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Veröffentlicht am 20.10.2021

Süße Weihnachtsstory mit sympathischen Figuren

Ein zauberhafter Weihnachtswunsch
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Der Einstieg war nicht weiter schwer. Wir lernen Thilda und ihren Sohn inmitten ihres Alltags kennen und können uns bereits ein erstes Bild von den beiden machen. Doch auch Lillybeth kommt sehr zügig ins ...

Der Einstieg war nicht weiter schwer. Wir lernen Thilda und ihren Sohn inmitten ihres Alltags kennen und können uns bereits ein erstes Bild von den beiden machen. Doch auch Lillybeth kommt sehr zügig ins Spiel und mischt den Laden ganz schön auf. Nur durch die süße, ältere Frau wird erst deutlich, wie wenig Thilda von Weihnachten hält. Sie will weder was von Weihnachtsmärkten noch von Plätzchen backen wissen. Und das obwohl ihr Sohn immer wieder darum bettelt und fleht. Leider machte sie mir das doch etwas unsympathisch und ich tat mir schwer, einen Draht zu ihr zu finden. Obwohl sie durch ihre Fürsorge für Lillybeth und ihren Job ein großes Herz beweist, wollte der Funke doch nicht überspringen. Thilda’s Handlungen und Gedankengänge waren für mich nur teilweise nachvollziehbar. Teilweise war sie für mich einfach anstrengend. Besonders der Part mit dem Gewissen empfand ich als etwas ungeschickt dargestellt. Da ließ sie sich alles gefallen, plädierte aber stets drauf, zu wissen was sie will. Zwar durchlebt sie eine ordentliche Entwicklung, die mir auch gefiel, aber so ganz verschwand die Distanz zwischen uns bis zum Ende nicht. Es war ein regelrechter Zwiespalt, weil ich mich stellenweise dabei ertappte, wie ich mit ihr mitfühlte, aber dann sagte soder tat sie wieder etwas, das für mich nicht realistisch wirkte. Also kurz um: Thilda war sympathisch und die Liebe zu ihrem Sohn war wirklich zuckersüß. Sie hatte die typischen Mutterinstinkte und verteidigte Finn auf Gedeiih und Verderb – brachte es aber nicht über sich, ihm diesen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen.
In etwa die selben Empfindungen hege ich für Nicolas. Der junge Mann wirkte auf mich irgendwie aus einer anderen Zeit. Zwar war er mir, im Gegensatz zu Thilda, sofort sympathisch und er kam mir auch sehr reif und erwachsen, und bodenständig vor, aber ich kaufte ihm seine Dialoge nicht so recht ab. Vom ersten Moment an drückt er sich sehr gewählt aus, fast ein wenig altertümlich aus. Und seine Gefühle wollten sich mir auch nur schwerlich erschließen. Es ging alles so schnell bei ihm und die Tatsache, dass er quasi zweigleisig fährt, spielt ihm auch keine Bonuspunkte ein. Es schien, als hätte er, genau so wie die weibliche Hauptfigur, zwei Seiten. Zum einen war er der fürsorgliche Enkel, der sich Gedanken um seine Großmutter macht und ihr stets loyal zur Seite steht. Dazu dieser wunderschöne Umgang mit Finn und seiner Liebe zu seinem Zuhause. Auf der anderen Seite wiederum war er so flatterhaft und schien sich seiner Verantwortung gar nicht so recht bewusst. Es fällt mir schwer, ein entgültiges Urteil über ihn zu fällen, weil ich nicht behaupten kann, ich hätte ihn nicht gemocht. Aber dadurch dass er von Anfang an unglaublich offenherzig mit seinen Gefühlen umging und den Herz regelrecht auf der Zunge trug (teilweise echt schmalzig), erschien er mir ein wenig unrealistisch.
Dafür jetzt zum Positiven: ein jeder von uns braucht eine Lillybeth in seinem Leben! Die alte Dame war so wunderbar herzlich und süß; so 100% authentisch und voller Leben. Die Darstellung von angehender Demenz wurde von der Autorin toll eingefangen und wiedergegeben und das allein beweist, dass das Talent definitiv vorhanden war. Neben Lillybeth liebte ich allerdings auch Finn. Gerade die beiden waren in Kombination einfach herrlich goldig und eine wahre Bereicherung für den Roman. In manchen Momenten vermisste ich meine beiden Omas nur noch viel mehr – dachte aber auch mit Wärme am Herzen an sie zurück.
Alle weiteren Figuren – oder besser gesagt die eine Nebenrolle, die irgendwie noch wichtig fürs Geschehen war, möchte ich umgehend ins Exil verbannen. Die negative Wirkung kam also definitiv bei mir an.

Der Schreibstil von Jani Friese ist denkbar einfach gehalten und lässt einen nur so durch die Seiten rauschen. Es gab keinerlei Verständnisprobleme und auch keine Stolpersteine. Der Satzbau ist schlicht; an manchen Stellen sogar fast ein bisschen kindlich. Hat mich aber überhaupt nicht gestört; immerhin passte es irgendwie zu Finn und seinem kindlichen Leichtsinn und seiner großen Klappe. Ich fand den Stil passend, absolut atmosphärisch und stimmig. Ich konnte mir die einzelnen Szenen stets leicht vor Augen führen und ertappte mich immer wieder dabei, in Gedanken inmitten der Geschichte zu sein. Lediglich die Dialoge gefielen mir nicht wirklich. Das ganze wirkte oft gestellt und durch Nicolas‘ Art (wie ich oben erwähnte in Bezug auf das altertümliche Gerede) war es oft schwer, das mit der heutigen Zeit in Einklang zu bringen und das ganze als stimmig abzutun. Ich hätte mir lockerer Gespräche gewünscht, mit weniger Schmalz und mehr Echtheit. Sie müssen keinen Slang und keine Jugendsprache benutzen, aber auch nicht reden wie in einem Jane Austen Roman. Dafür war Finn umso niedlicher, was seine Aussagen betrifft. Gott, ich wollte den kleinen Jungen so oft in die Arme schließen weil er jedes mal für Schmunzler sorgte.
Erzählt wird dabei lediglich aus Thilda’s Sicht; was mir sehr sehr sehr zusagte! Dadurch dass Nicolas sich lange nicht so recht in die Karten schauen lässt, bleibt es durch die gewählte Perspektive spannend und interessant und undurchsichtig. Außerdem brachte es uns Thilda und ihre Gedanken und Gefühle noch etwas näher.

