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Veröffentlicht am 03.01.2021

Das Spanische Haus zieht alle an

Der Klang des Herzens
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Isabel Delancey hat alles, was ihr Herz begehrt: eine Familie, ein Haus mitten in London und eine glänzende Karriere als Violinistin. Als jedoch ihr Mann ums Leben kommt und ihr einen Schuldenberg hinterlässt, ...

Isabel Delancey hat alles, was ihr Herz begehrt: eine Familie, ein Haus mitten in London und eine glänzende Karriere als Violinistin. Als jedoch ihr Mann ums Leben kommt und ihr einen Schuldenberg hinterlässt, muss Isabel ihr Zuhause verlassen und mit ihren Kindern aufs Land ziehen. Doch das Haus, in dem sie leben sollen, ist mehr als baufälllig. Als sich Matt McCarthy anbietet, das Haus zu renovieren, ist Isabel erleichtert, aber was Matt wirklich vorhat, wird ihr erst viel zu spät klar.

"Der Klang des Herzens" ist ursprünglich eine Geschichte von Jojo Moyes aus dem Jahr 2010. Im April 2020 ist es noch einmal als überarbeitete Neuauflage erschienen.

Die Idee hinter dem Roman finde ich gar nicht schlecht: Alles dreht sich um das sogenannte "Spanische Haus", ein baufälliges Wohngebäude, auf das es drei Parteien abgesehen haben. Isabel hat es von ihrem Großonkel geerbt und möchte mit ihren Kindern ein ruhiges Leben darin führen. Matt und Laura haben schon seit Jahren ein Auge auf das Haus geworfen und wollten es nach dem Ableben des Vorbesitzers unbedingt kaufen und für sich herrichten. Nicholas Trent ist Immobilienkaufmann und möchte das Grundstück kaufen, um darauf eine kleine Wohnsiedlung zu errichten. Diese unterschiedlichen Interessen kollidieren während der gesamten Geschichte miteinander und führen zu den verschiedensten Konflikten. Natürlich sind auch viele Gefühle, Lug und Trug und Unsicherheit mit dabei.

Aber irgendwie ist es für mich keine typische Jojo Moyes-Geschichte, in der ein großes Drama aufgearbeitet werden muss. Normalerweise verfolgen wir eine Figur, die in der Vergangenheit Schlimmes erlebt hat, was erst nach und nach herauskommt. In diesem Buch geht es um viele kleine Dramen, die sich gegenseitig bedingen und den Konflikt aufbauen. Obwohl dieses Geflecht ganz clever ist, hat es mich nicht wirklich mitgerissen. Wir waren auf so vielen Baustellen unterwegs und wurden immer wieder aus Handlungssträngen herausgerissen, sodass der Fokus irgendwann verschwamm.

Ich hatte auch das Gefühl, dass die Figuren nicht so viel Tiefe besaßen wie sonst. Es gab viele verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften, die ich auch gut auseinander halten konnte. Aber keine der Figuren sticht wirklich heraus, keine Figur macht etwas Unerwartetes. Sie stehen quasi alle in einer Reihe, und ich konnte mich mit keinem der Charaktere besonders gut identifizieren. Am meisten mochte ich dabei Kitty und Anthony. Die beiden waren wenigstens realistisch und ehrlich.

Wenn ich so darüber nachdenke, passt auch der Titel nicht zum Inhalt. Zwar ist Isabel eine begabte Musikerin, aber ihr Talent spielt keine große Rolle. Sie spielt immer mal, um sich zu entspannen, doch in ihrem Herzen klingt nichts. Titel und Cover des Buches sind wunderschön, keine Frage. Allerdings hätte ich mir bei diesem Namen eine tiefere Bedeutung gewünscht.

Trotzdem habe ich das Buch genossen. Ich habe das Hörbuch bei Storytel gehört und mich von Louise Helms Stimme in die Geschichte ziehen lassen. "Der Klang des Herzens" ist kein Roman, der mich mit wildem Herzklopfen zurücklässt (so wie Jojo Moyes es schon mehrfach geschafft hat), aber es war ein unterhaltsames und beruhigendes Erlebnis.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Auf der Fährte einer dunklen Geschichte

Totenlied
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Während ihrer Reise nach Rom entdeckt die Violinistin Julia ein unbekanntes Musikstück und entschließt sich prompt es zu kaufen. Doch als sie zu Hause beginnt es zu spielen, passieren unheimliche Dinge. ...

