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Veröffentlicht am 22.10.2021

Kant und der unbekannte Rächer

Kant und der sechste Winter
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Es ist der zweite Weihnachtstag, als Hauptkommissar Kant von der Münchner Mordkommission zu einem Tatort gerufen wird. Ein junger Anwalt wurde von einem Auto überfahren und laut Angaben einer Augenzeugin ...

Es ist der zweite Weihnachtstag, als Hauptkommissar Kant von der Münchner Mordkommission zu einem Tatort gerufen wird. Ein junger Anwalt wurde von einem Auto überfahren und laut Angaben einer Augenzeugin anschließend erwürgt. Wer sollte einen Grund haben, den jungen Mann umzubringen? Kant und sein Team ermitteln im Umfeld des Mannes, der aus dem kleinen Ort Schelfing in der Nähe von München stammt. Es stellt sich heraus, dass ein früherer Freund des Opfers vor Kurzem ebenfalls ums Leben kam, allerdings ging die Polizei in diesem Fall zunächst von Tod durch Erfrieren aus. Der Leser weiß jedoch, dass dem nicht so ist. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen oder ist es Zufall? Hat die Ermordung des Anwalts Spicher eventuell mit einem seiner Fälle zu tun, womöglich mit der Erschließung von Grundstücken in seinem Heimatort Schelfing? Immerhin vertrat Spicher dort einen Mandanten, der in den Augen der Dorfgemeinschaft ein Säufer und Unruhestifter ist. Doch bei seinen Nachforschungen stößt Kant auf eine Mauer des Schweigens.
Eine frühere Klassenkameradin der beiden Toten, die ebenfalls mehr zu wissen scheint, als sie der Polizei mitteilt, fürchtet indessen um ihr eigenes Leben. Nach und nach erfährt der Leser, was sich vor Jahren in Schelfing zugetragen hat. Doch warum will sich jemand jetzt, nach all der Zeit, rächen?
Den Anfang des Buchs fand ich spannend und interessant, auch wenn ich ziemlich Probleme damit hatte, die vielen Personen auseinanderzuhalten. Es geht nicht nur um die Opfer und deren Familien, sondern auch die Angehörigen der Mordkommission und deren Umfeld werden beschrieben. Manche Nebenschauplätze stellen sich im Nachhinein als völlig unnötig heraus, da sie absolut nichts zu der Geschichte beitragen. So richtig warm wurde ich weder mit Kant noch mit seinem Team. Der Leser wird auf etliche falsche Fährten geführt, während für das Geschehen wichtige Personen erst ganz zum Schluss in Erscheinung treten, wodurch sich der Sachverhalt plötzlich völlig anders darstellt und ich mich als Leserin ein wenig an der Nase herumgeführt fühlte.
Die Sprache des Autors hat mir gut gefallen. Das Buch hat mich gut unterhalten, doch die Spannung kommt für meine Begriffe ein wenig zu kurz.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Geheimnisvolle Isdal-Frau

Das letzte Bild
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Die Schriftstellerin Eva glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie eines Morgens in der Zeitung mit den großen Buchstaben das Foto einer Frau entdeckt, die ihr und ihrer Mutter verblüffend ähnlich ...

Die Schriftstellerin Eva glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie eines Morgens in der Zeitung mit den großen Buchstaben das Foto einer Frau entdeckt, die ihr und ihrer Mutter verblüffend ähnlich sieht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um das Bild einer in den 1970er Jahren in Norwegen ermordeten Frau, deren Identität nie geklärt wurde. Neue wissenschaftliche Methoden machten es nun möglich festzustellen, dass diese Frau ihre Kindheit in der Nähe von Nürnberg verbracht haben muss, eine Gegend, in der Evas Urgroßeltern wohnten.
Als Eva ihrer Mutter das Bild zeigt, reagiert diese äußerst abweisend, doch es ist klar, dass sie etwas verheimlicht.
Eva beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und fährt nach Norwegen. Ein DNA Test bringt Klarheit: Eva ist tatsächlich mit der Isdal-Frau verwandt. Vor Ort erhält sie die alten Ermittlungsunterlagen, die eine Menge Rätsel aufgeben.
Den Fall der Isdal-Frau gab es wirklich. Damals berichtete „die Zeit“ darüber. Ausschnitte aus dem Artikel sind den einzelnen Kapiteln vorangestellt.
Das Buch basiert also auf einem wahren Fall, den Anja Jonuleit ausgeschmückt und eine Geschichte darum konstruiert hat, wie es sich damals hätte zutragen können. In ihrem Buch wurde die Tote, Marguerite, als 6-Jährige in den Wirren der letzten Kriegstage von Mutter und Zwillingsschwester getrennt und versuchte Zeit ihres Lebens, ihre Familie wiederzufinden. Im Zuge ihrer Recherchen findet sie heraus, dass die Mutter als Ärztin in den „Lebensborn“-Heimen des Dritten Reichs tätig war. Marguerite lässt nichts unversucht, Zeitzeugen zu finden, die ihre Mutter gekannt haben und ihr den entscheidenden Hinweis darauf geben können, die Familie endlich wiederzufinden.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: in der Jetztzeit, in der Eva versucht, das Geheimnis der Isdal-Frau zu lüften, und in den 1970-er Jahren, als Marguerite auf der Suche nach ihrer Familie ist. Das Buch beginnt zunächst sehr spannend, doch dann fand ich die vielen Sackgassen und Erzählstränge etwas ermüdend und in die Länge gezogen. Dazu kommt, dass ich nicht wirklich Empathie mit den Personen empfinden konnte und mir manches nicht nachvollziehbar erschien. Warum hat nur Marguerite nach ihrer Familie gesucht, weshalb hat die Mutter nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, die verlorene Tochter zu finden? Weshalb reagiert die Zwillingsschwester zunächst so abweisend? Dass Marguerite ihr Leben als Prostituierte und in Begleitung des unsympathischen Damiano finanziert, macht sie auch nicht wirklich sympathisch. Die Auflösung des Falls und die Enttarnung eines Nationalhelden erscheinen mir wenig glaubhaft. Alles in allem kein schlechtes Buch, aber nicht so spannend wie erwartet.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Etwas schleppend