Als letzten Punkt noch fix ein paar Worte zur Handlung. Die Idee hinter diesem Weihnachtsroman ist einfach, aber vielversprechend. Besonders positiv stach mir zunächst einmal die Tatsache ins Auge, dass auch eine ältere Dame eine wichtige Rolle spielt. Man liest nur sehr sehr sehr selten Geschichten, in denen die Protagonisten älter sind, doch Jani Friese hat sich für die 92-jährige Lillybeth entschieden, die mein Herz im Sturm eroberte. Sie hatte allerdings fast nichts typisch schrulliges an sich, sondern war eine in die Jahr gekommene Lady mit Manieren, Anstand und mehr als guten Umgangsformen. Trotzdem blieb auch sie nicht vom Schicksal verschont und muss sich mit zunehmender Vergesslichkeit abmühen.
Der Einstieg gelang mir, wie schon gesagt, absolut problemlos. Ich war ziemlich schnell mitten drin und konnte mich von der Geschichte treiben lassen. Die Weihnachtsstimmung kommt schon früh auf, vor allem weil Finn einfach ansteckend ist mit seiner Begeisterung. Auch Lillybeth kommt frühzeitig ins Spiel und lässt das Leben von Mutter und Sohn ganz schön durcheinander wirbeln. Es macht Spaß, dem Geschehen zu folgen und trotz allen Hindernissen, fesselte mich es mich beinah komplett. Der Verlauf der Handlung besticht durch interessante Einfälle und schönen Ideen, aber hauptsächlich durch die Atmosphäre, die durchgängig herrscht. Als dann auch Nicolas endlich auftaucht, beginnt die Storyline so richtig. Lillybeth tut alles um ihren Enkel mit Thilda zu verkuppeln und ihre Versuche sind nicht nur sehr kreativ, sondern auch herzerwärmend.
Auch wenn ich nicht jede Emotion am eigenen Leib spüren konnte, und nicht jede Figur komplett ins Herz schloss, so änderte sich nichts daran, dass ich pausenlos wissen wollte, wie es weitergeht. Zugegeben, es gibt kaum überraschende Wendungen und auch keine super unerwarteten Plots – aber das war in diesem Roman auch gar nicht nötig. Viel wichtiger war die Stimmung, und die passte hier absolut perfekt zur vorherrschenden Jahreszeit.
Ein weiterer, großer Pluspunkt war der Tiefgang. Durch Thilda’s schweren Verlust der Großeltern vor einigen Jahren hat sie beschlossen, Weihnachten abzuschwören weil sie die Erinnerungen an früher nicht erträgt. Jani Friese hat dieses Punkt ganz wunderbar ausgearbeitet, glänzt dann aber noch mehr darin, wie Lillybeth und Co. versuchen, das zu ändern. Manche Sätze, und seien sie noch so einfach, haben mich zum Nachdenken animiert und immer wieder ins Grübeln gebracht. Sie erreichten mein Herz und ließen Erinnerungen an meine eigenen Großeltern in mir wach werden. Absolut schön insziniert und toll umgesetzt.
Das Ende war dann, für einen Liebesroman, recht vorhersehbar. Es gab nochmal eine kleine Wendung, die allerdings auch nicht total unerwartet kam. Aber mir gefiel einfach sie Inszinierung davon und auch wenn das Drama am Ende für meinen Geschmack unnötig war, brachte es nochmal ein wenig Würze ins Spiel.

FAZIT:
„Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ von Jani Friese ist nicht komplett fehlerfrei. Es gab doch den ein oder anderen Punkt, den ich kritisieren musste; doch im Endeffekt zählt bei Weihnachtsromanen hauptsächlich eins; nämlich: Unterhaltung! Wenn dann auch noch die Stimmung passt, die in dem Buch herrscht und man durch süße Figuren immer wieder zum Schmunzeln gebracht wird, ist es beinah schon perfekt. Diese Geschichte ist zuckersüß, manchmal ein bisschen kindlich, manchmal ein bisschen nervig durch die Protagonisten; aber sie versüßte mir die Lesezeit.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Zu viel Drama, zu wenig Kommunikation

Save Us
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Ruby und James wieder zu treffen, löste erst einmal nicht die erhoffte Freude aus. Da ich schon in den Vorgängerbände gewisse Probleme mit ihnen hatte und so manch Handlung vom Ende des zweiten Bandes ...

Ruby und James wieder zu treffen, löste erst einmal nicht die erhoffte Freude aus. Da ich schon in den Vorgängerbände gewisse Probleme mit ihnen hatte und so manch Handlung vom Ende des zweiten Bandes überhaupt nicht nachvollziehen konnte, war der Einstieg erst einmal etwas mühselig. Trotzdem kam ich im Allgemeinen gut in die Geschichte rein. Ruby hatte es da noch etwas einfacher als James und das, obwohl ich ihn sonst deutlich lieber mochte. Ruby ist auch in diesem letzten Band wieder sehr organisiert und strukturiert. Sie hat klare Ziele und als die Pläne dann plötzlich ins Wanken geraten, fängt auch sie an etwas zu Straucheln. Man merkt, dass sie nicht unfehlbar ist und sich auch nicht dafür hält. Ruby musste im Laufe der Reihe einiges einstecken und ich muss sagen, trotz ihres zarten Alters bewies sie doch Mut und Kampfgeist und Durchsetzungsvermögen. Ich hatte auch ein wenig das Gefühl, dass sie hier deutlich reifer wirkte, als noch zu Beginn der Trilogie. Nach wie vor konnte ich nicht jede Handlung und nicht jeden Gedankengang von ihr nachvollziehen; nicht jede Facette von ihr mögen. Sie ging mir zeitweise ordentlich auf die Nerven, besonders ihre bevormundende Art und die fehlende Einsicht in gewissen Situationen machten es mir schwer, den Draht zu ihr zu halten. Genau so lernte sie aus ihren Fehlern einfach nicht und machte sie immer wieder aufs Neue. Ein Punkt, der mich schon immer störte an ihr. Aber im Vergleich zu früher war sie mir doch sympathischer und glaubwürdiger erschienen. Realistischer und weniger naiv.
James hingegen hatte in Band 3 einige Einbußen zu verzeichnen. Wenn er seinen Kopf nur einmal richtig eingeschalten hätte, hätte einiges an dem aufkommenden Drama verhindert werden können. James denkt also schlicht nicht nach und nimmt stellenweise zu wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer. Auf der anderen Seite lässt er sich unheimlich bevormunden und unter Druck setzen, als hätte er keine eigene Meinung. Diese beiden Punkte in einer Person vereint lässt die Authensität einfach sinken. Obwohl ich auch ihn irgendwie gerne mochte und er Mitgefühl in mir wecken konnte, wollte ich ihn so oft einfach nur schütteln und ihm raten, mehr darauf acht zu geben, was er tut, anstatt sich im Nachhinein tausendfach dafür zu entschuldigen. James ist ein junger Mann, dem quasi alles in die Wiege gelegt wurde – nur das Rückgrat fehlte. Er tat mir gleichmeraßen leid, wie dass er mir auf die Nerven ging damit, sein Leben nicht so leben zu können, wie er wollte. Doch trotz all der negativen Eigenschaften, die ich jetzt aufgeführt habe, hatte er auch einige liebenswerte Facetten an sich. James liebte seine Schwester heiß und innig; stand loyal zu ihr und man spürte die intensive Bindung der Zwillinge. Auch sein Umgang mit Ruby war wirklich süß und berührte etwas in mir.
Man merkt also; in Bezug auf die Protagonisten bin ich zwiespältig. Einerseits mochte ich die zwei Chaoten, auf der anderen Seite gibt’s eben die Kritik, die sich nicht schönreden lässt. Dafür kann ich zu den Nebenfiguren kaum was schlechtes sagen. Ember und Lydia waren wieder zwei äußerst interessante Persönlichkeiten mit Tiefgang und „erwachsenen“ Problemen. Kein Kindergarten, wie es bei James und Ruby immer mal wieder der Fall war. Wren entwickelte sich ebenfalls unheimlich stark und war zum Ende hin sogar einer meiner liebsten, obwohl ich anfangs so gar nicht ausstehen konnte. Ich könnte ewig so weitermachen; aber um das Ganze hier jetzt abzukürzen: wieder waren es die Nebenrollen, die mich deutlich mehr überzeugten, als die Protagonisten es taten.

