mit zunehmender Seitenzahl nimmt Krimi an Fahrt auf
Helle Tage, dunkle SchuldDie Autorin führt den Leser in diesem historischen Krimi nach Essen-Rüttenscheid ins Jahr 1948. Hier wird die Hausbesitzerin, Adelheid Hoffmann, nach einem Fenstersturz tot hinter ihrem Mietshaus gefunden. ...
Die Autorin führt den Leser in diesem historischen Krimi nach Essen-Rüttenscheid ins Jahr 1948. Hier wird die Hausbesitzerin, Adelheid Hoffmann, nach einem Fenstersturz tot hinter ihrem Mietshaus gefunden. Alles weist darauf hin, dass es kein Unfall oder Suizid war und so beginnt Karl Bruns von der Essener Polizei mit seinen Ermittlungen. Wie er dabei vorgegangen ist, in meinen Augen eher nachlässig als motiviert, hat mich anfangs nicht von seiner Kompetenz überzeugt. Dagegen hat die Autorin die damalige Zeit mit Nahrungs- und Wohnungsmangel, dem blühenden Schwarzmarkt und der Einführung der neuen Währung sehr gut vermittelt. Die Säuberungsaktionen durch die Alliierten, bei der skrupellose NS-Verbrecher auch in den Reihen der Polizei ermittelt, entfernt und für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, sind Thema im Buch. Carl Bruns hat sich da nichts vorzuwerfen, wurde er doch von den Nazis wegen seines jüdischen Großvaters aus dem Polizeidienst entlassen und in die Zeche verbannt. Erst nachdem Krieg durfte er wieder in den Polizeidienst zurückkehren.
Nach der Fensterleiche kommt es zu weiteren brutalen Morden. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es einen Zusammenhang zu den Massenmorden im März 1945 beim Gruga-Park gibt. Hier wurden in den letzten Kriegstagen inhaftierte Zwangsarbeiter regelrecht abgeschlachtet und in einem Massengrab regelrecht verscharrt. Der Haupttäter ist noch immer untergetaucht.
Der Fall wird für Carl aber auch sehr persönlich, denn er trifft auf Anne, seiner ersten großen Liebe, bei seinen Ermittlungen. Alte Gefühle kommen nach so vielen Jahren wieder auf, doch sie und ihre Familie stehen auch im Focus der Ermittlungen.
Das Motto auf der Polizeiwache lautet: Wir machen alle mal Mist. Solange wir es nicht rumposaunen und schön die Klappe halten, interessiert`s keinen. Anfangs sperrt Carl sich gegen diese Sichtweise. Doch sein Verstand lässt auch ihn immer wieder abwägen zwischen Recht und Gerechtigkeit. Manchmal ist (ver)schweigen besser. Gegen Ende des Buchs überschlagen sich die Ereignisse. Auf bisher offen gebliebene Fragen des Lesers gibt es unerwartete Auflösungen und die Entlarvung der Täter bringt Carl nicht unbedingt Anerkennung bei seinen Kollegen. Auch wenn ich den Anfang eher schleppend empfunden habe, so hat mich das Ende doch überzeugt. Darum gibt’s von mir 4 Lese-Sterne.