Ich habe das Buch für eine andere Plattform gelesen und rezensiert:
Vor einer graffitibesprühten Wand schaut einem das entschlossene, vielleicht ein wenig traurig schauende Comicgesicht eines Mädchens an, darüber verkünden weiße Lettern auf pinken Grund: Ich bin Princess X.
Ein Jugendbuch von Cherie Priest? Ebender Cherie Priest, die in Science-Fiction, Fantasy und Horror für Erwachsene angesiedelt ist? Und doch hat die aus Florida stammende Autorin mit „Princess X“ einen Jugendroman erschaffen, den ich trotz der jungen Stunde des Jahres 2016 schon mal auf meine Must-Read-2016 Liste setze.
Der wenig aufschlussreiche Klappentext sollte hier nicht abschrecken, denn die vier losen setze, aus denen man nur erfährt, dass man es hier mit zwei Freundinnen, einem Unfall, geheimnisvollen Verstrickungen und einer Wahrheitssuche zu tun bekommt, sagen letztlich schon mehr als genug.
Man begleitet als Leser ein Mädchen namens May.
In der fünften Klasse freundet May sich schlichtweg aus Zufall mit Libby an und zusammen kreieren sie die Comicfigur Princess X. Jahrelang sind sie die besten Freundinnen und ebenso lange entwickeln sie Geschichten um die Prinzessin, die in Kleid und Chucks und mit japanischem Katana-Schwert ihr kleines Königreich vor Eindringlingen beschützt. May schreibt die Geschichten, Libby macht die Zeichnungen.
Bis Libby stirbt – angeblich. Ein Unfall, bei dem ihre Mutter mit dem wagen, in dem auch Libby sitzt, von der Straße abkommt und ins Meer stürzt.
Doch May ist davon überzeugt, dass ihre Freundin noch irgendwo da draußen ist und es ganz bestimmt irgendeinen Grund gibt, warum sie sich nicht meldet.
Dann findet sie eines Tages im Schaufenster eines abrissbereiten Ladens einen Aufkleber mit einer Comicprinzessin darauf. Mit ihrer Prinzessin, Princess X.
Sicher, einen Hinweis gefunden zu haben, dass Libby noch lebt, begibt sie sich auf die Suche und findet Princess X plötzlich überall. Schließlich stößt sie sogar auf eine Website mit einem Webcomic zur Prinzessin. Und die hat, wie May findet, erstaunliche Ähnlichkeit mit Libby, genau wie der Charakter der Geisterkönigin, die verstorbene Mutter von Princess X, unglaubliche Ähnlichkeit mit Libbys Mutter hat!
Zusammen mit dem nur wenig älteren Jungen Patrick, genannt Trick, macht sich May auf die Suche nach Hinweisen im Comic, Hinweise, wo Libby ist.
Aus dem „Projekt“ Princess X wird zunächst eine virtuelle Jagd, so durforstet Trick etwa, der enorm viel von Computern versteht, das Internet mitsamt seinen dunkelsten Teilen, während May im Webcomic jedes Bild genaustens unter die Lupe nimmt und nach Botschaften von Libby sucht. Doch schließlich wird daraus auch eine Suche in der realen Welt, wie eine lebensgefährliche Schnitzeljagd.
Mehr will ich auch gar nicht verraten, denn sonst würde ich noch die ganze Spannung nehmen – und das wäre jammerschade, weil ich „Ich bin Princess X“ nur zu gerne weiterempfehle!
Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Hoffnung und vor allem über den Glauben und das Vertrauen in sich selbst und andere. Mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die es einem leichtmachen, sich entweder mit May oder doch auch mit Trick zu identifizieren, und einer konstant hoch gehaltenen Spannung hat man hier ein Buch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Immer wieder durch doch auch mal sarkastische Sprüche aufgelockert, über die man gerne lachen mag, und mit Comicstrips ergänzt, wie sie May wohl auf der Princess X-Website findet, ist es auch für Lesemuffel ein zu empfehlendes Werk.
Der Schreibstil ist der Zielgruppe angepasst, wenn auch ab und an durchblitzt, dass Cherie Priest eigentlich für Erwachsene schreibt, was aber keineswegs stört.
Alles in allem ist „Ich bin Princess X“ ein mehr als gutes Buch, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!