Profilbild von Rebecca1120

Rebecca1120

Lesejury Star
offline

Rebecca1120 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Rebecca1120 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2023

berührend und nachdenklich stimmend

Der Schacherzähler
0

Bad Altbach ist eine Kleinstadt und hier lebt Walter Weber allein, seit seine Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Er ist ein alter Mann, der einsam ist, der mit seiner toten Frau Zwiesprache hält und ...

Bad Altbach ist eine Kleinstadt und hier lebt Walter Weber allein, seit seine Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Er ist ein alter Mann, der einsam ist, der mit seiner toten Frau Zwiesprache hält und seinen Alltag in feste Rituale eingeteilt hat. Freunde hat er keine, kein Wunder so knurrig wie er sich gibt. Doch die Begegnung im Stadtpark mit dem neunjährigen Janne, dem er sich mürrisch als Oldman vorstellt, wird der Beginn eines neuen, erfüllteren Lebensabschnitts…
Ja so könnte man die Geschichte beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Der Autorin ist es gelungen Oldmans Veränderung vom abweisenden kauzigen, zum Teil auch verbitterten alten Mann so rührend zu schildern, dass ich dachte, ja so könnte es gewesen sein. Oldman öffnet sich gegenüber Janne und seiner Mutter Malu ganz allmählich. Er bewundert die Liebe zwischen der alleinerziehenden Mutter und ihrem Sohn und erfährt dabei auch selbst wieder so etwas wie Liebe durch die beiden. Auch mich haben der liebevolle Umgang zwischen den beiden, aber auch zwischen Malu und ihrer Freundin Liv beeindruckt. Der Austausch ihrer Gedanken bei Unsicherheiten, die gegenseitigen Ratschläge in diesen Dialogen haben mich nachdenklich gestimmt. Es sind keine Floskeln, um den anderen zu beruhigen. Nein, da kommen oft ganz unerwartete Antworten. Antworten, die dem Fragenden aber das Gefühl geben verstanden worden zu sein, aber die Antwort selbst finden zu müssen. Gerade diese Dialoge haben mich nachdenklich gestimmt und vom Buch voll überzeugt. Daher gibt’s von mir auch 5 Lese-Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2023

Spannung vermisst

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
0

Den Anblick, der sich Milo und Vince in der HafenCity Hamburgs, dem Tatort eröffnet, werden sie so schnell nicht vergessen. Wie Schlachtvieh wurde eine bekannte Influencerin in ihrem Loft umgebracht. Die ...

Den Anblick, der sich Milo und Vince in der HafenCity Hamburgs, dem Tatort eröffnet, werden sie so schnell nicht vergessen. Wie Schlachtvieh wurde eine bekannte Influencerin in ihrem Loft umgebracht. Die Tote setzte sich aktiv für das Tierwohl und den Umweltschutz ein. Liegt hier das Motiv für die grauenhafte Tat?
Für den Anfang des Buchs braucht man starke Nerven. So grausam sind die Beschreibungen zum Leichenfund. Da mich so etwas aber nicht abschreckt, bin ich neugierig geworden, was dahintersteckt. Doch leider konnte ich keine richtige Spannung im Folgenden empfinden. Denn der Leser erahnt bereits sehr früh wer hinter der Tat stecken könnte. Viel Raum gibt die Autorin auch in diesem Teil wieder den Gefühlswelten der beiden Hauptermittler, Milo und Vince. So ist Milo noch immer nicht bereit sich ihrer serbischen Familie anzuvertrauen, was ihrer aktuellen Liebe massiv im Wege steht. Zum anderen ist Vince nach dem letzten Einsatz, bei dem er eine lebensbedrohliche Schussverletzung erlitt, noch immer nicht voll einsatzfähig. Will aber auch nicht zu Hause bleiben. Milo hat ihm gegenüber noch immer ein schlechtes Gewissen. Schließlich hat er durch seinen damaligen Einsatz ihr das Leben gerettet. Das Gefühlschaos ist alles verständlich und nachvollziehbar, nur trägt es nicht dazu bei einen Spannungsbogen aufzubauen. Sehr gut gelungen fand ich die Beschreibungen zu den Haltungsbedingen in der Massentierhaltung und wie grausamen diese Tiere dann getötet werden. Nur um den Verbrauchern billiges Fleisch anbieten zu können. Ein zweischneidiges Schwert, bei dem von Tierwohl keine Rede sein kann und bei dem die Verrohung der dort arbeitenden Menschen unweigerlich die Folge ist. Hier die Missstände aufzuzeigen und den Leser zum Nachdenken anzuregen ist Lea Adam sehr gut gelungen.
Doch insgesamt fehlte es mir an Spannung und so gebe ich 3 Lese-Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2023

