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Veröffentlicht am 07.12.2019

Erschreckend vulgär und nichtssagend

STAY
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Dieses Buch begegnete mir auf Instagram gefühlt täglich mehrere hundert Male. Und alle waren sich einig: das Buch soll so süß, so witzig, soooo gut sein. Kein Wunder also, dass meine Neugier prompt geweckt ...

Dieses Buch begegnete mir auf Instagram gefühlt täglich mehrere hundert Male. Und alle waren sich einig: das Buch soll so süß, so witzig, soooo gut sein. Kein Wunder also, dass meine Neugier prompt geweckt war. Zusammmen mit Lisa-Marie (» weltentzueckt «) und Gina (» buchgelesen «) habe ich mich dann in die Geschichte gestürzt und ich kann euch schon vorweg verraten, dass auch wir drei Mädels uns absolut einig waren, was unsere Meinung betrifft. Ob die aber genau so gut ausfällt? Ich erzähle euch jetzt aber erstmal, was ich über „Stay“ denke. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir erstmal nicht weiter schwer. Wir lernen unsere Protagonistin Ruby während der Verlobungsfeier ihrer besten Freundin Amie kennen und werden so direkt mit ersten Dialogen unterhalten. Doch schon da stieß mir Ruby’s Ausdrucksweise ziemlich sauer auf. Ein Mädchen aus reichem Hause soll sich derart vulgär ausdrücken? Das konnte ich beim besten Willen nicht miteinander in Einklang bringen. Immer wieder waren es die Gedankengänge und Aussagen, die mich von Ruby entfernten. Denn eigentlich ist sie kein schlechter Mensch: im Gegenteil! Sie beweist, dass Geld nicht alles im Leben ist und sie legt wert darauf, ihre eigenen Spuren zu hinterlassen, anstatt nur in die ihres reichen Vaters zu treten. Ihr Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, darum, auf eigenen Beinen zu stehen, hätte beeindruckend sein können, doch im Endeffekt wurde einiges der Sympathie, die ich eigentlich hätte für sie empfinden können, durch ihre vulgäre Art, zerstört. Ich hätte mir eine Hauptfigur gewünscht, die lustig, glaubhaft und authentisch ist; die sich zu benehmen weiß – doch stattdessen bekam ich eine vom Pech verfolgte Ruby, die ständig irgendwelche Aktionen brachte, die mir das Fremdschämen näher brachten und mich einfach nur den Kopf schütteln ließen. Weder Handlungen und Gedankengänge waren für mich nachvollziehbar, in irgendeiner Form verständlich und so weit weg von realistisch, dass es manchmal beinahe weh tat, sie zu begleiten. Ich finde es jammerschade, denn aus ihren Ansichten und Eigenschaften hätte man echt was machen können. So war sie einfach nur eine vulgäre junge Frau, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt und sich total zum Affen macht in der Geschichte.
Bancroft, der männliche Part, gefiel mir besser. Zwar war auch er weit entfernt vom Book Boyfriend, doch seine optischen wie charakterlichen Eigenschaften konnten sich definitiv sehen lassen. Mit der Liebe zu seinen Haustieren gewann er bei mir tatsächlich ein paar Pluspunkte, die er jedoch recht schnell durch kleine Fehltritte wieder verschenkte. Trotzdem fand ich ihn glaubhaft und authentisch, sympathisch und attraktiv. Besonders sein Verantwortungsbewusstsein, seine Reife und sein Job verliehen ihm einen gewissen Glanz, neben dem Ruby regelrecht matt wirkt. Die kleinen Fehltritte, die ich eben erwähnte, kann ich jetzt rückblickend sogar fast komplett vergessen, weil sie neben anderen Fehltritten der weiblichen Figur einfach belanglos erscheinen. Selbst sein Verhalten gegenüber Familie und Freunden imponierte mir; weil er sich einfach zu benehmen wusste und seine Ausdrucksweise wesentlich gehobener war als bei anderen Figuren.
Was mir ebenfalls recht positiv auffiel, waren die Interaktionen untereinander. Seien es nun die, zwischen Ruby und Bancroft, oder zwischen einem der beiden und Nebenfiguren. Amie ist eine total herzliche, loyale Persönlichkeit, die meiner Meinung nach trotz gewissen Verhaltensweisen eine bessere Freundin hätte finden können als Ruby. Die Dialoge waren, besonders wenn Ruby nicht im Spiel war, größtenteils lebensnah und unterhaltsam. Letztlich waren aber auch die Nebenfiguren nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte und auch nichts, was ich großartig vermissen werde. (außer die Haustiere – die waren toll!!)

