Sehr spannende Idee
Die MitternachtsbibliothekNora möchte sterben. Nachdem ihr Kater gestorben war, sie gekündigt wurde, ihr einziger Klavierschüler absagte und ihr ein ehemaliger Freund die Meinung geigte, sieht sie einfach keinen Sinn mehr darin, ...
Nora möchte sterben. Nachdem ihr Kater gestorben war, sie gekündigt wurde, ihr einziger Klavierschüler absagte und ihr ein ehemaliger Freund die Meinung geigte, sieht sie einfach keinen Sinn mehr darin, weiterzumachen. Doch dann muss sie feststellen, dass der Weg ins Jenseits gar nicht so einfach ist. Anstatt zu sterben, landet Nora in der Mitternachtsbibliothek, die ihr die Möglichkeit gibt, jedes Leben zu leben, das hätte sein können. Und so beginnt Nora ihre Reise. Für welches Leben wird sie sich entscheiden?
Die Idee zum Buch hat mich fasziniert. Es ist etwas vollkommen anderes, als die Bücher, die ich normalerweise lese. Aber ich wollte es ausprobieren und Autor Matt Haig eine Chance geben. Und ich bin froh, dass ich das getan habe.
Auf den ersten Blick ist Nora ein Verlierer-Typ. Innerhalb eines Tages wenden sich alle Freunde und Bekannte von ihr ab. Wenn sie nicht mehr da wäre, würde sie auch niemand vermissen. So zumindest der Eindruck. Doch dann nimmt sie die Herausforderung der Mitternachtsbibliothek an, und muss sich zwangsläufig weiterentwickeln und verändern. Sie lernt spontan zu sein, kleine Dinge wertzuschätzen und dass nicht alles ihre Schuld ist. Diese Entwicklung mitzuverfolgen hat mir persönlich viel Spaß gemacht.
Die anderen Figuren kommen und gehen. Einige lernen wir ein bisschen besser kennen, andere sind nur in einem einzigen Leben präsent. Nur Mrs. Elm, die ehemalige Schulbibliothekarin von Noras Schule, nimmt eine größere Rolle ein. Sie verwaltet die Mitternachtsbibliothek und ist sozusagen Noras Mentorin. Sie führt Nora durch die verschiedenen Leben, erklärt ihr die Zusammenhänge und leitet sie letztendlich auf den richtigen Pfad. Ich finde, jeder sollte eine Mrs. Elm in seinem Leben haben.
Interessant fand ich Hugo, der dasselbe durchmacht wie Nora. Von ihm hätte ich mir mehr gewünscht, vielleicht dass er in mehr als einem Leben aufgetaucht wäre. Solche kleinen Zufallsbegegnungen hätten mir gut gefallen.
Ganz allgemein war die Geschichte gut ausgearbeitet und konzeptioniert. Die Idee mit den vielen Leben hat mir gut gefallen. Ich fand auch, dass es ausgewogen war, welche Leben Nora probiert und wie lange sie in diesen verweilt. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass wir in einigen Leben länger oder kürzer gewesen wären. Ein paar Kapitel haben mir gar nicht gefallen, dafür hätte ich mehr von anderen Kapiteln gewollt. Es ist natürlich schwer, die perfekte Balance zu finden, und es allen recht zu machen, ist sowieso unmöglich. Aber das waren die Gefühle, die ich während des Lesens hatte.
Das Ende war für mich vorhersehbar. Schon nach ein paar Kapiteln, war mir klar, wie es ausgeht. Das ist aber nicht nur schlecht, da Nora die Chance bekommt, es besser zu machen. Und ich glaube fest daran, dass sie das hinbekommt.
Insgesamt hat mir „Die Mitternachtsbibliothek“ gut gefallen. Die Geschichte regt zum Denken an, ich mochte die Idee und die Hauptfigur. Teilweise hätte ich mir ein bisschen mehr Tiefe gewünscht, vor allem wenn es um Noras Entwicklung geht. Ich weiß noch nicht, ob ich Matt Haig für mich entdeckt habe, aber vielleicht lese ich doch irgendwann noch mehr Bücher von ihm.