Überlaufen bringen könnte, wenn man nicht aufpasst. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet und war eine geraume Weile einfach sprachlos. Dabei wurde besagter Twist aber ehrlich grandios umgesetzt. Es wurde so viel Wert auf Authensität und Lebendigkeit, aber auch auf den richtigen Umgang mit den Thematiken, gelegt. Es wurde ausführlich ausgearbeitet und der Abschnitt danach fing diesen Schockmoment dann auch wieder auf. Trotzdem. Es war eine absolute Gratwanderung und echt hart an der Grenze des Erträglichen. Für mich ein rund herum stimmiges Ende, das perfekt zur restlichen Handlung passte und endlich mal nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen zurücklässt – sondern intensiv im Leser nachklingt.

Die Charaktere bereiteten mir im ersten Moment etwas Schwierigkeiten. Genau so wie die Handlung an sich, sind auch die beteiligten Personen besonders. Angefangen mit Azalee. Sie ist eine durch und durch zerstörte Persönlichkeit, bei der man sich oftmals fragt, wie sie überhaupt noch funktionieren kann. Ihre schwere Vergangenheit hat ganz deutliche Spuren hinterlassen und Morgane Moncomble hat es meisterhaft geschafft, diese Spuren einzufangen. Obwohl Azalee mit ihrem Benehmen oft aneckte und auch bei mir nicht immer auf Verständnis stoßen konnte, überzeugt sie durch Insteressantheit. Mit ihr wurde es nie langweilig und ihr provozierendes Mundwerk sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für den ein oder anderen Schock. Trotzdem hat sie ein Herz, auch wenn das erste sehr spät so richtig klar wird. Azalee ist kein schlechter Mensch; sie ist ein Mensch, der schon viel erleben musste und davon einfach gezeichnet ist. Ich bin mir sicher, dass ich mit ihr überhaupt nicht klarkommen würde im echten Leben, aber für diese Geschichte war sie die größte Bereicherung, die man sich vorstellen kann. Allein ihr Verhalten gegenüber den Angriffen auf ihre Person ist phänomenal anders, als man es erwartet und es ist so neu und erfrischend, an ihrer Seite zu sein. Doch gerade das ist einer der springenden Punkte des Buches – denn hinter ihrem Verhalten verbirgt sich so viel mehr. Und ihre Entwicklung ist so unscheinbar, aber trotzdem unverkennbar. Ich jedenfalls mochte Azalee; vielleicht nicht auf die herkömmliche Art, aber dennoch konnte ich sie tief ins Herz schließen.
Eden, der männliche Part, fiel schon eher in das Schema des typischen Protagonisten; wenn auch noch komplett. Aber er war von vorn herein sympathisch, gab nichts auf das, was andere sagten, sondern bildete sich sein eigenes Urteil und war darüber hinaus auch noch unheimlich attraktiv. Seine ganze Ausstrahlung nahm mich einfach direkt gefangen und von Kapitel zu Kapitel gewann er mich mehr für sich. Er hatte Humor, war verantwortungsbewusst, reif und erwachsen und auf ganzer Linie ein wundervoller Mensch. Doch auch hinter Eden steckt mehr, so viel mehr; und auch seine Vergangenheit war nicht wirklich einfach. Kein Wunder also, dass diese Sache zwischen ihm und Azalee so gut harmonierte – obwohl es längst nicht immer nur rosige Zeiten bei den beiden gab.
Das ist es wohl auch, was am Ende überzeugt: die beiden sind sich, ohne Frage, ähnlich. Aber sie sind in gewisser Weise auch grundverschieden und so entsteht einerseits ordentlich Romance-Flair, aber andererseits auch mächtig Zündstoff. Die Chemie war also schlicht gegeben und gerade weil es so viele Höhen UND Tiefen gab, war es abwechslungsreich und stets interessant, die beiden zu begleiten.
Die Randfiguren hatten jedoch, aufgrund etlicher Faktoren, einen enorm schweren Stand bei mir. Zum Glück ist das bewusst so gewählt von der Autorin; aber was mich diese Menschen zum Teil an Nerven kosteten, lässt sich kaum in Worte packen. Aber wie gesagt, das war volle Absicht von Morgane Moncomble und deshalb umso gelungener.

Der Schreibstil von der Autorin ist ebenfalls sehr positiv hervorzuheben. Sie schreibt sehr emotional, sehr berührend und durchweg greifbar. Nicht nur, dass ich enorm mitfieberte und mitlitt, auch hatte ich stets das Gefühl, ein Teil der Geschichte zu sein. Bildhafte Beschreibungen sind geschickt platziert, ohne dass sich Morgane Moncomble irgendwie darin verloren hat. Mit ihren Worten erzeugt sie eine so dichte, einnehmende Atmosphäre, dass man sich komplett darin verliert. Auch diese Schwere ist wunderbar gelungen und auch wenn man davon stellenweise erdrückt werden kann, ist es nur umso gefühlvoller und authentischer. Zu sagen „ich fühlte mich wohl“ ist wohl der falsche Ausdruck in Anbetracht der Thematik, aber irgendwie passt diese Aussage ganz gut. Besonders lobenswert empfand ich aber, wie sie diese niederschmetternden, kaum auszuhaltenden Bereiche ausgearbeitet hat. Sie legte wert darauf, hinter jedes Thema eine Message zu hängen. Sie zeigt auf, was falsch ist und was dann zu tun ist und sie nimmt nichts, wirklich nichts, wovon sie schreibt, auf die leichte Schulter. Sie geht verantwortungsvoll damit um und dafür gebührt ihr der größte Respekt. Grandios gemacht!
Und zu guterletzt auch noch ein paar Silben zu den Sprechern, die definitiv erwähnt werden müssen. Lisa Stark und Benedikt Hahn machen hier einen phänomenalen Job. Nicht nur, dass ihre Stimmlagen perfekt harmonieren, auch passen die beiden jeweils ganz wunderbar zu den Protagonisten. Sie hauchen Azalee und Eden noch einmal eine ganz intensive Wärme und Lebendigkeit ein. Außerdem konnte ich sowohl Lisa Stark als auch Benedikt Hahn wirklich gut folgen und hörte beiden gleichermaßen gerne zu; sodass die beiden jetzt schlussendlich das Sahnehäubchen der Geschichte darstellten.

FAZIT:
„Bad at love“ von Morgane Moncomble ist eine wirklich schwere, kaum zu ertragende Geschichte. Mit den behandelten Thematiken sticht die Autorin in ein regelrechtes Wespennest und riskiert einiges. Doch gerade weil sie den Mut aufbringt, diese Angelegenheiten zu Papier zu bringen, beweist sie gleichzeitig auch, dass sie verantwortungsbewusst und sensibel damit umgehen kann. Zwei durch und durch interessante Charaktere, deren Leben sich auf so tragische Weise ähneln, rundeten für mich das Ganze schließlich ab. Und ebenso positiv lässt sich der Stil sowie die Sprecher und die Tatsache, dass die Autorin so einen gelungenen Mix aus Last und Hoffnung geschrieben hat, hervorheben. Großes Kino und eine absolute Leseempfehlung [unter Vorbehalt! Die Triggerwarnung ist definitiv angebracht und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden!] Für mich ein Highlight durch und durch.

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