Die Idee hinter dem Buch ist grundlegend erst einmal gut. Der Einfall, dass sich Ruby um die Haustiere eines reichen Kerls kümmert, gefiel mir und ich war unheimlich gespannt, wie Helena Hunting es umsetzen wird. Jetzt, da ich fertig bin, weiß ich, dass sie das gehörig gegen die Wand gefahren hat. In meinen Augen war hier nichts wirklich rund und der Fokus lag definitiv an der falschen Stelle. Wenn sich die Autorin auch nur halb so viel Zeit für die Emotionen und den Humor genommen hätte wie für den Erotik-Aspekt, wäre die Geschichte sicherlich nicht schlecht geworden; doch so? Ich bin maßlos enttäuscht. Es gab so viel Potential, gerade in Form der Video-Chats, der Berufswahl von Ruby, den Haustieren.. doch das alles wurde komplett verschenkt, um stattdessen endlos über die Genitalien der Figuren zu schwadronieren.
Statt von den großen Gefühlen überwältigt zu werden, müssen wir mehrere Kapitel lang lesen, wie sich die Figuren selbst befriedigen und dabei an den jeweils anderen denken. „Oh wie schön wäre es doch, statt meinen Fingern jetzt seinen Penis in mir zu haben?“ – so oder so ähnlich kam das ungelogen auf jeder zweiten Seite und alles, wirklich alles, wurde nur auf genau das reduziert. Es ist mir absolut schleierhaft, was man an dieser vulgären Geschichte witzig finden könnte. Ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, schmunzeln zu müssen – im Gegenteil! Immer wieder ekelte ich mich fast vor dem Geschehen und war einfach sprachlos, wie man eine Szene so derart verderben kann.
Dadurch, dass Bancroft über den Großteil des Buches überhaupt nicht „da“ ist, zieht sich alles endlos hin, es plätschert vollkommen träge und nichtssagend dahin und man wartet als Leser zunehmend ungeduldiger auf den Moment, in dem der Protagonist wieder auf die Protagonistin trifft. Als es dann soweit war, war das, als würde ich China ein Sack Reis umfallen. Völlig langweilig und emotionslos beschrieben; keine Spannung, kein Mitfiebern, kein peinliches Gestammel, kein Wow-Effekt. Selbst der große Streit, den es unweigerlich geben muss in diesen Büchern, war total banal und binnen kürzester Zeit abgehandelt – und warum???? RICHTIG! Damit die endlich wieder miteinander vögeln können; denn was anderen können sie scheinbar nicht. In jeder Lage, überall, auf jeder Oberfläche. Gespräche? Witzige Dialoge? Neckereien? Das alles kommt neben den zahlreichen (!!!) Orgasmen (ich rede hier von derart vielen hintereinander, dass sämtliche Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt) viiiiiel zu kurz. Das Ende; welch Überraschung .. naja.. ich denke, ich brauche an der Stelle nicht weitersprechen. Es war einfach enttäuschend.

Wovon ich jedoch nicht enttäucht war, war der Lesefluss. Trotz aller Kritik kam ich sehr leicht und vor allem sehr schnell voran. Helena Hunting schreibt sehr verständlich und angenehm und auch wenn auch ihre Art des Erzählens einiges zu der Vulgarität beiträgt, gebe ich in der Hinsicht nicht ihrem Stil die Schuld daran. Ich mochte, wie sie die Geschichte erzählt, auch wenn mir die Geschichte an sich nicht gefallen hat und mir gefiel, wie sie das Buch gliederte: denn durch die Perspektiv-Wechsel zwischen den Protagonisten bekamen wir immer wieder kurze Pausen von Ruby – was echt gut tat und der Geschichte in die Karten spielte. Wahrscheinlich ist es sogar letztlich dem Stil zu verdanken, dass ich das Buch zu keiner Zeit wirklich abbrechen wollte. Helena Hunting schaffte es also, mir selbst die schlechteste Geschichte irgendwie gut zu verkaufen. Ich kann nur schwer in Worte fassen, wie ich das meine, aber ich war einfach, trotz allem, nie so gelangweilt, dass ich aufgeben wollte.

FAZIT:
„Stay“ von Helena Hunting hat extakt einen Pluspunkt bei mir verdient: nämlich mit dem Schreibstil. Alles andere, inbesondere die Figuren fallen bei mir komplett durch. Eine absolut vulgäre Protagonistin, deren Handlungen und Gedankengänge zum fremdschämen animieren, treffen auf eine lahme Geschichte ohne Spannungsbogen, in der es größtenteils nur um Sex, Mastrubation und Genitalien geht. Weder atmosphörisch, noch humorvoll, noch realistisch. Alles in allem: Absolut enttäuschend!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Eine absolute Wohlfühl-Geschichte, die überzeugt

New Promises
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Wow! Was hab ich mich auf diese Fortsetzung gefreut! Ich habe keine Ahnung, wie ich das ausdrücken soll, aber nachdem mich Band 1 komplett und restlos überzeugt hat, war ich mir sicher, dass mich Lilly ...

Wow! Was hab ich mich auf diese Fortsetzung gefreut! Ich habe keine Ahnung, wie ich das ausdrücken soll, aber nachdem mich Band 1 komplett und restlos überzeugt hat, war ich mir sicher, dass mich Lilly Lucas auch mit Band 2 wieder für sich gewinnen kann. Also habe ich gar nicht viel Zeit vergehen lassen und nach dem Erscheinen fast direkt zu „New Promises“ gegriffen. Heute kann ich euch auch schon meine Meinung liefern. Falls ihr also wissen möchtet, ob mir der Nachfolger genau so gefallen hat wie der Vorgänger, dann bleibt jetzt gerne dran; viel Spaß ♥ Übrigens: keine Sorge, die beiden Bücher sind unanhängig voneinander zu lesen, weswegen hier auch keine Spoilergefahr herrscht. » hier « gelangt ihr zur Rezension zu Band 1.

