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Veröffentlicht am 12.06.2020

Sehr interessante, spannende Hexen-Geschichte!

Game of Gold
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Shelby Mahurin entschied sich für eine äußerst vorlaute, selbstbewusste und teils freche Protagonistin. Lou unterscheidet sich schon auf den ersten Seiten ganz deutlich von anderen Hauptfiguren und erschlich ...

Shelby Mahurin entschied sich für eine äußerst vorlaute, selbstbewusste und teils freche Protagonistin. Lou unterscheidet sich schon auf den ersten Seiten ganz deutlich von anderen Hauptfiguren und erschlich sich mit ihrer mutigen, kämpferischen Art prompt meine Bewunderung – und einen Platz in meinem Herzen. Obwohl sie alles andere als liebenswürdig war, fiel es mir dennoch nicht schwer, sie zu mögen. Sie zu begleiten, bereitet einfach Freude und sie ist darüber hinaus auch ständig für neue Überraschungen gut. Sie lässt sich nichts gefallen, sie ist wortgewandt, klug und voller kreativer Ideen. Gleichzeitig lässt die Autorin aber auch immer wieder Lou’s Schwachpunkte durchblitzen und ihre Eigenheiten verleihen der jungen Hexe eine Einzigartigkeit, wie man sie oftmals vergeblich sucht. Louise, wie sie mit vollem Namen heißt, ist nicht austauschbar; ohne sie hätte die ganze Geschichte nicht funktioniert. Es bedurfte ihrer Lebendigkeit und ihrer mitreißenden, einnehmenden Aura, damit die Handlung in diesem Tempo voranschreiten konnte. Wäre Lou ein zartes Mauerblümchen gewesen, wäre niemals diese Atmosphäre und Dynamik aufgekommen, die das Buch brauchte. Niemals wäre so viel Zündstoff vorhanden gewesen und niemals hätte ich so mit ihr mitgefiebert, wie ich es schlussendlich tat. Für „Game of Gold“ gab es keine passendere Besetzung als diese junge Frau voller Geheimnisse, Herz, Zuversicht und Kampfgeist.
Doch auch der männliche Part konnte sich definitiv sehen lassen. Reid ist ein „Soldat“ durch und durch. Seine ganze Ausstrahlung schreit nach Autorität, Tapferkeit und unerschütterlicher Treue. Obwohl er gerade zu Beginn noch recht unnahbar und unantastbar wirkte, entwickelte ich dann doch recht zügig einen Draht zu ihm. Reid Grigory besitzt eine äußerst harte Schale, und sein Vertrauen zu gewinnen schien beinah unmöglich. Doch über kurz und lang ließ die Autorin durchscheinen, dass sich hinter der Fassade ein ordentlicher Kerl mit einem doch recht großen Herz versteckt. Reid machte die wohl deutlichste Entwicklung innerhalb der Geschichte durch. Während er anfangs noch die Augen vor dem Offensichtlichen verschloss, begann er immer mehr an sich und seiner Einstellung zu zweifeln. Gen Ende war er kaum noch wiederzuerkennen und das allein brachte ihm ein gehöriges Maß an Pluspunkten ein.
Jetzt rückblickend waren es aber nicht die Protagonisten und ihre Persönlichkeiten allein, die so begeisterten – sondern die Dynamik untereinander. Hier spielen auch die Nebenfiguren eine ganz wichtige Rolle, indem sie, jeder für sich, weitere interessante Eigenschaften in den Topf warfen und so weiteren Zündstoff erzeugten. Egal ob sympathisch oder nicht, sie alle lenkten die Richtung der Handlung. Übrigens: und das ist beinah das wichtigste in Puncto Charaktere: sie alle schienen irgendwas zu verbergen. Und jedes Mal wenn man glaubte, jemanden durchschaut zu haben, änderte sich wieder alles.

Der Schreibstil der Autorin vermittelt derweil ein glasklares Bild des mittelalterlich-angehauchten Settings. Dank einfacher und verständlicher Sprache ist der Lesefluss wunderbar leicht und wird zu keinem Moment durch unnötige Beschreibungen oder gar Stolpersteine unterbrochen. Shelby Mahurin erzeugt durch ihre Wortwahl eine stimmige Atmosphäre, die mitreißt und einnimmt und schafft so den Spagat zwischen actionreicher Fantasy-Story und interessanter Mittelalter-Geschichte. Sowohl ruhige, wie auch temporeiche Passagen sind perfekt dargestellt und erzeugen die nötige Stimmung. Die hitzigen Wortgefechte wurden ebenso gut in Worte gefasst, wie adrenalin-gespickte Spannungsmomente. Erzählt wird dabei stets abwechselnd aus den Sichten der Protagonisten. Dabei sind beide für sich allein sehr spannend in Szene gesetzt und ergänzen sich auf ganzer Linie, um die Dynamik des Buches aufrecht zu erhalten.

