Profilbild von Readaholic

Readaholic

Lesejury Star
offline

Readaholic ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Readaholic über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2024

Es war einmal auf Ibiza...

Die Unmöglichkeit des Lebens
0

Es war einmal eine 72jährige Engländerin, die keine Lust am Leben mehr hatte. Mann und Sohn waren gestorben und sie hatte kaum soziale Kontakte. Eines Tages erhielt sie einen Brief, dass sie von einer ...

Es war einmal eine 72jährige Engländerin, die keine Lust am Leben mehr hatte. Mann und Sohn waren gestorben und sie hatte kaum soziale Kontakte. Eines Tages erhielt sie einen Brief, dass sie von einer Frau, der sie vor vielen Jahren einen Gefallen getan hatte, ein Haus auf Ibiza geerbt hatte. Grace packte sofort ihre Koffer und flog nach Ibiza, um sich das Erbe anzusehen. Vorsicht, Spoiler: Dort traf sie auf einen Mann, der mit ihr zum Tauchen ging. Im Wasser kam sie mit einer geheimnisvollen Kraft in Kontakt, konnte fortan Gedanken lesen und erhielt andere wundersame Fähigkeiten. Sie erfuhr, dass sie dazu auserwählt war, die Natur Ibizas zu retten und einen bösen Menschen auszuschalten. Nach getaner Mission blieb sie auf Ibiza und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie dort noch heute.
So, Ironiemodus aus. Das Buch beginnt ganz normal, es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass es schnell ins Mystische abdriftet. Meiner Meinung nach ist dies ein großes Manko, nicht jeder findet Gefallen an Botschaften aus dem Jenseits oder aus Parallelwelten. Es beginnt mit der E-mail eines ehemaligen Schülers an Grace, die ihn in Mathe unterrichtet hatte. Das 400 Seiten-Buch ist die Antwort auf diese Mail, was ich auch schon sehr konstruiert finde. Die Naturwissenschaftlerin Grace ist zunächst selbst skeptisch und erstaunt über die übersinnlichen Dinge, die geschehen, findet sich aber erstaunlich schnell mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten ab und versichert ihrem früheren Schüler Maurice, dass sich alles genau so zugetragen habe.
Die Botschaft des Buchs ist mir nicht ganz klar. Schutz der Natur, alles ist miteinander verbunden, klar, dazu hätte es allerdings nichts Übersinnliches gebraucht. Vielleicht auch, wenn eine pensionierte Mathelehrerin aus einem Dorf in England auserwählt ist, ihren Mitmenschen zu helfen, kannst du es genauso sein? Obwohl der Roman zeitweise kurzweilig ist und mir die Beschreibungen der Natur Ibizas gefallen haben, hat mich das mystische Drumherum doch gestört. Kein Buch für Leute, die einen „normalen“ Roman erwarten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2024

Eine Ministerin geht über Leichen

Dunkler Abgrund
0

Leserinnen von „Tiefer Fjord“ erinnern sich sicher an Clara Lofthus, die in diesem neuen Band überraschend von der Staatssekretärin zur Justizministerin Norwegens ernannt wird. Als alleinerziehende Mutter ...

Leserinnen von „Tiefer Fjord“ erinnern sich sicher an Clara Lofthus, die in diesem neuen Band überraschend von der Staatssekretärin zur Justizministerin Norwegens ernannt wird. Als alleinerziehende Mutter findet sie nun noch weniger Zeit für ihre 8jährigen Zwillinge, die seit dem plötzlichen Tod des Vaters viel auf sich allein gestellt sind. Dann der Schock: sie kommt eines Abends nach Hause und die Zwillinge wurden entführt! Die Entführer drohen damit, die beiden Jungs zu töten, falls Clara die Polizei einschaltet. In ihrer Not wendet sie sich an ihren Leibwächter Stian, der ihr verspricht, vorerst seine Vorgesetzten nicht zu informieren. Zu zweit machen sie sich auf die Suche nach Andreas und Nikolai.
Ich fand „Tiefer Fjord“ superspannend und hatte mich sehr auf diesen zweiten Band der Reihe gefreut, doch leider wurden meine Erwartungen enttäuscht. Die Geschichte ist total an den Haaren herbeigezogen. Clara, die auch im ersten Band schon erhebliche kriminelle Energie bewies, wächst über sich hinaus. In einer Stunde, als sie sich aus dem Ministerium davonschleichen kann, begeht sie einen Mord, lässt die Leiche flugs verschwinden, richtet die Frisur und ist wieder in ihrem Büro, bevor irgendjemand etwas merkt. Es gibt noch viele solche Ungereimtheiten. Auch das Verhalten der Zwillinge entspricht in keinster Weise ihrem Alter. Welcher Achtjährige vergleicht seine Großmutter mit einer maroden Hängebrücke, bei der man nie weiß, welche Trittplatten intakt sind oder durchbrechen?
Ein Großteil des Romans, der aus verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Personen geschildert wird, besteht aus sehnsuchtsvollen Rückblicken von Andreas und Nikolai, die ihren Vater über alle Maßen vermissen. Vieles davon dient meiner Meinung nach lediglich dazu, Seiten zu generieren. Die Auflösung ist dermaßen absurd, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Für mich war dieses Buch eine einzige Enttäuschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2024