Während Lena und Ryan und „New Beginnings“ noch die Hauptrollen spielen, begegnen wir ihnen hier nur als Randfiguren; denn Izzy und Will haben das Ruder übernommen. Zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die aber durch eine jahrelange Freundschaft verbunden sind. Die Harmonie zwischen ihnen ist regelrecht greifbar und eroberte mein Herz im Sturm. Es machte endlos viel Spaß, die beiden miteinander zu erleben – egal ob sie sich gegenseitig halfen, einander anzickten oder ihre Reibereien hatten; es wurde perfekt auf den Leser übertragen, sodass ich nicht nur hin und wieder laut auflachen musste; sondern genau so auch mal wütend oder traurig wurde. Ich fühlte mit ihnen mit; und das allein ist in New Adult Romanen schon die halbe Miete. Beide sind auf ihre eigene Art und Weise sympathisch und glaubwürdig, sehr lebendig und absolut authentisch. Will ist der typische Protagonist: ein Frauenmagnet, der seinen Status als solcher ausnutzt und gern die ein oder andere Perle abschleppt ; aber für das offensichtliche einfach blind ist. Optisch konnte er durch seine Attraktivität ebenfalls punkten und sein Job verschaffte ihm den restlichen Bonus, damit ich ihn heiß fand. Izzy ist da eher brav, zumindest charakterlich, auch wenn ihre Flirtkünste trotzdem klar und deutlich zu erkennen waren und sie eindeutig kein Mauerblümchen darstellte. Optisch hob sie sich allein durch ihre Dreads schon massiv vom Einheitsbrei ab. Mir gefiel diese krasse Kontrast zwischen den beiden Freunden, denn das sorgte nicht nur für Abwechlung, sondern auch für Zündstoff und jede Menge Missverständnisse. Jedenfalls konnte ich sowohl Will als auch Izzy problemlos nachvollziehen und ihre Handlungen und Gedankengängen empfand ich als glaubhaft und echt. Dass ich ihnen alles Glück dieser Welt gönnte, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr zu erwähnen.
Die Randfiguren, wie zum Beispiel Lena und Ryan kamen hier in dieser Geschichte auch nicht zu kurz. Immer wieder hatten sie Gastauftritte, die auch mal mehrere Seiten beanspruchen konnten. Mir war es eine Freude, die beiden wieder zu sehen und zu erleben, dass sich in der Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, einfach nichts verändert hat. Und Cole, der dritte heiße Kerl in Green Valley, empfand ich ebenfalls als enorm gut getroffen. Ich hatte meine Zweifel, ob ein abgehobener Hollywood-Star wirklich zum Geschehen passte – aber diese wurden, kaum dass ich den humorvollen, attraktiven Kerl kennengelernt habe, prompt ausradiert. Einen letzten Satz widme ich den restlichen Nebencharakteren wie Familie und Freunde der Hauptfiguren: sie alle waren so herzlich und liebenswert und verliehen dem Buch eine außerordentliche Portion Lebendigkeit.

Der Schreibstil glänzt, wie auch schon im ersten Band, durch absoluten Wohlfühl-Charakter. Man beginnt zu lesen und prompt liegt mehr nicht mehr im Bett, sondern ist mit Izzy auf der Piste und spürt den samtigen Pulverschnee im eigenen Gesicht. So bildhaft und atmosphärisch, so humorvoll und emotional. Dabei fliegt man nur so durch die Seiten und fühlt sich einfach zu Hause in Green Valley. Als ich in „New Promises“ das erste Mal ins Olly’s kam, war es wahrhaftig wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Ich bin also noch immer ein riesiger Fan von Lilly Lucas‘ Schreibstil und kann ihn nur in den höchsten Tönen loben. Die Gefühle wurden herrlich intensiv transportiert; witzige Passagen sorgten tatsächlich für das ein oder andere Schmunzeln und all die Kulissen-Beschreibungen erzeugten ein glasklares Bild vor meinem inneren Auge. Kruz um: ich fühlte mich viel eher, als würde ich einen wunderschönen, romantischen Film schauen, als „nur“ ein Buch zu lesen und das allein verdient nicht nur Lob, sondern auch den größten Respekt. Dabei freue ich mich im Normalfall ja immer über unterschiedliche Perspektiven; störte mich hier aber überhaupt nicht daran, dass wir lediglich Izzy begleiten. Dies sorgte überraschenderweise für weitere Spannung und Undurchsichtigkeit.

