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Veröffentlicht am 10.03.2020

Geniale Charaktere verfeinern eine interessante Handlung

Todesfrist
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Oft heißt es „eine Geschichte steht oder fällt mit ihren Figuren“ – doch selten hat es so sehr gepasst wie hier bei diesem Thriller. Andreas Gruber hat mit Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder ein Ermittlerduo ...

Oft heißt es „eine Geschichte steht oder fällt mit ihren Figuren“ – doch selten hat es so sehr gepasst wie hier bei diesem Thriller. Andreas Gruber hat mit Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder ein Ermittlerduo geschaffen, das es in sich hat. Diese mehr als gelungene Kombination aus der jungen Kriminaldauerdienst-Polizistin und dem verschrobenen BKA-Ermittler ist mehr als unterhaltsam, äußerst interessant und sorgt stellenweise sogar für den ein oder anderen Schmunzler und bringt so eine völlig neue Facette mit in den Thriller.
Sabine Nemez glänzt in erster Linie durch Bodenständigkeit und Authensität. Es fällt einem nicht weiter schwer, sie als sympathisch zu betrachten und mit ihr mitzufiebern. Sie ist durch und durch Polizistin und lebt für ihren Job. Doch verschafft uns der Autor auch einen tiefen Einblick in ihr Privatleben und zeigt somit auf, dass Polizisten eben doch nichts anderes sind als ganz gewöhnliche Menschen, die an ihre Grenzen stoßen können. Sabine Nemez ist zielstrebig, mutig, eine Kämpferin und trotz dieser gewöhnlichen Charaktereigenschaften sticht sie für mich aus der breiten Masse heraus – einfach weil sie ist, wie sie ist und mich komplett von sich überzeugte. Alleine ihre Handlungen und Gedankengänge sind zu 100% nachvollziehbar und glaubhaft; ganz zu schweigen von ihren Emotionen, die zur Gänze auf mich abfärbten.
Was aber das Highlight in Sachen Charaktergestaltung war, war der BKA-Ermittler Maarten S. Sneijder aus Rotterdam. Ich habe diesen Kerl von der ersten Sekunde an vergöttert. Weder ist es besonders attraktiv noch nennenswert charmant – aber er ist einzigartig. Nie zuvor bin ich einem so skurilen, seltsamen aber gleichzeitig so sympathischen, unterhaltsamen Mann begegnet. Hier gilt ganz klar: Sneijder kann man nicht beschreiben; man muss ihn erleben. Ich habe jede Sekunde mit ihm zutiefst genossen und mich am Ende so sehr an ihn gewöhnt, dass ich ihn inzwischen schon schmerzlich vermisse. Sein Sarkasmus war göttlich, seine Eigenheiten eine Attraktion und seine Entscheidungen manchmal echt fragwürdig – doch im Endeffekt überraschte er wieder mit ganz neuartigen Einfällen und trägt dabei sein Herz definitiv am rechten Fleck – auch wenn er das nie zeigen oder zugeben würde. Ein bahnbrechender Charakter, der dem Buch die Einzigartigkeit verleiht.
Selbst die Randfiguren erreichen den Leser auf einem ganz neuen Niveau. Die unwichtigste Zeugin scheint einem so ans Herz zu wachsen, dass man sie kaum mehr gehen lassen will. Der Kollege aus Wien ist auf einmal der Love-Interessed des Lesers und die Psychologin ist plötzlich die beste Freundin, die man nie hatte. Hier zeigt Andreas Gruber ganz klar auf: er weiß was er tut und hat in Sachen Charaktergestaltung ein mehr als feines Händchen bewiesen! Großartig und für mich eins von vielen Highlights des Buches.

Das zweite große Highlight ist schlicht der Sprecher. Achim Buch hat diesen Thriller auf geniale Art und Weise vertont und den Figuren noch einmal so viel Greifbarkeit eingehaucht. Mit seiner angenehmen Stimmfarbe erzählt er uns in unterschiedlichsten Akzenten die Dialoge und schaffte es, mich komplett und ohne Vorbehalte zu begeistern. Maarten S. Sneijder wäre niemals der gewesen, der er war, ohne den grandiosen niederländischen Akzent, den Achim Buch so unverkennbar drauf hat! Ganz großes Kino und alle erdenklichen Daumen nach oben.
Doch auch Andreas Gruber’s Schreibstil ist beeindruckend. Er schafft es, mit ganz kurzen, aber stimmigen Beschreibungen ein glasklares Bild der Figuren, Settings & Co. zu zaubern und sog mich mit seiner Art und Weise zu schreiben, restlos in seinen Bann.
Erzählt wird übrigens aus mehreren Sichten; bzw. ist das Buch in mehrere Erzählstränge unterteilt, die alle für sich sehr spannend und ausgeklügelt ausgearbeitet wurden. So lernen wir also dank der gewählten Gliederung nicht nur das Ermittlerteam besser kennen, sondern auch (zu Beginn noch) unscheinbar wirkende Randfiguren – die vielleicht ja später noch eine ganz andere Rolle einnehmen werden.