Die Idee hinter „Game of Gold“ birgt einiges an Überraschungen. Da es ohnehin nur wenige Hexen-Geschichten gibt, ist der Spielraum für solche Handlungen dementsprechend groß. Lou’s Erlebnisse innerhalb des Buches sind deshalb sehr erfrischend und innovativ, wenn auch nicht gänzlich neu. Trotzdem baut die Autorin schon früh einen Spannungsbogen auf und füttert diesen immer wieder mit neuen Plots und Geschehnissen, die jede Form von Langeweile im Keim ersticken. Bereits auf den ersten Seiten sind einige „Dinge“ passiert, die den Leser quasi sofort und ohne Umschweife an die Geschichte binden. Danach nimmt die Geschwindigkeit allerdings erstmal ab und es passiert wenig nennenswertes. Trotzdem lässt dieses „gefesselt sein“ zu keiner Sekunde auch nur annähernd nach – im Gegenteil! Je näher man die Figuren kennenlernt und je mehr Interaktionen zwischen ihnen geschehen, umso tiefer zieht es den Leser ins Geschehen hinein. Natürlich gibt es immer wieder Wendungen, doch so richtig actionreich und explosiv wird es lange Zeit erstmal nicht. Es ist selbst mir ein Rätsel, wieso ich dennoch so gefangen war. Selbst in den Stunden, in denen ich nicht las, grübelte ich fast ununterbrochen über den weiteren Verlauf nach oder dachte mit Freuden daran, später weiterlesen zu können. Es war wohl der Tatsache geschuldet, dass es allein durch die Protagonisten einiges an Zündstoff gab. Natürlich sind sich die Hexe und der Hexenjäger lange Zeit Spinne Feind und das allein trug eben auch dazu bei, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Bleibt das Verhältnis zwischen den beiden so? Bringen sie sich irgendwann doch noch um? Oder nähern sie sich an und es gibt ein Happy End? Fragen über Fragen, und nur wer das Buch selbst liest, wird darauf antworten erhalten.
Das Ende dieses ersten Bandes öffnete dann aber auch endlich die Türen für Action, Spannung, Rasanz – oder kurz um: das große Gefecht. Was für ein Schlussteil! Über mehrere Kapitel überrascht die Autorin mit einer Wendung nach der anderen, setzt auf Kampf, List und den großen Twist, der den ganzen weitere Verlauf der Reihe in eine völlig neue Richtung lenkt. Atemlos, wie ich war, hetzte ich durch die letzten Seiten und konnte kaum glauben, was ich da alles erfuhr. Das meine lieben Freunde, war der Inbegriff von Wow-Effekt und Feuerwerk. Ein grandioser Schluss, der einiges der zuvor aufgekommenen Ruhe wieder gänzlich wettmachte und einfach überzeugte. Außerdem hat Shelby Mahurin im letzten Satz noch einen bitterbösen Cliffhanger eingebaut, sodass die Vorfreude auf Band 2 auch bei mir beinah ins Grenzenlose schoss. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht!

FAZIT:
„Game of Gold“ von Shelby Mahurin ist ein absolut mitreißendes, spannendes Debüt mit einzigartigen Protagonisten, interessanten und abwechslungsreichen Nebenfiguren, einem atmosphärisch dichten Stil und einer Handlung, von der die Welt definitiv mehr braucht. Die Hexen in diesem Roman sind etwas ganz besonderes und sehr vielschichtig und greifbar ausgearbeitet. Keine Hexe gleicht der anderen – und auch kein Mensch dem anderem. Besonders das Ende war ein regelrechtes Feuerwerk, das die kurzzeitig aufgekommenen Ruhe-Passagen beinah gänzlich wett machen konnten. Für mich nur ganz knapp am absoluten Highlight vorbei – und wer weiß? Vielleicht haut mich Band 2 bzw. das große Finale dann komplett um? Wir werden sehen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Zu sehr auf die Paranoias der Protagonistin versteift.

VANITAS - Grau wie Asche
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Obwohl schon einige Zeit seit dem Erscheinungstermin des ersten Bandes vergangen ist, kommen durch den einfachen Einstieg in den zweiten Teil nahezu alle Erinnerungen zum Leser zurück. Der Sprung in die ...

Obwohl schon einige Zeit seit dem Erscheinungstermin des ersten Bandes vergangen ist, kommen durch den einfachen Einstieg in den zweiten Teil nahezu alle Erinnerungen zum Leser zurück. Der Sprung in die jetzige Geschichte fällt einem also dementsprechend leicht und durch Ursula Poznanski’s legendäre Einstiege, ist es auch direkt wieder interessant und spannend. Es werden prompt einige Fragen aufgeworfen, auf deren Antworten man als Leser regelrecht brennt.

Carolin wieder zu treffen, erfreut einen, vor allem in Anbetracht der Umstände, total und man fiebert, ohne es direkt zu bemerken, gleich wieder enorm mit ihr mit. Carolin hat sich allerdings im Vergleich zu Band 1 verändert. Diese Wandlung ist zwar nicht von vorn herein da, macht sich aber stattdessen nach und nach bemerkbar. Während Carolin anfangs noch als neugierige, taffe Frau erscheint, wird sie mit der Zeit immer paranoider. Sie verliert einiges aus den Augen, um nicht zu sagen auch den Bezug zur Realität. Ich persönlich konnte mich schon nach knapp der Hälfte kaum noch mit ihr identifizieren, geschweige denn, ihre Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen. Einerseits zu blauäugig und naiv, andererseits zu neugierig handelte sie oft gefühlt völlig kopflos. Ihre Neugierde nahm beinah kranke Züge an und brachte wiederum weitere skurile Aktionen mit sich. Es ist unendlich schade, da in Carolin einiges an Potential steckt (das, btw. in Band 1 sehr gut ausgeschöpft wurde), das von der Autorin hätte so gut genutzt werden können. Unser Protagonistin führt ein sehr nervenaufreibendes Leben, fern ab der Normalität und verfügt über Erinnerungen und Wissen, von dem andere nicht zu träumen wagen (im positiven, wie negativen Sinne). Schade. Ich hatte mir einiges davon versprochen, diese junge Frau mit der grausamen Vergangenheit und dem undurchsichtigen Leben wieder zu treffen, doch bis auf die kurze Zeit, in der das Wiedersehen Freude bereitete, hatte ich nicht viel von ihr.
Dafür gibt es wieder eine Vielzahl an Randfiguren. Von Kollegen über Freunde bishin zu Polizisten, Feinden und fragwürdige Gestalten – alles ist vertreten. Für Abwechslung ist so schonmal zu Genüge gesorgt. Und das schöne war definitiv, dass wieder ein jeder scheinbar irgendwas zu verbergen hatte. So entstand Zündstoff für ausgiebiges Miträtseln; erzeugte Spannung und jede Menge Richtungen taten sich auf, in die die Geschichte verlaufen konnte. Mein absoluter Liebling ist und bleibt dabei Matty, Carolin’s Boss, der so väterlich fürsorglich rüber kam, dass er sogar mein Herz erreichen konnte. Etwas, was Carolin leider verwehrt blieb.

