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Veröffentlicht am 24.01.2021

Welches Leben wählst du

Die Mitternachtsbibliothek
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Die Mitternachtsbibliothek ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an den man gelangt, wenn man sich zwischen Leben und Tod befindet. An diesen Ort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie beschlossen hatte ...

Die Mitternachtsbibliothek ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an den man gelangt, wenn man sich zwischen Leben und Tod befindet. An diesen Ort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie beschlossen hatte ihr Leben zu beenden. In der Mitternachtsbibliothek erhält sie die Chance, Blicke in all ihre möglichen Leben, die sie nie gelebt hat, zu werfen.

Matt Haig greift hier ein Thema auf, über das die einen viel nachdenken und anderen ist es noch nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken. Was wäre wenn… ich eine andere Entscheidung getroffen hätte. Wie würde mein Leben dann jetzt aussehen? Besser? Schlechter?

Ich war sehr gespannt wie der Autor mit dieser Fragestellung umgeht. Welche Werte er dem Leser am Ende mitgeben möchte. Und ich bin durchaus positiv überrascht, da ich anfangs nicht genau wusste, was mich erwartet. Während Nora in ihre verschiedenen Leben eintaucht, lernt sie nicht nur sich selbst besser kennen. Sie erkennt, dass es nicht nur auf die großen Entscheidungen im Leben ankommt, sondern dass auch viele kleine Entscheidungen großes bewirken können. Und sie muss erkennen, dass man auf gewisse Ereignisse keinen Einfluss hat, da sie von unseren eigenen persönlichen Entscheidungen nicht betroffen sind.

Die wichtigste Erkenntnis, die sie jedoch erlangt – und hier vermutlich auch der Leser – dass das Leben einfach kommt wie es kommt. Wir können es mit unseren Entscheidungen zwar beeinflussen, aber gleichzeitig sind um uns herum so viele Menschen, die unser Leben ebenfalls mit ihren Entscheidungen beeinflussen. Ich finde das sind wichtige Punkte, die der Autor aufzeigen möchte. Man sollte sich nicht verrückt machen, mit was wäre wenn-Fragen, denn man kann nicht alles beeinflussen.

Nora sehen ich an dem Buch als größte Schwachstelle. Sie ist nicht direkt unsympathisch, aber sie stellt sich manchmal schon etwas dämlich an. Bei den ersten Malen als sie ihre anderen Leben besucht, konnte ich noch verstehen, dass sie überfordert ist und sich erst zurechtfinden muss. Aber auch nach mehreren Leben stellt sie sich immer noch unbeholfen an und macht es so offensichtlich, dass etwas nicht stimmt. Das war irgendwann schon anstrengend.

Das Ende ist schon eher Feel-Good-mäßig ausgefallen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es so ganz passt. Hier hätte der Autor vielleicht etwas mutiger sein können.

Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und trotz des Themas nicht übermäßig philosophisch wirkt. Auch wenn ein gewisser Philosoph gerne zitiert wird.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Annas Weg

Trümmermädchen
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Anna liebt die Bäckerei ihres Onkels. Der Duft nach frischem Graubrot, der sie am Morgen weckt, der alte Backofen aus echtem Vulkangestein, der ihr jeden Tag die Füße wärmt. Aber die Zeit der Unbeschwertheit ...

Anna liebt die Bäckerei ihres Onkels. Der Duft nach frischem Graubrot, der sie am Morgen weckt, der alte Backofen aus echtem Vulkangestein, der ihr jeden Tag die Füße wärmt. Aber die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei. Onkel Matthias wird an die Front des zweiten Weltkrieges einberufen und britische Bomber zerstören die Bäckerei. Zusammen kämpfen Anna und ihre Tante Marie ums Überleben.

Das Buch entführt einen ins Köln der Vierziger-Jahre. Dabei nimmt die Zeit vor und während des zweiten Weltkrieges nur einen kurzen Teil ein. Größtenteils geht es um die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als Köln unter der Besatzung der Briten stand. Die Sicht der Geschichte wechselt dabei immer zwischen Anna und ihrer Tante Marie.

Der Beginn ist noch recht fröhlich und erzählt von Annas Leben in der Bäckerei. Nur unterschwellig wird klar, dass schwere Zeiten bevorstehen. Es gibt immer wieder Bombenalarme. Annas Nachbarn, die Familie Kohn, sind plötzlich über Nacht verschwunden und dann wird auch noch ihr Onkel in den Militärdienst eingezogen.