Mona Kasten’s Schreibstil ist auch in diesem dritten und letzten Band wieder unheimlich angenehm. Die Geschichte liest sich wunderbar leicht und schnell, ist verständlich und birgt keine Stolpersteine. Die Atmosphäre ist stimmig und abwechslungsreich und erreichte mich durchgängig. Mir gefiel auch der Aufbau der Geschichte, sowie die Dialoge, die stets authentisch und realistisch ausfielen. Jede Szene ließ sich bildhaft vor Augen führen und versetzte mich jedes Mal fast körperlich an die Maxton Hall.
Was mir wiederum nicht so gut positiv in Erinnerung bleiben wird, ist die Aufteilung. Während wir in Band 1 lediglich James und Ruby begleiten und auch nur aus ihrer beiden Sichten lesen, kommen in Band 2 noch zwei weitere Perspektiven mit dazu. Das war erst einmal okay, denn Lydia und Ember sind tragende Bestandteile der Handlung und einen tieferen Blick in ihre Gedanken zu bekommen, stimmte mich zufrieden. In diesem dritten Band kommen hingegen noch weitere Sichten ins Spiel und plötzlich wechseln wir nicht mehr zwischen 2,- oder 4 Perspektiven, sondern zwischen gleich 8 (wenn ich mich nicht verzählt habe). Da war das Chaos in meinem Kopf quasi vorprogrammiert. Ich musste immer wieder zurückblättern um überhaupt zu verstehen, wer denn da gerade an der Reihe war und es brachte, für meinen Geschmack, zu viel Unruhe in diesen finalen Band. – auch inhaltlich; und dazu kommen wir jetzt:

Die Idee dieser Trilogie war schon in Band 2 nicht mehr unbedingt der Hit. Es hätte sicher nicht geschadet, hier und da was rauszukürzen – dann hätte man am Ende vielleicht noch einen, etwas dickeren Band; höchstens aber eine Dilogie gehabt. Die Geschichte auf gleich 3 Bände zu strecken verursachte lediglich, dass das Drama unnötig und aufgebauscht wirkte. Der Cliffhanger im vorherigen Teil war derart unsinnig, dass ich, wie oben schon erwähnt hatte, kaum noch Lust hatte, überhaupt weiterzulesen. Mein einziger Gedanke nach „Save You“ war eigentlich „bitte nicht schon wieder“. Und genau so geht es hier auch weiter: Viel Drama, viel Chaos, viele Missverständnisse und kaum Vorwärtsgang. Die Plots sind, in Bezug auf Ruby und James, eher rar gesäht und es passiert hauptsächlich was bei den vermeindlichen Nebenfiguren, die hier dann plötzlich eigene Sichten verpasst bekamen. Bei den Protagonisten herrschte entweder Friede, Freude, Eierkuchen, oder sie stritten – aus den immerwährend gleichen Gründen. Bei Ember und Lydia hingegen gab’s auch mal Abwechslung – und das tat der Geschichte unheimlich gut. Ich verfolgte die beiden Mädels so gerne, weil sie sich vom Mainstream abhoben und ihre Storys und Hintergründe wirklich lesenswert waren. Die eine mit einer Teenie-Schwangerschaft, die andere setzte sich für Menschen mit mehr Pfunden ein und ist damit auch noch total erfolgreich.
Leider war mir die Ausarbeitung hier aber zu lasch. Nicht unbedingt bei Lydia und Ember, aber definitiv bei den anderen „Neu-Protagonisten“. Wenn man sich schon dafür entscheidet, weitere Figuren als tragende Rollen ins Rennen zu schicken, muss der Raum dafür gegeben sein um ihre Geschichten zu erzählen. Gerade in Bezug auf Homosexualität, was nicht nur heikel, sondern auch hochinteressant ist, bedarf es Zeit, um das Ganze zu entfalten. Aber hier lief das nur so nebenbei und war, für meinen Geschmack unnötig. Es wirkte beinah so, als wolle Mona Kasten möglichst viel Toleranz zeigen, indem sie für jede Nische den passenden Charakter in dieses Finale stopfte.
Das Ende hatte schließlich dann aber nochmal so richtig Potential. Endlich kam die so lang ersehnte Spannung; und der Aufbau deren war großartig. Allerdings war mir in Anbetracht der wenigen Seiten, die noch übrig waren, relativ schnell klar, dass da nicht das Feuerwerk kommen kann, das ich mir erhoffte. Und so war es auch: der aufkeimende Spannungsbogen fiel schon nach kurzer Zeit wieder komplett ab und alles lief viel zu unspektakulär ab. Es hätte viel mehr kommen müssen, einfach um dem Leser die Befriedigung und Genugtuung zu verschaffen, die er nach 3 Bänden verdient hätte. Schade.

FAZIT:
„Save Us“ von Mona Kasten steht seinem Vorgänger in kaum etwas nach; denn er war beinah genau so enttäuschend. Zwar mochte ich die Figuren wieder und fand besonders die Nebenrollen relativ interessant, aber die Handlung tritt viel zu sehr auf der Stelle, als dass es wirklich spannend wäre. Der einzige Lichtblick in Sachen Spannungsbogen verpufft binnen kürzester Zeit und geht über in das altbekannte Drama. Und das gruselige ist dabei, dass ich mich dennoch relativ gut unterhalten fühlte. Also so völlig verkehrt kann es nicht gewesen sein. Aber knapp. Ich bin jedenfalls froh, es geschafft zu haben bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Kein Vergleich zu Band 1

Someone Else
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Wie nicht anders zu erwarten, war der Schreibstil von Laura Kneidl wieder äußerst angenehm und flüssig zu lesen. Sie erzählt auch hier wieder mittels einfacher Sprache und schafft mit bloßen Worten eine ...

Wie nicht anders zu erwarten, war der Schreibstil von Laura Kneidl wieder äußerst angenehm und flüssig zu lesen. Sie erzählt auch hier wieder mittels einfacher Sprache und schafft mit bloßen Worten eine stimmige, einnehmende Atmosphäre. Der Alltag der Protagonisten ist herrlich realistisch und echt dargestellt und die beiden nehmen einen quasi bei der Hand und führen uns durch ihre Geschichte. Ich hatte stets ein klares Bild der einzelnen Szenen vor Augen und konnte in den entsprechenden Situationen wunderbar mitfiebern und mitfühlen. Dadurch, dass wir nur aus Sicht der weiblichen Hauptfigur lesen, bleibt uns ein stetiger Wechsel erspart und wir können uns komplett auf sie einlassen. Obwohl ich es ansonsten auch gerne mag, beide Sichten zu erfahren, fand ich es hier passender, dass die Abwechslung ausblieb. Wie auch schon in Someone New fühlte ich mich wohl zwischen den Figuren und wurde teilweise auch wirklich berührt.

Cassie und Auri sind schon im Vorgängerband absolute Sympathieträger gewesen und dies blieb auch in ihrer eigenen Geschichte weiterhin so. Besonders positiv fällt hier ins Auge, wie gut die Unterschiede zwischen den beiden heraus gearbeitet wurden und wie schön sie sich dennoch ergänzten. Die Harmonie stimmte und die Funken stoben nur so auf, wenn sie zusammen waren. Doch zunächst ist es erstmal ihre Freundschaft, die mich neidisch werden ließ. Was für eine innige, vertraute Bindung die beiden miteinander haben, ist außergewöhnlich und berührend. Nicht nur einmal ertappte ich mich dabei, wie ich auch gern einen so guten Freund an meiner Seite hätte.
Allerdings war es besonders Cassie, die gehörig anstrengend werden konnte. So süß sie zu Auri auch ist, so schwierig kann sie einzeln sein. Denn im Laufe der Geschichte kommt natürlich auch gewisses Drama auf, was schlicht nötig ist, um die Handlung am Laufen zu halten. Jedoch ging das Drama jedes einzelne Mal von Cassie aus und irgendwann wurde es schlicht ermüdend. Sie nahm alles, wirklich ausnahmslos alles persönlich und machte stets aus einer Mücke einen Elefanten. Ihr fehlte es an Verständnis und an Durchblick, an Empathie. Sie wirkte zum Teil fast schon trotzig und obwohl Auri im Grunde nichts falsch machte, zickte sie ihn regelmäßig an und verstand überhaupt nicht, worum es im großen Ganzen ging. Ich hätte mir da etwas weniger Theatralik gewünscht und dafür deutlich mehr Einfühlungsvermögen. Auch dass sich das besagte Drama mehrmals wiederholte, zerrte an meinen Nerven. Sie lernte nicht aus ihren Fehlern und obwohl sich immer mal wieder kurzzeitig Einsicht bei ihr zeigte, machte sie wieder alles falsch. Sie dachte in der Hinsicht viel zu sehr an sich und viel zu wenig an Auri. Aber wie schon angeschnitten, gab es eben auch Momente in denen ich sie unheimlich gerne mochte und mich komplett in sie hineinversetzen konnte. Außerhalb des „Dramas“ war sie eine echt sympathische Persönlichkeit, die eine tolle Freundin verkörperte und ihren Liebsten stets loyal zur Seite stand. Auch mit ihrer Leidenschaft für Cosplay konnte sie mich anstecken, obwohl das eigentlich überhaupt nicht meine Sparte ist. Es machte einfach Spaß, sie zu beobachten, wie sie sich voller Eifer in ihr Hobby stürzte.
Und genau so schön war es zu sehen, wie sie diese Liebe mit jemandem teilen konnte. Denn auch Auri war leidenschaftlicher Cosplayer. Allerdings war er durch seine Liebe zum Sport und zum Football deutlich vielschichtiger und abwechslungsreicher. In seiner Welt drehte sich nicht alles nur um Elfen, Hexer, usw. Und da lag das tiefsitzende Problem bei Cassie. Sie sah nicht, was dieses Hobby für Auswirkungen auf das Leben ihres besten Freundes haben konnte. Auri allerdings wusste das sehr genau und ging möglichen Streitpunkten mit seinen Teamkollegen aus dem Weg. Ich verstand ihn auf ganzer Linie und fand ihn mehr als glaubhaft. Er hatte keinen Bock auf Sticheleien und setzte das auch gut um. Es ist wichtig, jemanden nicht zu drängen. So brauchte auch Auri Zeit, um zu seiner Leidenschaft zu stehen. Cassie allerdings drängte ihn auf eine Weise, die sie einiges an Sympathiepunkten einbüßen ließ. Da merkt man wohl ganz klar, wem ich mein Herz bedingungsloser schenken konnte, oder? Auri war für mich das Highlight in Sachen Figuren und überzeugte mich, bis auf 1-2 kleinere Schwächen, wie fehlendes Rückgrat in Hinsicht auf Cassie, komplett von sich.
Doch auch die Nebenrollen glänzen. Mir gefiel besonders, wie unterschiedlich die mitspielenden Charaktere ausgearbeitet wurden. Natürlich stand in erster Linie das Wiedersehen mit Micah und Julian an oberster Stelle, immerhin hatte ich sie schon wieder schmerzlich vermisst. Doch auch andere Figuren tauchen im Laufe der Handlung auf und rufen die unterschiedlichsten Emotionen im Leser hervor. Der eine animiert zum Lachen, der nächste dazu, ihn erwürgen zu wollen. Absolut vielfältig und abwechslungsreich! Übrigens: wir lernen hier auch die beiden Protagonisten von Band 3 etwas näher kennen und ich könnte mich nicht mehr auf ihre Geschichte freuen.