Dafür überzeugte der Schreibstil, ganz wie erwartet, wieder auf ganzer Linie. Die Autorin schafft es mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, die Szenen real werden zu lassen und ein klares Bild der Kulissen entstehen zu lassen. Auch in Sachen Lesefluss macht man der österreichischen Autorin nichts vor. Das Buch hat sich unwahrscheinlich schnell und einfach lesen lassen, ohne dabei etwas an der Atmosphäre, die besonders auf dem Friedhof extrem bedrückend war, einzubüßen. Erzählt wird die Geschichte rund um Carolin dabei nur aus ihrer eigenen Perspektive – keine Einblicke in Polizeiarbeit oder in die Köpfe anderer Figuren. Es wird sich ausschließlich auf die Protagonistin konzentriert und bietet so gegenüber anderen Thrillern doch ein wenig Abwechslung. Stil, Sprache und Erzählweise sind absolut gut gewählt und es gibt, in meinen Augen, nichts zu beanstanden.

Die Idee hinter diesem Nachfolger knüpft natürlich, wie sollte es anders sein, an Band 1 an. Der Grundgedanke wird weitergeführt und auch die Thematik rund um falsche Identitäten und ein Leben undercover bleibt gleich. Trotzdem ist der Fall, um den sich hier alles dreht ein anderer. Die Polizei soll nämlich Grabschändungen aufdecken, die auf dem benachbarten Friedhof verübt wurden. Das alles fiel mir noch äußerst positiv auf, weil es eben auch innerhalb der Reihe so zu Abwechslung kommt. Ursula Poznanski hat in dieser Hinsicht einige spannende Elemente eingebracht, die sich von anderen Thrillern abheben und für jede Menge Zündstoff sorgen. So ist das Okulte noch nicht ganz so verbreitet und ich habe mich wahnsinnig gefreut, tiefer in diese Welt der Satanisten & Co. abtauchen zu können. Leider aber liegt das Augenmerk irgendwann nur noch am Rande auf den aktuellen Fällen und es wird sich mehr auf Carolin und ihre Paranoia versteift. Die Grabschändungen rücken in den Hintergrund und spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Schade! So unendlich schade. Denn aufgrund der eher seltsamen Handlungen der Protagonistin gerät auch die Storyline ins Straucheln. Es dreht sich plötzlich alles nur noch um Carolin und bis auf wenige Einschnitte des leitenden Ermittlers, der immer wieder zufällig mal kurz auftaucht und dann wieder verschwindet, ohne wirklich nennenswerte Plots ins Rollen zu bringen, tappt die Handlung auf der Stelle. Stattdessen müssen wir miterleben, wie Carolin immer mehr den Bezug zur Realität verliert und eine absurde Tat nach der anderen begeht. Kurz um: im mittleren Abschnitt dieses zweiten Bandes passierte zu wenig Aussagekräftiges; eine gewisse Langatmigkeit entstand, die dann auch noch mit nicht nachvollziehbaren Taten der Hauptfigur gespickt wurde – was es einfach nicht besser machte, sondern eher noch schlimmer.
Erst im letzten Drittel kehrt die Geschichte dann zu den Grabschändungen zurück und es gibt erste Auflösungen. In meinen Augen eindeutig zu spät. Die Fäden hätten schon früher miteinander verknüpft werden; es hätte Hinweise geben sollen, die den Leser weiter bei Laune halten und zum miträtseln und mitermitteln animieren. Geschah aber in meinen Augen nicht.
Die schlussendliche Auflösung brachte dann aber dann wieder den gewohnten Wow-Effekt, weil sich die Autorin für ein sehr schweres Thema entschied, mit dem man einfach nicht rechnet. Sie war sehr actionreich insziniert, die Überraschungen überschlugen sich teilweise und alles wirkte endlich an seinem rechtmäßigen Platz. Zudem bleiben auch für Band 3 wieder einige Fragen offen, die den Leser fast schon zwingen, auch Band 3 der Reihe zu lesen – bei mir jedenfalls hat das geklappt – ich bin neugierig geworden.