ein Buch, das lange nachklingt

Aenne und ihre Brüder
0

In diesem sehr nahe gehenden Buch schreibt Reinhold Beckmann über die Lebensgeschichte von Aenne, seiner Mutter. Schon früh musste Aenne mit Verlusten leben. Ihre Mutter stirbt als sie noch ein Kleinkind ...

In diesem sehr nahe gehenden Buch schreibt Reinhold Beckmann über die Lebensgeschichte von Aenne, seiner Mutter. Schon früh musste Aenne mit Verlusten leben. Ihre Mutter stirbt als sie noch ein Kleinkind ist. Sie hat also kaum eigene Erinnerungen an Elisabeth Haber und auch ihr Vater Mathias stirbt nur wenige Jahre später. Nestwärme und Liebe lernt sie im Haushalt ihrer Stiefeltern nicht kennen, umso größer ist Aennes Verbundenheit und Liebe zu ihren Brüdern Franz, Hans und Alfons. Dieser sehr persönliche Tatsachenroman wird von Autor ganz wunderbar verknüpft mit den geschichtlichen Hintergründen Deutschlands. Fließend gehen Episoden aus den Familien Haber und Hölscher (Stiefeltern) in geschichtlich belegte Fakten über. Zitate aus den Archiven zu dieser Zeit sind dabei genauso zu finden, wie Bewertungen des Autors dazu. Ich fand das sehr interessant und habe beim Lesen sogar noch einiges über die NS-Agitationen und Lügen dazugelernt. Selbst die Stellung der Kirche und ihrer weltlichen Vertreter während der Nazi-Zeit finden sich in diesem Buch wieder. So haben mich die Aktivitäten von Pfarrer Riese, Pfarrer in Aennes Heimatort Wellingholzhausen, und seine Bemühungen auch während des Krieges ein wenig Normalität und Menschlichkeit in seine Gemeinde zu bringen, sehr beeindruckt.
Ergriffen haben mich schlussendlich aber die Zitate aus den Briefen von Franz, Hans und Alfons. Zusammen mit den eingefügten geschichtlichen Tatsachen, machen sie dem Leser mehr als deutlich, wie grausam diese Kriegsjahre für die jungen Männer gewesen sein müssen. Wie sie um die besten Jahre ihres Lebens betrogen wurden, um Hitlers Wahnsinn dann auch noch mit ihrem Leben zu bezahlen.
Von mir erhält das Buch 5 Lese-Sterne, ohne Wenn und Aber!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2023

spannender Stoff, absolute Leseempfehlung

Grenzgebiet
0

Zu einem Toten am Tollensesee wird die Kripo Neubrandenburg gerufen. Die männliche Leiche ist etwa 40 Jahre alt, kommt aus Niedersachsen und hat eine Kopfverletzung, die auf ein Kapitalverbrechen hindeutet. ...

