Eine wundervolle Liebesgeschichte
Und dann war es LiebeNach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ...
Nach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ein. Was sie nicht wusste, ist, dass der Zug auf halber Strecke geteilt wurde und verschiedene Ziele ansteuert. Nun ist sie in Paris gelandet und kann erst am späten Nachmittag nach Amsterdam weiterreisen. In Paris trifft sie auf Léo, der ihr Schicksal teilt, und beide verbringen den Tag miteinander. Einen einzigen Tag, der für sie alles verändert.
Zuerst möchte ich auf das Cover des Buches zu sprechen kommen. Erst einmal sind die Farben, die Schrift und das Motiv wunderschön. Die Farben lila, blau und orange verschwimmen ineinander und harmonieren perfekt. Das sich küssende Paar im Vordergrund zieht sofort die Blicke auf sich. Und das allerbeste Detail: Das Cover wird von verkleinerten Seiten des Buches bedeckt. Der Text, der dort zu lesen ist, kommt auch genauso im Buch vor. Das fand ich sehr beeindruckend und habe so etwas auch noch nie gesehen.
„Und dann war es Liebe“ ist der Debütroman der Autorin Lorraine Brown. Sie hat einen sehr erfrischenden und lockeren Schreibstil, konstruiert schlagfertige Dialoge und beschreibt ihre Figuren, Umgebungen und Gefühle detailliert, ohne dass es langweilig wird. Für mich haben sich die Seiten unglaublich schnell umgeblättert, und bevor ich es gemerkt habe, war die Geschichte schon wieder zu Ende. Es gab lange kein Buch mehr, bei dem ich mich so wohl gefühlt habe.
Hannah ist ein sympathischer Tollpatsch. Anfangs ist sie sehr von Simon abhängig, doch mit fortschreitender Seitenzahl wird sie sich immer mehr bewusst, wie stark sie eigentlich ist und was sie erreichen kann. Ich mochte ihren Umgang mit Léo. Erst können sich die beiden nicht ausstehen, aber irgendwann öffnen sie sich, und wir erfahren interessante Details aus ihren Leben. Hannahs Leidenschaft zur Fotografie gibt ihr etwas Besonderes. Es wäre sehr cool gewesen, wenn man ein paar ihrer Fotos aus Paris als Illustration im Buch gesehen hätte.
Léo fand ich wunderbar. Ihm sind gesellschaftliche Konventionen vollkommen egal. Er hat seinen eigenen Willen und seine eigene Meinung, und die verteidigt er auch. Er bringt Hannah immer mehr ins Grübeln, hinterfragt sie und leitet sie auf die richtige Spur. Bis zuletzt bleibt er geheimnisvoll, was einerseits gut aber andererseits auch schade ist. Ich hätte gern mehr über ihn erfahren. Seine Art hat mir wirklich gut gefallen. Ich finde, wir alle brauchen einen Léo in unserem Leben, der uns dazu bringt, über uns selbst nachzudenken.
Die Nebenfiguren rücken verständlicherweise in den Hintergrund, denn es soll sich alles um Hannah und Léo drehen. Das führt zwar auch dazu, dass diese Figuren nicht in Erinnerung bleiben, aber das fand ich nicht weiter schlimm. Wer noch ein wenig präsenter ist, ist Simon und teilweise auch seine Schwester, aber da der Haupthandlungsstrang an einem einzigen Tag spielt, bleibt auch gar nicht die Zeit, alle Charaktere auszubauen. Für die Umstände, sind die Nebenfiguren sehr gut gelungen.
Die Geschichte war sehr schön konstruiert. Schon die Idee ist clever, und die Umsetzung ist absolut gelungen.
Ich mochte, wie die beiden Hauptfiguren Paris erkunden und wir nebenbei interessante Fakten über die Stadt der Liebe erfahren. Ganz klammheimlich kommen die beiden sich näher, merken aber erst, was sie füreinander empfinden, als es schon fast zu spät ist.
Die Auflösung des Konfliktes war mir persönlich zu einfach. Da hätte ich mehr Gefühl, mehr Zweifel, mehr Widerstand gebraucht. Zwar war es noch einmal eine große Überraschung, was nun tatsächlich passiert ist, aber ich war nicht so berührt, wie ich gern gewesen wäre.
Für die Szene auf der Brücke in Amsterdam und am Bahnhof im Epilog hätte ich mir einen größeren Knall gewünscht. Meistens fand ich die Dialoge sehr gelungen, aber für diese beiden Stellen hätte ich mir tiefgründigere Worte vorgestellt. Ein Satz, der das ganze Buch definiert, der zum Nachdenken anregt und der mir in Erinnerung bleibt. Ich fand den Epilog und das Ende trotzdem wunderbar, es hat eben nur die Kirsche auf der Sahne gefehlt, damit das Buch fünf Sterne bekommen hätte.
Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mir so gut gefallen hat. Es war witzig, es war charmant, es hatte tolle Figuren und es hat einfach Spaß gemacht. An zwei Stellen hätte ich mir mehr Gefühl, mehr Gänsehaut gewünscht, aber es hat mir trotzdem gefallen, Hannah und Léo durch Paris zu begleiten. Ich möchte gern mehr von der Autorin.