FAZIT:
„Vanitas – Grau wie Asche“ von Ursula Poznanski kann leider nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Zu wenig Spannung und zu wenig Fokus auf die Haupt-Story lassen zeitweise eine gewisse Langatmigkeit entstehen und zudem dazu hinreißen, genervt die Augen über die Hauptfigur zu verdrehen. Allgemein ist Carolin scheinbar nur noch ein Schatten ihrer selbst und handelt zum Teil sehr unglaubwürdig und fernab jeglicher Realität. Erst im letzten Drittel kann die Geschichte wieder wie gewohnt überzeugen, indem brisante Details gelüftet werden und die Autorin dann endlich zeigt, was sie kann. Doch leider rettet das den bereits gewonnenen Eindruck über das Buch nicht mehr sonderlich.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Süße Geschichte mit dem ein oder anderen Spannungsmoment

Silber – Das erste Buch der Träume
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Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion ...

Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion Humor erzählt sie uns hier die Geschichte der 16-jährigen Liv, die in ihrem Leben nur wenig Beständigkeit kennenlernen darf. Mittels eines einfachen Schreibstils erzeugt Kerstin Gier eine erstaunliche Leichtigkeit, die wiederum in krassem Kontrast zu der Spannung steht, die innerhalb der Handlung herrscht. Eine einfache Wortwahl und die perfekt angepasste Sprache bringen dem Buch eine Menge Lebendigkeit und Realität ein und lassen den Leser nur so durch die Seiten rauschen. Bildhaft und verständlich ist der Stil darüber hinaus ebenfalls.
Für mich hat Kerstin Gier hier wieder einmal bewiesen, dass sie einen ganz wunderbaren Job macht und auch im Bereich Jugendbücher ganz klar punktet. Lockerflockig erzählt aber trotzdem packend und durchweg interessant und spannend; aber eben auf eine eher unterschwellige Art und Weise. Ich denke, dieses Buch steht und fällt einfach mit dem Humor, der Erzählweise und dem Charme der Autorin, nicht unbedingt mit der Storyline an sich.
Die Sprecherin, Simona Pahl, ist mir bis dato noch nicht begegnet. Trotzdem bin ich sehr positiv überrascht von ihrer angenehmen Stimmfarbe. Sie verfügt über eine gewisse Dynamik und Jugendlichkeit, die perfekt zu Liv und der Geschichte ganz allgemein passt. Ihre verschiedenen Tempi und Stimmlagen verleihen dem Buch Höhen und Tiefen und allgemein Lebendigkeit. Für mein Empfinden hat Simona Pahl die Geschichte wirklich wunderbar erzählt und ihr noch einige positive Vibes mitgegeben.

Liv als Protagonistin zu begleiten macht einfach Spaß. Sie ist sympathisch, liebenswert, unterhaltsam und witzig. Für meinen Geschmack vielleicht ein wenig naiv und unreif für ihr Alter, aber das störte mich in der Hinsicht gar nicht – im Gegenteil; ihre Art versprühte Lebendigkeit und Echtheit und vor allen Dingen Charme. Liv ist schlagfertig, extrem neugierig und eine so wunderbar treue, offenherzige Seele. Dabei ging es nur am Rande darum, dass ich mich mit ihr identifizieren konnte oder sie auf ganzer Linie glaubhaft fand; sondern viel mehr darum, dass sie einiges für die Handlung tat. Obwohl es so manche Entscheidung selbst anders getroffen hätte, fühlte ich mich ihr nahe – beinah verbunden und ich fieberte in den entscheidenden Momenten auch mit ihr mit. Was ebenfalls sehr deutlich wird, sind ihre Emotionen. Sie sind einerseits sehr gut transportiert, andererseits sehr schön eingefangen und dargestellt. Sie reagiert auch sehr unterschiedlich, teils mit Ehrlichkeit, teils mit Sarkasmus, was für jede Menge Abwechslung sorgt. Eine richtige Entwicklung kann man dabei nicht erkennen, doch im Groben und Ganzen ist auch das nicht weiter von Belang – es tut der Geschichte schlicht kennen Abbruch.
Weitere Hauptfiguren gibt es, von oben betrachtet, nicht. Dafür einige, tragende Randfiguren, die die Handlung ebenso wie Liv, am Laufen halten. Da wäre zum einen Grayson, der neue Stiefbruder von Liv – oder Henry, der beste Freund von besagtem Grayson. Sie alle waren für mich ausreichend detaillreich dargestellt und tiefgründig genug, um sich ein Bild von ihnen zu machen und eine Meinung zu bilden. Besonders positiv fällt dabei ins Auge, dass manche sehr unscheinbar wirken, bald aber schon die Hülle abstreifen und viel mehr zu bieten haben, als gedacht. Ebenso haben sie alle eine gewisse Undurchsichtigkeit an sich, wodurch man als Leser nie recht sagen kann, woran man bei ihnen ist und ob man ihnen trauen kann. Das imponierte mir sehr und sorgte innerhalb der Geschichte für den ein oder anderen überraschenden Moment.
Übrigens – ganz am Rande: mein absoluter Liebling ist und bleibt das Kindermädchen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Eine so witzig-spritzige Persönlichkeit mit ganz verschrobenen Eigenschaften; aber trotzdem auf ganzer Linie sympathisch.