Im weiteren Verlauf wird die Geschichte düsterer. Anna und ihre Familie verliert alles. Sie müssen sich nach den Kriegswirren alleine durchschlagen. Die Autorin beschreibt hier sehr gut, die Entbehrungen und das Grauen, das die Menschen damals erleben mussten. Auch wenn man es als Außenstehender nie ganz begreifen kann, was diese Leute wirklich durch machen mussten und welche Dinge sie getan haben, um zu überleben.

Die Inhaltsangabe ist in einigen Dingen irreführend. Anna schließt sich zwar einer Diebesbande an, aber das nimmt nur einen sehr kleinen Teil ein. Was ich durchaus sehr schade finde, da ich sehr gerne mehr darüber erfahren hätte, wie die Menschen damals kreativ wurden, um ihr Leben zumindest halbwegs zu meistern.

Normalerweise bin ich kein großer Fan von Zweite-Weltkriegs-Geschichten, aber dieses Buch hat mir durchaus gefallen. Das Ende ist etwas offen, aber gibt dennoch einen Hoffnungsschimmer.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Täglich grüßt Qualityland

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
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Zurück in Qualityland! Peter Arbeitsloser ist nicht mehr arbeitslos. Endlich darf er seine Maschinen therapieren und die haben einiges zu erzählen. Kiki Unbekannt versucht herauszufinden, wer ihre Eltern ...

Zurück in Qualityland! Peter Arbeitsloser ist nicht mehr arbeitslos. Endlich darf er seine Maschinen therapieren und die haben einiges zu erzählen. Kiki Unbekannt versucht herauszufinden, wer ihre Eltern sind, aber irgendjemand scheint etwas dagegen zu haben. Und dann wird auch noch der Dritte Weltkrieg ausgelöst.

Beim ersten Band von Qualityland war die Idee neu und daher spannend und interessant zu lesen. Im zweiten Band gibt es zwar auch neue Sachen, aber die Grundidee fühlt sich schon verbraucht an. Ich versteh die Intention des Autors mit den Büchern, der Gesellschaft auf humorvolle und etwas überzogene Art den Spiegel vorzuhalten. Einige Situationen sind auch wirklich ziemlich realitätsnah oder könnten sich in der Zukunft so oder ähnlich zutragen und zu unserem Alltag gehören (beides erschreckende Gedanken).

Im Verlauf des Buches wiederholen sich Szenen in gewisser Weise. Es werden Themen immer auf die gleiche Art angesprochen: die Gesellschaft wird systematisch überwacht, ausspioniert und angelogen; Influencer sind strohdumm (oder tun zumindest so) und machen für jeden Schrott Werbung, solange das Geld stimmt; Politiker sind dumm, tun aber so als wären sie es nicht und kriegen nichts auf die Reihe. Das ist durchaus realitätsnah, aber im Buch meistens so überzogen dargestellt und sich wiederholend, dass es mit der Zeit einfach anstrengend ist.

Die „Haupt“-Handlung um Kiki und Peter spielt in dem allem nur eine Hintergrundrolle. Es geht mehr um das Ganze drum herum. Außerdem ist das Motiv des Killers, der hinter Kiki her ist, einfach… dämlich. Und das macht den Plot eigentlich auch dämlich. Es ist sicher irgendwie gewollt, aber das war mir dann einfach zu doof.

Die Lichtblicke (ja, es gab sie!) waren Peters Maschinen, allen voran Pinky. Man muss ihn einfach lieben. Außerdem finde ich Peter selbst auch sympathisch. Mit seinem trockenen Humor und seiner Art mit Situationen umzugehen (obwohl es stellenweise auch hier etwas zu viel des Guten war).

Am Ende lässt mich das Buch sehr zwiegespalten zurück. Der Schluss lässt auf einen weiteren Band spekulieren und ich bin mir wirklich unsicher, ob ich den lesen würde.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Kluftis größter Fehler

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Kluftingers erster großer Fall, der ihm den Weg zu seiner Karriere als Kommissar ebnete, holt ihn ein. Nach Jahren kommt heraus, dass Kluftinger einen Unschuldigen zu einem Geständnis gebracht hat. Jetzt ...

Kluftingers erster großer Fall, der ihm den Weg zu seiner Karriere als Kommissar ebnete, holt ihn ein. Nach Jahren kommt heraus, dass Kluftinger einen Unschuldigen zu einem Geständnis gebracht hat. Jetzt setzt der Kommissar alles daran, den wahren Täter zu finden, auch wenn seine Kollegen es für Unsinn halten. Nur die neue Kollegin Lucy Beer steht ihm zur Seite.