Die Idee hinter „Someone Else“ ist relativ unspektakulär. Im Vergleich zur Story aus Band 1 könnte man beinah sagen, die Handlung hier sei gewöhnlich. Aber ich mag dieses Friends-to-lovers-Gerüst und fand es trotz der bekannten Elementen wirklich unterhaltsam. Hier und da wäre sicher eine Steigerung möglich gewesen, besonders in Hinblick auf die Twists; aber fangen wir mal vorn an:
Der Einstieg in diesen zweiten Teil der Someone-Trilogie gelang mir absolut mühelos. Da wir Cassie und Auri bereits aus Band 1 kennen, tat ich mir überhaupt nicht schwer, ins Geschehen rein und mich allgemein zurecht zu finden. Auch ihre Lebensumstände waren uns von Anfang an nicht fremd und es ging, nach kurzer Kennenlern-Phase für diejenigen, die Band 1 nicht kennen, direkt los mit der Handlung. Es passiert zugegebenermaßen nicht allzu viel, aber es bereitet dennoch Spaß, die beiden zu begleiten. Die einzelnen Szenen wurden schön ausgearbeitet und mit der perfekten Atmosphäre versehen. Egal ob die beiden Protagonisten zuhause auf der Couch gammeln und Serie gucken, oder ob sie unterwegs sind; es fühlt sich stets real an. Natürlich lässt sich ein gewisses Hin und Her bei dieser Grundthematik nicht vermeiden – mal ist eben die Freundschaft wichtiger, mal sind die Gefühle stärker. Aber auch das war kein Störfaktor, sondern fügte sich schön ins Gesamtbild ein. Zuletzt überzeugt auch die Tatsache, dass sich Laura Kneidl wieder für zwei Themen entschieden hat, die tiefer gehen. So zeigt sie mit erhobenem Finger darauf hin, wie sehr Menschen unter Rassismus leiden und schafft es zusätzlich dazu auch noch, Diabetes realistisch und authentisch einzubauen. Dieses Buch zu lesen brachte mir die Krankheit auf alle Fälle näher und ich fand es alles in allem sehr interessant zu sehen, mit welchen Problemen sich Betroffene herumschlagen müssen.
Aber es ist eben nicht alles gold was glänzt und die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die Plots in der Geschichte ähneln sich alle sehr. Im Grunde ist es ein und das selbe Problem, das sich immer wieder auftut: Cassie nimmt alles persönlich und fühlt sich wegen jeder Kleinigkeit direkt angegriffen. Und das wiederholte sich mehrfach, sodass leider auch der finale Twist nicht wirklich überraschend kam. Ich hätte mir nicht nur mehr Einfühlungsvermögen von der Protagonistin gewünscht, sondern auch mehr Abwechslung von der Handlung. Auri sagt/tut etwas, Cassie ist eingeschnappt und meckert ununterbrochen darüber und versinkt in Selbstmitleid. Dann herrscht Funkstille. Es hätte sicher noch einige andere Möglichkeiten gegeben, die dem Ablauf des Romans wirklich gut getan hätten. So war es ien Gefühl von „und täglich grüßt das Murmeltier“. Außerdem hätte durch simple Kommunikation alles verhindert werden können; aber obwohl die Protagonisten viel miteinander reden, verpassen sie es fortwährend, mal wichtiges anzusprechen. Schade.
Zum Schluss hin, vor allem vom Epilog, wurde ich aber durch ein gewisses Element nochmal ein bisschen besänftigt. Und ich wiederhole: außerhalb dieses Dramas, das sich da abspielt, war die Geschichte wirklich unterhaltsam und interessant – nicht unbedingt spannend; aber fesselnd genug um immer weiter lesen zu wollen.

FAZIT:
„Someone Else“ von Laura Kneidl kann leider nicht mehr mit dem Auftakt der Trilogie mithalten. Zwar ist Stil, Sprache und Atmosphäre wieder unheimlich gelungen und fesselnd, die weibliche Protagonistin allerdings schwächelt an manchen Stellen. Während Band 1 mich regelrecht umhauen konnte, ist dieser zweite Band höchstens noch super Unterhaltung für zwischendurch und eher gewöhnlich. Die Problematiken wiederholen sich immer wieder und die Spannung bleibt irgendwann auf der Strecke. Trotzdem fand ich Auri’s und Cassie’s Geschichte keineswegs schlecht – nur eben auch nicht allzu besonders.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Eigentlich liebe ich Brandon Sanderson...

MAGIC: The Gathering - Die Kinder des Namenlosen
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Der Einstieg in die Welt hat einiges an Zeit in Anspruch genommen. Durch unzählige verschiedene Kreaturen, mehrere komplexe Zusammenhänge und einer allgemein eher weniger greifbaren Charakter-Konstellation ...