Wie oben schon einmal angeteasert war „Silber – das erste Buch der Träume“ ein Buch, das viel mehr vom Humor und dem Charme der Autorin lebt. Die Handlung ist interessant und stellenweise auch spannend, doch das, was fesselt ist definitiv die lockerleichte Atmosphäre und die herrlichen Dialoge. Die Idee hinter dem Buch ist gut durchdacht, hat Hand und Fuß und glänzt stellenweise sogar durch neuartige Elemente. Entfernt erinnert die Geschichte an etwas, wie „Jumanji“, obwohl nur der Grundgedanke ähnlich ist. Trotzdem habe ich das Grundkonstrukt des Buches gemocht. Es ist abwechslungsreich und unterhaltsam, ist spannend und voller Leben. Ganz im Stil von Kerstin Gier fehlt allerdings auch in diesem Reihenauftakt ein wenig die klare Linie. Manches ist recht kompliziert und sprunghaft erzählt, manches ein wenig zu durcheinander. Während des Einstiegs herrscht noch eine sehr eindeutige Klarheit, doch schon ab der Mitte fühlte ich mich manchmal vom Auseinanderhalten von Traum und Realität überfordert. Irgendwann hat man als Leser den Bogen raus – doch bis dahin dauert es. Dieser Umstand kann auch der Tatsache geschuldet sein, dass es sich hier um das Hörbuch handelte. Ob das in der gedruckten Version ersichtlicher ist, kann ich nicht sagen.
Der Einstieg ist also noch sehr verständlich, äußerst interessant und schon mit humorvollen Zwischenfällen gespickt. Die eigentliche Storyline beginnt erst nach dem Sprung in in die Geschichte, nimmt dann aber recht schnell an Fahrt auf. Es ist weiterhin interessant, man möchte am Ball bleiben und man möchte unbedingt und um jeden Preis erfahren, wie es Liv in ihrem neuen Zuhause und in ihrer Traumwelt ergeht. Zugegeben, es passiert recht wenig actionreiches und rasantes, die Spannung brodelt also eher unterschwellig. Erst gen Ende zieht Kerstin Gier das Tempo an und spielt noch einmal mit den Lese-Eindrücken des Lesers. Es folgt die erste und einzige wirklich überraschende Wendung und läutet ein sehr explosives Schluss-Teil ein. Da konnte mich die Autorin tatsächlich noch so richtig überraschen und mitreißen. – hätte ich ja nicht gedacht. So freut man sich definitiv auch gleich noch auf Band 2 – obwohl: wenn man es recht bedenkt, wurden hier in Band 1 eigentlich schon alle offenen Fragen geklärt.

FAZIT:
Der erste Band der „Silber-Trilogie“ von Kerstin Gier ist wieder einmal sehr nette Unterhaltung – und das ist absolut positiv gemeint. Zwar birgt dieses Buch keine großen Überraschungsmomente oder mitreißende Spannung, ist dafür aber umso humorvoller und spritziger erzählt. Allein die Protagonistin Liv bringt mit ihrer schusseligen, ungeschickten Art jede Menge Charme in die Geschichte und verleiht ihr zudem auch noch eine gehörige Portion Lebendigkeit. „Silber – das erste Buch der Träume“ ist nichts, was man nicht schon mal gelesen hätte; aber wer Lust auf kurzweilige, lustige Unterhaltung mit ausreichend Spannung und interessanten Elementen, hat, der wird nichts besseres finden als dieses Buch. Ich freu mich jedenfalls auf Band 2 der Trilogie und werde mich sicher nicht lange bitten lassen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Viel zu schwaches Ende für eine sehr brutale Geschichte

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
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Schon während des Einstiegs wird klar, dass Christina Henry eine viel düstere, dunklere Schiene fährt, als es Lewis Carroll beim Original getan hat. Zu Beginn wirkt vieles noch verwirrend, undurchsichtig ...

Schon während des Einstiegs wird klar, dass Christina Henry eine viel düstere, dunklere Schiene fährt, als es Lewis Carroll beim Original getan hat. Zu Beginn wirkt vieles noch verwirrend, undurchsichtig und wenig bildhaft. Realität vermischt sich mit Träumen, mit Fantasie und mit Einbildung und es fällt einem schwer, durch Erkennen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Erst im Laufe der Zeit werden dem Leser wichtige Informationen zugespielt, die dann auch erstes Licht ins Dunkel bringen und vieles etwas klarer erscheinen lassen. Die Einstiegspassage in Form der Irrenanstalt hatte, in meinen Augen, auch noch recht wenig mit Alice im Wunderland zu tun, die wirklichen Parallelen zum Original kommen erst nach und nach und sind mal mehr und mal weniger offensichtlich ins Geschehen eingebaut. Für mich ein eher durchwachsener Start, wenngleich die Spannung definitiv von Seite 1 an spürbar war und mich definitiv animieren konnte dran zu bleiben.
Der weitere Verlauf der Handlung ist überraschend; so ganz anders als erwartet und auf ganzer Linie neuartig. Die Reise von Alice und Hatcher verläuft turbulent und nervenaufreibend, aber auch schockierend und beklemmend. Die Plots, die sich die Autorin hat einfallen lassen, machen sprachlos und zum Teil erinnert das Geschehen viel mehr an einen Horrorfilm als an ein Fantasy-Buch. Blut, Gewalt und Mord stehen an der Tagesordnung, doch ebenso auch Spannung, Action und Adrenalin. Christina Henry hat es geschafft, durch eine wendungsreiche Handlung und durch Kreaturen, die deinem schlimmsten Alptraum entsprungen sein könnten, zu begeistern und zu fesseln. Teilweise wahrlich skurril und exzentrisch, teilweise fast „krank“. Doch kommt die Geschichte niemals zum Stillstand. Zu keiner einzigen Sekunde empfand ich so etwas wie Langeweile. Viel mehr fieberte ich dem weiteren Verlauf entgegen, war gespannt, was Alice und Hatch als nächstes durchstehen müssen – oder besser gesagt: wem oder was sie als nächstes begegnen und was ihnen dabei blüht. Einzig und allein die Aufklärung mancher Plots waren ein wenig simple – so als hätte es sich die Autorin damit bewusst leicht gemacht. Hier gilt ganz klar: wer A sagt, muss auch B sagen und so hätte man eventuell die ein oder andere Wendung ein wenig kreativer lösen können. Besonders bewirkte das gleichzeitig, dass den Protagonisten vieles „zu leicht“ von der Hand ging. Jedes Problem schien sich wie durch Zauberhand selbst zu lösen.
Letztlich war es dann aber das Ende, das ernüchternd ausfiel. Während der gesamte Vorlauf ständig in neuen, noch krasseren Momenten gipfelte, war der Schluss eher mau – wenn man es so nennen möchte. Man erwartet automatisch einen Kampf auf Leben und Tod, auf ein Schlachtfeld, ein riesiges Feuerwerk an Gewalt und Brutalität (immerhin lässt der Rest des Buches darauf schließen) – doch das große Finale war nur ein Fünkchen im Verlgleich zu dem, was man bereits erleben durfte – oder musste. Da hätte ich mir einfach ein wenig mehr Wow-Effekt und weniger „Aha-Moment“ gewünscht.