Fängt stark an, verliert aber schnell an Faszination

Ein Garten offenbart sich
0

Die Autorin beschreibt zu Beginn des Buchs, wie sie von der Großstadt aufs Land zieht und dort ein altes Bauernhaus mit großem Garten übernimmt. Zu Anfang mäht sie den Rasen und hält alles in Ordnung, ...

Die Autorin beschreibt zu Beginn des Buchs, wie sie von der Großstadt aufs Land zieht und dort ein altes Bauernhaus mit großem Garten übernimmt. Zu Anfang mäht sie den Rasen und hält alles in Ordnung, doch bald beginnt sie damit, den Garten verwildern zu lassen, um der Natur ihren Lauf zu lassen. Sie beschreibt, wie die Gräser und Pflanzen ihr bis in Brusthöhe wachsen und sie lediglich ein paar Wege in diesen Dschungel mäht. An dieser Stelle dachte ich mir, dass dies der Natur sicher guttut, aber, zumindest in meinem Fall, wenig praktikabel ist. Erstens ist unser Garten nicht so groß und zweitens wären die Nachbarn wenig angetan. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gern in meinem Garten herumspaziere und jedes Eckchen nutzen will, will heißen, die Gartenliege mal hierhin und mal dahin schieben möchte.
Was mir gut gefallen hat, war der Einstieg ins Buch, wo sie beschreibt, wie sie als Kind bei ihren Großeltern war, die Obst und Gemüse selbst anbauten. Was mich hier allerdings erstaunt hat, war der krasse Gegensatz zwischen der Kindheit der Autorin und meiner eigenen. Ich bin sogar ein paar Jahre älter als Katrin de Vries, trotzdem habe ich Plumpklos und die sehr spartanische Lebensweise sowie das Selbstversorgertum so nie erlebt. Es kam mir so vor, als ob sie die Kindheit der Mutter beschreibt, nicht ihre eigene.
Manche der angesprochenen Themen haben mich erreicht, weil sie sich mit meinen eigenen Erfahrungen decken, beispielsweise wenn sie sagt, die Pflanzen suchen sich ihr eigenes Plätzchen aus, an dem sie wachsen möchten. Anderes hat mich einfach nur entsetzlich genervt, allem voran die neunmalklugen Söhne, die alle paar Seiten erwähnt werden und die ihr so wertvolle Ratschläge geben wie sie solle sich aus Gründen der Wasserersparnis doch wieder ein Plumpsklo anschaffen oder öfter mal in die Baumwipfel schauen. Diese ständige Besserwisserei vonseiten der Söhne ging mir unendlich auf die Nerven, es war so schlimm, dass ich mich regelrecht zwingen musste, dieses Buch zu Ende zu lesen. Hätte ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, hätte ich nach zwei Dritteln abgebrochen. Für mich also im Großen und Ganzen eine Enttäuschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2024

Klang vielversprechend

Das Waldhaus
0

Als Hannah ein kleines Mädchen war, wurde ihre Mutter ermordet. Wer der Täter war, wurde nie aufgeklärt. Hannahs älterer Bruder Reese ist überzeugt, dass der Vater der Täter war und hat sich seitdem nie ...