Das Grab in den Schären
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Bei Bauarbeiten auf einer bisher unbewohnten Schäreninsel wird ein Skelett gefunden. Da nur winzige Skelettstücke vorhanden sind, ist es schwierig zu bestimmen, um wen es sich dabei handeln könnte.
Die ...

Bei Bauarbeiten auf einer bisher unbewohnten Schäreninsel wird ein Skelett gefunden. Da nur winzige Skelettstücke vorhanden sind, ist es schwierig zu bestimmen, um wen es sich dabei handeln könnte.
Die Polizei findet heraus, dass drei Personen in Frage kommen und geht den Umständen ihres Verschwindens.
Nora Linde, die seit ihrem letzten Fall, der beinahe in einer Katastrophe geendet hätte, krankgeschrieben ist und den Sommer auf Sandhamn verbringt, hört von dem Leichenfund und beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln, da sie eine der verschwundenen Personen persönlich kannte. Dabei findet sie Dinge heraus, die die Polizei nicht weiß.
Thomas Andreasson, der die Ermittlung leitet, ist allerdings alles andere als begeistert, als er erfährt, dass Nora in ihrer Freizeit Ermittlungen anstellt...
Ich habe bisher alle Bücher dieser Reihe gelesen und fand die ersten richtig gut. Auch der letzte Band war spannend, doch dieser ist sehr langatmig. Ständig wird auf den letzten traumatischen Fall Bezug genommen, was mich sehr genervt hat. Was auch viel zu viel Platz einnahm, war Noras Alkoholproblem. Abend für Abend leert sie Flasche um Flasche, provoziert ihren Partner, vernachlässigt die Tochter. Alles in allem ist die Nora Linde in „Das Grab in den Schären“ eine ziemlich unsympathische Person, die sich in alles einmischt. Spannung kommt eigentlich erst im letzten Drittel des Buchs auf. Wenn es um Liebesszenen geht, ist mir die Sprache viel zu schwülstig: Ihr wurde schwindlig vor Liebe, sie hatte seine Lippen empfangen... usw. Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung „Königin des schwedischen Krimis“ eine Erfindung des KiWi Verlags ist, aber mit diesem Buch wird Viveca Sten dieser Auszeichnung jedenfalls nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Eine Frau als Pilotin? Welch absurde Idee!

Freiflug
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Köln, 1974. Die junge Rita Maiburg hat einen großen Lebenstraum: sie möchte als Linienflugpilotin bei der Deutschen Lufthansa arbeiten. Sie ist die ideale Kandidatin: ihre Flugausbildung hat sie aus eigener ...

Köln, 1974. Die junge Rita Maiburg hat einen großen Lebenstraum: sie möchte als Linienflugpilotin bei der Deutschen Lufthansa arbeiten. Sie ist die ideale Kandidatin: ihre Flugausbildung hat sie aus eigener Tasche bezahlt und in sämtlichen Prüfungen sehr gut abgeschnitten. Sie ist sich daher so gut wie sicher, den Job schon in der Tasche zu haben, doch dann kommt der Schock: die Lufthansa weist ihre Bewerbung ab, weil sie grundsätzlich keine Frauen als Piloten einstellen. Für Rita ist klar, dass sie das so nicht stehen lassen kann und sie wendet sich an die Rechtsanwältin Katharina Berner.