Der Einstieg in die Welt hat einiges an Zeit in Anspruch genommen. Durch unzählige verschiedene Kreaturen, mehrere komplexe Zusammenhänge und einer allgemein eher weniger greifbaren Charakter-Konstellation fiel es mir bis zuletzt schwer, dem Geschehen überhaupt richtig folgen zu können. Für meinen Geschmack wurden zu viele Informationen eingewoben, die nicht unbedingt was zur Handlung beitrugen. Dazu der komplizierte Aufbau, der fehlende rote Faden und eine Auflösung, die nur mäßig befriedend ausfällt. Im Grunde ist damit schon so ziemlich alles gesagt, was mir zu diesem Buch durch den Kopf geht. Aber wir fangen dennoch nochmal von vorn an:
Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich an Tacenda’s Seite zurecht fand. Wohlfühlen wäre hier der völlig falsche Begriff. Wir steigen inmitten einer durchdringenden Nacht in den Roman ein und müssen gleich miterleben, wie ein ganzes Dorf ausgelöscht wird. Der einzige, der verschont wird, ist Tacenda selbst. Nun gilt es für sie herauszufinden, wer dahintersteckt und ihr Instinkt treibt sie mitten hinein in eine düstere, dunkle Welt. Und direkt in die Arme ihres Hauptverdächtigen. Der Verlauf der Suche nach der Wahrheit war durchaus spannend, und wendungsreich, und actiongeladen. Es gibt sehr viele Facetten in der Geschichte, die für Abwechslung sorgen. Gleichzeitig aber auch für Verwirrung. Der ganze Roman spielt sich in einer einzigen Nacht ab, sodass der Zeitdruck von Seite zu Seite stärker wird. Ich kann also nicht leugnen, dass es mitreißend war. Aber es fühlte sich so distanziert an. Ich empfand die Handlung als zu verworren und undurchsichtig und unstruktiert, als dass man hätte richtig mitfiebern können. Das Miträtseln wurde einem durch zu viel Trübheit ebenfalls verwehrt und es war nicht wirklich möglich, sich Gedanken zu machen. Wieso so viele Elemente, wenn ein paar wenige ausgereicht hätten, um den Gruselfaktor UND die Spannung zu erzeugen, die hier ohnehin herrschte? Wieso den roten Faden so verknoten, wenn es auch straight geradeaus hätte gehen können.
Es ist immens schwer für mich, das klar auszudrücken, denn die Geschichte fesselte mich durchaus. Aber ich war nur ein unbeteiligter Zuschauer, der die Zusammenhänge nicht verstand, oft einfach verwirrt war. Jemand, der die Handlung als zu verstrickt empfand, und viel zu konzentriert lesen musste, um dauerhaft zu verstehen. Und selbst wenn ich Seiten mehrmals las, änderte das nicht viel an dem Chaos in meinem Kopf. Die Sache mit dem Glauben ist unheimlich gut, aber es hätte sicher auch verständlicher eingebracht werden können.
Auch erschloss sich mir das Ziel dieser ganzen Suche nicht. Sicher, Tacenda suchte nach dem Schuldigen. Und am Ende brach Chaos aus, ein Kampf auf Leben und Tod. Alles erstmal positiv, aber diese ganzen Elemente, die Brandon Sanderson hier verbaut hat und die Zusammenhänge zwischen eben diesen waren so eine Masse an Informationen, so geballt miteinander konkurrierend, und so kompliziert miteinander verstrickt, dass mir der rote Faden dadurch komplett abhanden kam. Gerade zum Ende hin fehlte es an Struktur – oder sie war da; ich nahm sie nur nicht wahr? Möglich. Alles möglich. Aber der Lesegenuss schmolz einfach immer weiter, bis ich am Ende mehr Fragezeichen als alles andere im Kopf hatte und manche Wendungen überhaupt nicht mehr verstand. Es war, ohne Frage, ein fulminantes, actionreiches Finale, das so viel bot .. von Verrat über Glauben bishin zu Tod. Aber es war schlicht zu viel.

Ein weiterer Punkt, der meiner ohnehin schon negativ angehauchten Stimmung noch weiter zusetzte, waren die Charaktere. Tacenda als Protagonistin war – interessant. Durch den Fluch, der auf ihr lastete bekam sie eine weitere Facette dazu und gewann ein paar Bonuspunkte dazu, weil sie einfach nicht langweilig war. Aber dieses 15-jährige Mädchen vom Klappentext brachte ich exakt 0,0 mit der Frau in Einklang, die ich hier erlebte. Sie wirkte eher wie eine erwachsene Frau, eine Mittfünzigerin die einiges an Erfahrung, Mut und Kampfgeist mit sich brachte. Mir fehlte das kindliche an ihr, das der Geschichte wahnsinnig gut getan und ihr dazu auch noch hätte Greifbarkeit einhauchen können. Denn im Endeffekt war Tacenda nichts weiter, als eine Figur aus einem Buch. Niemand, den ich irgendwie lieb gewinnen könnte.. niemand, den ich ins Herz schließen könnte. Da war eine riesige Distanz zwischen uns, die bis zum Ende hin nicht überbrückt werden konnte. Wieso? Ich weiß es nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass das Mädchen einfach nicht nicht lebendig werden wollte. Ob es mitunter auch daran liegt, dass ich den gesamten Verlauf der Geschichte ein wenig konfus fand, oder ob es doch ihr als Person allein geschuldet ist, steht in den Sternen. Aber ich fieberte nicht recht mit ihr mit. Mit der Geschichte stellenweise ja, aber mit Tacenda alleine nicht. Sympathie, Authenzität, Lebendigkeit, Tiefgang, eindeutige Charakterzüge – all das blieb für mein Empfinden gänzlich aus. Dabei hätte so viel aus ihr werden können, aber bis zuletzt blieb sie nichts weiter als eine Figur, die sich jemand ausgedacht und nicht intensiv genug ausgearbeitet hatte.
Mit Davriel verhielt es sich ein bisschen anders. Wir erhielten zwar keinen richtigen Einblick in seine Vergangenheit, doch sein Auftreten zog mich automatisch in seinen Bann. Dieser Mann schwankte durchgängig zwischen herzlos/eiskalt und humorvoll/charmant. Mit knochentrockenen Aussagen brachte er mich immer wieder zum Schmunzeln und überzeugte mich darüber hinaus auch noch mit seiner Vorliebe für Nickerchen. Auch wenn Davriel fernab jeder Glaubwürdigkeit lag, fand ich ihn doch unheimlich passend für diese Geschichte. Mit seiner Selbstgefälligkeit, verbunden mit einer Portion Arroganz stach er definitiv aus der Masse heraus und verdiente sich zwar nicht unbedingt Sympathiepunkte, aber dafür steigerte er den Unterhaltungswert. Und seine gefährliche Aura in Kombination mit seinen Talenten spielten ihm ebenfalls in die Karten und ließen ihn sogar ein klein wenig attraktiv wirken. Auch wenn ich mir ihn, wie auch Tacenda, nicht so recht vor Augen führen konnte.
Nebencharaktere gab es einige, doch keiner davon war wirklich greifbarer als die Protagonisten. Fräulein Hochwasser hatte da noch den besten Stand mehr mir und erschien mir in dieser verrüchten Welt noch beinah am normalsten – wenn man das bei einer Dämonin sagen kann. Ach Knirschgnar schien sein nicht vorhandenes Herz am rechten Fleck zu tragen und versprühte ein kleines bisschen Zuversicht in der Dunkelheit.

Als letzten Punkt behandele ich hier schnell den Schreibstil; und das fällt mir wohl am schwersten. Wie schon gesagt, bin ich ein großer Fan des Autors und habe seinen Stil stets geliebt. Hier sah das anders aus. Ich kam zwar recht schnell voran, konnte aber nicht verhindern, dass ich immer wieder kurzzeitig stolperte. Es schien, als wären manche Worte unpassend für die Stelle, an der sie standen. Machte das Sinn? Die Sätze wirkten dadurch abgehackt und ließen sich zwar gut lesen, aber der Lesefluss war nicht das, was ich erwartet hatte. Obwohl Stimmung/Atmosphäre aufkam, wollte es der Autor dieses Mal nicht schaffen, mich in die einzelnen Szenen hinein zu versetzen und ich fühlte mich, wie schon einmal erwähnt, nur als Zuschauer und nicht als Teil des Geschehens. Auch glaube ich, dass man das Chaos hätte mittels des Stils irgendwie entwirren können; aber selbst das geschah leider nicht.
Die Aufteilung in Form der abwechselnden Perspektiven von Tacenda und Davriel war zwar angenehm und brachte Abwechslung. Riss das Ruder aber nicht mehr genug herum, um mich doch noch milde zu stimmen. Dabei fand ich Davriel’s Kapitel wirklich unterhaltsam und charmant, fast ein bisschen lustig. Tacendas’s dagegen waren blass und von wenig Spannung gekrönt.

