Leider ein bisschen zu überdramatisch und klischeehaft
Never say neverMarcella Fracchiolla entschied sich hier für einen recht nahtlosen Übergang zwischen den Bänden. Wir steigen fast direkt an dem Punkt in die Geschichte ein, an dem Band 1 endete; nur eben mit anderen Protagonisten. ...
Marcella Fracchiolla entschied sich hier für einen recht nahtlosen Übergang zwischen den Bänden. Wir steigen fast direkt an dem Punkt in die Geschichte ein, an dem Band 1 endete; nur eben mit anderen Protagonisten. Da wir Leah und Logan allerdings schon kennen, fällt die große Kennenlern-Phase hier weg, sodass die Handlung recht schnell in Fahrt kommen kann. Das tut sie auch größtenteils. Natürlich werden die Hauptfiguren noch einmal näher beleuchtet und tiefgreifender ausgearbeitet, doch das geschieht doch mehr am Rande und nimmt nur wenig Platz ein. Zur Woodland Academy zurückzukehren und den Faden wieder aufzunehmen, fiel mir also wunderbar leicht. Leider war es hier aber auch so, dass das Drama, für mein persönliches Empfinden, zu viel Raum einnahm. Während mir in Band 1 noch alles sehr realistisch erschien, empfand ich es hier als etwas zu übertrieben. Der Einstieg selbst war noch sehr lebendig und lebensecht, doch die weitere Entwicklung überzeugte nicht mehr ganz so sehr. Vieles, was nicht unbedingt nachvollziehbar wirkt, viele Plots, die auf Naivität und jugendliche Dummheit zurückzuführen sind und zu viel Drama, das eigentlich hätte vermieden werden können. Nicht unbedingt die optimale Lösung. Desweiteren stach mir etwas besonders negativ ins Auge; nämlich ein Geschehnis, das schon kurz nachdem es passiert war, komplett in der Versenkung verschwand. Bei einem so wichtigen Thema hätte man zumindest den imaginären Zeigefinger hochhalten und ein klares Statement dazu liefern müssen. Das alles als belanglosen Fehler zu bezeichnen empfinde ich als fast schon verantwortunglos – besonders bei der jungen Zielgruppe. Dennoch gab es auch ein paar gute, überzeugende Ansätze. So zum Beispiel sticht die soziale Arbeit deutlich hervor, an der sich so mancher noch eine Scheibe abschneiden könnte. Ebenso begeisterte mich Logan’s schulischer Werdegang und die damit verbundenen Szenen. Selbst die Freundschaft zwischen den beiden Jungs traf wieder voll ins Schwarze, weil die Gegensätze der Beiden so deutlich und greifbar hervorstechen aber sie trotzdem so wunderbar harmonieren.
Der ganze Ablauf ist mehr Unterhaltung als wirkliche Spannung, denn einen Spannungsbogen im herrkömmlichen Sinne gab es nicht. Zwar sind einige, packende Plots eingearbeitet, doch die Hauptgeschichte erinnert mehr an ein Drama, das auf der Gefühlsebene überzeugen sollte – das bei mir aber nur mäßig gelang; leider.
Die Auflösung, oder viel eher das Ende rundete die Handlung dann sehr schön ab, wenngleich es doch etwas unerwartet und eher unrealistisch daher kam. Nichts desto trotz stellte es im Groben und Ganzen doch zufrieden und lässt sogar noch die ein oder andere Frage offen, die dann hoffentlich in Band 3 und somit dem großen Finale der Trilogie beantwortet wird. Darauf versteht sich Marcella nämlich wirklich gut; die Neugier auf den Folgeband möglichst weit nach oben zu treiben. Mit Maya und Lana schickt sie nämlich gleich zwei Figuren ins Rennen, die „Anything for you“ zum „Must Read“ machen.
Schreibstil-technisch betrachtet hat sich die Autorin definitiv weiterentwickelt, und das spürbar. Während in Band 1 hin und wieder gewisse Stolpersteine ,in Form von plumpen Sätzen, auf dem Weg lagen und hin und wieder ins Straucheln brachten, war es hier ein sehr flüssiger, angenehmer Stil, der sich wunderbar leicht lesen ließ und stets konkrete Bilder vor dem inneren Auge erzeugte. Wieder setzt Marcella Fracchiolla auf eine eher umgangssprachliche Erzähl-Form, die aber wunderbar zu den jugendlichen Protagonisten und dem Geschehen ganz allgemein passte. Es verlieh dem Buch noch einmal mehr Greifbarkeit und Realität, wirkte, wie aus dem echten Leben entsprungen und überzeugte mich deshalb auf ganzer Linie.
Wie auch schon in „Too good to be true“ wechselten wir immer wieder die Perspektive, sodass uns sowohl Logan als auch Leah näher gebracht wurden. Die Unregelmäßigkeit, die hier aber ein wichtiger Punkt ist, tat dem Buch ebenfalls gut und erzeugte eine gewisse Basis-Spannung und weiteren Tiefgang. Dieses Aufzeigen, dass beide Protagonisten eben auch noch ein eigenes Leben und eigene Probleme haben, empfand ich als so wichtig und aussagekräftig.
Leah und Logan sind zwei sehr spezielle Persönlichkeiten, die sich beide in Sachen Sympathie nichts schenken. Beide sind auf ihre Art und Weise authentisch, aber eben auch außergewöhnlich. Während Ethan, der Protagonist aus Band 1, sämtliche Klischees eines Trailer Park Kid erfüllt, ist Logan das pure Gegenteil: Bodenständig, gewissenhaft und ehrgeizig. Ein richtiger Good Guy eben. Ihn wieder zu treffen erfüllte mich mit so viel Freude, als würde ich einen guten Freund nach langer Zeit endlich mal wiedersehen. Logan ist ein herzensguter Kerl, voller Optimismus und Kampfgeist; ber erst ist auch mutig und lässt sich nichts gefallen. Leah hat sich schon im Laufe des ersten Bandes quasi komplett gewandelt und ist von der High School Zicke zur Vorzeige-Schülerin mit riesigem Herz geworden. Dieses Verhalten zieht sich auch durch diesen Band und war definitiv angenehmer als während der Kennenlern-Phase. Wenn auch etwas verwirrend – schließlich ging diese Veränderung immens schnell und ist doch sehr ausgeprägt. Ob man all seine negativen Wesenszüge so schnell ablegen kann? Allgemein mochte ich sie aber unwahrscheinlich gerne, weil einfach die Chemie gestimmt hat. Sie ist charmant, stark und voller Tatendrang. Trotzdem gab es auch Momente, in denen ich weder Handlungen noch Gedankengänge von ihr nachvollziehen konnte. Manchmal steht sie sich ganz offensichtlich selbst im Weg und schafft es nicht, über ihren Schatten zu springen und stößt damit dem ein oder anderen vor den Kopf.
Logan hingegen genoss meine vollste Zufriedenheit, in dem er erwachsen und bedacht handelte und sich stets von seiner besten Seite zeigte. Besonders positiv fällt dem Leser übrigens sein Streben nach Weiterentwicklung ins Auge. Er arbeitet ganz deutlich an sich und nimmt Ratschläge gerne an – eine Eigenschaft, die man in diesem Genre echt selten antrifft.
Alle weiteren Figuren trafen ebenfalls meinen Geschmack und natürlich freute ich mich stets, wenn Allie und Ethan mal wieder ins Spiel kamen. Diese Verliebtheit und die Gefühle zwischen ihnen waren so intensiv und greifbar, dass man meinen konnte, sie am eigenen Leib zu spüren. Doch auch die Randfiguren, die gar keine tragende Rolle spielten, waren wieder erstaunlich detailliert und tiefgründig ausgearbeitet. Der Coach und die Schulleiterin stechen dabei wohl am meisten heraus und überzeugen durch winzige Details und besonders viel Lebensechtheit.
FAZIT:
„Never say never“ kann leider nicht an den ersten Band der Trilogie anknüpfen. Zwar begeistern die Charakter größtenteils und auch der Schreibstil überzeugt, doch die Handlung stinkt im Vergleich zu „Too good to be true“ definitiv ab. Zu viel unnötiges Drama, kaum Spannung, viel Wind um Nichts und typische Jugend(buch)-Problematik. Zudem stößt dieses viel zu kurz angerissene Thema rund um diese Party immer noch sauer auf – das hätte anders gelöst werden müssen. Trotzdem kann dieser zweite Band auch wieder unterhalten und stellenweise richtig mitreißen. Ich habe meine freie Zeit gern mit Leah und Logan verbracht und freue mich auf Band 3 der Trilogie.