Katharina ist die Tochter eines erfolgreichen Kölner Unternehmers. Gegen den Willen des Vaters hat sie Jura studiert, einige Jahre in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, in der sie die einzige Juristin und immer wieder dem sexistischem Verhalten der männlichen Kollegen ausgesetzt war, bis sie es eines Tages satt hatte und ihre eigene Kanzlei gründete. Der Fall Rita Maiburg interessiert sie daher sehr. Da die Lufthansa im Besitz der Bundesrepublik Deutschland ist, bedeutet dies eine Klage gegen die Bundesrepublik. Sie ist fest entschlossen, diesen Prozess zu führen und zu gewinnen...

Das Thema des Buchs ist wirklich sehr interessant, zumal es teilweise auf Fakten beruht. Es ist eine interessante Zeitreise in die BRD der 70er Jahre, einer Zeit, in der sowohl die spießigen Ansichten der 50er und 60er Jahre und die neue Freiheit der Jugend nebeneinander her existierten. Die Schilderungen geben einen interessanten Rückblick auf diese Jahre der beginnenden sexuellen Freizügigkeit und des Experimentierens mit Drogen, der Baader Meinhof Bande und einer Welt, in der nach wie vor (alte) Männer das Sagen haben.

Allerdings habe ich das Gefühl, die Autorin hat versucht, ein bisschen zu viel in ihre Story zu packen. Der drogensüchtige Jugendfreund von Rita Maiburg, der in der Psychiatrie landet und dort mit Elektroschocks behandelt wird, trägt nicht wirklich viel zu der Geschichte bei und dieser Handlungsstrang verläuft einfach im Sand. Auch die Verwicklungen von Katharina Berner mit ihrem Vermieter und Freund sollten wohl ein wenig Spannung und Dramatik aufbauen, ich fand sie allerdings ziemlich vorhersehbar und wenig spannend. Was Drogen und Sex anbelangt, so hat Christine Drews auch ein bisschen dick aufgetragen, ganz so einfach wird es auch in den 70er Jahren nicht gewesen sein, mit dem VW Bus nach Afghanistan zu fahren und sich mit Drogen einzudecken.

Ich fand das Buch vom Thema her ganz interessant, allerdings sehr ausschweifend, was der Spannung Abbruch tat. Es war jedoch interessant zu lesen, mit welch unglaublich sexistischen Argumenten die Anwälte der Lufthansa den Prozess führten und auch sich das vorherrschende Rollenverständnis von damals vor Augen zu führen. Schon allein deshalb lohnt sich die Lektüre von „Freiflug“.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Ehre, wem Ehre gebührt

Der Bruder
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Sloane Connelly ist Architekturstudentin kurz vor ihrem Abschluss. Sie lebt ein abgeschiedenes Leben ohne viele soziale Kontakte. Von ihrem Freund Roger will sie sich trennen. Als sie ihre Mutter, zu der ...

Sloane Connelly ist Architekturstudentin kurz vor ihrem Abschluss. Sie lebt ein abgeschiedenes Leben ohne viele soziale Kontakte. Von ihrem Freund Roger will sie sich trennen. Als sie ihre Mutter, zu der sie ohnehin kein enges Verhältnis hat), nicht telefonisch erreichen kann, fährt sie hin und muss erfahren, dass diese sich wohl umgebracht hat. Ihre Mutter hat ihre Angelegenheiten geregelt und Sloane alles vermacht, einschließlich eines Revolvers und der Nachricht, sie solle so schnell wie möglich das Weite suchen. Einen Grund dafür nennt ihr die Mutter nicht.
Die Leiche der Mutter wird nicht gefunden und Sloane kehrt in ihr Studentenleben zurück. Bald darauf wird sie von einem Anwalt kontaktiert, der ihr im Namen seines Mandanten ein äußerst lukratives Angebot unterbreitet: sie soll ein Denkmal für 6 Personen entwerfen. Mehr erfährt sie nicht, noch nicht mal den Namen des Auftraggebers. Sloanne wittert die Chance ihres Lebens und nimmt den Auftrag an. Mit der Namensliste der sechs Personen im Gepäck reist sie durchs Land, um mehr über sie herauszufinden. Was sich ihr offenbart, ist ziemlich verstörend...
„Der Bruder“ ist ein Verwirrspiel, wie man es von Katzenbach kennt. Manche Abschnitte sind äußerst spannend und man möchte das Buch kaum aus der Hand legen, doch dann gibt es auch leider wieder lange Passagen, die unglaublich in die Länge gezogen sind. Das Ende des Buchs empfand ich als äußerst schwach. Das Buch ist okay, aber nicht Katzenbachs bestes.

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