Während ihrer Reise nach Rom entdeckt die Violinistin Julia ein unbekanntes Musikstück und entschließt sich prompt es zu kaufen. Doch als sie zu Hause beginnt es zu spielen, passieren unheimliche Dinge. Julias Tochter verändert sich und greift sie an. Um der Geschichte des Walzers auf den Grund zu gehen, reist Julia zurück nach Italien. Dort entdeckt sie das dunkle Leben des Lorenzo Todesco.

Die Idee zum Buch hat mich sofort interessiert. Ich mag düstere, geheimnisvolle Geschichten mit übernatürlichen Elementen, die dann aber logisch aufgeklärt werden können. Genauso klang dieses Buch auf den ersten Blick.

Den Erzählstil von Tess Gerritsen mag ich gern, auch ihre Beschreibungen und Dialoge. Es ist zu jeder Zeit am Schreibstil erkennbar, in welcher Zeitschiene wir uns bewegen. Ich bin ein großer Fan von ihrer Rizzoli & Isles-Reihe, daher habe ich jedes Mal einige Erwartungen an die Autorin.

Das Cover hat sofort meinen Blick auf sich gezogen. Nicht nur der Titel hat mich angesprochen, sondern auch die Violine und das blutige Detail mit der Saite.

Julia mochte ich als Hauptfigur gern. Sie wusste nicht, was los war, wollte es aber unbedingt herausfinden. Ihre Gefühle und Ängste waren authentisch, und mir hat ihre Hintergrundstory gefallen.

Lorenzos Geschichte stellt den zweiten Handlungsfaden dar. Er stammt aus einer italienischen Judenfamilie zu Zeiten des zweiten Weltkriegs. Seine Storyline fand ich spannend, vor allem die Szenen mit Laura. Das Ende im Arbeitslager ist dann aber überhaupt nicht mehr schön. Die Details hätte die Autorin sich sparen und den Fokus lieber auf das Musikstück legen können.

An sich stellen die beiden Handlungsfäden wirklich gute Geschichten dar, aber für mich haben sie überhaupt nicht zusammengepasst. Ich hätte es spannender gefunden, Julia komplett zu begleiten und sie Lorenzos gesamte Geschichte herausfinden zu lassen. Lorenzo wäre passend für ein komplett eigenes Buch gewesen. Wobei ich sagen muss, dass ich die Details im Arbeitslager wirklich gruselig fand. Das war mir persönlich einfach zu viel.

Die Auflösung war mir auch viel zu einfach, da hätte auf jeden Fall mehr herausgeholt werden können. Dass ganz am Ende nochmal Laura erwähnt wird, hat für mich keinen Sinn gemacht. Da hätte ich mir gewünscht, dass Julia tatsächlich von selbst herausfindet, wie Incendio entstanden ist. Denn die Idee mit dem Traum fand ich wirklich gut.

Ich war insgesamt leider enttäuscht von "Totenlied", was aber auch an meinen hohen Erwartungen lag. Die Idee klang wirklich spannend, aber die Umsetzung hat mir nicht zugesagt. Ich hätte mir weniger Lorenzo gewünscht und dafür mehr Detektivaktivität von Julia.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Es war einmal...

Das Labyrinth des Fauns
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Es war einmal vor langer Zeit eine unsterbliche Prinzessin unter der Erde. Sie wollte unbedingt wissen, wie die Welt oberhalb aussah, daher verließ sie ihr Königreich und wurde sterblich. Sie vergaß ihre ...

Es war einmal vor langer Zeit eine unsterbliche Prinzessin unter der Erde. Sie wollte unbedingt wissen, wie die Welt oberhalb aussah, daher verließ sie ihr Königreich und wurde sterblich. Sie vergaß ihre Heimat, lebte unter den Menschen und starb schließlich. Doch die Legende besagt, dass ein Mädchen geboren werden wird, welches die drei Prüfungen des Fauns bestehen kann und in ihr Königreich zurückkehrt.

"Das Labyrinth des Fauns" ist eine Zusammenarbeit von Cornelia Funke und Guillermo del Torro und basiert auf dem Film "Pan's Labyrinth". Die Idee hat mich direkt interessiert, obwohl ich den Film nicht gesehen habe. Aber ich mag Fantasy-Geschichten von Cornelia Funke und war daher sehr gespannt auf das Buch. Ihr unvergleichlicher Schreibstil kommt sofort zur Geltung. Mich hat die Geschichte direkt an "Reckless" erinnert. Der Erzählstil ist sehr düster, sodass man schnell eine Gänsehaut bekommt.