Zu einem Toten am Tollensesee wird die Kripo Neubrandenburg gerufen. Die männliche Leiche ist etwa 40 Jahre alt, kommt aus Niedersachsen und hat eine Kopfverletzung, die auf ein Kapitalverbrechen hindeutet. Eva Stein und ihr Kollege Sebastian Neumann beginnen mit ihren Recherchen und stellen recht bald fest, dass der Tote ursprünglich aus Neubrandenburg stammt und es Verbindungen zur Kampfhubschrauberstaffel der NVA im nahegelegenen Basepohl gibt…
Ich möchte gleich zu Anfang sagen, dass mich das Buch total gefesselt hat. Dieser ständige Wechsel zwischen den aktuellen Ermittlungen von Stein und Neumann im Jahr 2020 und den Rückblenden in die 80er Jahre fand ich sehr abwechslungsreich und interessant zu lesen. Wie der Autor die Bespitzelung in der DDR durch inoffizielle Mitarbeiter der Stasi beschreibt ist sehr realitätsnah. Da ich in der DDR aufgewachsen bin und nach der Wende meine Stasiakte eingesehen habe, denke ich mir da ein Urteil erlauben zu können.
Aber auch die westliche Seite steht bei ihrer Informationsbeschaffung dem in nichts nach.
Auf jeden Fall ist es spannend geschildert, wie das Leben der Familie Seidel verlaufen ist. Gradlinig absolut nicht. Hauptmann Peter Seidel, leidenschaftlicher Kampfflieger, hat einen kritischen Blick auf den sozialistischen Staat, erkennt Mängel, weiß aber nicht wie er dem entgegenwirken kann. Denn selbst bei seiner Frau Sabine findet er dafür kein Verständnis. Vielleicht war das auch mit ein Grund für seinen unerlaubten Helikopterflug. Hier lässt der Autor Bewertungsspielraum für den Leser, was mich an einigen Stellen zum Nachdenken und Bewerten gebracht hat. Das Buch ist ein sehr gelungenes Zeitzeugnis des kalten Krieges und dabei auch noch ein spannender Krimi, dem ich gerne 5 Lese-Sterne gebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2023

Konnte keine Spannung empfinden

Fastenzeit. 40 Tage Rache
0

Kriminalkommissarin Hannah Meyer versucht fern der Küste einen Neuanfang. Je weiter weg von ihrer Heimat, um so besser. So zieht sie in ein kleines Alpenstädtchen und soll dort die örtliche Polizei unterstützen. ...

Kriminalkommissarin Hannah Meyer versucht fern der Küste einen Neuanfang. Je weiter weg von ihrer Heimat, um so besser. So zieht sie in ein kleines Alpenstädtchen und soll dort die örtliche Polizei unterstützen. Das ist auch bitter nötig, da sich der Chef wegen privater Probleme eine Auszeit nehmen muss und Hannah soll sogar die Abteilung leiten. Gleich der erste Fall unter ihrer Leitung stellt sich als Herausforderung dar und wird für sie auch sehr persönlich…
Mich hatte die Kurzbeschreibung neugierig auf das Buch gemacht. Doch leider bin ich enttäuscht, denn bei mir kam keine Spannung auf. Hannahs anfänglichen Alleingänge bei den Ermittlungen werden durch weitschweifige Ausführungen zu ihren Gedanken und ihrer Vergangenheit im Norden Deutschlands totgeredet. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, wie sie bei laufendem Sorgerechtsstreit ihren siebenjährigen Sohn dort an der Küste gelassen hat und eine Trennung über hunderte Kilometer zugelassen hat. Sympathiepunkte hat sie dadurch bei mir nicht gesammelt.
Es wird beschrieben, dass Hannahs neues Team, dessen Leitung nun in ihrer Verantwortung liegt, nur durch die Anweisung des alten Chefs voll hinter ihr steht. Das empfand ich als weltfremd. So funktioniert kein menschliches Miteinander. Gut, hier im Buch funktioniert es, wie auch immer. Wie Hannahs Abteilung dann versucht bei der Aufklärung der Fastenmorde voranzukommen, kam mir vor wie das Kinderspiel Räuber und Gendarm. Jeder wirft seine Ideen in die Runde. Struktur in der Arbeit und logische Schlussfolgerungen zu den Ermittlungen, waren für mich nicht zu erkennen. Darum kann ich auch nicht mehr als 2 Lese-Sterne für diesen Thriller vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere