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Veröffentlicht am 02.09.2021

Mal wieder ein tolles Buch von Moritz Rinke

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Fußball, Lanzarote und Nobelpreisträger: Moritz Rinke bringt in Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García vieles auf wunderbare Weise seine Lieblingsthemen zusammen und macht daraus eine Geschichte, ...

Fußball, Lanzarote und Nobelpreisträger: Moritz Rinke bringt in Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García vieles auf wunderbare Weise seine Lieblingsthemen zusammen und macht daraus eine Geschichte, die das Herz wärmt.

Pedro ist stolzer Postbote auf der Kanaren-Insel Lanzarote, und das schon in der dritten Generation. Bereits sein Großvater war im Dienste der staatlichen Post der Königreichs Spanien auf der kargen Vulkaninsel unterwegs. Allerdings hat Pedro ein Problem, dass sein Großvater nicht hatte. Die Menschen schreiben sich nicht mehr soviel Briefe wie früher, was schlecht für den Postboten ist. Mit einem Trick aber kann Pedro die Fahrten mit seiner Diensthonda dem Arbeitgeber glaubhaft machen, da als Nachweis lediglich die Tankquittungen gefordert sind.
Nicht nur die Fahrten über die Insel füllen Pedros Tag, auch die Zeit, die er mit seinem Sohn Miguel verbringt, bereichern sein Leben. Denn Miguels Mutter Carlota hat immer weniger Zeit für Mann und Sohn und so ist Pedro gefordert für Miguel zu sorgen. Leider passiert dann etwas sehr trauriges und Pedro muss sich bald allein im Posthäuschen und in seiner kleinen Welt zurechtfinden. Am Ende wird zwar alles gut, doch bis dahin muss der gutmütige Pedro noch einiges durchstehen, was nicht zuletzt mit der Vergangenheit seiner Familie und der Gegenwart der Insel zu tun hat.

Moritz Rinke hat mich mit seinem neuen Buch komplett begeistern können. Er ist ein wahrhaftiger Meister im Erzählen und seine Figuren sind so von Herzen liebevoll beschrieben, dass das Lesen Vergnügen bereitet neben allem Traurigen im Buch. Im Nachwort widmet Rinke sein Buch auch den 15 Kindern, die 2009 vor der Küste Lanzarotes ertrunken sind. Mehr ist zu diesem Autor nicht zu sagen/zu schreiben. Außer vielleicht, dass noch möglichst viele Bücher folgen mögen.


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Veröffentlicht am 18.08.2021

Zusammen ist man weniger allein

Die letzte Bibliothek der Welt
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June Jones ist Büchernärrin, wie gut daher, dass sie in der Stadtbücherei ihres Heimatortes Chalcot arbeitet. Und dies eigentlich schon immer. Junes verstorbene Mutter war Bibliothekarin mit ganzem Herzen ...

June Jones ist Büchernärrin, wie gut daher, dass sie in der Stadtbücherei ihres Heimatortes Chalcot arbeitet. Und dies eigentlich schon immer. Junes verstorbene Mutter war Bibliothekarin mit ganzem Herzen und hat dies an June weitergegeben Gemächlich plätschert Junes Leben vor sich hin, denn Veränderungen sind nicht ihr Ding.

Als die Gemeindeverwaltung verkündet, dass die Bücherei aus Kostengründen geschlossen werden soll, gerät Junes Leben dann doch in ziemliche Turbulenzen. Und auch das der Büchereinutzer. Schnell stellt sich heraus, wie wichtig die Bücherei Chalcot für viele Menschen in dem Dorf ist. Und Widerstand gegen die Pläne der Verwaltung formiert sich.

Freya Sampson hat mit Die letzte Bibliothek der Welt (der pathetische Titel erklärt sich mir nicht) aus meiner Sicht ein gemütliches Wohlfühllbuch geschrieben. Zwar gibt es im Lauf der Geschichte ein paar spannende Situationen, insgesamt aber "tröpfelt" die Geschichte vor sich hin wie auch das Leben von June Jones. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, denn es macht Mut, an die Kraft der Freundschaft und Gemeinschaft zu glauben und sich dafür einzusetzen.

Besonders gut hat mir gefallen, wie die Autorin den Alltag in einer Bücherei beschrieben hat. In jedem Kapitel des Buches spürt man die große Liebe der Autorin zu Büchern. Hier hat jemand mit Herz und Verstand geschrieben.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Spannende Zeitreise

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Mein erstes Buch von Oliver Pötzsch und zugleich der erste Teil der Totengräber-Reihe hat mich sehr begeistert. Pötzsch vermittelt in Das Buch des Totengräbers ein für mich perfekt recherchiertes Bild ...

Mein erstes Buch von Oliver Pötzsch und zugleich der erste Teil der Totengräber-Reihe hat mich sehr begeistert. Pötzsch vermittelt in Das Buch des Totengräbers ein für mich perfekt recherchiertes Bild von Wien zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Selbstredend, der Kriminalfall hat es auch in sich.

Wien, Hauptstadt der k. u. k. Monarchie 1893: Ein brutal agierender Mörder tötet junge Dienstmädchen und setzt auf grausame Weise ein Zeichen. Der aus Graz nach Wien versetzte junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt beginnt im Fall des Serienmörders zu ermitteln. Und das passt nicht allen Kollegen der Wiener Kriminalpolizei. Schnell steht von Hertzfeldt mit seinen neuen Ermittlungsmethoden allein da und wird letztendlich vom Fall abgezogen. Wie gut, dass er bereits die Bekanntschaft des Totengräbers Augustin Rothmayer machen durfte. Dieser kennt sich bestens mit Toten und den Abgründen der Lebenden aus. Und so beginnt nicht nur die Freundschaft der ungleichen Männer, auch die Verwicklungen des Falles nehmen immer schneller an Fahrt auf.

Gut gezeichnete Charaktere, ein nachvollziehbares Ermittlungsgeschehen und Wiener Flair, das nicht unbedingt viel mit der gemütlichen Stadt zu tun hat, wie ich sie mir vorgestellt habe, dies sind für mich die Stärken des Buches. Ich empfehle es gerne all jenen, die sich für historische Krimis begeistern können.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Alptraum für Charlie Lager

Mohnblumentod
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Mohnblumentod von Lina Bengtsdotter ist bereits der dritte Teil der Charlie-Lager-Reihe und steht, was Stimmung, Düsternis und Abgründigkeit angeht, den beiden Vorgängerbänden in nichts nach.

Ein Alptraum ...

Mohnblumentod von Lina Bengtsdotter ist bereits der dritte Teil der Charlie-Lager-Reihe und steht, was Stimmung, Düsternis und Abgründigkeit angeht, den beiden Vorgängerbänden in nichts nach.

Ein Alptraum wird wahr: Das 9 Monate alte Baby Beatrice verschwindet spurlos von der Terrasse ihres Elternhauses. Zunächst scheint es keine einzige lohnende Spur zu geben, und die neureichen Eltern des Babys sind einem Nervenzusammenbruch nahe. Für Charlie und ihr Team gilt es diesmal, diese harte Nuss zu knacken und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Doch Charlie ist eine Top-Ermittlerin, trotz ihrer persönlichen Probleme, die auch in Mohnblumentod nicht zu kurz kommen. Akribisch geht sie jeder noch so kleinen Spur nach. Und langsam aber sicher gibt es Hinweise in eine Richtung, und am Ende ist nichts mehr wie es war.

Wieder dreht es sich hier, wie auch schon in Teil 1 und 2, nicht ausschliesslich um den Fall. Auch Charlies Probleme, die ihre Ursache in ihrer Kindheit und Jugend haben, nehmen einen großen Raum ein. Die Verletzlichkeit der brillanten Kommissarin tritt meiner Meinung nach in Mohnblumentod besonders zu Tage. Erneut führen die Ermittlungen sie in den kleinen Ort Gullspang, in dem Charlie ihre Kindheit verbrachte. Der zweite Handlungsstrang des Krimis, der sich um zwei Mädchen aus einem Heim dreht, lässt die Entführung von Baby Beatrice zu Lagers persönlichsten Fall werden. Aus meiner Sicht aber gibt es Hoffnung für Charlie, denn ihr neuer Kollege Greger hat in der Kindheit ähnlich Traumatisierendes wie sie erlebt und scheint zu einem Seelenverwandten zu werden.

Letztendlich wird der Fall gelöst, wie es aber mit Charlie und Greger weitergeht, bleibt offen. Das Warten auf Teil 4 wird sich hinsichtlich dessen bestimmt lohnen.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Warmherzig und voller Ironie

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Das Anthropozän ist das das Erdzeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für Prozesse im Gesamtkontext der Erde geworden ist. Der Klimawandel ist ein bitteres Beispiel dafür, ...

Das Anthropozän ist das das Erdzeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für Prozesse im Gesamtkontext der Erde geworden ist. Der Klimawandel ist ein bitteres Beispiel dafür, wie unheilbringend das Tun der Menschen sich auf Umwelt und Natur und eben auch auf die Menschheit selber, auswirken kann. Der Glaube an eine Schwarmintelligenz ist leider nur ein Ausdruck der Hilflosigkeit Einzelner. Hoffnung auf Besserung, ohne aktiv etwas ändern zu wollen, ist leider nur eine Beruhigungspille, damit alles so weitergehen kann wie bisher.

Der amerikanische Romanautor John Green hat mit seinem Buch Wie hat Ihnen das Anthropozän bisher gefallen? seiner Hoffnung, dass die Welt noch nicht verloren ist, auf eine besondere Weise Ausdruck verliehen. Seine Fähigkeit kurzweilig über unterschiedlichste Themen zu schreiben, sie von allen Seiten zu beleuchten und am Ende eine Bewertung (die bekannte 5-Sterne-Bewertung) abzugeben, ist eine wunderbar kreative Idee. Was die Essays in seinem Buch so lesenswert macht, ist die sehr persönliche Umgangsweise mit den Themen. Sei es das Kapitel Der Halleysche Komet oder etwa Mein Freund Harvey, immer wird es am Ende persönlich. Man erfährt viel über den warmherzigen Menschen John Green, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben zu lieben. Obwohl er, wie wir alle auch - weiß, wie es endet.

John Green hat ein informatives, kurzweiliges, mit Ironie durchsetztes Buch geschrieben, dessen Stärke meiner Meinung nach, die große Warmherzigkeit ist, die den Zeilen entströmt. Ein Buch, dass ich mit Sicherheit häufiger mal zur Hand nehmen werde, denn es ist zeitlos interessant. Vielen Dank John Green. Sie erhalten von mir fünf Sterne.

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