Der Grundgedanke hinter „Todesfrist“ war auch für mich nichts Neues; irgendwo irgendwann irgendwie hat man das Schema schon einmal gelesen; doch Andreas Gruber hat den Aufbau für mich doch sehr neuartig gestaltet. Während wir in den meisten Thrillern die Chance bekommen, mitzurätseln, wer letztlich der Täter ist, war es hier recht früh klar. Dafür kommen ganz andere Fragen auf, auf die man als Leser unbedingt sofort und auf der Stelle eine Antwort haben möchte. Und auch hier kann uns der Autor komplett aufs Glatteis führen und in etliche falsche Richtungen locken. Jedes Mal, wenn ich dachte, die Sache durchschaut zu haben, wendete sich die Geschichte und ich stand wieder komplett ratlos da. Das, und nur das, ist es, was einen guten Thriller für mich aufmacht. Ich möchte mitfiebern, miträtseln, ich möchte atemlos durch die Seiten preschen und ich möchte mich irren – am besten so oft wie möglich – und all das bietet Todesfrist!
Es ist von der ersten Sekunde an mitreißend, der Spannungsbogen fällt nur selten mal kurzzeitig ab und die Neugier des Lesers wird ordentlich angekurbelt.
Trotzdem glaube ich, dass mich die Idee bzw. die Handlung längst nicht so begeistert hätte, wenn ich nicht so eins mit den Figuren gewesen wäre. Es macht solch unbeschreiblichen Spaß, Nemez und Sneijder zu beobachten und zu begleiten und ist darüber hinaus unterhaltsam, sarkastisch und dazu sogar streckenweise richtig humorvoll und skuril. Kurz: man will einfach am Ball bleiben.
Keine Frage, die Auflösung war nicht wahnsinnig überraschend; aber das Finale war enorm gut in Szene gesetzt und sehr temporeich und actiongeladen abgehandelt. Es gab sogar nochmal eine kleine Wendung, mit der ich so nicht gerechnet hätte; aber alles in allem doch ein wenig vorhersehbar alles. Aber rund – absolut rund und alle offenen Fragen wurden zufriedenstellend beantwortet. Und die Lust auf Band 2 lässt sich nicht ignorieren.



FAZIT:
„Todesfrist“ von Andreas Gruber ist ein mehr als gelungener Auftakt der Nemez und Sneijder-Reihe und bietet alles, was das Thrillerfanherz begehrt: Spannung, Action, stellenweise Brutalität, interessante Ermittlungsarbeit und, ganz wichtig: die wohl großartigsten Figuren, die ich bisher in diesem Genre kennenlernen durfte. Wer sich gern in die Irre führen lässt, über verschrobene Protagonisten schmunzeln will und Bock auf verschiedene Erzählstränge hat – der wird Todesfrist lieben. Ich für meinen Teil möchte euch allen da draußen, ob nun Thrillerleser oder nicht, dieses Buch ans Herz legen. Es war ein wahres Erlebnis, das Ermittlerduo kennen zu lernen und zu begleiten und ich kann es kaum erwarten, Band 2 zu hören – denn in Anbetracht dessen, dass Achim Buch mein neuer Stern am Sprecher-Himmel ist, kommt lesen nicht in Frage. Riesige Empfehlung von meiner Seite – auch wenn die Handlung noch ein wenig Spielraum nach oben hat; das machen Nemez und Sneijder wieder wett.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Wechselhafte Gefühle, aber interessant und lesenswert

Bunte Graue Welt
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Bereits der Klappentext macht Lust auf mehr. Meine Erwartungen waren allerdings eher durchwachsen, schließlich wusste ich nicht recht, was auf mich zukommt. Gedanken und Gedichte über Emotionen können ...

Bereits der Klappentext macht Lust auf mehr. Meine Erwartungen waren allerdings eher durchwachsen, schließlich wusste ich nicht recht, was auf mich zukommt. Gedanken und Gedichte über Emotionen können niemals alle erreichen; dafür sind das Verständnis, die Auffassung und die Gefühle eines jeden einzelnen zu unterschiedlich. Die Chance, dass man enttäuscht wird, ist also nicht gering. Und mit dieser Einstellung ging ich an „Bunte graue Welt“ heran.

