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Veröffentlicht am 05.12.2021

Tolles Buch

Es war doch nur Regen!?
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In den überregionalen Medien spielt die Flutkatastrophe im Westen von Deutschland, Belgien und den Niederlanden mittlerweile kaum noch eine Rolle. Dabei sieht es vor allem in der Eifel im Ahrtal immer ...

In den überregionalen Medien spielt die Flutkatastrophe im Westen von Deutschland, Belgien und den Niederlanden mittlerweile kaum noch eine Rolle. Dabei sieht es vor allem in der Eifel im Ahrtal immer noch sehr wüst aus und man hat das Gefühl, als wäre noch gar nicht so viel Zeit ins Land gezogen. Das Stromnetz ist immer noch sehr instabil und einige haben nach wie vor Heizlüfter, die natürlich nur funktionieren wenn Strom da ist.

Hauptsächlich besteht das Buch aus Tagebucheinträgen bzw. Facebookposts von dem Autor, die er in dieser Zeit verfasst hatte. Oft genug finden sich dazu einige neuere Ergänzungen oder Informationen um das alles besser einordnen zu können. Mir hat der Aufbau wirklich gut gefallen und ich finde es gut, dass hier nichts geschönt wurde. Der Autor schreckt nicht davor zurück offen über seine Gefühle zu schreiben. Das Buch musste ich einige Male beiseite legen, weil es mich emotional so mitgenommen hatte. Es ist einfach unfassbar das noch einmal alles nach lesen zu können, was ich schon von vielen Betroffen gehört habe. Nicht ohne Grund wird das was dort passierte von vielen als Tsunami bzw. Flutwelle beschrieben und es ist einfach nur erschreckend wie viel Kraft der Fluss an diesem Tag entwickelt hatte.

Wie man schon am Anfang des Buches lesen kann, schien für nahezu alle diese Flutkatastrophe undenkbar. Das Ahrtal ist nun einmal eine sehr idyllische Gegend und wenn man das Flüsschen so sieht, dann denkt man irgendetwas anderes ist für die gewaltige Zerstörung in dieser Nacht verantwortlich. Es ist wirklich trügerisch wie friedlich sie wieder vor sich her plätschert. Ich selbst bin im Tal direkt daneben aufgewachsen und habe wirklich viel Zeit im Ahrtal selbst verbracht. Und wenn ich eins für nicht möglich gehalten hatte, dann ist es so eine Flutkatastrophe. Es zeigt einfach mal wieder wie wichtig es ist vernünftige Hochwassergefahrenkarten auch für kleinere Flüsse zu haben. Denn wenn diese Katastrophe im Westen von Deutschland bzw. Europa eins gezeigt hat, dann ist es die unterschätzte Gefahr, die von diesen vermeintlich kleinen Bächen bzw. Flüssen ausgeht.

Viele Menschen im Tal haben in dieser Nacht ihre komplette Existenz verloren und nach wie vor weiß man nicht, wer sein Haus wieder aufbauen darf und vor allem wann die Gelder dafür kommen. Und nur weil man gegen allerhand Schäden versichert ist, heißt es noch lange nicht man bekommt das alles gezahlt. Selbes gilt natürlich auch für staatliche Hilfen, die an allerhand Bedingungen geknüpft sind.

An allen Ecken und Enden machen sich zudem die Lieferengpässe und der Fachkräftemangel bemerkbar, was auch im Buch selbst thematisiert wird. Natürlich sieht man wie viel sich in den letzten Monaten getan hat und ohne die große Solidarität von freiwilligen Helfern sähe es im Tal noch ganz anders aus. Und wenn eins Mut macht in dieser Zeit, dann ist es genau diese Hilfe. Denn nach wie vor gibt es viele Freiwillige, die tolle Projekte ins Leben rufen und sich massiv für die Betroffen einsetzen.

Aber man darf auch nicht vergessen, dass es sehr wichtig ist momentan genau hinzugucken was auf politischer Ebene passiert. Und wer sich dafür einsetzt wirklich für die Sicherheit der Menschen in den betroffenen Tälern zu sorgen. Und wem es nur wichtig ist den Status Quo wiederherzustellen, ungeachtet der Gefahr einer erneuten Katastrophe.