Auch der Schreibstil von Christina Henry besticht durch Außergewöhnlichkeit. Obwohl er sich auf den ersten Blick kaum von anderen Stilen abhebt, merkt man besonders in Sachen Wortwahl oft einen kleinen, aber feinen Unterschied. Der Lesefluss ist dabei enorm angenehm und die Sprache fällt bildhaft und atmosphärisch aus. Die Geschichte wirkt einnehmend, fesselnd und vermittelt ein sehr deutliches, filmartiges Feeling. Für mich der perfekte Stil für diese düstere Geschichte; voller Grusel-Momente und schockierenden Bildern. Besonders positiv hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass Alice’s Gedanken und Erinnerungen immer wieder in Form von kursiv gedruckten Passagen eingebaut wurden. Wie der Klappentext bereits verrät, erinnert sie sich zu Beginn an nichts, doch nach und nach fügt Christina Henry einzelne Erinnerungsfetzen ein und erzählt so parallel quasi noch einmal eine andere Geschichte aus der Vergangenheit.
Erzählt wird übrigens stets aus Alice’s Sicht – sodass es gar nicht erst zu Vewirrungen oder dergleichen kommen kann. Mir gefiel die Art und Weise des Erzählens dementsprechend gut, auch wenn ich mir hin und wieder doch einen etwas tieferen Einblick in Hatcher’s Kopf gewünscht hätte.

Wo wir auch beim letzten Punkt angekommen wären: den Charakteren. Betrachtet man einmal schnell jede Figur für sich, so gibt es zwar einige Momente, in denen man sie nicht nachvollziehen kann, doch im Groben und Ganzen gesehen macht es Spaß, die Geschichte mit ihnen zu durchleben. Besonders Alice beeindruckt durch eine sehr deutliche Entwicklung. Auch wenn sie nach außen hin sehr kühl wirkt, hat sie doch ein Herz und sie weiß darum, sich zu verteidigen. Mut und Stärke, sowie Kampfgeist gehören genau so zu ihren Eigenschaften wie Schwäche-Momente in Form von Angst, Unsicherheit und Überforderung. Zugegeben, Alice gleicht keineswegs ihrem Vorbild aus dem Original, doch das soll sie auch gar nicht. Sie ist einzigartig, genau so wie sie ist und den Weg, den sie gegangen ist, beeindruckt und imponiert gleichermaßen. Dennoch mangelt es ihr irgendwie an Sympathie – eben weil sie „nicht von dieser Welt“ zu sein scheint. Sie wirkt stellenweise fast unglaubwürdig und unrealistisch, passt aber mit genau dieser Art perfekt in die Geschichte. Ein süßes, zartes Mädchen wäre die wohl falscheste Besetzung überhaupt gewesen.
Gleich verhielt es sich bei Hatcher. Auch er wirkt endlos distanziert und emotionslos. Seine Mordlust macht einem als Leser stellenweise fast ein wenig Angst, doch das alles hat seine Gründe, die gen Ende sogar aufgedeckt werden und einiges erklären. Hatcher ist unsympathisch, skrupellos und brutal, aber er ist auch ein Beschützer. Bei ihm hätte ich mir allerdings gewünscht, dass er irgendwann im Laufe der Geschichte doch noch einmal so etwas wie ein Herz zeigt, nur um sicher zu gehen, dass er überhaupt eins besitzt. Den Anschein macht es nämlich über all die 350 Seiten nicht wirklich. Kurz Lichtblicke in Form von Rückblenden in sein früheres Leben zeugen zwar vom Gegenteil, doch so recht greifbar ist das nicht geworden. Hatcher ist einfach Hatcher – ein Axtmörder, wie er im Klappentext genannt wird; aber er ist eben auch eine wichtige Stütze für Alice und eine perfekte Besetzung für diese Adaption.
Und um jetzt oben wieder anzuschließen: die Interaktionen untereinander konnten mich leider nicht erreichen – nie. Schon zu Beginn wird Hatch als bester Freund von Alice bezeichnet, doch diesen Eindruck gewann ich persönlich nicht; bis zum Schluss kein einziges Mal. Selbst die aufkeimenden Gefühlen wirkten für mich in dieser trost,- und hoffnungslosen Welt beinah Fehl am Platz. Es hätte diese Liebesgeschichte keineswegs gebraucht – es hätte voll und gnaz ausgereicht, wenn Alice und Hatch nur Freunde, vielleicht sogar auch nur Bekannte gewesen wären, die dazu verdammt wurden, diese schockierende Reise gemeinsam anzutreten.
Randfiguren gab es ebenfalls einige, die wohl die größte Brücke zu „Alice im Wunderland“ darstellten. So war da zum Beispiel Grinser, der ganz klar an die Grinsekatze angelehnt war. Oder aber andere, mal mehr mal weniger bekannte Charaktere. Sie alle waren ausreichend gut dargestellt – optisch wie auch charakterlich gut ausgeleuchtet und, je nach Wichtigkeit, auch greifbar genug, um eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Die ganzen Antagonisten, die es hierbei gab, gefielen dabei fast am meisten, schließlich waren sie es, die den Zündstoff mit brachten und die ein oder andere Wendung heraufbeschworen.

