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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2019

Ivy House

Der dunkle Garten
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Der 28jährige Toby Hennessy wird nach einer Kneipentour in seiner Wohnung überfallen und zusammengeschlagen. Schwer verletzt, traumatisiert und mit Gedächtnislücken wacht er im Krankenhaus auf. Die Diebe ...

Der 28jährige Toby Hennessy wird nach einer Kneipentour in seiner Wohnung überfallen und zusammengeschlagen. Schwer verletzt, traumatisiert und mit Gedächtnislücken wacht er im Krankenhaus auf. Die Diebe werden nicht gefasst und Toby fürchtet in seiner Wohnung erneut Ziel eines Angriffs zu werden.
Als sein Lieblingsonkel Hugo schwer erkrankt, beschließt Toby, zusammen mit seiner Freundin Melissa vorübergehend zu Hugo ins Ivy House zu ziehen, wo er in seiner Kindheit und Jugend glückliche Tage erlebt hat. In der anderen Umgebung erholt sich Toby zusehends, doch dann wird ein Skelett im Garten gefunden, bei dem es sich zu allem Überfluss um einen früheren Klassenkameraden handelt. Auf der Suche nach Beweisstücken oder eventuell weiteren Leichen gräbt die Polizei den Garten um und fällt Bäume. Durch die Polizeipräsenz und die Suche nach dem Mörder – denn bald stellt sich heraus, dass es tatsächlich Mord war – hat sich die Atmosphäre im Ivy House verändert, es ist nicht mehr die Idylle und der sichere Rückzugsort wie zuvor. Als Täter kommen nur eine Handvoll Leute in Betracht, allen voran Toby und zwei seiner Verwandten. Da bei dem Toten aber etwas gefunden wurde, das Toby gehört, ist er der Hauptverdächtige. Aufgrund seiner Gedächtnislücken weiß Toby nicht mehr genau, was in jenem Sommer geschah, in dem der damalige Kumpel verschwand. Zu dem Zeitpunkt gingen alle davon aus, dass er sich umgebracht hatte. Bis der Leser erfährt, was wirklich damals geschah, vergeht allerdings noch einige Zeit...
Mir hat „Der dunkle Garten“ sehr gut gefallen. Das Buch kommt ohne viel Blutvergießen aus und lebt von der psychologischen Spannung. Über weite Strecken ist es eher ein Roman als ein Krimi. Mir gefällt Tana Frenchs Schreibstil ausgesprochen gut. Was ich auch als sehr positiv empfunden habe, ist die hervorragende Übersetzung ins Deutsche. Das Buch liest sich sehr flüssig und man stolpert nicht ständig über schlecht übersetzte Ausdrücke, bei denen man genau weiß, wie sie im englischen Original hießen. Mir hat dieses Buch wirklich spannende und schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Ein sehr persönliches Werk

Kaffee und Zigaretten
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Ich habe alle Bücher von Ferdinand von Schirach gelesen und sein Schreibstil gefällt mir wirklich sehr. Bei den ersten Tracks dieses Hörbuchs war ich noch etwas skeptisch, weil ich etwas ganz anderes erwartet ...

Ich habe alle Bücher von Ferdinand von Schirach gelesen und sein Schreibstil gefällt mir wirklich sehr. Bei den ersten Tracks dieses Hörbuchs war ich noch etwas skeptisch, weil ich etwas ganz anderes erwartet hatte. Doch dann fing das Hörbuch an mich zu faszinieren, nicht zuletzt dank der unaufgeregten Sprechweise von Lars Eidinger. Von Schirachs Aussage „Lars Eidinger liest, wie ich schreibe“ trifft den Nagel auf den Kopf.
„Kaffee und Zigaretten“ spricht sehr viele verschiedene Themen an. Der Autor erzählt von seiner Kindheit , Jugend und Schulzeit, die er im Internat Salem am Bodensee verbracht hat, von Menschen und Ereignissen, die ihn geprägt haben, von Prozessen und Klienten, Filmen, die ihn beeindruckt haben, den Stammheim Prozessen und ihren Auswirkungen und einer Vielzahl anderer Themen. Ich bin sicher, dass ich mir dieses Hörbuch noch einmal anhören werde.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Lug und Trug

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Eines Morgens erhält der Madrider Schriftsteller Manuel Ortigosa eine schockierende Nachricht: sein Ehemann Alvaro ist bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen. Doch was hatte Alvaro in Galicien ...

Eines Morgens erhält der Madrider Schriftsteller Manuel Ortigosa eine schockierende Nachricht: sein Ehemann Alvaro ist bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen. Doch was hatte Alvaro in Galicien zu suchen? Eigentlich sollte er zu diesem Zeitpunkt ganz woanders sein.
Manuel stellt fest, dass sein Partner ein Doppelleben führte und außerdem adliger Herkunft ist. Er fühlt sich hintergangen und versucht, mehr über den Mann herauszufinden, den er zu kennen glaubte. Dafür begibt er sich an Alvaros Familienwohnsitz in Galicien und lernt dessen Familie kennen, die alles andere als begeistert von seinem Auftauchen ist.
Der Polizeibeamte Nogueira hat Zweifel daran, dass Alvaros Tod ein Unfall war und zieht Manuel ins Vertrauen. Gemeinsam mit Nogueira und dem Priester Lucas, einem Jugendfreund Alvaros, versucht Manuel, das Puzzle um Alvaros Leben und Tod zusammenzufügen. Es stellt sich heraus, dass die Adelsfamilie Muniz de Davila einige sprichwörtliche Leichen im Keller hat, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren darf, koste es, was es wolle...
Dolores Redondo ist mit „Alles, was ich dir geben will“ ein spannender Roman gelungen, der für meine Begriffe allerdings ein bisschen zu ausufernd ist. Allerdings schafft sie es, den Leser immer wieder mit neuen Wendungen zu konfrontieren. Man bekommt Einblicke in das Leben in Galicien, wo sich Adlige selbst heute noch für „etwas Besseres“ halten und ihre Angestellten entsprechend behandeln. Es ist ein interessantes Buch, das viele verschiedene Aspekte beleuchtet und bis zum Schluss zu überraschen weiß.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Was ist wirklich wichtig im Leben?

Nächte, in denen Sturm aufzieht
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Mike Dormer, erfolgreicher Investmentmanager in London, wird von seinem Schwiegervater in spe nach Australien geschickt, um im beschaulichen Küstenort Silver Bay die Gegebenheiten für ein Luxusresort auszuloten. ...

Mike Dormer, erfolgreicher Investmentmanager in London, wird von seinem Schwiegervater in spe nach Australien geschickt, um im beschaulichen Küstenort Silver Bay die Gegebenheiten für ein Luxusresort auszuloten. Was zunächst wie ein Job wie viele andere klingt, entwickelt sich für Mike ganz anders als geplant. Er verliebt sich in die wunderschöne Küste mit ihren Walen und Delfinen und fühlt sich im Kreise der Einheimischen, die ihn bald wie einen der ihren aufnehmen, so wohl wie nie zuvor. Als er erkennt, dass das geplante Resort für die Einheimischen der finanzielle Ruin wäre und außerdem große Schäden für die Umwelt mit sich bringen würde, ist die Planung bereits zu weit fortgeschritten, um sie noch zu stoppen. Seine neuen Freunde und Bekannten fühlen sich von ihm hintergangen, nachdem sie erfahren, weshalb sich Mike so für die Gegend interessiert. In dieser ohnehin schon schwierigen Situation hat Mike sich zu allem Überfluss verliebt. Er muss sich entscheiden: für seine Verlobte in London und eine steile Karriere in der Firma ihres Vaters oder für den Kampf gegen die Zerstörung der Natur und die eigenwillige Liza mit ihrer liebenswerten kleinen Tochter Hannah...
Die Geschichte ist nicht wirklich neu und wurde schon unzählige Male so oder ähnlich erzählt. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch bei weitem nicht so trivial wie es sich anhört. Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd von den Hauptpersonen erzählt. Dabei wachsen dem Leser die Personen mit ihren Geheimnissen und Eigenheiten sehr ans Herz. Gut gefallen hat mir, dass die Problematik rund um das Thema Naturschutz angesprochen wird: Schleppnetze, die im Ozean treiben und zur Todesfalle für unzählige Tiere werden, aber vor allem auch die Faszination, die von Buckelwalen und Delfinen ausgeht. Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben. Das Ende des Buchs hält dann noch eine große Überraschung bereit. Ein Feelgood Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Kaleidoskop der Wahrheit

Das Echo der Wahrheit
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Der Multimillionär Joshua Fleischer hat nur noch kurze Zeit zu leben. Seit 40 Jahren trägt er eine schwere Last: er weiß nicht, ob er in Paris an einem Verbrechen beteiligt war, bei dem eine junge Frau ...

Der Multimillionär Joshua Fleischer hat nur noch kurze Zeit zu leben. Seit 40 Jahren trägt er eine schwere Last: er weiß nicht, ob er in Paris an einem Verbrechen beteiligt war, bei dem eine junge Frau verschwand. Seine Erinnerung ist nur bruchstückhaft vorhanden. Vor seinem Tod will er unbedingt Gewissheit, was in jener Nacht geschah. Dabei soll ihm der bekannte Psychiater James Cobb behilflich sein, indem er ihn in Hypnose versetzt. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Cobb auf den Auftrag ein, doch lässt Fleischers Gesundheitszustand es nicht zu, abschließend zu klären, was damals tatsächlich geschah.
Nach dessen Tod beschließt Cobb, auf eigene Faust weiter zu ermitteln. Er sucht den Originalschauplatz des Verbrechens auf (sofern es sich denn um eines handelt) und trifft sich mit Personen aus Fleischers damaligem Freundes- und Bekanntenkreis. Jeder trägt ein Stückchen zur Wahrheitsfindung bei, wobei sich die einzelnen Teile der Wahrheit wie bei einem Kaleidoskop immer wieder neu anordnen. Dies ist sowohl verwirrend als auch faszinierend. Wer war Fleischer wirklich? Ein rücksichtsloser reicher Womanizer oder der Philanthrop als den Cobb ihn kennengelernt hat? Was ist mit Simone Duchamp, der verschwundenen jungen Frau passiert und weshalb haben Polizei und Simones Familie ihr Verschwinden nie versucht aufzuklären? Welche Rolle spielte Joshs damaliger Mitbewohner, Abraham Hale, in dem Ganzen?
Die Geschichte ist sehr spannend aufgebaut. Eugene Chirovici legt großen Wert auf die psychologischen Hintergründe. Nach eigenen Aussagen will er seinen Lesern keinen typischen „Whodunit“ Krimi präsentieren, bei dem man am Ende den Mörder kennt, sondern vor allem auch einen „Whydunit“, indem er erklärt, warum alles so gekommen ist. Ich habe den Roman sehr gern gelesen, manches, beispielsweise die Rolle und Person des Abraham Hale, fand ich aber bis zuletzt ziemlich verwirrend. Ein ungewöhnlicher und sprachlich virtuos erzählter Spannungsroman.