Das Buch erzählt die Geschehnisse vom 14.07.2021, als der Regen nicht aufhörte und das Wasser der Ahr langsam stieg. Und endet mit den Geschehnissen am 15.08.2021, als das gröbste für den Autor erledigt war. Es ist wirklich bemerkenswert wie schnell der Autor das Buch zusammen mit dem Verlag fertig gestellt hatte um einen Weg zu finden, damit das alles noch lange Zeit in den Köpfen der Menschen auch außerhalb vom Ahrtal bleibt. Der komplette Erlös geht 1:1 an die Betroffenen, was ich wirklich lobenswert finde. Für die Rezension habe ich jetzt tatsächlich zwei Wochen gebraucht, weil es mir unglaublich schwer fiel die richtigen Worte zu finden. Andy Neumann erscheint sehr selbstreflektiert und so berichtet er auch von dieser Zeit.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Tolles Buch

Ankommen
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CN: Mobbing, Tod

Obwohl ich die Sendungen und Auftritte von Bülent Ceylan gerne gucke, hatte ich mich bisher wenig mit der Person an sich auseinander gesetzt. Ein paar Sachen wusste ich natürlich über ...

CN: Mobbing, Tod

Obwohl ich die Sendungen und Auftritte von Bülent Ceylan gerne gucke, hatte ich mich bisher wenig mit der Person an sich auseinander gesetzt. Ein paar Sachen wusste ich natürlich über ihn durch diverse Interviews, weshalb ich schon ganz gespannt auf dieses Buch war. Da der Autor selbst das Hörbuch eingelesen hatte, habe ich mir diese Version geholt und rückblickend bin ich wirklich froh darüber. Ceylan hat eine wirklich fantastische Art Wörter zu betonen und der Dialekt kommt im Gesprochenen einfach besser rüber als auf Papier.

Vor dem Lesen sollte einem bewusst sein, dass es sich hierbei um keine Aneinanderreihung von lustigen Momenten handelt. Stattdessen werden hier immer wieder ernstere Themen aufgegriffen und Erlebnisse erzählt, die den Autor maßgeblich geprägt haben.

Mich hat es auf jeden Fall überrascht wie sehr er teilweise ins Detail geht, denn meist achtet er ja sehr darauf privates aus der Öffentlichkeit rauszuhalten. Was ich wirklich bemerkenswertes finde, schließlich scheint es ja heutzutage vollkommen normal zu sein als Promi dauerpräsent auf allen möglichen Kanälen zu sein. Einige Erlebnisse von ihm haben mich richtig nachdenklich gestimmt und inne halten lassen.

Unter anderem erzählt Ceylan davon wie schwer es für ihn war wirklich Fuß zu fassen in der Comedy-Szene. Man merkt bei solchen Biografien immer wieder, dass es nicht einfach ist dort reinzukommen und auf Dauer diesen Job auszuüben. Und wie zermürbend es ist immer wieder Absagen zu halten und wie schwer es ist mit dem wenigen Geld zurecht zukommen, was der Beruf einem in den Anfangsjahren beschert. Und wie wenig sich es oft rentiert überhaupt einen Auftritt wahrzunehmen in dieser Zeit. Diesbezüglich wird auch auf die Pandemie eingegangen und wie sehr sich schon alles in den Jahren davor verändert hat. Es zeigt auf alle Fälle wie hart das Künstlerleben sein kann und wie dankbar wir dafür sein sollten, dass sie unser Leben etwas bunter machen. Hoffentlich bleibt uns Ceylan noch lange in der Unterhaltungsbranche erhalten.

Wirklich skandalöse oder aufsehenerregende Neuigkeiten erfährt man jetzt nicht und bei mir wurde nur das Bild gestärkt, was ich ohnehin von dem Autor hatte. Was ich jetzt nicht schlimm finde, schließlich muss es ja in einer Autobiografie nicht immer um so etwas gehen.


Fazit:
Alles in allem ist es eine interessante Autobiographie, die einem viel persönliches über Bülent Ceylan verrät. Und einem einen schonungslos ehrlich Blick hinter die Kulissen der Comedy-Szene erlaubt.

Veröffentlicht am 24.10.2021

Tolles Buch

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
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In diesem Buch wird an vielen Stellen mehr als deutlich dargestellt wie wichtig es ist Zahlen und Statistiken zu hinterfragen. Denn in unserer schnelllebigen Zeit werden genau diese vollkommen aus ihrem ...