Schon sehr früh wird klar, dass es nicht nur Gedichte und Gedankenansammlungen sind, die die Seiten füllen, sondern auch fiktive, fast phantastische Geschichten, die aber mindestens genau so viel Tiefgang besitzen. Ohne erkennbares Schema aufgebaut switchen wir als Leser in unregelmäßigen Abständen zwischen den beiden Autoren und sind auch thematisch betrachtet immer auf dem Sprung. Während sich Navika eher auf Liebe, Trennung und den Schmerz konzentriert, gibt es bei Robyn die unterschiedlichsten Möglichkeiten, seine Parts zu verstehen. Der Interpretationsspielraum war beeindruckend groß und man konnte seine Worte auf so vielerlei Situationen projezieren. Dafür erst einmal ein großes Lob. Ob da aber dann politische Ansichten wirklich etwas zu suchen haben, und das gleich auf den ersten Seiten, bleibt fragwürdig. Für mich war es eher störend – ganz gleich ob wir nun eine Meinung teilen oder nicht – und wenig motivierend weiterzulesen. Letztlich beschränkt sich die Thematik aber auf eine einzelne, kurze Geschichte, wodurch man dann doch darüber hinweg sehen kann.

Stilistisch betrachtet schenken sich die Autoren nichts, obwohl Navika Deol’s Wortwahl manchmal harmonischer wirkt, erzeugt Robyn Skye ein deutlicheres Bild – greifbarer und intensiver. Insgesamt gab es aber auch mehrere Gedichte, die mich persönlich nicht erreichten. Zu klischeehaft und banal; teilweise zu bekannt und abgedroschen. Manche Gedichte waren verworren, ergaben in meinen Augen keinen Sinn oder erzeugten den Eindruck, das alles schon mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben. Dafür hab ich aber auch mehrere Seiten markiert; Stellen notiert, die mir enorm zusagten und mich dabei auch zum Nachdenken anregten. So wie die beiden streckenweise ein wenig im Nebel rumschreiben, so finden sie mindestens genau so oft haargenau die richtigen Worte, um den Leser – oder besser gesagt: mich – zu berühren.

Alles in allem sind Gedankensammlungen nichts, was lange nachklingt. Sie sind kurzweilig, unterhaltsam, teilweise sogar sehr emotional, tiefgründig und bewegend. Doch so sehr man es sich vielleicht wünscht: man nimmt nichts davon mit. Zumindest erging es mir so. Um noch einmal kurz zusammen zu fassen: es tat gut, man in das Genre zu schnuppern und die Gedankengänge und poetischen Gedichte der beiden Autoren lesen zu dürfen. Es ist war neues; was anderes und kann größtenteils gut unterhalten. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass solche Werke noch öfters den Weg in mein Regal finden, obwohl sie mir dann doch wahrscheinlich zu kurzweilig sind.

FAZIT:
Bunte graue Welt“ ist eine schöne Ansammlung an Gedanken, Gedichten und Geschichten. Wie es bei solchen Texten oft so ist, trifft man auch mal auf Passagen, die einem nichts geben; andere wiederum überzeugen durch Gefühle, Tiefgang und einer aussagekräftigen Message. Für mich ein kurzweiliger Spaß, der nicht ganz ohne Kritik auskommt. Stilistisch zwar gut geschrieben, aber definitiv noch ausbaufähig – inhaltlich sehr unterschiedlich; wobei der politische Zug nicht unbedingt hätte sein müssen. Trotzdem kann ich euch dieses dünne Büchlein durchaus empfehlen, vor allen Dingen denjenigen unter euch, die selbst vielleicht gern solche Texte schreiben oder einfach mal einen Ausflug in ein ganz neues Genre machen möchten.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Sozialkritisch, unterhaltsam und einfach echt.

Too good to be true
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Der Einstieg in die Geschichte war denkbar einfach. Schon der Prolog regt die Neugier an und animiert dazu, unbedingt weiterlesen zu wollen. Doch auch die eigentliche Handlung startet interessant und vielversprechend ...

Der Einstieg in die Geschichte war denkbar einfach. Schon der Prolog regt die Neugier an und animiert dazu, unbedingt weiterlesen zu wollen. Doch auch die eigentliche Handlung startet interessant und vielversprechend und ich konnte mich dem Sog, den die ersten Momente innerhalb des Buches, auf mich ausgewirkt haben, kaum entziehen. Das lag nicht unbedingt daran, dass viel passierte – im Gegenteil – es ist eher ruhig erzählt; ein sanfter Einstieg, der einen behutsam an den weiteren Verlauf heranführt. Das, was mir so Spaß machte, war das Kennenlernen der Charaktere, des Settings und den allgemeinen Begebenheiten.