FAZIT:
In „Die Kinder des Namenlosen“ von Brandon Sanderson trug alles ein wenig dazu bei, dass mich die Geschichte nicht überzeugte. Weder begeistert die Charaktergestaltung, noch der Schreibstil und erst recht nicht die verworrene Handlung. Die gesamte Storyline wirkt irgendwie blass und oberflächlich und mit viel zu viel Elementen versehen. Ich hätte mir wesentlich weniger Chaos und dafür mehr Struktur gewünscht. Einen klar erkennbaren, roten Faden, dem ich hätte folgen können. So fühlte ich mich einfach immer mal wieder ziemlich verloren in dieser gruselig/düsteren Atmosphäre und konnte das Buch nicht so genießen, wie erhofft. Einziger Lichtblick: es gab erstaunlich viel Humor, was die Genervtheit meinerseits immer wieder auflockern konnte. Schade. Aber ich bin mir fast sicher, dass die Idee sowie die Umsetzung gelungen ist – nur eben nicht für meinen Geschmack.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Die Hoffnung auf Besserung war umsonst...

A is for Abstinence
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Ich freute mich besonders darauf, dass sich Kelly Oram dafür entschied, diesen zweiten Band aus Kyle’s Sicht zu erzählen. Und trotz des Perspektiv-Wechsels fiel mir der Einstieg nicht weiter schwer. Die ...

Ich freute mich besonders darauf, dass sich Kelly Oram dafür entschied, diesen zweiten Band aus Kyle’s Sicht zu erzählen. Und trotz des Perspektiv-Wechsels fiel mir der Einstieg nicht weiter schwer. Die Erinnerungen an Band 1 kamen rasch zu mir zurück und ich fand mich hier zügig zurecht. Die Autorin schreibt sehr einfach und flüssig, jugendgerecht und der Zielgruppe entsprechend. Ich konnte mir die einzelnen Szenen gut vor Augen führen und empfand den Stil allgemein als leicht, aber bildhaft. Dabei wird auf unnötige Beschreibungen verzichtet; stattdessen konzentriert sich Kelly Oram darauf, Atmosphäre zu schaffen. Mal herrschte eine lockere, humorvolle Stimmung; mal überwiegte die Anspannung. Abwechslung war also schon mal gegeben, und auch an den Dialogen hab ich nichts auszusetzen. Ganz anders sieht es da mit den Emotionen aus, denn die erreichten mich kaum. Das kann natürlich an den Figuren selbst liegen, oder ab an der Darstellung derer – Fakt ist jedenfalls, dass sie nicht bei mir ankamen und ich mir deshalb auch unheimlich schwer tat, mit den beiden mitzufühlen. Nichts desto trotz muss ich nochmal anmerken, dass ich es gut fand, hier mal ausschließlich aus der Perspektive des männlichen Protagonistens zu lesen. Bis heute eher eine Seltenheit und deshalb echt interessant. Vor allem, weil wir so noch einiges mehr von Kyle erfahren und einen tieferen Blick ins eine Beweggründe und seine Gedanken erhalten.

Ob ihm das allerdings wirklich in die Karten spielte, bleibt fraglich. Ich tendiere eher zu ’nein‘. Kyle als Protagonist ist eigentlich erstmal nicht verkehrt. Er hat eine sehr muntere, lebensfrohe Art an sich, die durchaus ansteckend wirkt. Er lacht viel, sieht alles positiv und wenn mal was nicht so läuft, wie geplant, hängt er sich daran nicht lange auf, sondern macht einfach weiter. Kyle hat ein großes Herz und man spürt sofort, wen er mag; wem gegenüber er loyal ist. Er hat also ganz offensichtlich ein großes Herz und sein Status als internationaler Rockstar scheint ihm bis zuletzt nicht zu Kopf gestiegen zu sein. Das macht ihn nicht nur bodenständig, sondern auch sympathisch. Leider aber wirkte er auch oft etwas kindlich. Dem Klappentext können wir zwar entnehmen, dass er erwachsen geworden ist, aber so richtig glaubhaft wurde das nicht rüber gebracht. Allgemein erkenne ich den jungen Mann aus dem KT überhaupt nicht in dem, den ich über 300 Seiten lang begleitet habe. Er wirkt nicht ein einziges Mal, als hätte sein Herz Risse und lediglich auf den ersten Seiten erkannte ich sowas wie Unzufriedenheit bei ihm – was sich aber schnell verflüchtigte. Er schien glücklich mit dem, was er hatte, und spätestens als Val ins Spiel kam, war sowieso alles, was einen eventuell runterziehen könnte, vergessen. Er sprühte nur so vor Charme und Freude. Aber zurück zu seinem vermeindlichen Erwachsenwerden: ich kaufte Kyle zu keiner einzigen Sekunde ab, was er sagte. Alles, was er tat, hatte einen Grund und der war stets eigennützig. Zwar wurde er von der Autorin immer wieder so hingestellt, als hätte er aus Fehlern gelernt, aber das gelang ihr nicht so recht. Er sagte das eine, tat aber genau das Gegenteil. Er wirkte auf mich so unehrlich, irgendwie falsch. Ich kann doch nicht der Welt verkünden, ab jetzt abstinent und darauf noch stolz zu sein, meine Finger aber keine Sekunde bei mir lassen. Denn genau so war es – er predigte und predigte, im Hintergrund aber war er genau der Kyle Hamilton, den man schon kennt. Eine Veränderung gab es da, in meinen Augen nicht. Und es hatte einen faden Beigeschmack von Unehrlichkeit.
Val hingegen wirkte auf den ersten Blick erstmal deutlich erwachsener und weniger zickig, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie hat sich in den vier verstrichenen Jahren weiterentwickelt, ihr Ding so durchgezogen, wie sie es geplant hatte und erschien sehr erfolgreich in ihren Job. Auch ihre Werte wurden schön ausgearbeitet und vermittelt und erwärmten mir zum Teil wirklich das Herz. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich mich nur wenig in die junge Frau hineinversetzen konnte. Ich hatte das schon in Band 1 angesprochen; wir ticken einfach grundlegend verschieden und haben ganz andere Ansichten vom Leben. Trotzdem hätte es einen Draht geben können. Es hätte interessant sein können, jemanden, der so ganz anders eingestellt ist, als man selbst, verfolgen zu dürfen. Doch stattdessen war es zum Teil nicht glaubhaft, zum Teil regelrecht nervig. Noch immer ist sie sehr auf ihr Ding fokussiert und lässt anddere Meinungen gar nicht an sich ran. Sie lässt nicht mit sich reden und fällt immer wiedder negativ auf, indem sie alles, was nicht ihren Idealen entspricht als dumm abtut. Sie behandelt ihr Umfeld zum Teil von oben herab und stellt sich und ihre Meinung über alles. Die Entwicklung innerhalb dieses zweiten Bandes war für meinen Geschmack auch nicht unbedingt gelungen. Zwar öffnet sie sich nach und nach und zeigt Herz (was sie auch teilweise sympathisch machte), wurde aber zunehmend unrealistischer. Wenn (!!) ich schon so viel darauf gebe, enthaltsam zu bleiben, bis zur Ehe, darf ich am Ende nicht so handeln, wie sie es tat. Das stellte die gesamte Figur in Frage und machte vieles von dem, was sie sich bei mir aufgebaut hatte an Pluspunkten, wieder zunichte.
Am angenehmsten waren hier definitiv die Randfiguren. Cara hat sich einen tiefen Platz in meinem Herz erkämpft und schaut man mal auf meine Meinung zu ihr aus Band 1, ist das eine reife Leistung. Shane begeisterte ebenfalls, weil er durch und durch ein guter Kerl war und für mein Empfinden eindeutig am greifbarsten und lebendigsten. Ansonsten lässt sich zu den Nebenrollen nicht allzu viel sagen: sie alle waren ausreichend tief ausgearbeitet und konnten alle gewisse Emotionen in mir wecken. Die einen mochte ich, die anderen verabscheute ich von der ersten Sekunde an. Ein Umstand, der neben den eher schwierigen Protagonisten sehr positiv ins Auge sticht.