FAZIT:
„Die Chroniken von Alice 1: Finsternis im Wunderland“ von Christina Henry ist eine erschreckend düstere, brutale Geschichte, die definitiv das Potential zum Slasherfilm hat. Gewalt, Blut und andere obskure Einschläge machen das Buch zu einem wahren Alptraum – aber eben auch zu einer spannenden, mitreißenden und gruseligen Unterhaltung. Ich finde nach wie vor, dass eine Triggerwarnung in diese Geschichte gehört – besonders in Bezug auf die angeteaserten Vergewaltigungs-Szenen. Nichtsdestotrotz war das Lese-Erlebnis absolut einmalig und wahrscheinlich sogar unvergesslich. Dieser erste Band kommt nicht ohne Kritik weg, besonders in Sachen Emotionen und Nachvollziehbarkeit gäbe es noch Luft nach oben – doch eigentlich braucht diese Geschichte gar keine Emotionen; sie begeistert auch so.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Hier stimmt leider kaum etwas..

Following You
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Mika D. Mon erzählt die Geschichte rund um Viktoria mittels eines sehr einfachen Schreibstils. Größtenteils zu einfach, wie sich schon früh herausstellte. Die wenigen Lichtblicke, die für mich durchschimmerten, ...

Mika D. Mon erzählt die Geschichte rund um Viktoria mittels eines sehr einfachen Schreibstils. Größtenteils zu einfach, wie sich schon früh herausstellte. Die wenigen Lichtblicke, die für mich durchschimmerten, vor allem in Form von schönen Sätzen, verblassten aber meiner Meinung nach neben all den plumpen Beschreibungen. Auch in Sachen Dialoge musste ich immer wieder den Kopf schütteln. Jede Form von Glaubwürdigkeit oder gar Lebendigkeit erlischt, wenn jemand so etwas wie „Ich glaube nicht, dass er in mich passt“ von sich gibt. Erotisch? Nein, eher zum fremdschämen. Die Wortwahl des Autorenduos war einfach in den allermeisten Fällen falsch und hinterließ nichts als einen faden Geschmack und einige fiese Stolpersteine, die den Lesefluss ins Straucheln brachten. Von Emotionen und Atmosphäre kann also keine Rede sein und das ist halt nunmal das A und O in einem Dark Romance Roman. Davon lebt eine solche Geschichte. Auch eine bildhafte Darstellung wäre wichtig gewesen, doch wollte es mir nicht gelingen, die Szenen und Kulissen zu greifen.
Aufgeteilt ist das Buch dabei in Kapitel, die abwechselnd aus seiner und aus ihrer Perspektive erzählt werden. Oder besser gesagt „Er“ und „Sie“. Das gefiel mir soweit ganz gut; ich bin ja ohnehin ein großer Fan von unterschiedlichen Perspektiven. Leider brachte das aber einen weiteren Kritikpunkt mit sich, dem wir uns jetzt widmen. Die Charaktere.