Wo wir auch prompt beim nächsten großen Punkt wären: den Figuren. Eine jede Geschichte steht und fällt mit den Protagonisten. Hier treffen wir auf gleich vier Persönlichkeiten, die uns durch das Buch führen. Marcella Fracchiolla hat sich mit der Charaktergestaltung größte Mühe gegeben und das sticht deutlich heraus. Die vier Teenager, alle im Alter von 17 Jahren, sind unglaublich detailliert und authentisch ausgearbeitet und sehr lebendig dargestellt. Außerdem unterscheiden sich Allie & Co. ganz erheblich voneinander und bringen so eine Menge Vielschichtigkeit und Zündstoff mit ins Geschehen. Das Highlight an den Figuren war aber kein einzelner, sondern die Kombination ganz allgemein. Da treffen nicht nur zwei Welten aufeinander, sondern gleich vier und die Abwechslung, die dadurch entstand, beeindruckte und begeisterte mich gleichermaßen. Sehr gut gemacht; wie ich finde!
Zugegeben, ein jeder der vier hatte auch Seiten an sich, die man vielleicht nicht zwingend mögen muss, doch genau das machte sowohl die Zwillinge Allie und Leah als auch die Trailerpark-Jungs Ethan und Logan so glaubhaft und realistisch. Trotzdem komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass es gerade die Protagonistin Allie war, die manchmal einfach anstrengend ist. Ihre Unerfahrenheit in allen Ehren; doch an der ein oder anderen Stelle wirkte sie fast schon kindlich, begriffstutzig und naiv. Das vereinzelte Augen verdrehen ließ sich also nur schwer vermeiden. Dafür aber konnte sie mit anderen Wesenszügen glänzen: wie zum Beispiel Bodenständigkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit. Außerdem trug sie ihr Herz eindeutig am rechten Fleck und zeigte stets, was sie dachte und fühlte. Selbst den Mut, den sie an den Tag legt, hätte ich ihr anfangs überhaupt nicht zugetraut.
Ethan und Logan waren einfach die heißen Bad Boys aus der Wohnwagensiedlung. Unglaublich attraktiv, super sexy und dann auch noch geheimisvoll – die perfekte Mischung um männlichen Hauptfiguren interessant und begehrenswert werden zu lassen. Nichts desto trotz, waren die beiden eigentlich gar nicht mal so „bad“ – wie es eben immer so ist. Mir gefielen sie jedenfalls durchgehend sehr gut und ich konnte mit ihnen mitfiebern und mitfühlen und nur das ist es doch letztlich, was zählt. Vielleicht ein wenig klischeehaft, aber darüber kann man bei solchen Kerlen definitiv hinweg sehen. Auch hier hat die Autorin ein Händchen dafür bewiesen und Ethan wie Logan zwar unterschiedlich, aber doch mit dem nötigen (gleichen) Background ausgestattet.

Der Schreibstil ist wohl, neben meinen kleinen Problemchen mit Allie, mein größter Kritikpunkt. Keine Frage, er ließ sich wunderbar leicht, flüssig und vor allem Dingen schnell und verständlich lesen. Auch das klare Bild, das erzeugt wurde, fällt positiv ins Gewicht. Leider aber gab es Momente, da geriet ich durch zu plumpe Sätze ins Straucheln. Es ist umgangssprachlich, ja, aber zum Teil wirkten die Sätze beinah ein wenig abgehackt und wahllos aneinander gereiht. Der Fluss fehlte dann; auch innerhalb von Dialogen. Ich hätte mir da noch eine Spur mehr „mehr“ gewünscht; doch vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich der Zielgruppe eigentlich längst entwachsen bin. Nichts desto trotz eine beachtliche Leistung von Marcella Fracchiolla, die ihr Debüt wirklich erstaunlich gut erzählt und verpackt hat.
Entschieden hat sie sich übrigens für die die Ich-Perspektive und wechselt von Kapitel zu Kapitel die Sichten. So lesen wir nicht nur aus Allie’s Sicht, sondern bekommen auch einen Einblick in die Gedankenwelten der anderen drei Protagonisten. Fand ich sehr passend – da gibt’s nichts zu meckern.