Die Idee hinter „A is for Abstinence“ hätte überzeugen können. Mir gefiel der Gedanke, dass sich Kyle und Valerie nach ganzen 4 Jahren wieder begegnen und ihre Gefühle neu füreinander entdecken. Ich hatte mich darauf gefreut, zu sehen, wie sie im Laufe der Zeit zu Erwachsenen heran gereift sind und wie die ganze Sache zwischen ihnen jetzt authentischer und vor allem mit deutlich weniger Drama vonstatten geht. Doch leider wurde ich bitter enttäuscht.
Der Einstieg gelang mir zwar sehr gut und ich kam ziemlich schnell auch wieder zurecht, aber von einem Reifeprozess, vor allem bei Kyle, konnte ich nichts erkennen. Es ist beinah genau so anstrengend wie in Band 1, die beiden Figuren zu begleiten. Außerdem passiert auf all den 336 Seiten nicht wirklich viel. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und alles, was aufkommt, ist unnötiges Drama, viel Hin und Her, viel Zurückweisung und wenig Gefühl. Ich nahm weder Kyle noch Valerie die Gefühle, die sie angeblich für den jeweils anderen hegten, ab. Es erschien mir so erzwungen, so „gemusst“, und hatte nichts von Leichtigkeit.. und erst recht nichts von knistern. Wo waren die fliegenden Funken, wo waren die Emotionen? Es war im Grunde immer der selbe Ablauf, der sich endlose Male wiederholte und man sah jeden Satz schon kilometerweit vorher kommen.
Ich denke, das Hauptproblem war, dass Kyle und Val überhaupt nicht zusammenpassten und von der Autorin auf Gedeih und Verderb miteinander verkuppelt werden mussten. Kyle, der als Rockstar Karriere macht und es gewohnt ist, ständig Groupies abzuschleppen und im krassen Kontrast Val, die sich für die Ehe aufspart. Es kann einfach nicht funktionieren. Dafür wäre viel mehr Einsicht von beiden Seiten nötig gewesen, um überhaupt eine Chance entstehen zu lassen. Doch Kyle log fröhlich vor sich hin, während Val sowieso nur ihr Ding im Kopf hatte. Versteht mich nicht falsch, ich verlange keineswegs, dass Val ihre Prinzipien über Bord wirft; aber sie hätte mehr Verständnis dafür haben müssen, dass Kyle Zeit braucht um sich daran zu gewöhnen, dass er bei ihr nicht landen kann. Es ist unheimlich schwer, hier was sachliches von sich zu geben, ohne den Ausgang der Geschichte zu verraten, aber ich fand die Handlung einfach lahm und nervig und wollte ab einem gewissen Punkt nur noch, dass es endlich vorbei ist.
Und das Ende kam – mit einem Knall. Ich persönlich hätte niemals damit gerechnet, dass sich Kelly Oram für genau diesen Abschluss entscheidet; und ich hätte mir auch gewünscht, dass sie es anders auflöst. So wie dieser zweite Band zu Ende geht, stelle ich plötzlich die ganze Dilogie in Frage. Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Und erst recht nicht das, was ich für richtig halte. Auch hier wieder – zu viel Gefahr euch zu spoilern; aber wer es gelesen hat, wird wissen, was mich so störte. Das ist die völlig falsche Herangehensweise an die Darstellung von den Figuren und der gesamten Handlung und allem, was damit einhergeht.

FAZIT:
„A is for Abstinence“ von Kelly Oram ist eine winzige Spur besser als der Vorgänger, begeistert aber immer noch kaum. Die ganze Lovestory wirkte auf mich sehr erzwungen und gestellt. Dadurch kommen auch während des Lesens so gut wie keine Emotionen auf und man ist streckenweise einfach gelangweilt, streckenweise genervt von Val und Kyle. Obwohl ich Band 1 schon nicht mochte, bin ich doch der Meinung, man hätte es dabei belassen sollen um nicht mehr kaputt zu machen als zu retten; denn so kam es schließlich. Kelly Oram stellte ihre eigene Geschichte irgendwie in Frage und machte dieses heikle Thema, bei dem sich ohnehin die Geister scheiden, noch viel komplizierter. Leider wieder eine Enttäuschung. Ich kann mich also den guten Rezensionen zu diesem zweiten Teil nicht anschließen. Schade. Aber ich hab’s zumindest versucht.

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