Wie schon in Band 1 ist auch hier das Rad nicht neu erfunden worden. Die Autorin greift auf die alt bewährten Strukturen zurück und erzählt eine Geschichte, die wir sicher schon das ein oder andere mal gelesen haben. – der Knackpunkt ist aber wie sie die Geschichte erzählt. Schon während des Einstieg war ich komplett zurück in der Atmosphäre des ersten Bandes und stellte im Laufe des Buches fest, dass mich „New Promises“ sogar noch eine Nuance mehr fesseln konnte – dafür war der Wohlfühlfaktor wieder stark wie eh und je. Es ist, trotz Vorhersehbarkeit einfach spannend, weil man als Leser wissen will, wie die Autorin die wichtigen Momente in Worte gefasst hat und man fiebert auf jeden noch so kleinen Plot hin. Außerdem durfte ich hier sogar ein wenig miträseln und mir selbst Gedanken machen, für welchen Mann ich mich wohl an Izzy’s Stelle entscheiden würde. Das allein riss mich unglaublich mit und auch wenn hier auch keine große Überraschung stattfand, war es doch wunderschön, es zu lesen. Lilly Lucas‘ Bücher leben nicht von Action, Adrenalin und überraschende Wendungen; sie leben, ebenso wie die Marie Force Bücher, von der Atmosphäre und den Gefühlen; von den spritzigen Dialogen und dem Miteinander der Figuren. Und natürlich von der traumhaften Kulisse der Rocky Mountains.
Das Ende war, genau wie der Rest, ebenfalls in gewissem Maß vorhersehbar und durchschaubar, war aber so wunderbar in Szene gesetzt, dass ich mich überhaupt nicht daran gestört habe. Im Gegenteil: ich freute mich unendlich, dass ich diesem Moment miterleben durfte. Vielleicht kam mir der Schluss ein bisschen zu aprupt und wurde zu schnell abgehandelt; da hätte man eventuell noch ein paar Sätze hinten dran setzen können; um alles abzurunden – aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau, sodass das keineswegs als Kritik angesehen werden sollte.

FAZIT:
Der zweite Band der „Green Valley Love“ Reihe ist wieder einmal ein wahres Highlight. Eine absolute Wohlfühl-Geschichte, die einen mitreißen und begeistern kann. Trotz Vorhersehbarkeit war es wieder ein richtiges Erlebnis, in die Welt von Lena, Ryan, Will und Izzy eintauchen zu dürfen und ich bete, dass wir nicht allzu lange auf einen Folgeband warten müssen. Der etwas zu schnell abgehandelte Schluss tat des Ganzen letztlich dann auch keinen Abbruch mehr, sodass ich guten Gewissens die volle Punktzahl vergeben kann. Großartig! Herzerwärmend! Genial! Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Wieder etwas stärker als sein Vorgänger

Sehnsucht nach dir
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In jeder Reihe gibt es Bände, die einen mehr interessieren, als andere – dieser fünfte Band hier gehörte nicht dazu. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ...

In jeder Reihe gibt es Bände, die einen mehr interessieren, als andere – dieser fünfte Band hier gehörte nicht dazu. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass mich das Buch überzeugen könnte. Nichts desto trotz wollte ich endlich mit der Reihe weitermachen und so entschied ich mich doch dafür, Ella und Gavin einen Besuch abzustatten. Ob ich mit meinen Zweifeln recht behielt oder ob mich mein Gefühl (mal wieder) täuschte, das erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Marie Force‘ Bücher leben nicht von Spannung, Action und überraschenden Wendungen – sie leben von Charme, Herzlichkeit und Emotionen. Ganz egal, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Bänden lag, nach wenigen Sekunden ist man wieder komplett gefangen und in der Geschichte drin. So war es auch hier im 5. Band der Green Mountain Reihe und Marie Force hat wieder einmal bewiesen, dass sie mit ihrem Schreibstil Herzen höher schlagen lassen kann. Dank des lockerleichten, einfachen Schreibstils und der einnehmenden Atmosphäre rauscht man nur so durch die Seiten und erlebt eine wunderschöne Zeit in Butler. Es gelang mir problemlos, mir alles bildlich vor Augen zu führen und den Charme der Kleinstadt auf mich wirken zu lassen. Auch Christiane Marx steuert ihren Teil zum Wohlfühlfaktor bei, denn ihre Stimme passt einfach perfekt zur Geschichte. Ich könnte dieser Frau, mit ihrer glasklaren Stimme und den verschiedenen Tonlagen, ewig zuhören, ohne mich jemals zu langweilen; und das finde ich nach wie vor absolut beeindruckend. Ich könnte mir keine andere Sprecherin für die Lost in Love Bücher vorstellen, die auch nur annähernd so viel Lebendigkeit erzeugen könnte, wie Christiane Marx es tut.