In diesem Buch wird an vielen Stellen mehr als deutlich dargestellt wie wichtig es ist Zahlen und Statistiken zu hinterfragen. Denn in unserer schnelllebigen Zeit werden genau diese vollkommen aus ihrem Kontext gerissen und dienen nur dazu um Behauptungen zu untermauern, die bei genauerer Betrachtung absolut nicht stichfest sind. Meist dienen sie nur dazu um dem Artikel etwas Seriosität zu geben, jedoch erfährt man dann nicht einmal wie viele überhaupt an der Studie teilgenommen haben und wie die Begleitumstände waren. Schließlich geht es meist nur darum, dass der Beitrag für viel Empörung sorgt und nicht darum, denjenigen bestmöglich zu informieren. Bei dem Kapitel rund um die Videospiele, die angeblich Gewalttaten fördern sollen, wird genau das mehr als deutlich.

Vor allem jetzt während der Corona-Pandemie war es nicht übersehen wie verzerrt wissenschaftliche Diskurse dargestellt werden. In den Schlagzeilen las man ständig wie uneinig sich die Wissenschaftler untereinander waren und sich ständig ihre Meinung änderte. Dabei ist es vollkommen normal in der Wissenschaft zu diskutieren und seine Erkenntnisse dem neuesten Wissenstand anzupassen. Zudem ist es vollkommen normal auf manche Fragen keine konkreten Antworten zu haben, schließlich ist manches noch zu wenig erforscht. Manche Themengebiete sind zudem zu komplex, so dass man sie nun einmal nicht auf eine einfache, simple und am Besten noch kurze Antwort herunter brechen kann. Leider wird genau das heutzutage immer wieder verlangt und am Besten muss diese für viel Aufsehen sorgen und darf unter keinen Umständen langweilig sein.

Besonders gut haben mir bei diesem eBook die Grafiken gefallen, die die Sachverhalte gut veranschaulichen. Diese sind alle mit Quellenangaben versehen und man kann sie größer machen, damit man sie auch auf kleineren Readern gut lesen kann.

Vor kurzem hatte ich das "Komisch, alles chemisch" von der Autorin gelesen und ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Schreibstil so flapsig wie in diesem Buch gewesen ist. Mich stört so etwas weniger, schließlich passt es zum Thema. Wenn doch einmal Fachbegriffe vorkommen, werden diese leicht verständlich erklärt. Es ist auf jeden Fall mal etwas anderes ein Buch über solche Themen in einem so saloppen Schreibstil zu lesen, der wohl eher für eine jüngere Zielgruppe gedacht ist.

Fazit:
Alles in allem zeigt das Buch wie wichtig es ist Statistiken und Zahlen zu hinterfragen, die einem im Alltag immer wieder begegnen. Dazu werden verschiedene Streitfragen aus allen möglichen Blickwinkeln beleuchtet und Interpretationsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Autorin zeigt mal wieder wie wichtig die Wissenschaft ist und man Fakten braucht, um einen vertretbaren Konsens bei Streitfragen zu finden.

Veröffentlicht am 15.10.2021

Spannender Fall

Ostseeschmerz
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Was ich immer wieder als Story interessant finde ist, wenn jemand vom Ermittlerteam das Opfer bzw. den Täter rein zufällig im Vorfeld der Tat treffen. Dieses Mal tritt das Opfer auf Greta zu und möchte ...

Was ich immer wieder als Story interessant finde ist, wenn jemand vom Ermittlerteam das Opfer bzw. den Täter rein zufällig im Vorfeld der Tat treffen. Dieses Mal tritt das Opfer auf Greta zu und möchte gerne mit ihr zusammen einen Kriminalroman über eine wahre Begebenheit schreiben. Und genau dieses Angebot spiet im gesamten Thriller eine tragende Rolle und bringt Geheimnisse ans Licht, die wirklich erschreckend sind. Schon relativ früh konnte ich erahnen was es damit auf sich hat und es zeigt einfach mal wieder, dass manche Abgründe der menschlichen Seele einfach unendlich sind.

Und dann passiert der Mord ausgerechnet an der Ostsee in einer Gegend, die viel zu idyllisch für so eine Tat erscheint. Wie man am Cover erkennen kann geht es dieses Mal recht stürmisch und beängstigend zu.

Desweiteren geht es noch um die große Frage, wie gut man sein Gegenüber wirklich kennt. Und genau darüber muss sich Greta dieses Mal Gedanken machen. Wie reagiert man am Besten in so einer Situation und was sagt das über die eigenen Fähigkeiten als Ermittler aus?

Das schöne an den Büchern Elias Haller ist, dass er im Laufe der Handlung wichtige Informationen aus den vorigen Bänden erwähnt. Da ich eine Menge Krimi- und Thrillerreihen lese bin ich über jeden Autor dankbar, der einem kleine Erinnerungshilfen einbaut. Denn mittlerweile gibt es ja eine Menge Bücher in diesem Genre, die an der Ostsee spielen oder eben einen Ermittler haben, der nebenberuflich Bücher schreibt.

Die Reihe rund um Finkel und Silber ist so ganz anders als die um Frost oder Donner, denn sie ist viel ruhiger und konfrontiert einen nicht ständig mit fragwürdigen Charakteren oder ähnlichem. Aber trotzdem ist die Ostseereihe turbulent und hat genügend Nervenkitzel, also passend zum Genre Thriller.

Bei den Ermittlungen stellt sich schnell heraus, dass der Fall komplexer ist als ursprünglich vermutet. Durch die vielen kurzen Kapitel kommt ganz langsam Licht ins Dunkel, jedoch geraten immer mehr Menschen in das Visier des Täters und somit bleibt den Ermittlern nicht viel Zeit. Die Auflösung an sich hatte mich richtig überrumpelt, immerhin hatte ich viel zu lange eine ganz andere Person in Verdacht. Wenn der Autor eins kann dann ist es falsche Fährten legen und er schafft es erstaunlich oft mich hinters Licht zu führen.

Am Ende gibt es dann noch einmal einen gewaltigen Cliffhanger, der jede Menge Zündstoff und somit weit reichende Veränderungen verspricht. Deshalb freue ich mich schon richtig auf die Fortsetzung und mal schauen was die beiden Ermittler noch so erwartet.

Fazit:
Alles in allem ist es ein spannender Thriller über einen Fall, der weit in die Vergangenheit reicht und den man gut ohne Vorwissen lesen kann.

Veröffentlicht am 04.09.2021

Tolles Buch

Sträters Gutenachtgeschichten
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Das Genre Horror ist quasi perfekt für Kurzgeschichten, da man für den Thrill einfach keine Bindung zu den Charakteren aufbauen muss und der Jumpscares auch ohne diese meist super klappt. Und genau das ...

Das Genre Horror ist quasi perfekt für Kurzgeschichten, da man für den Thrill einfach keine Bindung zu den Charakteren aufbauen muss und der Jumpscares auch ohne diese meist super klappt. Und genau das merkt man hier, dass es eben nicht viel braucht um einem das Fürchten zu lehren.

Mir hat jetzt nicht alles durchweg gefallen und manchmal konnte ich nur den Kopf schütteln, aber mit der Erwartung bin ich auch nicht an die Kurzgeschichtensammlung heran gegangen. Einige Kapitel sind mir auf alle Fälle im Gedächtnis geblieben, sei es wegen den eigenartigen Vorkommnissen, den gruseligen Momenten oder den witzigen Stellen. Und einiges lässt sich ganz einfach unter dem Wort "skurril" zusammen fassen und lassen einen den Kopf schütteln. Das ist einfach für mich typisch Sträter und deshalb hatte ich auch genau das bei einigen Geschichten erwartet. Man muss halt immer noch eine Schüppe Wahnsinn drauflegen und das passiert dort. Und wenn er eins kann, dann ist es vom Ästchen aufs Stöckchen zu kommen und damit einer Geschichte ganz viel Leben einzuhauchen.

Bei einigen Geschichten saß ich lange davor und fragte mich, was daran jetzt gruselig gewesen sein soll. Für manches bin ich halt so gar nicht empfänglich und meist war mir die Idee zu der Story an sich zu abwegig um mich wirklich in das Szenario hinein versetzen zu können.

Mir gefällt die düstere Aufmachung des Covers, was wie gewohnt von seinen neueren Werken den Autor selbst zeigt. Die weißen Ränder lassen es so erscheinen, als wäre es richtig schön abgegriffen und eben älter als es eigentlich ist.

Fazit:
Zusammenfassend lässt sich schreiben, dass mich einige Geschichten wegen dem Erzählstil an seine heutigen Texte erinnern und man ganz klar seinen schwarzen Humor erkennen kann. Mich hat das Buch auf alle Fälle im großen und ganzen gut unterhalten und deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen. Es sind halt eher lustige, teils skurrile bis brutale Horrorgeschichten mit vielen recht bekannten Szenarien.