Die 19-jährige Protagonistin Viktoria hatte wirklich Potenzial. Ihre Lebensfreude und das Talent, in allem etwas Gutes zu sehen, ist mehr als bewundernswert und zaubert sicher jedem Leser immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Gleichzeitig ist diese junge Frau aber derart sprunghaft in ihrem Verhalten und ihren Gedanken, dass einem schnell mal schwindlig werden kann. In der einen Sekunde stocksauer, in der nächsten schon wieder das blühende Leben und voller Verständnis. Jetzt todtraurig, im nächsten Augenblick wieder unglaublich glücklich. Immer wieder stellte sich mir die Frage: „was denn jetzt???“ Sie bezeichnet sich selbst mal als Rebellin, aber stirbt wegen den kleinsten Kleinigkeiten an schlechtem Gewissen. Schon nach wenigen Seiten konnte ich Kiki, wie sie sich selbst nennt, überhaupt nicht mehr ernst nehmen. Egal wie beschissen man sie auch behandelt, jede Reaktion von ihr war eh für die Katz weil sie ihre Meinung alle zwei Sekunden änderte und so alles an Sympathie, was sie sich vielleicht verdient hatte, wieder verlor. Die Naivität, die dann noch dazu kam, versetzte ihr letztlich den Todesstoß. Kiki war eine der anstrengendsten und nervigsten Persönlichkeiten, die ich jemals in Büchern angetroffen habe und so definitiv niemand, den man ins Herz schließen kann. Unendlich schade, denn wie gesagt, Potenzial war definitiv gegeben, aber leider in keiner Weise ausgeschöpft. Im Gegenteil. Es mangelte an Authensität, Lebendigkeit und vor allem: Entwicklung. Drückt man es mal böse aus, könnte man behaupten, sie wäre am Ende noch blauäugiger als am Anfang.
„Er“ wie er über mehrere Kapitel hinweg genannt wird, ehe man seinen Namen erfährt, steht Kiki in nichts nach. Er hatte eigentlich exakt die selbe Problematik. Dadurch, dass wir eben diese beide Perspektiven haben, wird auch „Er“ näher beleuchtet und das tat diesem Charakter überhaupt nicht gut. Seine Ausdrucksweise und seine Selbstdarstellung war einfach total daneben. Er bezeichnet sich selbst als Gefahr für andere, als todbringend und herzlos – ertrinkt aber regelmäßig in Selbstmitleid und verhält sich wie der größte Softie auf diesem Planeten. Dieser krasse Kontrast, der da herrschte, ließ ihn komplett unglaubwürdig dastehen und ruinierte den ganzen Protagonisten. Ein Bad Boy in einem Dark Romance Roman braucht Charme und das gewisse Etwas – in solchen Romanen erwartet man als Frau, dass man sich in den zwielichtigen Kerl verlieben kann – aber „Er“ war einfach eine Lachnummer für mich. Und das tut mir im Herzen weh, weil ich glaube, dass er derjenige war, der alles hätte retten können. Stattdessen macht er es eher noch schlimmer.
Die Randfiguren hingegen konnten durchaus glänzen – zumindest manche. Während Leonie eher die Ausnahme bildete und sich „Er“ und Kiki anschloss, waren es besonders Grimm und Dimitri, die mein Herz erreichten. Ihre Menschlichkeit war so deutlich, so greifbar und einfach rund herum gegeben. Das was diese beiden Männer an sich hatten, hätten auch die Protagonisten gebraucht.

Die Idee und der Grundgedanke hinter „Following You“ ist zwar nichts Neues, weckt aber definitiv die Neugier des Lesers – zumindest erging es mir so. Der Klappentext ist recht undurchsichtig, verrät also quasi nichts über die eigentliche Handlung – aber er ist atmosphärisch und damit fiel die Entscheidung, es zu lesen. Auch der Einstieg war noch sehr glücklich gewählt; nämlich in Form einer Alltagssituation der Protagonistin. So lernen wir Kiki, ihre Wesenszüge und ihre Lebenssituation erst einmal kennen und können uns ein Bild davon machen. Leider aber bewegt sich die Geschichte in eine Richtung, die mir missfiel. Einerseits wird es zunehmend absurder und fragwürdiger, andererseits passiert eigentlich nichts. Das einzige, was hin und wieder einmal aufkommt, sind kurze Anflüge von Thriller-Stimmung, doch ansonsten versteift sich die Handlung sehr auf die Gedankengänge der Figuren und auf die Gefühle der beiden Protagonisten. Kann man dieses Knistern, das wohl hätte stattfinden sollen, und diese Emotionen nicht nachempfinden, so wie es bei mir der Fall war, ist das ganze Buch eigentlich nichts weiter als Zeitverschwendung. Alles wirkte unausgereift, ohne Hand und Fuß. Die aufgeworfenen Fragen werden nicht weiter verfolgt, man tappt als Leser quasi non stopp im Dunkeln und die eigentliche Handlung – diese Entführung, die eigentlich das meiste an Raum einnehmen müsste, um so etwas wie Spannung zu erzeugen, verschwindet neben den surrealen Charakteren und deren Gedanken und Taten komplett. Selbst die Eingliederung ins Dark Romance Genre betrachte ich skeptisch – denn das war es nicht. Mir fehlte da die Action, das Dunkle, die typische Atmosphäre. In meinen Augen bewegen wir uns hier viel mehr im Drama-Bereich; wenn überhaupt. Vielleicht auch irgendwo im etwas derberen New Adult Bereich. Für mich waren diese 264 Seiten nichts weiter als ein Vorlauf, ein ewig langer Einstieg, auf den man hätte verzichten können. Denn die letzten 20 Seiten, die waren es, die dann tatsächlich endlich ein wenig Tempo und Spannung mit sich brachten. Da endlich kam ein Funken Licht ins Dunkel und so mancher Punkt innerhalb der Handlung machte plötzlich Sinn. Da fragt man sich: wieso erst jetzt? Wäre das schon nach dem ersten Drittel eingebaut gewesen, hätte diese Rezension vielleicht einen anderen Verlauf nehmen können. Diese letzten Seiten hätten das Potential gehabt, mich umzustimmen, doch im Großen und Ganzen betrachtet gibt es zu viele Kritikpunkte, als dass ich Band 2 eine Chance geben möchte. Schade.

FAZIT:
„Following You: bis du mir gehörst“ war für mich leider ein Flop. Bis auf wenige Lichtblicke, hatte diese Geschichte nichts an sich, was mich hätte positiv stimmen können. Anstrengende, nervige und in sich selbst konträre Protagonisten verderben jede Chance auf Mitfiebern; der Schreibstil ist in Sachen Wortwahl und Lesefluss definitiv ausbaufähig und die Handlung begeistert durch Schwunglosigkeit und Monotonie. Es tut mir im Herzen weh, doch bis auf die beiden liebenswürdigen Nebenfiguren überzeugt mich nichts. Schade. Wirklich schade. Ich hatte große Hoffnungen auf das Autorenduo gesetzt aber das Kapitel schließe ich dann wohl hiermit.

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