Auch in Bezug auf die Charaktere macht man der Autorin nichts vor. Jeder einzelne von ihnen ist prädestiniert dazu, das Leserherz für sich zu gewinnen – zumindest in den allermeisten Fällen. Ella zum Beispiel ist eine so liebenswerte junge Frau, die ihr Glück einfach verdiente. Durch ihre normale, bodenständige Art war sie herrlich unproblematisch und realistisch. Auch wenn ich nicht jeden ihrer Gedankengänge nachvollziehen konnte und nicht jede Handlung verstand, so war sie mir doch auf ganzer Linie sympathisch und ich hatte großen Spaß daran, diesen Band mit ihr an meiner Seite zu durchleben. Einziges Problem waren für mich die Gefühle Gavin gegenüber. Das lag aber wohl viel eher daran, dass ich ihn nicht ganz so gerne mochte. Ich konnte ihm irgendwie nichts abgewinnen. Schon in den Vorgängern war er für mich kein Sympathieträger und jetzt, in seiner eigenen Geschichte, besserte sich das zwar etwas, änderte sich aber nicht vollständig. Mir fehlte bei ihm das gewisse Etwas; das Greifbare. Obwohl er mit einer gehörigen Portion Tiefgang ausgestattet war, fand ich nur schwer einen Draht zu ihm und selbst wenn sich mal erste Anzeichen von Sympathie zeigten, erloschen sie relativ zügig wieder. Gavin war alles in allem okay, mehr aber auch nicht und deshalb komme ich nicht umhin zu behaupten, Ella hätte tatsächlich etwas Besseres verdient als ihn.
Selbst die Harmonie zwischen den beiden wirkte auf mich zu gewollt. Natürlich gab es einige sehr emotionale Szenen zwischen ihnen, doch im großen Ganzen betrachtet, sprang der Funke nicht über. Ich hätte mir mehr Authensität, mehr Gefühl gewünscht – ich wollte mit den beiden mitfühlen, wollte das Herzklopfen spüren, das sie verspüren; aber das hat leider nicht funktioniert.
Dafür waren es aber wieder die ganzen Figuren, die mich begeisterten. Die Nebenfiguren sind und bleiben immer das Highlight in dieser Reihe. Allein die ganzen Abbott Geschwister inklusive Mama und Papa Abbott sind einfach solche Herzensmenschen. Dieser deutlich spüre Familiesinn, die bedinungslose Liebe zwischen ihnen allen – das ist jedes Mal wie Balsam für die Seele. Auch die Charaktere, die wir bereits aus Vorgängern kennen, wie Will und Cameron, Nolan und Hannah usw. sind wieder mit dabei und entwickeln sich kontinuierlich weiter.

Die Idee sowie die Handlung an sich sind nichts bahnbrechendes. Alles ist durchaus vorhersehbar, es gibt wenig Überraschungen und noch weniger Wendungen und das Drama, das unweigerlich irgendwann aufkommt, kommt einem auch schon aus anderen Werken bekannt vor. Dabei habe ich ja aber oben schon erwähnt, dass diese Bücher auch gar nicht von dem leben, was ich jetzt als fehlend genannt habe – sondern von der Tatsache, dass es absolute Wohlfühlbücher sind, die einen den Alltag für ein paar Stunden vergessen lassen. Es ist kinderleicht, sich einfach in die Geschichte fallen und sich davon treiben zu lassen und am Ende ist man, trotz der genannten Schwächen, einfach rund herum entspannt und zufrieden und glücklich. Obwohl mir die Lovestory zwischen Ella und Gavin nicht ganz so gut gefiel, war ich wieder umso begeisterter vom Drum Herum des Ganzen und auch der Settingwechsel, der in diesem Band stattfindet, sprach mich an und sorgte für Abwechslung. Natürlich – es ging ja schließlich vom kühlen Vermont in die Karibik! Das alles hätte ich mir an mancher Stelle noch ein wenig mehr ausgearbeitet und in die Länge gezogen gewünscht; mir ging das zu flott über die Bühne und schwups, waren wir mitsamt allen Figuren wieder in zurück in Butler. Da fehlte mir das typische Flair, das der weiße Sandstrand und Co auslösen sollte.
Was hier also ins Auge sticht: es geht schon alles enorm schnell. Kaum dass man das (Hör)Buch begonnen hat, ist der Weg zum Ziel schon vorrüber und man beschäftigt sich nur noch mit dem Blick auf das Pärchen. Natürlich gab es drum herum kleinere, ebenso vorhersehbare Plots, aber die waren für mich nur ein netter Bonus. Viel interessanter wäre es für mich gewesen, die Zeit, bevor die beiden zueinander finden, zu erleben – und zwar intensiver und länger.
Aber so negativ sich das auch alles anhört; ich war trotzdem komplett gefesselt und eingehüllt in den Charme der Abbotts und obwohl auch hier die Lovestory etwas flacher ausfiel als erhofft, gefiel mir der Band doch besser, als sein Vorgänger.

FAZIT:
„Sehnsucht nach Dir“ und somit der fünfte Band der Green Mountain Saga von Marie Force konnte mich wieder einmal nicht komplett begeistern, dafür aber ins weit entfernte Vermont entführen. Der Wohlfühl-Faktor war definitiv wieder gegeben und trotz all meiner Kritik blicke ich mit zwei lachenden Augen auf die Geschichte zurück. Ella ist eine wunderbar herzliche Protagonistin, die dem Buch die nötige Lebendigkeit einhaucht; während Gavin ein eher schwacher Gegenpart war. Dafür glänzen sowohl die Nebenfiguren wieder als auch der Schreibstil und die Sprecherin. Eine nicht perfekte Geschichte, die unterhalten und den Leser vom Alltag wegholen kann. Für alle Fans ein Muss!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Eine regelrecht epische Welt

Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
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Schon seit einer geraumen Weile stand „Kingdoms of Smoke“ auf meiner Wunschliste – erst auf englisch und schließlich dann auf deutsch. Da ich meine Chancen als schwindend gering betrachtete, fragte ich ...