Klüpfer und Kobr sind wieder in alter Manier zurück und schicken den kauzigen, aber sympathischen allgäuer Kommissar ein weiteres Mal auf Mörderjagd.
Schon in den anderen Bänden ging es immer mal wieder um das private Leben des Kommissars; in diesem Band wird es noch mehr in den Vordergrund gestellt. Erika hat der Überfall auf ihren Mann ziemlich mitgenommen und Kluftinger muss sich um den Haushalt kümmern. Außerdem möchte er es seinem liebsten Erzfeind Doktor Langhammer endlich heimzahlen. Und dann steht auch noch die Taufe des Enkelkindes an. Das Autorenduo versucht zudem auf seine Art aktuelle Gesellschaftsthemen mit einzubinden. Ob es nun um Flüchtlinge, Gleichberechtigung oder genderneutrale Sprache geht. Ob das hier unbedingt notwendig ist, muss wohl jeder für sich entscheiden.

An sich ist es nicht schlimm, wenn es mehrere Szenen außerhalb der Ermittlungen gibt. Das macht die Buchreihe aus und vor allem in diesen Situationen kommt der Humor hervor. Auch wenn sich Klufti bei gewissen Sachen manchmal schon sehr doof anstellt, obwohl er doch ein ziemlich guter Ermittler ist. Aber in diesem Teil nimmt es etwas Überhand und verdrängt die Ermittlungsarbeiten stark. Erst im letzten Drittel geht es wirklich zur Sache und es kommt etwas Spannung auf. Der Fall bleibt dadurch eher blass und konnte mich nicht so packen wie die früheren.

Frischen Wind bringt die neue Kommissarin Lucy Beer. Anfangs war ich nicht so angetan von ihr, aber mit der Zeit fügt sie sich – trotz ihrer Art – gut ein. Da die Ermittlungen eher im Hintergrund stehen, bekommt man aber auch von Lucy nicht ganz so viel mit.

Vielleicht ist bei der Reihe langsam die Luft raus, vielleicht war es einfach ein schwächerer Band. Trotz allem habe ich das Buch letztendlich gerne gelesen und ein paar unterhaltsame Stunden gehabt. Sollte es einen weiteren Teil geben, wäre es bloß schön, wenn der Fokus wieder mehr auf dem Fall und den Ermittlungsarbeiten liegen würde.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Wintermärchen für kalte Tage

Der Winter des Bären
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Mila kann sich kaum daran erinnern, wann es das letzte Mal Frühling war. Seit Jahren herrscht in ihrer Heimat ein ewiger Winter. Das Leben ist hart, aber Mila hat noch ihre drei Geschwister. Eines Tages ...

Mila kann sich kaum daran erinnern, wann es das letzte Mal Frühling war. Seit Jahren herrscht in ihrer Heimat ein ewiger Winter. Das Leben ist hart, aber Mila hat noch ihre drei Geschwister. Eines Tages jedoch kommen fremde Männer an ihr Haus und am nächsten Morgen ist Milas Bruder verschwunden. Mila glaubt nicht daran, dass er freiwillig gegangen ist und ist verfolgt die Männer.

Ich gehe selten auf die Gestaltung eines Buches ein, aber hier ist sie definitiv ein paar erwähnende Worte wert. Das Cover ist zwar schlicht gehalten, aber durch das Zusammenspiel der Farben und die goldenen Elemente dennoch ein Blickfang. Die schöne Gestaltung wird im Innenteil fortgesetzt und alles passt wirklich sehr gut zum Inhalt der Geschichte.

Die Autorin beschreibt die winterliche Welt, die Kälte und die Entbehrungen, die die Geschwister auf sich nehmen müssen sehr gut. Neben den negativen Aspekten, die der andauernde Winter mit sich bringt, kommt aber trotzdem Milas Liebe zu ihrer Heimat und vor allem zu ihren Geschwistern rüber. Mila als Hauptprotagonistin gefällt mir daher sehr gut.

Milas Reise durch das kalte Land auf der Suche nach ihrem Bruder wird anschaulich erzählt. Es gibt spannende Szenen, die authentisch geschrieben sind. Natürlich kommt auch der fantastische Anteil nicht zu kurz. Dabei übertreibt die Autorin aber nicht und behält die Stimmung eines Märchens bei und macht es nicht zu einem reinen Fantasyabenteuer.

An einigen Stellen ist das Buch sehr düster. Es werden zudem viele ernste Themen wie Verlust, Tod und Abschied von geliebten Menschen angeschnitten. Die Geschichte ist daher vermutlich eher für schon etwas ältere Kinder.

Ansonsten ist es ein gelungenes Wintermärchen, mit dem man sich wunderbar einkuscheln kann.

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