Als Hannah ein kleines Mädchen war, wurde ihre Mutter ermordet. Wer der Täter war, wurde nie aufgeklärt. Hannahs älterer Bruder Reese ist überzeugt, dass der Vater der Täter war und hat sich seitdem nie wieder zuhause blicken lassen. Nachdem sie eine Weile in Brighton lebte, kehrt Hannah nun in ihr Elternhaus in London zurück. Der Vater ist dement und kann nicht mehr allein leben. Hannah ist jetzt in dem Alter, in dem ihre Mutter war, als sie starb, und scheint ihr ziemlich ähnlich zu sehen, denn der Vater verwechselt sie mit ihr. Immer wieder entschuldigt er sich bei ihr, was bei Hannah die Vermutung auslöst, der Vater könnte wirklich der Täter sein. So weit, so gut. Doch ab hier wird das Buch immer absurder. Hannah fängt an, die alten Kleider der Mutter zu tragen und sich wie die Mutter zu verhalten, um den Vater zu täuschen und andere Personen aus der Reserve zu locken. Sie tritt in Kontakt mit dem damals ermittelnden Kommissar und beginnt, in der Vergangenheit ihrer Mutter herumzuschnüffeln. Dabei macht sie weniger schöne Entdeckungen. Irgendwann ist sie an dem Punkt, an dem ich mich gefragt habe, ob Hannah vielleicht eine Psychopathin ist, denn ihr Verhalten ist wirklich vollkommen verrückt. Es gibt so gut wie niemanden, den sie nicht früher oder später verdächtigt, die Mutter auf dem Gewissen zu haben. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es war abgesehen von der absurden Story auch schwer, der Sprecherin zu lauschen, da Hannah so schrecklich unsympathisch und durchgeknallt klang. Ich bin wirklich sehr erstaunt über die vielen guten Bewertungen für dieses Buch. Nach einem vielversprechenden Anfang driftete die Story immer mehr ins Absurde ab. Wirklich sehr enttäuschend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2024

Viele logische Brüche und wenig Spannung

Schneesturm
0

Eine Gruppe von Freunden trifft sich anlässlich des 10. Todestages eines gemeinsamen Freunds auf der kleinen, zu den Aran Islands gehörenden Insel Inishmore. Ein Schneesturm hat die Insel von der Außenwelt ...

Eine Gruppe von Freunden trifft sich anlässlich des 10. Todestages eines gemeinsamen Freunds auf der kleinen, zu den Aran Islands gehörenden Insel Inishmore. Ein Schneesturm hat die Insel von der Außenwelt abgeschnitten. Als eine Leiche in einem Felsbecken gefunden wird, ist klar, dass der Mörder noch auf der Insel sein muss. Die einzige Polizistin auf der Insel, Cara, kann erst auf Verstärkung vom Festland hoffen, wenn sich das Wetter beruhigt.
Die Ausgangssituation ist spannend und hat Potenzial, das aber leider nicht ausgeschöpft wird. Außerdem ist vieles an diesem Roman unlogisch. Beispielsweise ist die Rede von hüfthohen Schneeverwehungen und ungeräumten Straßen, was Cara aber nicht davon abhält, ohne Probleme auf der ganzen Insel herumzufahren, um zu ermitteln, wie sie es nennt. Es mutet allerdings eher wie Aktionismus an. Dass es sich bei der Toten um ihre Freundin Maura handelt, die allseits beliebte Lehrerin der Dorfschule, hält sie, warum auch immer, vor der einheimischen Bevölkerung geheim, den Freunden erzählt sie es jedoch, denn auch Maura gehörte zu ihrer Clique. Im Übrigen stellt sich schnell heraus, dass sich die Freunde fremd geworden sind und sie jede Menge Geheimnisse voreinander haben.
Was mich am Allermeisten an diesem sehr in die Länge gezogenen und nicht sehr spannenden Roman gestört hat, ist, dass den Lesern eine wichtige Information über Cara nicht nur vorenthalten wird, sondern sie regelrecht getäuscht werden.
Der Schreibstil ist zuweilen haarsträubend. Es finden sich Sätze wie „Die schwach erkennbare Silhouette des Weihnachtsbaums kam ihr vor wie ein Monster mit Tentakeln und der Widerhall des klingenden Telefons wie dessen fremdartiger Schrei.“ Ich habe mich nicht vertippt, da steht wirklich „klingenden“ statt „klingelnden“.
Warum der Verlag gleich auf dem Cover einen dicken Spoiler aufdruckt, hat sich mir auch nicht erschlossen. Alles in allem war „Schneesturm“ für mich eine Enttäuschung auf ganzer Linie und vergeudete Lesezeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere