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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2024

Zu Unrecht vergessen

Ex-Wife
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"Ex-Wife" von Ursula Parrott ist ein vergessener Klassiker - völlig zu Unrecht!! Welch ein Glück, dass das Buch mit dieser Neuausgabe jetzt die Chance bekommt, wiederentdeckt zu werden. Nicht nur thematisch ...

"Ex-Wife" von Ursula Parrott ist ein vergessener Klassiker - völlig zu Unrecht!! Welch ein Glück, dass das Buch mit dieser Neuausgabe jetzt die Chance bekommt, wiederentdeckt zu werden. Nicht nur thematisch ist das Buch heute (leider) immer noch relevant, aber auch - oder vor allem - sprachlich, ist das Buch wirklich ein Highlight.

Worum gehts? Die junge Patricia wird von ihrem Mann verlassen und steht plötzlich als "Ex-Wife" in den 1920er Jahren in New York da. Ihr erster Impuls ist, um ihren Mann zu kämpfen, aber hat das Zukunf? Dabei wird sie immer wieder mit der Rolle einer "Ex-Wife" konfrontiert, die gewisse Rollen erfüllen muss, um den Konventionen der Zeit zu entsprechen. Wir begeben und mit Pat auf Partys, erleben Affären und schauen zu, wie sie die Karriereleiter in einer Werbeagentur hochklettert.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Patricia erzählt und ist in einem Stil, der herrlich lakonisch, trocken, aber auch emotional und humorvoll ist - ein wirkliches Vergnügen! Man kann sagen, inhaltlich passiert nicht viel, zumindest keine wirkliche Action, aber gleichzeitig ist so viel los, dass es wirklich nie langweilig wird und hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich das Buch auch in einem Rutsch durchlesen können.

Ich hoffe sehr, dass "Ex-Wife" das Come-Back erlebt, dass es verdient. Denn Ursula Parrott ist eine Autorin, die gelesen werden sollte - heute genauso wie damals.

Veröffentlicht am 24.07.2024

Faszinierendes Perspektivspiel in Hollywood

Eve
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"Eve" war mein erstes Buch von Amor Towles und ich kannte auch "Eine Frage der Höflichkeit" noch nicht. Erst hatte ich Befürchtungen, dass das evtl. problematisch sein könnte, weil Eve hier ja bereits ...

"Eve" war mein erstes Buch von Amor Towles und ich kannte auch "Eine Frage der Höflichkeit" noch nicht. Erst hatte ich Befürchtungen, dass das evtl. problematisch sein könnte, weil Eve hier ja bereits das erste Mal auftaucht, aber zum Glück war das überhaupt nicht der Fall. Es hat mein Lesevergnüngen in keinerlei Hinsicht getrübt, dass ich nicht viel über Eves Leben in New York wusste, sondern mich eher neugierig gemacht.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wir lernen jede Menge Charaktere kennen, die auf die eine oder andere Weise mit Eve bekannt sind. Die Verbindung zu Eve ist auch die Gemeinsamkeit, die alle Figuren zusammenhält. Und so setzt sich beim Lesen Stück für Stück ein Bild vor unseren Augen zusammen, Figuren, die man plötzlich irgendwo wiedererkennt und neue Zusammenhange, die entstehen. Das hat mir wirklich viel Spaß gemacht.

Die Handlung ist relativ schnell zusammengefasst. Eve kommt nach Hollywood, trifft dort unter anderem auf Olivia de Havilland, die gerade für "Vom Winde verweht" gecastet wurde. Während der erste Teil eher langsamer erzählt ist, nimmt die Erzählung im zweiten Teil ordentlich Fahrt auf und wir bekommen es noch mit einer kleinen - oder eher größeren? -Kriminalgeschichte zu tun, die auch den ein oder anderen Toten fordert. Es bleibt auf jeden Fall spannend bis zum Schluss.

Ich konnte "Eve" kaum aus der Hand legen und habe die Beschreibungen von Hotels, abgehalfteren Stars und Regisseuren, von Partys, Agenten und Schauspielern sehr genossen. Der einzige Manko war für mich tatsächlich die Kürze des Buches, ich hätte gerne noch weitergelesen und das werde ich jetzt mit Amor Towles anderen Werken tun und freue mich sehr, einen neuen tollen Autor für mich entdeckt zu haben.

Veröffentlicht am 04.04.2024

So viel und noch viel mehr

Babel
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In einem fiktiven Oxford im Jahr 1828 befindet sich Babel - ein Institut für Übersetzungen, das das eigentliche Herz Englands ist. Denn die Übersetzer können mittels sogenanntem Silberwirkens, der Dissonanz ...