Und vom größten Kritikpunkt kommen wir nun noch flux zum größten Pluspunkt: die Handlung. Marcella Fracchiolla hat eine Geschichte erschaffen, die vielleicht nicht vor Innavtion und Kreativität sprüht; dafür aber wirkt sie, als wäre sie dem echten Leben entnommen. Die Teenager auf dem Internat sind exakt so, wie man sich pubertierende Jugendliche eben vorstellt und dazu gehören auch Intrigen, Gezicke, Streitereien, Partys, Versöhnungen und erste große Lieben. Das alles bedient die Autorin sehr glaubhaft und realistisch, ohne den Bogen zu überspannen. Sie schuf dabei nicht nur, die von mir so sehnlichst erhoffte Internats-Atmosphäre, sondern auch Spannung. Bereits nach wenigen Seiten nimmt die Geschichte an Fahrt auf und glänzt dadurch, dass auch die ruhigeren Passagen alles andere als langweilig sind. Es wurde geschafft, den Alltag von Internatsschülern sehr lebendig einzufangen und noch authentischer wiederzugeben. Mitreißend erzählt und spannend aufgebaut kann die Handlung also sowohl in Bezug auf Tempo und Spannung, als auch auf Gefühlen überzeugen. Besonders beeindruckend ist dabei aber die Message, die hinter allem steckt und klar hervortritt: Toleranz! Ein so wichtiges Gut in der heutigen Gesellschaft. Die Kluft zwischen arm und reich wird ohnehin permanent größer und es ist schön zu sehen, wie Marcella mit ihrem Werk aufzeigt, dass der Reiche nicht automatisch besser und der Arme nicht schlechter ist als andere.
Der Twist, dem der Spannungsbogen zu verdanken ist, besticht durch eine glaubhafte Auflösung, die ihre Zeit braucht und endlich mal nicht über Nacht vonstatten geht. Die Figuren stoßen auf Hindernisse, an ihre Grenzen und manchmal sich gegenseitig vor den Kopf – und es läuft deswegen alles andere als rund. Probleme treten auf; Zeit wird verschwendet, falsche Gedankengänge führen in die Irre; das alles machte das Ende für mich dann gänzlich rund und es gibt, inhaltlich betrachtet, nichts, was ich irgendwie bemängeln müsste. Wie gesagt; kein Highlight – aber deutlich mehr als nur „unterhaltsam“.

FAZIT:
„Too good to be true“ ist ein starker Auftakt der Woodland Academy Trilogie. Mittels einfachen Elementen, die durchaus schon bekannt sind aus anderen Jugendbücher, erzeugt Marcella Fracchiolla eine mitreißende Handlung voller Teenie-Alltag, Spannung und verbotenen Verbindungen. Ich jedenfalls fühlte mich wunderbar unterhalten und gefesselt und auch wenn die Protagonistin nicht komplett überzeugt, sind die vier Beteiligten doch wunderbar ausgearbeitet, abwechslungsreich und in Kombination miteinander ein geniales Team! Ich freu mich auf Band 2, der ja schon am 14.02 erscheint.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Wahnsinnig atmosphärisch und überraschend spannend

Um mich herum stehen bekannte Gesichter
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Was als erstes ins Auge sticht ist die unheimlich packende Atmosphäre, die einen umgibt und direkt in die Szenen hineinzieht. Marc Kemper hat einen sehr eingehenden, bildhaften und leicht zu lesenden Schreibstil ...

Was als erstes ins Auge sticht ist die unheimlich packende Atmosphäre, die einen umgibt und direkt in die Szenen hineinzieht. Marc Kemper hat einen sehr eingehenden, bildhaften und leicht zu lesenden Schreibstil und weiß mit Tiefgang und Emotionen umzugehen. Damit schafft er es problemlos, die Geschichte lebendig werden zu lassen und den Leser abzuholen. Für mich war es ein wahrer Genuss in den leisen, aber doch gewaltigen Stil einzutauchen und konnte ihn wundebrar auf mich wirken lassen. Besonders die tiefgreifende Momente hat der Autor sehr schön eingefangen und wiedergegeben, sodass sie ihre volle Wirkung entfalten können und zutiefst berühren und zum Nachdenken anregen. Lediglich die nebensächlich einfließenden Erklärungen und Fachbegriffe hätte ich persönlich nicht gebraucht – es hielt mich nicht auf und störte auch nicht besonders; aber es passte meiner Meinung nach nicht 100% zur Geschichte.
Ganz am Rande: es wurde sich für die dritte Person Perspektive entschieden, was ich hier mehr als passend finde. Zwar steht es ein wenig im Kontast zum Titel, doch die „Ich-Form“ hätte hier einfach nicht richtig mit der Geschichte harmoniert. Sehr gut gelöst also und stilistisch eine herrausragende Leistung von Marc Kemper.

