Um Welten schwächer als Band 1
Gläsernes Schwert (Die Farben des Blutes 2)MEINE MEINUNG:
Band 1 dieser epischen Quadrologie hat mir vor einigen Wochen als Hörbuch unglaublich gut gefallen – sogar besser als die Printversion bzw. gelesen. Leider ist jetzt doch ein wenig Zeit ...
MEINE MEINUNG:
Band 1 dieser epischen Quadrologie hat mir vor einigen Wochen als Hörbuch unglaublich gut gefallen – sogar besser als die Printversion bzw. gelesen. Leider ist jetzt doch ein wenig Zeit ins Land gezogen, ehe ich zu Teil 2 griff (natürlich wieder als Hörbuch, das stand für mich komplett außer Frage), denn alles in allem hat mich wohl einerseits die Länge etwas abgespreckt; aber auch die eher negativ angehauchten Meinungen, die es zu dieser Fortsetzung in Hülle und Fülle gibt. Nun bin ich durch, habe die knappen 17 Stunden bewältigt und konnte mir inzwischen ein eigenes Urteil bilden. Und genau das möchte ich nun mitteilen. Viel Spaß meine Lieben ?
Die Rückkehr in die Welt von Mare & Co. fiel mir nicht weiter schwer. Mir stand sehr schnell wieder bildhaft vor Augen, was unsere Protagonisten im ersten Band erlebt haben und vor allen Dingen, wie dieser „damals“ endete. Die Geschichte schließt dabei nicht nahtlos an seinen Vorgängerband an, sondern es zieht eine gewisse Zeit ins Land, ehe wir wieder auf die Gruppe treffen. Auch das störte mich in keinster Weise. Was allerdings den Lesefluss und vor allem das Vergnügen deutlich schmälerte war die chaotische Handlung. Für mich gab es hier nicht den Hauch eines roten Fadens und irgendwie passierte alles auf einmal aber gleichzeitig auch wieder nichts, was von Belang gewesen wäre. Im Grunde waren diese 17 Stunden (oder knapp 600 Seiten) gefüllt mit einer Suche nach Verbündeten, während sich die Protagonisten und Nebenfiguren permanent nur selbst verrieten und sich gegenseitig Steine in den Weg warfen. Mir fiel es einfach grundlegend schwer, dem Auf und Ab der Handlung zu folgen und dadurch zerfiel auch jegliche Form von Spannung quasi komplett. Zwischendrin kam dann zugegebenermaßen auch Langeweile auf und ich überlegte des Öfteren, ob es überhaupt noch einen Sinn machte, am Ball zu bleiben. Würde man die Handlung kurz und knapp beschreiben wollen, so könnten böse Mäuler behaupten, dass die Figuren eigentlich immerzu durch die Weltgeschichte flogen, eins auf die Zwölf bekamen und zurückflogen, um dann, womöglich noch am selben Tag, das ganze zu wiederholen.
Im Vergleich zu Band 1 enttäuschte mich die Handlung hier enorm. Ich hatte mir so viel versprochen und war so gespannt darauf, wie Mare mit ihren Fähigkeiten die Welt verändert, doch mich ließ die Story hier in Band 2 weitestgehend kalt und konnte mich nicht im geringsten fesseln. Sehr schade. Auch das Ende sorgte mehr für Entsetzung als für Neugier auf Band 3. Alles passierte sehr kurzweilig, war meines Erachtens nach einfach zu schnell abgehandelt und obwohl ich Victoria Aveyard für ihren Mut bewunderte, konnte das das sinkende Schiff auch nicht mehr retten.
Selbst meine einst so gern gehabte Mare machte hier im zweiten Band deutliche Rückschritte. Sie verlor im Laufe dieser Geschichte immer mehr an Glaubwürdigkeit und vor allem an Liebeswürdigkeit. Ja teils wirkte sie auf mich sogar immer weniger menschlich und ihre Handlungen und Gedankengänge überzeugten mich nicht mehr. Beinahe roboterhaft und definitiv mit Scheuklappen ausgestattet marschierte sie stur durch die Handlung, nahm auf nichts und niemanden mehr Rücksicht und wirkte stoisch und kaum greifbar. Sie verlor ihr Gewissen und das machte diesen Charakter für mich gänzlich kaputt. Eine Entwicklung, oder gar Einsicht konnte ich ebenfalls nicht erkennen, sodass es mir mehr als schwer fiel, überhaupt so etwas mit Empathie zu empfinden oder gar mit ihr mitzufiebern. Alles, was mir also in Band 1 an Mare gefiel, war hier verschwunden.
Die Randfiguren hingegen sprachen mich wieder mehr an. Besonders Cal und Shane waren für mich Highlights in dem Buch und ich freute mich stets, wenn ich ihnen begegnen durfte. Es waren viele bekannte Gesichter anwesend, doch auch neue Charaktere hatten ihren Auftritt und zum Teil fanden sie sogar einen Platz in meinem Herzen, wenn es auch eher die Minderheit war. Trotzdem kann ich an den Nebenrollen nichts finden, worüber ich mich aufregen müsste.
Ebenso verhielt es sich mit dem Stil von der Autorin. Ich fand ihn auch in dieser Fortsetzung sehr gelungen und ansprechend. Die Sprache passt wieder perfekt zur Thematik und ich konnte mir trotz aller Kritik stets ein klares Bild vor Augen rufen und mich in die einzelnen Szenen hinein versetzen. Manchmal meinte ich zu glauben, dass sich Victoria Aveyard ein wenig in ihren Beschreibungen und Ausführungen verlor – doch zum Glück verflog das dann doch immer recht zügig wieder. Als sehr gut empfand ich übrigens die Tatsache, dass kein Blatt vor den Mund genommen wurde: auch in den etwas brutaleren Szenen (die btw. immer niveauvoll blieben und an die empfohlene Altersgruppe angepasst waren). Hier wurde glasklar gesagt, was Sache war und das gefiel mir enorm gut! Kein Drumherum reden, kein Schönreden – einfach auf den Punkt. Zu Britta Steffenhagen als Sprecherin brauche an der Stelle wohl nichts mehr sagen – ich mag ihre Stimme einfach und ich finde ihr Talent nach wie vor großartig; wie ich es immer wieder betone, wenn es um sie geht. Großes Kompliment an dieser Stelle.
FAZIT:
„Gläsernes Schwert“ von Victoria Aveyard war eine wirklich schwache Fortsetzung des sehr guten Auftakts. Wenig Spannung, kaum Abwechslung, eine unsympathische, egoistische Protagonistin und ein Ende, das zwar rund, aber trotzdem nicht überzeugend war. Dafür gibt’s aber wiederum Pluspunkte für den Stil und vor allen Dingen die Sprecherin, die die 17 Stunden im Nuh vorbei gehen ließen. Ich bin mir an dieser Stelle absolut nicht mehr sicher, ob ich die Reihe überhaupt fortsetzen werde und vergebe deshalb 2.5 von 5 Sternen.