In einem fiktiven Oxford im Jahr 1828 befindet sich Babel - ein Institut für Übersetzungen, das das eigentliche Herz Englands ist. Denn die Übersetzer können mittels sogenanntem Silberwirkens, der Dissonanz die aus der Differenz zwischen zweier Übersetzungen entsteht, Magie bewirken. Nur ausgewählte Studenten werden zugelassen, um in Babel dieses Handwerk zu erlernen. Einer von ihnen ist Robin, der als kleiner Junge von einem der Professoren aus dem chinesischen Kanton nach England geholt und seit dem auf das Studium vorbereitet wurde. Anfangs ist Babel die Erfüllung von Robins Träumen, aber nach und nach entdeckt er, dass das Silberwirken auch seine Schattenseiten hat und dass er im Begriff ist, seine Heimat zu verraten.

Nachdem ich kürzlich "Yellowface" gelesen hatte, war ich wahnsinnig gespannt, auf dieses Buch von Kuang. Es ist anders, ganz anders, sowohl inhaltlich als auch vom Stil, aber was sie beide gemeinsam haben, ist, dass es großartige Werke sind, die begeistern und zum Nachdenken anregen.

In "Babel" steckt einfach unglaublich viel drin - Rassismus, Diskriminierung, Opium-Handel, Kriege, Emanzipation, Kulturen, Kolonialisierung, Freundschaft, Liebe, Verrat und und und ... Es ist kein Buch, das sich schnell wegliest, es ist prall gefüllt, es regt zum Nachdenken an, zum Diskutieren. Babel ist ein Buch, das Nachhalt, das man nicht vergisst, wenn man es weggelegt hat. Es ist relativ langsam erzählt, erst gegen Ende nehmen die Ereignisse drastisch Fahrt auf, aber das stört überhaupt nicht, weil da so viel Input drin ist, so viele Sätze, die mit bedacht gelesen und über denen verweilt werden will.

Robin, Remi, Victoire, Letty und all die anderen Figuren sind so plastisch geschildert, dass man das Gefühl hat, sie könnten jeden Moment um die Ecke kommen. Richtige Sympathieträger sucht man hier vermutlich vergeblich, aber dafür bekommt man authentische Charaktäre mit Ecken und Kanten und das ist, zumindest in meinen Augen, viel mehr wert.

Besonders gelungen fand ich auch die Schilderung des akademischen Oxfords. Und so düster der Roman in seinem Grundton auch ist, das akademische Leben hat mir sehr viel Spaß gemacht, der Alltag, der Unterricht, das Lernen und vor allem auch die Stimmung und die Atmosphäre in den Straßen und unter den Studenten.

Die Stimmung ist oft düster, bedrückt - einfach ist hier gar nichts und jeder hat sein Päckchen (oft ganze Pakete) zu tragen. Es gibt Blut, Krieg, Verrat, Rebellion, Trauer, Wut und so viel Zorn und manchmal bleibt einem beim Lesen einfach die Luft weg und man weiß nicht mehr weiter und genau das macht dieses Buch aus. Es sind neue Sichtweisen, Dinge über die ich noch nie nachgedacht habe, anderes, was mir noch nie so deutlich vor Augen stand.

Dieses Buch liest sich leicht und ist trotzdem schwere Kost. Babel wird bestimmt nicht jedem gefallen und es ist definitiv nicht mit Harry Potter zu vergleichen. Aber wer sich auf dieses Werk einlässt, wird reich belohnt werden - große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein Meisterwerk - lesen, lesen, lesen!!

Yellowface
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June und Athena sind aufstrebende Schriftstellerinnen, doch während bei June der Erfolg auf sich warten lässst, ist Athena seit ihrem Debüt ein Star am Literaturhimmel - bis sie unvermittelt stirbt. June ...

June und Athena sind aufstrebende Schriftstellerinnen, doch während bei June der Erfolg auf sich warten lässst, ist Athena seit ihrem Debüt ein Star am Literaturhimmel - bis sie unvermittelt stirbt. June ist zufällig Zeugin von Athenas Tod und aus dem Affekt heraus, stiehlt sie Athenas letztes Manuskript, eine Geschichte über chinesiche Arbeiter im ersten Weltkrieg. Sie überarbeitet das Werk, eignet sich die Geschichte an und veröffentlicht sie unter eigenem Namen. Aber hat sie überhaupt das Recht dazu? Und wie lange wird ihre Tat unbemerkt bleiben? June verstrickt sich immer weiter in ein Geflecht aus Lügen ...

Ich muss gestehen, dass ich aufgrund des ganzen Hypes um "Yellowface" mit relativ hohen Erwartungen an das Buch gegangen bin - und normalerweise geht das bei mir eher nach hinten los und ich bleibe enttäuscht zurück. Nicht so hier, schon nach den ersten Seiten wusste ich, das ist was ganz großes, das ist ein potentiell neues Lieblingsbuch - ich muss weiterlesen, sofort und gleichzeitig nicht zu schnell, möglichst jeden Satz genießen - was für ein Struggle. Nachdem ich jetzt durch bin, kann ich sagen, yes, "Yellowface" ist ein neues Lieblingsbuch und yes, es wird vermutlich das beste Buch sein, das ich dieses Jahr lese (ein bisschen traurig, da erst Februar ist, aber was soll nach diesem Buch noch groß kommen?). Ich bin nach dem Lesen in ein richtiges Loch gestürzt, wie schon lange nicht mehr, was sollte ich nach diesem Meisterwerk lesen?

Es war mein erstes Buch von R.F. Kuang und definitiv nicht mein letztes! Ich muss ALLES von dieser wahnsinnig talentierten Autorin lesen. Ihre Prosa ist so wunderschön, die Sätze fließen nur so ineinander und fesseln. Ich habe das Gefühl, in ihren Büchern müsste gar nichts groß passieren, weil ihr Stil so mitreißend ist, dass ich alleine deswegen weiterlesen würde - deshalb bin ich auch sehr optimistisch, was ihre anderen Werke anbelangt, die ja in ganz anderen Genres angesiedelt sind.

Aber ganz abgesehen davon war auch die Handlung von "Yellowface" ein Triumph, unfassbar fesselnd, ein bisschen verstörend, aber auf gute Weise. Ich habe es geliebt, wie die Autorin den ganzen Literaturbetrieb auf die Schippe nimmt und die gesamte Bestsellerkultur hinterfragt. Und ganz nebenbei werden auch noch so wichtige Themen wie kulturelle Aneignung, Cancel Culture, Hetze im Netz, Rassismus und Chinesische Geschichte angesprochen.

Ich glaube, diese Rezension ist ein bisschen emotionaler geworden, als ich es eigentlich vor hatte, aber bei diesem Buch kann ich nicht anders und ich kann auch nichts anderes sagen, als lesen, lesen, lesen!! Ich habe "Yellowface" schon im gesamten Bekanntenkreis weiterempfohlen. Mich hat dieses Buch berührt, gefesselt, bewegt wie schon lange keins mehr - für Geschichten wie diese lese ich. Danke Rebecca F. Kuang!!

Veröffentlicht am 14.11.2023

Schaurig schöner Gruselspaß

Moon & Midnight − Die beste Freundin beißt man nicht
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Maggie Moon zieht mit ihren Eltern in eine alte Villa - warum sind da überall Spiegel im Haus und warum ist der Garten voller Knoblauch? - direkt neben einem verbotenen Wald. Natürlich kann Maggie einem ...

Maggie Moon zieht mit ihren Eltern in eine alte Villa - warum sind da überall Spiegel im Haus und warum ist der Garten voller Knoblauch? - direkt neben einem verbotenen Wald. Natürlich kann Maggie einem Verbot nicht widerstehen und trifft dabei auf das Unmögliche - ein waschechtes Vampirmädchen. Doch zum Glück ist Theodora Midnight Vegetarierin und lebt ausschließlich von Rote-Beete-Saft. Als die Dorfbewohner herausfinden, dass in ihrem Wald Vampire leben, bricht eine Hetzjagd los und Maggie und Theodora müssen beweisen, dass Vorurteile nicht immer stimmen müssen.

Mit "Moon & Midnight" ist Katy Birchall mal wieder ein ganz zauberhaftes Kinderbuch gelungen. Wie immer gab es jede Menge Situationskomik und viel Witz. Eine Halloween-Party, ein Schloss voller Vampire, ein cholerischer Bürgermeister - hier ist ordentlich was los und das macht richtig Spaß. Es gibt immer irgendwas zu entdecken. Gerade für Halloween oder den Herbst hat das Buch die perfekte Stimmung.

Die Figuren sind einfach nur liebevoll gezeichnet und haben wunderbare, schräge und liebenswerte Eigenschaften. Die Geschichte, vor allem aber auch die Freundschaften, die Maggie schließt, sind einfach nur schön und herzerwärmend. Das Buch hat so ganz nebenbei auch noch eine tolle Message.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich mich schon sehr auf Band 2 freue. Und auch, wenn ich bedeutend zu Alt für die Zielgruppe dieses Buchs bin, hat das meiner Lesefreude keinerlei Abbruch getan.