Schon seit einer geraumen Weile stand „Kingdoms of Smoke“ auf meiner Wunschliste – erst auf englisch und schließlich dann auf deutsch. Da ich meine Chancen als schwindend gering betrachtete, fragte ich das Werk erst relativ spät an und bekam wider Erwarten doch die Zusage. Ein herzliches Dankschön an das dtv-Team! Die Freude war natürlich wieder einmal grenzenlos. Kaum dass dieser unglaublich dicke Wälzer dann bei mir eintraf, habe ich auch direkt danach gegriffen und heute, pünktlich zum Erscheinungstermin gibt’s nun meine Meinung zu dem Werk. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Der erste Band der „Kingdoms of Smoke“-Trilogie ist nur auf den ersten Blick ein klassischer High Fantasy Roman. Zwar bedient sich Sally Green durchaus an bekannten und beliebten Elementen, verstrickt diese jedoch geschickt mit völlig neuartigen Aspekten. So dreht sich hier zwar alles um verschiedene Königreiche, die nur schwerlich den Frieden untereinander halten können; doch gleichzeitig spielen auch zum Beispiel Dämonen eine tragende Rolle. Für mich eine 100% geglückte Idee, deren Umsetzung mindestens genau so gut ausgearbeitet ist.
Zwar habe ich zu Beginn ein paar Seiten gebraucht um die Zusammenhänge, Beziehungen untereinander und die Welt ganz allgemein zu verstehen, doch schon nach den ersten Kapiteln fand ich mich nicht nur wunderbar zurecht, sondern war auch restlos vom Geschehen gefesselt. Die Autorin hat es geschafft, fünf gänzlich unterschiedliche Handlungsstränge zu spinnen, deren Zusammenhänge mir, trotz intensivem Miträseln, einfach nicht aufleuchten wollten. Dies allein erzeugte für mich eine immense Spannung, die mich regelrecht mitriss und immer wieder den Atem anhalten ließ. Das Mitfiebern mit einem jeden einzelnen Strang bzw. Protagonist fiel mir deshalb überhaupt nicht schwer und ich hetzte manchmal regelrecht durch die Seiten und vergaß die Zeit komplett. Ich tauchte ein in diese epische Welt, die Sally Green hier erschaffen hat und fühlte mich als Teil des Ganzen; als Bewohner der Welt; als Mitglied der Höfe.
Immer wieder tauchten Plots auf, die die Spannungskurve weiter anwachsen ließen; eine Überraschung jagte die nächste und ich konnte teilweise nicht mal ansatzweise verstehen, wie es möglich ist, eine derart interessante, rasante und neuartige Storyline zu kreieren, obwohl die einzelnen Elemente ja eigentlich bekannt sind. Allein der Handlungsstrang rund um die Dämonen war großartig und einfach so erfrischend. Es barg so viel Potential, das von der Autorin restlos ausgeschöpft werden konnte. Genial gemacht!
Das Ende barg dann zwar einen Schockmoment, der mich sprachlos machte und wies das selbe actionreiche Erzähltempo auf, war aber im Vergleich zu den ganzen anderen überraschenden Wendungen ein wenig vorhersehbar. Für mich war das überhaupt kein Problem, immerhin gefiel mir auch hier wieder die Darstellung und Ausarbeitung so gut, dass es mich nicht weiter störte, dass ich das Ende kommen sah. Für mich der perfekte Schluss, der unglaublich Lust auf Band 2 macht und noch jede Menge Zündstoff für die Folgebände liefert.

Es ist kein Geheimnis, dass sich High Fantasy Bücher nicht einfach so mal eben schnell weglesen lassen; so auch hier – doch mit der nötigen Konzentration und Aufmerksamkeit kommt man als Leser problemlos mit und kann dem Ganzen leicht folgen. Ich war überrascht vom Sog, den das Geschehen auf mich wirkte, ich wollte so schnell wie möglich wissen, was sich hinter allem verbarg, doch gleichzeitig wollte ich auch nicht, dass es fürs erste zu Ende ist. Eine absolut packende Story, die einem hier ausführlich und bildhaft erzählt wird. – es war mehr das Gefühl, einen unendlich spannenden Film zu schauen, als ein Buch zu lesen. Das alles ist nichtzuletzt dem authentischen Schreibstil von Sally Green geschuldet. Das Buch hat sich trotz der eher „schweren“ Story enorm gut und flüssig lesen lassen und sogar mein Lesetempo war erstaunlich, denn ich kam schneller voran, als mir lieb war. Dazu kommt, dass auch die Sprache perfekt auf die Geschichte abgestimmt ist und aufgrund der Königshäuser ein wenig historisch angehaucht wurde. Perfekt gelöst und absolut beeindruckend!

Die Charaktere sind hier nicht nur vielfältig, sondern auch zahlreich. Ich gestehe, dass ich ein wenig gebraucht habe, um sie problemlos voneinander unterscheiden zu können; doch als der Punkt erreicht war, war es ein Genuss, die Unterschiede zwischen einer jeden Figur und deren Leben zu beobachten. Während der eine im Luxus schwebt, ist der andere auf Dämonenjagd und ein dritter muss gegen den Drang zu Stehlen ankämpfen. Man spürt also hier schon, dass jeder Protagonist (wovon auch jeder einen eigenen Handlungsstrang bekam) grandios spannend war und so viel Leben und Authensität in die Geschichte brachte.
Auch die Dynamik untereinander gefiel mir von der ersten bis zur letzten Seite. Die Dialoge waren nicht nur glaubhaft und echt, sondern auch komplett nachvollziehbar und realistisch. Egal ob die gehobene Sprache des Adels benutzt wurde oder frei Schnauze von der Straße – beides passte und war perfekt gewählt. Ich könnte, jetzt rückblickend, immer noch keinen der fünf Protagonisten benennen, den ich am liebsten hatte – weil sie eben grundverschieden waren. Prinessin Catherine gefiel mir genau so gut wie der Soldat der Leibgarde Ambrose. Sogar die Dämonenjäger eroberten mein Herz im Sturm und bei jedem Kampf raste mein Herz mit ihren eigenen mit.
Ein weiterer, letzter Pluspunkt erhält die Vielschichtigkeit der Figuren: im Laufe der Zeit durchlebt man einige Momente, in denen man plötzlich alles und jedem misstraute. Keiner scheint mehr vertrauenswürdig, nur um kurze Zeit später jeden bösen Gedanken gegenüber den Figuren bitterböse bereuen. Wow. Das hatte ich bisher echt selten in diesem Ausmaß.

Fazit:
Dieser Auftakt der „Kingdoms of Smoke“ Trilogie ist einfach atemberaubend gut ausgearbeitet und dargestellt. Allseits bekannte und beliebte Elemente treffen auf erfrischende Einfälle und sind perfekt miteinander verwoben. Eine durchgängige Spannung und zahlreiche Plots und Twists sind ebenso vertreten wie fünf einzartig vielschichtige Protagonisten. Unterteilt in ebenfalls fünf Handlungsstränge bietet diese High Fantasy Geschichte alles, was das Leserherz höher schlagen lässt: Action, Spannung, Rasanz, Überraschungen und jede Menge Stoff zum Mitfiebern und Miträtseln. Und das Beste: endlich steht die Liebesgeschichte einmal nicht im Vordergrund, sondern ist nur ein netter Bonus neben Kriegen, Tod und Zerstörung. Genial gemacht und für mich ein verdientes Highlight. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Düster, brutal und absolut einzigartig

Tears of Tess - Buch 1
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Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie viele befreundete Blogger mir dieses Buch empfohlen haben; aber es waren einige – unzählige sogar. Als meine liebste Susi von » magische Momente «,mir das Buch netterweise ...

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie viele befreundete Blogger mir dieses Buch empfohlen haben; aber es waren einige – unzählige sogar. Als meine liebste Susi von » magische Momente «,mir das Buch netterweise ausgeliehen hat, lag es erstmal viel zu lange hier, ehe ich mich ganz spontan entschloss, mich der lieben Lisa von » Mrs Bookerella « anzuschließen und das Buch mit ihr gemeinsam zu lesen. Heute kann ich euch endlich verraten, ob die ganzen Empfehlungen für mich der Wahrheit entsprachen oder ob ich den Hype eher nicht gerechtfertigt finde. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Mein erster, richtiger Ausflug in die Dark Romance Welt begann als Tess an einem ganz normalen Tag am Flughafen von Melbourne. So schön bodenständig und herrlich alltäglich. Doch das Drama, das unweigerlich auf den Leser wartet (kündigt ja schließlich der Klappentext an), lässt nicht lange auf sich warten und aus dem schönen Urlaub in Mexiko wird ein knallharter Kampf ums Überleben. Pepper Winters hat es in nur wenigen Seiten geschafft, mir Tess bereits so sympathisch werden zu lassen, dass das Mitfiebern nicht weiter schwer fiel. Ich war, ehrlich gesagt, spätestens nach der Entführung absolut gefangen in der Geschichte und wahrhaftig geschockt, wie brutal und gewaltätig alles vonstatten ging. Schon da wurde mir dann klar, dass meine Befürchtung, es würde keine richtige Handlung geben, absolut fehl am Platz war und verpuffte prompt wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn Handlung gibt es – und zwar von der ersten, bis zur letzten Seite und die Erotik nimmt zwar einen gewissen Teil der Geschichte ein, ist aber eigentlich nur ein netter Bonus on top. Und das ist es, was mich letztlich so begeistert hat. Die Handlung war durchdacht und ausgeklügelt, spannend und voller Überraschungen und Wendungen. Selten hat der Spruch „nichts ist, wie es scheint“ besser gepasst. Pepper Winters lässt den Leser atemlos durch die Seiten hetzen und schafft es unzählige Male, noch krassere, noch schockierendere Elemente einzubauen und die Geschichte ständig in andere Richtungen zu manövrieren. Dabei legt die Handlung eine Lebendigkeit an den Tag, die mich sprachlos machte. Denn egal wie schlimm ein Plot auch war, er gewann zusätzlich an Entsetzen, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass das alles genau so sicher irgendwo auf der Welt gerade geau so passiert. Ich weiß ehrlich nicht mehr, wie oft ich überrascht die Augen aufgerissen habe und wie oft ich dachte „schlimmer kann es ja nicht mehr werden“, nur um dann eines besseren belehrt zu werden.
Die Autorin erzählt hier mit beeindruckenden Aspekten und grandiosen Einfällen eine Handlung, die einem unter die Haut geht, die schockiert, berührt, die zum weinen und zum lachen animiert. Eine Geschichte, voller Emotionen, voller Leid und Schmerz, voller Sehnsucht und Einsamkeit, Brutalität und Gewalt; und voller menschlicher Abgründe – aber auch voller Lust und Leidenschaft, voller Erotik und tiefgreifenden Gefühlen. Eine regelrechte Achterbahnfahrt der Emotionen für mich, die mich tief beeindruckte und begeisterte. Vor allem der Schluss hatte es in sich und brachte nochmal frischen Wind für den zweiten Band mit.