Was auch ins Auge springt, sind die wunderschönen Illustrationen, die man zwischen den Kapiteln entdecken kann. Die Detailtreue wird sofort deutlich und führt dazu, dass man etwas länger auf den Seiten verweilt.

Das Buch ist unterteilt in Abschnitte und Unterkapitel. Jeder Abschnitt beginnt mit einem Teil der Erzählung um die verschwundene Prinzessin Moanna. Die Hauptkapitel erzählen dann Ofelias Geschichte zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in Spanien. Der Unterschied zwischen Erzählung und Hauptgeschichte wird auch in der Formatierung erkennbar. Die Hauptstory ist im Blocksatz formatiert, während Moannas Erzählung linksbündig gedruckt ist.

Im Grunde haben wir hier mehrere Geschichten in einer. Es geht nicht nur um Ofelias Suche nach ihrer wahren Identität. Wir verfolgen genauso Mercedes, die ihrem Bruder und den Rebellen hilft sowie die hochschwangere Carmen und deren Ehemann Vidal, der selbst nach dem Tod seines Vaters noch immer alles tut, um ihm zu gefallen.

Was mich dabei gestört hat, war, dass sich teilweise mitten im Kapitel die Perspektive geändert hat. Das heißt, wir sind von einer Figur zu einer anderen gesprungen ohne Absatz oder Wechsel des Kapitels. Das hat mich mehr als einmal irritiert, sodass ich erst überlegen musste, wo genau ich mich denn befinde.
Die Figuren hatten auch keine wirkliche Tiefe. Wir erfahren einiges über Ofelia und Vidal und auch Mercedes, aber ich habe zu niemandem eine Verbindung aufbauen können. Auch aus dem Faun bin ich nicht schlau geworden. Zum einen war er nett und hat Ofelia geholfen, zum anderen hatte er eine verschlagene Seite und verstößt Ofelia. Das hat mich irgendwie alles beunruhigt. Außerdem hätte ich lieber mehr Labyrinth und Fantasy gehabt und weniger zweiter Weltkrieg. Die drei Prüfungen des Fauns kamen für mich zu kurz. Cornelia Funke kann unglaubliche Fantasywelten entwickeln, doch dazu kam sie hier leider nicht.

Insgesamt habe ich von diesem Buch mehr erwartet, schon allein wegen der beiden Autoren. Leider lag für mich der Fokus zu sehr auf dem Lager und den Widerstandskämpfern und zu wenig auf Ofelia, ihren Prüfungen und dem Labyrinth. Meiner Meinung nach ist hier zu viel Potential liegen gelassen worden. Schade.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Wie machst du eine Nacht zur besten deines Lebens?

Für eine Nacht sind wir unendlich
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Konzerte, Musik, Feuerwerk, Menschen. Das Glastonbury Festival in England zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher an. So auch Liv und Jonah. Sie lernen sich am letzten Tag des Festivals kennen und sofort ...

Konzerte, Musik, Feuerwerk, Menschen. Das Glastonbury Festival in England zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher an. So auch Liv und Jonah. Sie lernen sich am letzten Tag des Festivals kennen und sofort funkt es zwischen ihnen. Doch sie haben nur eine Nacht, bevor sie sich wieder trennen müssen und jeder seinen eigenen Weg geht.

Die Idee zum Buch fand ich fantastisch. Ich bin selbst fast zehn Jahre lang auf Festivals gegangen und habe da einiges erlebt. Das hat mir geholfen, die Atmosphäre mitzuerleben und mir vorstellen zu können, was Liv und Jonah gerade tun.

Das komplette Buch spielt innerhalb von etwa 30 Stunden. Da ist es ja klar, dass ich es innerhalb eines Tages verschlingen musste. Ich konnte es wirklich nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil von Lea Coplin hat mir unheimlich gut gefallen. Es war literarisch absolut nicht meisterhaft, aber es war etwas erfrischend anderes.