Diejenige, die uns durch ihr Leben führt ist Camilla, eine junge Frau, deren Leben bereits während des Einstiegs eine dramatische Wendung nimmt. Der von ihr verschuldete Unfall wurde erstaunlich detailliert dargestellt und lässt einen die Veränderung von Camilla viel besser nachvollziehen. Allgemein fiel es mir, trotz ihrer Depressionen, nicht weiter schwer, mich in sie hinein zu versetzen und sie zu verstehen. Es war eigentlich ganz einfach: ich schloss sie ins Herz und schwankte ständig zwischen „bemitleiden“ und „bewundern“. Camilla ist unbeschreiblich mutig; eine wahre Kämpferin und das trotz dessen, was sie bereits alles erleben musste in ihrem Leben. Denn auch davon erfahren wir als Leser einiges; nämlich in Form von Rückblicken bzw. Träumen. So vertiefte sich mein Eindruck stetig und ich spürte, wie ich ihr trotz bereits bestehender Bindung immer näher kam und sie noch lebendiger wurde. Ihre Handlungen und Gedankengänge spielten eben jenem Punkt ebenso in die Karten: sie handelte und dachte logisch, nachvollziehbar und glaubhaft. Kurz nochmal zusammengefasst: Camilla tat enorm viel für die Geschichte, hauchte ihr Lebendigkeit ein und brachte nicht nur einiges an Potential mit, sondern schöpfte es auch gänzlich aus um mich zu überzeugen zu können.
Die Nebenfiguren konnten mich dabei aber mindestens genau so überraschen. Die Truppe ist bunt gemischt, jedes Alter ist vertreten und alle gängigen Wesenszüge gleichmäßig verteilt. Es gab die, mit denen man sofort sympathisiert, doch genau so trifft man auf Figuren, denen man erstmal eher misstrauisch begegnet. Was sie aber alle gemein hatten: sie brachten Tiefgang mit und reife, überlegte Handlungen und Gedanken. So waren es vor allem die Randcharaktere, die mich mit ihren Aussagen für sich gewannen und nachdenklich machten.

Als letztes widmen wir uns der Idee und deren Umsetzung. Zugegeben, aufgrund der geringen Länge des Buches und der großen Schrift war ich nicht ganz sicher, ob die Handlung wirklich ausreichend genau geschildert wird, um es als glaubwürdig durchzugehen. Mein erster Gedanke war „na das wird ein kurzes Vergnügen“ – womit ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht gerechnet hatte, war die Intensität, auf die ich traf. Die Idee hinter dem Buch ist beeindruckend und für mich was völlig neues gewesen. Sie glänzt durch eine spannende Umsetzung, auf einige Plots und auf oben erwähnte Atmosphäre. Von der ersten Sekunde an war ich gefangen, fieberte mit und konnte meine Neugier, wie Camilla sich in Sibirien so schlägt, nur schwer in Zaum halten. Dieses kurze, unscheinbare Buch wurde zu einem wahren Pageturner, zu einem Werk, das berührt und nachdenklich macht und etwas in mir bewegte. Es war durchweg spannend, es gab sogar die ein oder andere actionreiche Szene – aber es vor allem gab es Camilla, die alles tat, um alle am Leben zu halten. Stellenweise spürte ich die eisige Kälte am eigenen Leib und kann nur immer wieder die einhüllende Amtosphäre erwähnen und wertschätzen – denn mitunter davon lebte die Geschichte.
Der große Twist am Ende schockiert, anders lässt es sich nicht benennen. Niemals hätte ich mit dieser Auflösung gerechnet und ich war überrascht und entsetzt zugleich, dass der Überlebenskampf längst nicht das Highlight des Buches war. Für mich hat Marc Kemper nicht nur eine mitreißende Geschichte geschrieben, sondern eine Reise zu sich selbst, zu Einsicht, innerem Frieden und zu Genesung.

FAZIT:
„Um mich herum stehen bekannte Gesichter“ von Marc Kemper ist ein beeindruckend tiefgründiges, aufklärendes Buch voller Spannung, interessanten Plots und einer einnehmenden, um nicht zu sagen, alles verzehrenden Atmosphäre. Die eisige kälte des russischen Nordens übertrug sich immer wieder wie durch Zauberhand auf meinen eigenen Körper und ließ mir in regelmäßigen Abständen einen Schauer über den Rücken jagen. Glaubhafte, detaillreiche und greifbare Charaktere rundeten dieses Werk dann letztlich ab. Für das absolute Highlight fehlte mir noch eine Spur – vielleicht lag es an der Länge; vielleicht an den unpassenden Fachbegriffen – aber letztlich schrammen wir knapp an den 5 Sternen vorbei. Trotzdem ein absolut lesenswertes Buch, das sich noch länger in mir nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Actiongeladen, wendungsreich und mega fesselnd

AbendGewitter
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In „Abendgewitter“ dreht sich alles um Samira und ihre beste Freundin Zahra. Schon während des Einstiegs lernen wir die beiden jungen Frauen kennen und es gelang mir ab der ersten Sekunde eine Bindung ...

In „Abendgewitter“ dreht sich alles um Samira und ihre beste Freundin Zahra. Schon während des Einstiegs lernen wir die beiden jungen Frauen kennen und es gelang mir ab der ersten Sekunde eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Besonders Samira hatte es mir enorm angetan und ich freute mich schon nach der ersten Seite, den Rest der Geschichte mit ihr gemeinsam zu durchleben. Zahra rückt bald schon in den Hintergrund, bleibt aber definitiv Teil des Geschehens, sodass es immer wieder Wiedersehensfreude gab. Dass sich die Handlung dann auf Samira fokussierte war mir nur recht und ich fieberte mit einer Intensität mir ihr mit, die mir bisher gänzlich fremd war. Diese junge Frau wurde zu einer Freundin, zu einer Verbündeten, zu jemanden, den man als Leser nie wieder missen möchte. Ihre Handlungen, Gedankengänge und Emotionen nachzuempfinden und zu verstehen gelang mir absolut problemlos, konnte ich mich doch so wunderbar mit ihr identifizieren. Samira ist mutig, eine Kämpferin, scheut sich aber auch nicht davor, Schwäche zuzulassen und zu zeigen. Sie steht für sich und ihre Liebsten ein, merkt aber auch, wenn es mal besser ist, die Klappe zu halten. D.C. Odesza hat ihr Unmengen an Lebendigkeit und Authensität geschenkt und sie genau so ausgearbeitet und dargestellt, als wäre sie dem echten Leben entsprungen. Sie macht eine deutlich spürbare Entwicklung durch, die aber auf glaubhaften Niveau ablief und nicht ins unrealistische abrutscht. Ihr fühlte mir Samira mit, lachte und weinte mit ihr und hab mir immer wieder gewünscht, sie einfach in den Arm nehmen zu können. Was diese junge Frau im zarten Alter von 24 Jahren schon alles ertragen musste ist schockierend wie berührend zugleich.
Auf der anderen Seite treffen wir auf Alessio. Ein unermesslich interessanter wie geheimnisvoller Charakter, der allein schon für eine gehörige Portion Spannung sorgte. Bei ihm wusste man nie so recht, woran man gerade ist und sein Verhalten stand oft genug in purem Kontrast zu seinen Worten – aber das war es schließlich, was mich so faszinierte. Eiskalt und berechnend, aber gleichzeitig so sanft und behutsam. Der Kerl hatte einfach alles, was man sich von einem heißen Bad Boy wünscht und bisher ist mir noch keiner begegnet, der Alessio auch nur annähernd das Wasser hätte reichen können. Absolut genial gestaltet und dargestellt, wie ich finde und eins meiner absoluten Highlights des Buches.
Alle anderen Figuren gefielen mir dabei aber auch enorm gut. Von den Angestellten bishin zu den Geschäftspartnern bietet dieses Buch eine riesige Bandbreite an unterschiedlichsten Charakteren – manche liebenswert, manche verabscheuungswürdig – aber alle gleichermaßen eine Bereicherung für die Geschichte.

Zum Schreibstil brauche ich wohl nicht viele Worte sagen. Schon als Yuna Drake konnte mich die Autorin absolut von sich und ihrem Talent überzeugen. Wenn geschriebene Worte zu bewegten Bildern werden, dann steckt eine Menge Können dahinter und das wohnt D.C. Odesza definitiv inne. Ich fühlte mich nicht nur regelrecht gefangen, sondern stellenweise richtig berauscht von den Szenen und sah mich viel eher als Teil des Geschehens, inmitten des Dschungels, als nur als Leser. Ich war gefesselt, mitgerissen und von der Atmosphäre komplett in Beschlag genommen und kam, trotz der Teils sehr blutigen und gewaltätigen Stellen enorm gut voran und wollte es zu keiner Sekunde aus den Händen legen. Es begeistert – nicht nur inhaltlich sondern auch stilistisch.
Die Unterteilung, die die AUtorin hier vorgenommen hat war ebenfalls absolut on point. Dadurch, dass wir nicht nur aus Samira’s Sicht alles zugetragen bekommen, sondern auch einen Blick hinter die Fassaden von Alessio und Elian werfen dürfen, werden uns die einzelnen Figuren noch einmal viel eingehender näher gebracht und die Handlungen und Gedankengänge authentischer. Die Bindungen zu den dreien vertiefte sich dadurch enorm und ich einfach völlig versunken in der Geschichte.

