Schwächer als erwartet
Ich soll nicht lügenMags und ihr Bruder Abe hatten nie viel Kontakt - aber als er tief stürzt und ins Koma fällt, besucht sie ihn und lernt seine Verlobte Jody kennen. Diese behauptet steif und fest, dass er Depressionen ...
Mags und ihr Bruder Abe hatten nie viel Kontakt - aber als er tief stürzt und ins Koma fällt, besucht sie ihn und lernt seine Verlobte Jody kennen. Diese behauptet steif und fest, dass er Depressionen hatte und sich umbringen wollte, aber Mags hegt Zweifel: Hat etwa Jody ihn gestoßen?
In diesem Buch begegnen uns viele Perspektiven. Die von Mags, von Jody, Stimmen aus der Vergangenheit, Stimmen von Tätern - doch so eines begegnet dem Leser nicht wirklich: Der Thrill, die Spannung, das erwartete "Atem anhalten", wenn etwas geschieht.
Nach den Prologen ebbt das Buch erst einmal ab. Es zieht sich irgendwie und man lernt die Figuren nur langsam kennen. So wirklich warmgeworden bin ich nicht. Dazu kommen die regelmäßigen Rückblenden, die man nicht sofort einer bestimmten Person zu ordnen kann - aber auf eine sehr harte Vergangenheit deuten. Aber die Vergangenheit ist was sie ist: vergangen. Die Spannung, die durch eben diese Rückblenden entsteht, kann aber nicht in die Gegenwart mitgerissen werden. Stattdessen quält man sich durch die an-ein-Familiendrama-erinnernen Seiten der Gegenwart und sucht die Spannung in der Vergangenheit.
Denn irgendwie will nie was geschehen - und wenn dann endlich was passiert, dann .. Agieren die Charaktere einfach nicht wie gewünscht, um es Vorsicht auszudrücken.
Natürlich weiß der Leser mehr als die Protagonisten, aber ohne Ende lesen zu müssen, wie sie genau das nicht tun, was man von ihnen erwartet, ist schon frustrierend.
Da kommen wir auch zur Protagonistin: Die von einer schweren Vergangenheit geprägte, sexy, intelligente und super erfolgreiche Mags, die vor Allem eins war: unsympathisch. Klar, man kann radikal denken und all das - verstehe ich - aber ihren Umgang mit den Mitmenschen, sowie die Bilder, die sich sofort macht und nicht mehr ablegt, sind für mich einfach zu viel des Guten. Sie konnte die Geschichte zwar doch irgendwie tragen, aber man hat einfach ungerne von ihr gelesen.
Jody war zwar wesentlich interessanter, aber hat mich dennoch nicht so wirklich überzeugen können. Denn sie ist wieder diesee "typische" Figur in der Opferrolle, wenn man versteht was ich meine. Es hat teilweise so gewirkt, als hätte die Autorin mal nach Klischees gegooglet und Jody damit ausgestattet: Fertig. War an der Stelle too much.
Der Spannungsbogen ist dann eben leider flöten gegangen und selbst wenn er manchmal ein kleinen Schwung nach oben genommen hat, irgendwie wollte es einfach nicht so richtig spannend werden. Dafür hat das Ende mich noch einmal überzeugen können. Nicht die Auflösung an sich, sondern das was danach passiert.
War für mich persönlich ein guter Abschluss, der an dieser Stelle gepasst hat.
Insgesamt war der Thriller nichts ganzes und nichts halbes. Irgendwie hat es an jeder Ecke an Charakter, Thrill und Authentizität gefehlt, andererseits hat das Buch durch die Rückblenden einen ganz besonderen Flair bekommen. Meins war es jetzt nicht so unbedingt ..