Der Schreibstil überzeugt derweil ebenso auf ganzer Linie. Pepper Winters schreibt unheimlich eingehend und lebendig, und trotzdem sehr flüssig. Die Emotionen und Empfindungen werden zu einer Abrissbirne, die erbarmungslos zuschlägt und den Leser innerlich komplett zerschmettert. Dabei ist es ganz gleich ob gerade eine der brutalen Szenen dargestellt wird und mn so den Schmerz am eigenen Leib spüren muss; oder ob die Erotik an erster Stelle steht, und man als Leser durchaus prickelnde Momente erlebt; die Worte erreichen den Leser mit einer Intensität, die mich stellenweise fast ein bisschen überforderte – natürlich im positiven Sinne.
Erzählt wird dabei stets aus Tess‘ Sicht in der ersten Person, sodass wir jede Menge wichtiger Informationen über unsere Protagonistin zugespielt bekommen und sie so noch greifbarer und authentischer werden lassen. Außerdem, und das ist beinah das schönste am Buch: die Kapitel-Überschriften. Ich hätte nie gedacht, dass so simple Worte so gut zum Inhalt des jeweiligen Kapitels passen können – aber hier wurde ich sogar davon überrascht.

Zu den Charakteren möchte ich bewusst wenig sagen; denn jedes Wort könnte schon wieder zu viel sein. Tess als Protagonistin ist eine Wohltat für die Geschichte. Mit ihrem Kampfgeist, der Stärke und dem ungebrochenen (Über)Lebenswille ist sie die perfekte Besetzung und bringt jede Menge Zündstoff und Potential mit. Sie ist wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit, die mein Herz im Sturm erobern konnte. Obwohl ich mich [Gott sei Dank!!] nur schwerlich in Tess‘ Lage versetzen kann, konnte ich ihre Handlungen und Gedankengänge meistens problemlos nachvollziehen und verstand ihre Reaktionen und Aussagen beinah immer. In den wenigen Momenten, in denen ich mal nicht eins mit ihr war, leuchtete mir aber dann auch ein, warum die Autorin unsere Protagonistin so hat handeln lassen. Ansonsten könnte ich meine Schwärmerei für Tess wahrscheinlich in die Unendlichkeit weiterführen; beende das ganze aber an dieser Stelle und erwähne noch einmal, dass Tess trotz ihrer Neigungen und Vorlieben zu einer wahren Freundin für mich geworden ist, die ich gleichermaßen mochte wie auch bewunderte.
Randfiguren gibt es einige; manche von ihnen etwas wichtiger, andere wirklich nebensächlich. Doch jeder hatte seine speziellen Merkmale, um sie problemlos voneinander trennen zu können. Ich als Leser konnte mir selbst den unwichtigsten Charakter wunderbar leicht vor Augen führen und mir letztlich auch seine Verbindungen, seine dunklen Geheimnisse und seine Aufgaben innerhalb des Geschehens merken.
Danke Pepper Winters für diese großartig Dynamik zwischen den einzelnen Figuren, für die vielschichtigen und abwechslungsreichen Verhältnisse und für diese riesige Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren. Ich freue mich schon jetzt, das ein oder andere Gesicht (und ja, auch die Antagonisten) wieder zu treffen in Band 2.

Fazit:
Der erste Band von Tears of Tess von Pepper Winters ist ein Buch, das nachhaltig Wellen schlägt. Prickelnde Erotik trifft auf eine spannende, undurchsichige Handlung und auf sehr spezielle Figuren. Die kämpferische Tess lässt den Leser die ganze Bandbreite an Emotionen am eigenen Leib spüren und überzeugt letztlich auf so vielen Ebenen. Falls ihr also auf der Suche nach einer wirklich düsteren, gewaltätigen und brutalen Dark Romance Geschichte seid, voller Tabu-Themen und schockierender Momente, aber auch voller Gefühl und unzähligen Überraschungen, dann tut mir einen Gefallen und werft einen Blick in „Tears of Tess“ – wenn man weiß, worauf man sich einlässt und sich in Hinsicht auf Vergewaltigung und körperlicher Gewalt nicht triggern lässt, erhält man eine Geschichte, die man mit absoluter Sicherheit niemals wieder vergisst. Für mich das Highlight schlechthin, das sogar meinen All Time Favourite ins Wanken bringt. 5 Sterne plus.

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