Die Idee hinter dem Buch ist schlichtweg genial. D.C. Odesza hat sich hier einiges einfallen lassen, was an Innovation und Kreativität kaum zu überbieten ist. Der Einstieg ist dabei noch recht ruhig gehalten, sodass man als Leser die Chance nutzen kann um eine Bindung zu Samira aufzubauen. Dies glückte, wie schon erwähnt, binnen kürzester Zeit und wunderbar einfach. Doch kaum dass man die junge Studentin und ihre beste Freundin sowie die Lebensumstände der beiden kennengelernt hatte, nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Das Tempo wird massiv angehoben, die Atmosphäre prompt düsterer und packender. Die Autorin schafft es, eine enorme Spannungskurve aufzubauen, deren Sog man sich kaum verwehren kann. Plots, mit denen man niemals rechnet und Twists, die einen komplett aus der Bahn werfen. Das ist es, was dieses Buch ausmacht, doch auch die Düsternis nimmt einen in Beschlag und lässt einen teils mit körperlichen Schmerzen, teils mit Gänsehaut durch die Seiten rauschen. Für mich brachte Abendgewitter in Sachen Idee und Umsetzung alles mit, was man für ein Highlight braucht. Es wurde zu keiner Sekunde langweilig, das Erzähltempo ist konstant hoch und ruhigere Phasen werden mit interessanten Gesprächen oder realistischen Gedankengängen gefüllt, sodass selbst diese fesseln.
Machen wir uns nichts vor: dieses Buch ist kein Liebesroman – es herrscht Gewalt, Brutalität, die Erotikszenen sind kein Blümchensex und Alessio und Co. leben nicht von Luft und Liebe, sondern von kriminellen Geschäften. Action, Schießereien, Morde – all das ist keine Seltenheit innerhalb der Geschichte. Hier wird nichts und niemand mit Samthandschuhen angefasst und D.C Odesza offenbart die knallharte Realität; präsentiert den Alltag einer mächtigen Gang auf dem Silbertablett und schafft es trotzdem, alles völlig glaubhaft und lebensecht darzustellen. Nichts ihr hier überdramatisiert worden; nicht überspitzt – sondern einfach echt. Ich fand diese Inszinierung genial und so atmosphärisch und mitreißend.
Dabei muss aber gesagt werden, dass auch das zwischenmenschliche nicht zu kurz kommt. Es gab, neben dem ganzen Adrenalin auch ausreichend viele Szenen, in denen eben besagte Ruhe herrschte, die ich mindestens genau so genoss wie die andere Seite.
Das Ende überzeugt nicht nur durch die riesige Überraschung, sondern auch durch die Länge. Die actionreiche, finale Szene zieht sich über mehrere Kapitel und lässt einen als Leser über eine geraume Weile atemlos durch die Seiten rauschen. Und trotz des großen Umfangs ist der Schluss vollgepackt mit allerlei Geschehnissen und einer Wendung, die keiner – ich wiederhole – keiner kommen sah. Was für ein großartiges, perfektes Ende für dieses Buch. Es hätte nicht besser sein können und überzeugte und begeisterte mich gleichermaßen!

FAZIT:
„Abendgewitter“ ist ein Roman mit einem brillianten Setting in Form des tiefen Dschungels, mit einzigartigen Figuren und einem Schreibstil, der mitreißt, begeistert und vollkommen in seinen Bann zieht. Doch das Highlight war für mich die bahnbrechende Umsetzung dieser ohnehin schon genialen Idee. Bandenkriege, Gewalt und Brutalität wurden trotz aller Derbheit gut dargestellt und wirken zu keinem Moment niveaulos, sondern einfach lebendig und greifbar. D.C. Odesza hat mit diesem Buch wieder ein regelrechtes Meisterwerk geschaffen, das mich von der ersten, bis zur letzten Seite in eine Art Rauschzustand versetzte und mich vom Alltag komplett abschirmte. Danke dafür! Ich werde Alessio und Samira schmerzlich vermissen; freue mich aber gleichermaßen auch auf Zero und Lilith.
Mehr als nur ein Highlight und deshalb verdiente 5+ Sterne.

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