Die Kapitel wechseln sich jeweils mit der Perspektive von Liv und Jonah ab, sodass wir Einblicke in die Gedanken von beiden Hauptcharakteren bekommen. Nur mit ihren Gedanken und den Dialogen erfahren wir alles über die beiden Figuren, was wir wissen müssen. Alle beide haben eine dunkle Vergangenheit, und die Autorin schafft es, diese innerhalb einer Nacht authentisch und charmant aufzudecken.

Liv und Jonah haben sich sofort in mein Herz geschlichen. Obwohl sie so verschieden sind, passen sie wunderbar zusammen. Sie bringen Seiten an dem jeweils anderen zum Vorschein, die ihnen wahrscheinlich selbst noch unbekannt waren. Ich mochte es, dass Jonah zuerst der verschlossene, geheimnisvolle Typ war, der nach und nach auftaut und sich dann als sympathischer, tiefgründiger und verständnisvoller Junge entpuppt. Auch Liv wird gezwungen, sich zu öffnen und ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Nach diversen Rückschlägen innerhalb der Nacht schafft sie es, ihr Leben zu akzeptieren und nach vorn zu blicken.

Beide Hauptfiguren haben einzigartige Eigenschaften, die während der Geschichte immer wieder zum Vorschein kommen. In ihrem Verhalten und in dem, was sie sagen, kann man immer wieder ihre Eigenheiten erkennen. Das hat mir unglaublich gut gefallen, weil man so etwas wirklich selten lesen kann. Auch die Konflikte, die die beiden miteinander und mit sich selbst austragen müssen, fand ich authentisch. Mit Liv konnte ich mich gut identifizieren. Es hat viel Spaß gemacht, Liv und Jonah zu begleiten, während sie sich aneinander annähern. Großes Kompliment an Lea Coplin für dieses Talent!

Die Geschichte braucht nicht viele Nebencharaktere. Sowohl Liv als auch Jonah haben Bezugspersonen, die am Rande ihrer Story auftauchen und sowohl unterstützen als auch Probleme machen. Diese Nebenfiguren lernen wir nicht näher kennen, aber ihre Auftritte reichen vollkommen aus, um die Geschichte der Hauptfiguren voran zu treiben.

Das Cover ist wunderschön gestaltet, ansprechend und auffällig. Mir haben es vordergründig die Farben angetan, und ich habe die beiden Gesichter hinter der Schrift erst gar nicht wahrgenommen. Als ich das dann entdeckt hatte, hat es mir nochmal mehr gefallen. Im Einband des Buches gibt es eine Playlist, die sich teilweise auch in der Geschichte wiederfindet, wenn Liv und Jonah auf den Konzerten sind. Auch dieses kleine Detail hat mir wirklich gut gefallen.

Insgesamt war ich von "Für eine Nacht sind wir unendlich" restlos begeistert. Tolles Cover, passender Titel, super Idee, einzigartige Figuren und kreative Umsetzung. Lea Coplin hat so viel Gefühl in 30 Stunden gepackt, dass es mich wirklich mitgerissen hat. Dieses Buch ist nur zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Traumpaar Cinder & Ella

Cinder & Ella
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Ella ist eine leidenschaftliche Buchbloggerin. Ihren besten Freund Cinder kennt sie nur über das Internet, sie sind sich noch nie persönlich begegnet. Das Einzige, was sie über ihn weiß, ist, dass er ein ...

Ella ist eine leidenschaftliche Buchbloggerin. Ihren besten Freund Cinder kennt sie nur über das Internet, sie sind sich noch nie persönlich begegnet. Das Einzige, was sie über ihn weiß, ist, dass er ein berühmter Filmstar in Hollywood ist. Als sie sich gerade ein bisschen näher kommen, hat Ella einen schrecklichen Autounfall, der ihr ihre Mutter nimmt und sie für ihr Leben zeichnet. Ella muss über Monate hinweg mühsam wieder auf die Beine kommen und lernen sich zu akzeptieren. Und dann tritt auf einmal Cinder wieder in ihr Leben.
Das Buch beginnt schon sehr krass mit einem buchstäblichen Knall. Dadurch war ich direkt in der Geschichte drin und schon das erste Mal vollständig geschockt. Ich mag solche Geschichten sehr gern, da man nicht erst lange Erklärungen bekommt, bevor es richtig losgeht, sondern man die Hintergründe nach und nach während des Erzählens erfährt.
Cinder und Ella fand ich vom ersten Satz an sympathisch. Sie haben eine Lebensfreude, Witz und Charme ausgestrahlt, dass mir sofort warm ums Herz wurde. Auch nach ihrem Unfall verliert Ella ihren Humor nicht, auch wenn sie berechtigterweise um einiges negativer geworden ist. Für ihre Umstände ist sie für mich eine absolute Heldin. Mein einziger Kritikpunkt an den Hauptcharakteren: Cinder heißt in Wirklichkeit Brian. Brian! Wer nennt seinen Titelhelden denn Brian??
Für Ella geht es zuerst eine ganze Weile steil bergab. Sie muss kämpfen, sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden und in der Schule mit Spott und Mobbing klar kommen. Mein Herz hat die ganze Zeit für sie geblutet, und ich habe mich unheimlich gefreut, als es dann langsam bergauf ging. Sie findet Freunde, gewinnt ihr Lachen zurück und sie hat Cinder, auf den sie sich stützen kann.
Es gibt eine ganze Reihe an Nebenfiguren, die ich mal mehr und mal weniger gut leiden konnte. Juliette und Vivian fand ich ausnahmslos klasse. Juliette braucht zwar ein bisschen, aber dann ist sie wirklich etwas ganz besonderes. Kaylee, Anastasia und Jason fand ich genauso furchtbar wie wahrscheinlich von der Autorin beabsichtigt. Sie waren egoistisch und absolut nervtötend. Trotzdem haben sie Ella auf eine ganz eigene Weise herausgefordert, also Kelly Oram hat bei diesen Dreien ganze Arbeit geleistet. Was ich von Jennifer und Ellas Dad halten sollte, wusste ich nicht so genau. Beide waren bemüht, Ella das Leben so leicht wie möglich zu machen, aber irgendwie haben sie dabei oftmals danebengegriffen. Ellas Psychiaterin und ihr Therapeutenteam mochte ich gern. Sie tauchten nicht besonders oft auf, haben aber stets hinter Ella gestanden und sie unterstützt.
Ich fand es amüsant, wie immer wieder auf "V is for Virgin", einen anderen Roman derselben Autorin, angespielt wurde. Es wurde nur im Nebensatz erwähnt, aber mir hat das gut gefallen. Kelly Orams Schreibstil hat mir bei "V is for Virgin" schon gut gefallen. Sie schreibt flüssig, authentisch und wirklich witzig. Da ist "Cinder & Ella" keine Ausnahme, einzig die Dialoge sind manchmal etwas lang geraten.
Auffällig ist natürlich der Titel, der an ein sehr bekanntes Märchen erinnert. Tatsächlich finden sich viele Parallelen, beispielsweise dass Cinder und Ella sich persönlich treffen, ohne zu wissen, wer der andere ist sowie dass Ella einen Gegenstand verliert, mit dessen Hilfe Cinder sie finden kann. Und dann sind da natürlich auch noch die mehr oder weniger bösen Stiefschwestern. Das hat mir alles gut gefallen, zumal alles gepasst hat und nichts übertrieben wurde.
Obwohl die Storyline, der Konflikt sowie die Auflösung vorhersehbar waren, war mir zu keiner Zeit langweilig. Die Autorin hat es geschafft, Ellas Geschichte unterhaltsam und authentisch zu erzählen, ohne etwas zu überspitzen oder zu beschönigen. Ich mochte, wie Cinder und Ella umeinander herumtanzen, wie sie miteinander flirten, sich gegenseitig ärgern und schließlich auch herausfinden, wer der jeweils andere ist.
Die Geschichte hatte für mich zwei Höhepunkte, und zwar zum einen die Fantasy Con, auf der Cinder und Ella sich das erste Mal wahrhaftig gegenüberstehen und zum anderen die Filmpremiere ganz am Ende. Beide sind unglaublich schöne Szenen, in denen Ellas Gefühle stark herausgearbeitet sind. Ich habe die Schmetterlinge in ihrem Bauch und gleichzeitig ihre Zweifel fast selbst gespürt. Dafür ein großes Kompliment an Kelly Oram.
Insgesamt halte ich "Cinder & Ella" für einen wirklich gelungenen Young Adult-Roman mit einzigartigen Figuren und einer schönen Story. Die Autorin vermittelt den wahren Wert von Schönheit - nämlich dass sie von innen kommt - und das auf eine äußerst charmante Art. Ein sehr schönes Vorbild!

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